E-Book, Deutsch, Band 504, 382 Seiten
Reihe: ONLY eBook - Science Fiction
Wallon Die Ufer der Ewigkeit
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7579-4177-2
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 504, 382 Seiten
Reihe: ONLY eBook - Science Fiction
ISBN: 978-3-7579-4177-2
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Tarvish ist ein Brudermörder - und gezeichnet von einem Fluch, der ihn dazu zwingt, seine einstige Heimat zu verlassen. Auf der Flucht erfährt Tarvish von der Legende der Steinernen Rose. Er begibt sich auf eine lange und gefahrvolle Suche nach dem Artefakt. Denn wem es gelingt, das geheimnisvolle Kloster Shur-man zu erreichen, findet dort nicht nur die Steinerne Rose, sondern auch den inneren Frieden. Tarvishs eigentliche Mission beginnt allerdings erst in Shur-man. Gemeinsam mit der Kriegerin Indra muss er sich der Bedrohung der Dunklen Schwingen stellen, um die Mächte der Finsternis daran zu hindern, in diese Welt einzudringen. Mit jedem weiteren Tag steigt die Gefahr, und einige Teile der Welt versinken bereits im Chaos. Tarvish und Indra müssen das Tor zwischen den Dimensionen für immer schließen. Nicht nur ihr eigenes Schicksal, sondern das Schicksal der ganzen Welt steht auf dem Spiel. Und dieses Spiel wird entschieden an den Ufern der Ewigkeit - in einer letzten Schlacht zwischen Licht und Finsternis.
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Erstes Kapitel: Sturmwind
»Wir werden siegen!«, erschallte die Stimme des Bajan-Priesters. »Ihr seid es, die die Hunde des Blutmond-Clans aus diesen Wäldern vertreiben werden. Mit euren blitzenden Klingen werdet ihr sie in Stücke hacken und vernichten. Unser Clan ist stärker, und die Götter des Waldes sind auf unserer Seite. Nie wieder wird Macht von diesem teuflischen Clan ausgehen - und ihre Todesschreie werden von unseren triumphierenden Siegesrufen übertönt!«
Jubelschreie erschallten, als der Priester beide Hände in stummem Gebet hinauf zum wolkenverhangenen Himmel emporreckte und die Augen schloss. Er bewegte die Lippen und schien in eine Art Trance versunken zu sein, während der Wind nun zusehends stärker wurde und an seinen grauen Haaren zu zerren begann. Sein Gesicht kündete von einem Wissen und einer frommen Zuversicht, die selbst die wenigen, noch zweifelnden Krieger mitriss.
»Waldland! Waldland!«, riefen die Krieger und erhoben ihre Schwerter und Lanzen. Es gab kaum einen unter ihnen, der am Ausgang der bevorstehenden Schlacht zweifelte. Als ausgerechnet jetzt am Horizont ferner Donner grollte und ein erster greller Blitz am abendlichen Himmel zuckte, wurden ihre Triumphschreie noch lauter. Denn sie fassten es als ein Zeichen der Götter auf. Ein Signal, dass die höheren Mächte auf ihrer Seite standen und deshalb ganz sicher den Verlauf der Schlacht zu ihren Gunsten entscheiden würden.
Der schlanke und dennoch muskulöse Mann, der am Rand des Zeltlagers auf einer Anhöhe stand und hinaus in die einsetzende Abenddämmerung blickte, lächelte - aber sein bärtiges Gesicht spiegelte auch einen Schimmer Traurigkeit wider. Der Wind bauschte seinen Umhang, und erneut erfüllte ein Donnerschlag die Nacht. Diesmal zuckten gleich mehrere grelle Blitze auf, und Sekunden später fielen die ersten Regentropfen.
Das Gewitter kommt näher, Es wird nicht mehr lange dauern, bis der Sturm seinen Höhepunkt erreicht...
Noch feierten und sangen die Krieger an den zahlreichen Lagerfeuern, und Tarvish wollte sie gewähren lassen. Bis jetzt herrschte noch eine trügerische Ruhe am Fuß der waldigen Hügel, aber sie würde nur noch diese Nacht anhalten.
Spätestens bei Anbruch des kommenden Tages würde der blutige Kampf beginnen - die letzte und alles entscheidende Schlacht zwischen Tarvishs Waldland-Volk und den Kriegern des Blutmond-Clans. Beide Seiten würden sich im Morgengrauen unerbittlich gegenüber stehen und bis zum letzten Atemzug kämpfen.
Herzog Tarvish blinzelte, als ihm der Wind einige Regentropfen ins Gesicht blies. Er wusste nicht, wie oft er schon hinüber zum nördlichen Horizont geblickt hatte, wo sich die zerklüfteten Regionen des Taral-Massivs erhoben. Nicht weit von hier erstreckte sich das felsige und teils bewaldete Ufer des mächtigen Sees, der den gleichen Namen trug wie das majestätische Gebirge.
Manchmal, wenn der Wind von Norden kam, glaubte Tarvish die rauen Kriegsgesänge des Feindes zu hören. Die Krieger des Blutmond-Clans hatten ihr Feldlager unweit des Sees aufgeschlagen, in greifbarer Nähe der Hochebene, wo morgen die Schlacht ihren Anfang nehmen würde.
Sie haben auch Priester, die sie zum Kampf anstacheln werden. Ihr Führer Roc wird schon dafür sorgen, dass sie sich todesmutig in die Schlacht stürzen. Es gehört zur Ehre des Blutmond-Clans,
Er war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, wie der Regen allmählich stärker wurde und sich die Gesänge der Krieger unten im Lager in laute Flüche verwandelten. Die Flammen der Feuer wurden jetzt vom einsetzenden Regen rasch erstickt, und die meisten der Krieger suchten nun Schutz in den geräumigen Lederzelten - bis auf diejenigen, die in dieser Nacht zur Wache eingeteilt waren.
»Herr!«, erklang auf einmal eine besorgte Stimme hinter Tarvish, die ihn schließlich aus seinen Gedanken riss. »Der Regen wird stärker - kommt mit!«
Tarvish blickte in das zerfurchte Gesicht von Hauptmann Rallis und spürte jetzt erst die feuchte Kälte. Er murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und suchte dann rasch Schutz unter einem überhängenden Felsen, wo der Wind die Regenschleier nicht hintreiben konnte.
Er und der Hauptmann erreichten den Felsen gerade noch vor dem einsetzenden Wolkenbruch. Der graue Nachthimmel öffnete seine Schleusen, und es goss wie aus Kübeln. Ein Donnerschlag folgte dem anderen, und das nächtliche Waldland wurde von den grellen aufzuckenden Blitzen für Sekunden in ein bizarres Licht getaucht.
»Wenigstens müssen diese Hunde genauso unter diesem Unwetter leiden wie wir«, sagte Hauptmann Rallis mit verbissener Miene und wischte sich einige Regentropfen aus dem hohlwangigen Gesicht. Er hustete kurz, weil er die Kälte in seinen Knochen spürte, bemühte sich aber dennoch, vor seinem Herzog Stärke zu zeigen.
»Wenn es noch lange regnet, wird sich der Boden morgen in Schlamm verwandeln«, sagte Tarvish. »Der Taral-See wird über die Ufer treten...«
»Wir sind dieses Wetter gewohnt, Herr«, erwiderte der Hauptmann. »Aber diese Hunde aus dem Hochland werden dadurch geschwächt. Sie kennen nur das raue und trockene Klima ihres eigenen Landes. Deshalb werden sie einen hohen Preis dafür bezahlen, dass sie hierhergekommen sind!«
»Das werden sie!«, stieß Tarvish rau hervor. »Bei allen Göttern - wir werden sie vernichten, Rallis! Wie ist die Moral der Männer?«, wollte er dann von dem Hauptmann und langjährigen Vertrauten wissen.
»Bestens, Herr«, erwiderte Rallis wahrheitsgemäß. »Das Wetter wird sie nicht davon abhalten, sich morgen mit Todesverachtung in die Schlacht zu stürzen. Sie würden ohne Zögern für das Wohl des Waldlandes sterben - das wisst Ihr, Herr.«
»Sterben ist niemals leicht«, seufzte Tarvish und strich sich über den Bart. »Wenn ich nur daran denke, wie viele Menschen auf beiden Seiten in dieser Jahrzehnte währenden Fehde ihr Leben verloren haben...« Er brach ab und spuckte verbittert aus. »Weißt du denn noch, wie es überhaupt begonnen hat, Rallis?«
»Mein Großvater hätte es mir wahrscheinlich sagen können - aber er lebt nicht mehr, Herr«, antwortete der Hauptmann. »Es spielt keine Rolle mehr - ich weiß nur, dass die Hunde des Blutmond-Clans unsere Todfeinde sind. Erst recht, seitdem sie in unser Heimatland eingedrungen sind. Jeder dieser Bastarde würde Euch oder mich ohne Bedenken sofort abschlachten. Wir wehren uns nur gegen diese verdammten Eindringlinge und Plünderer, Herr. Ich bin sicher, dass die Götter uns mit Wohlwollen segnen, wenn alles vorbei ist. Zumindest sagen uns das die Priester jeden Tag...«
»Wahrscheinlich«, antwortete Tarvish, der aber dennoch eine unerklärliche Trauer tief in seinem Herzen spürte. Vor allen Dingen, als er daran dachte, dass er der Letzte in der Blutlinie seiner Familie war. Sein jüngerer Bruder hatte vor sieben Jahren den Clan und auch das Waldland verlassen. Seit diesem Zeitpunkt hatte Tarvish nie wieder etwas von Robac gehört. Dieser schmerzliche Verlust in seinem eigenen persönlichen Umfeld schien irgendwie ein schlechtes Omen gewesen zu sein. Denn nur wenige Wochen, nachdem Robac das Waldland verlassen hatte, waren die ersten Krieger des Blutmond-Clans in seinem Land aufgetaucht. Und sie waren nicht in friedlicher Absicht gekommen! Stattdessen hatten sie das Wandland mit Mord und Gewalt überzogen. Es gab kaum jemanden in Tarvishs Clan, der im Lauf der Jahre nicht jemanden zu beklagen hatte, der dieser Fehde zum Opfer gefallen war.
Er selbst hatte auch schon einige Kämpfe mit den Feinden überstanden und kannte demzufolge ihre Ausdauer und ihren Kampfeswillen. Es waren ernstzunehmende Gegner, und ihr Kriegshäuptling Roc war ein unerbittlicher Führer, dessen eiserne Hand die Hochebene jenseits des Taral-Gebirges regierte. Seine Krieger folgten ihm blind in jede Schlacht. Selbst wenn die Priester des Waldland-Volkes ihnen den Sieg prophezeiten, so zweifelte Tarvish selbst doch noch am Ausgang der Schlacht. Er wusste, dass Rocs Krieger sehr gut bewaffnet waren - und sie verstanden diese Waffen umso besser einzusetzen.
»Es wird Zeit, dass Ihr euch ausruht, Herr«, riss ihn die besorgte Stimme von Hauptmann Rallis wieder aus seinen trüben Gedanken. »Die Krieger vertrauen auf Euch und Eure Stärke. Der Wind wird kälter. Kommt - bitte!«
Tarvish sah ein, dass der besonnene Hauptmann recht hatte. Er nickte nur und folgte Rallis die Anhöhe herunter. Die Erde unter seinen Füßen war schwer und klebte an seinen Fellstiefeln. Der Regen weichte den Waldboden immer mehr auf, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sich jeder begehbare Weg in einen Schlammpfad verwandeln würde. Umso schwerer würden es die Krieger im Kampf Mann gegen Mann am kommenden Morgen haben. War dies das Kriegsglück, das die Götter durch den Mund der Priester verkündet hatten?
Tarvish zitterte angesichts des kalten Windes, der seinen Umhang aufbauschte und dem Regen freie Bahn ließ. Auch wenn es nur wenige Schritte bis zu seinem Zelt waren, so reichte diese kurze Zeitspanne dennoch aus, um den Herzog das heftige Prasseln des wolkenbruchartigen Regens spüren zu lassen. Im Nu war er bis auf die Haut durchnässt und atmete erleichtert auf, als er ins Zelt schlüpfte und die schwere Plane hinter sich zuschlagen konnte.
Das Gewitter draußen hatte jetzt seinen Höhepunkt erreicht. Tarvish kam es so vor, als wenn sich das Zentrum des Unwetters direkt über dem Zeltlager der Krieger befand. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, dass einer dieser hellen und zuckenden Blitze womöglich zwischen den Zelten einschlug. Aber das wussten nur die Götter...
Rasch...