Wallace | Töchter der Nacht | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 140 Seiten

Wallace Töchter der Nacht


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-1060-9
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 140 Seiten

ISBN: 978-3-8496-1060-9
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Jim Bartholomew, trotz seiner Jungend schon Direktor der South Devon Bank, fürchtet einen Überfall und überlässt daher seinem Assistenten Stephan Sanderson seinen Revolver. Wenige Stunden später wird Inspektor Brown in die Bank gerufen: Sanderson ist erschossen worden - und der Revolver des Direktors war die Mordwaffe. (Zitat aus krimi-couch.de)

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"Miss Cameron", sagte er, "es tut mir unendlich leid, daß ich Sie hierhergeschleppt habe. Die Hitze hier ist zu groß, und die Luft ist auch nicht die beste."

Er führte sie hinaus auf das Bootsdeck und besorgte ihr einen Stuhl.

"Warten Sie bitte hier. Ich bringe Ihnen gleich ein Glas Wasser."

Nachdem er das gesagt hatte, eilte er nach unten. Jemand bewegte sich im Schatten eines der Boote und Margot sah, daß der Mann ein weißes Frackhemd trug.

"Jim!" rief sie leise. "Jim"!"

Geräuschlos kam er zu ihr, und sie bemerkte, daß er nackte Füße hatte.

"Ach, Jim, ich weiß es! Was hat das alles nur zu bedeuten?"

"Ach, du hast es gehört?" fragte er ruhig.

Sie konnte nur nicken.

"Margot, traust du mir noch? Glaubst du noch an mich?"

Sie holte tief Atem und richtete dann ihre Blicke auf sein Gesicht.

"Ja, Jim, ich glaube an dich", erwiderte sie.

Er neigte sich zu ihr nieder und küßte sie leidenschaftlich. Gleich darauf hörte sie die Schritte des Zahlmeisters auf der Treppe. Jim verschwand wieder im Schatten.

"Es geht mir jetzt besser", sagte sie, als sie das Glas mit zitternder Hand nahm.

"Es sieht aber noch nicht so aus, als ob es Ihnen viel besser ginge. Wirklich, es tut mir sehr leid, daß ich die Veranlassung dazu sein mußte. Ich hätte wissen sollen, daß es in dem kleinen, eingeschlossenen Raum zu heiß für Sie ist."

"Ach, das ist schon alles in Ordnung. Es war mein eigener Fehler – ich – ich habe heute abend zuviel Wein zum Essen getrunken."

"Aber damit kommen Sie bei mir nicht weit", entgegnete er vorwurfsvoll. "Sie vergessen, Miss Cameron, daß ich mit Ihnen zusammen am Tisch saß. Sie haben überhaupt noch kein Glas Wein getrunken, seitdem Sie an Bord kamen."

Sie lachte, aber es klang nervös. Der Zahlmeister brachte sie nach unten und übergab sie der Stewardeß. Auf ihrem Lager warf sie sich später von einer Seite auf die andere, und immer wieder hörte sie nur das eine Wort – Mörder! Mörder!

Das Plätschern der Wellen, die gegen die Bordwand schlugen, das Wehen des Windes, der sich in dem offenen Kabinenfenster fing, schienen es zu wiederholen.

Es war unmöglich! Jim konnte es unmöglich getan haben! Er hatte ja im Scherz davon gesprochen, daß er ein Bankräuber werden wollte, aber es war doch einfach absurd. Trotzdem blieben die Tatsachen bestehen, ein Steckbrief war gegen ihn erlassen, und er war geflohen. Dadurch bekannte er sich schuldig.

Was sollte sie tun? Diese Frage legte sie sich tausendmal vor, und doch konnte sie keine Antwort darauf finden. Es blieb nur eins übrig: sie mußte an ihn glauben und warten. Aber wo mochte sich Jim aufhalten? In welchem Teil des Schiffes verbarg er sich? Wie konnte er der Wachsamkeit der Inspektoren entgehen, die jeden Quadratmeter des Schiffes zweimal am Tag absuchten, um Leute zu erwischen, die sich versteckt hatten? Sie durchsuchten die Rettungsboote und drangen in alle noch so verborgenen Winkel ein, um blinde Passagiere abzufassen.

Diese und noch viel andere Fragen drängten sich ihr auf. Es war sechs Uhr morgens, als sie endlich in Schlaf fiel, und der Trompeter gab das Signal zum Mittagessen, bevor sie an Deck erschien.

"Ich möchte Sie gern sprechen", sagte Stella Markham, die zu ihr trat. "Ich habe eine furchtbare Nachricht erhalten."

Margot wußte sehr wohl, welche Nachricht das war. In diesem Augenblick haßte sie diese Frau mit dem melancholischen Aussehen wie noch nie ein menschliches Wesen vorher. Wenn sie ihre schrecklichen Diamanten nicht auf der Bank deponiert hätte, wäre dieses Verbrechen überhaupt nicht passiert. Konnte sie den Schmuck nicht nach London oder New York bringen?

"Ja, bitte", erwiderte sie und versuchte, möglichst uninteressiert zu erscheinen.

"Ich habe ein kostbares Diamantenhalsband verloren – es ist mir gestohlen worden – von dem Bankdirektor selbst. Natürlich wird mir die Bank den Schaden ersetzen, aber es waren alles ausgesuchte Steine."

"Treten Sie eigentlich auf der Bühne auf?" fragte Margot unhöflich.

"Wie kommen Sie denn darauf?"

"Ich dachte, daß nur Schauspielerinnen Juwelen im Wert von hundertzwölftausend Pfund verlieren", entgegnete Margot aufgebracht. "Warum lassen Sie überhaupt Schmuckstücke auf der Bank, damit andere Leute sie stehlen können? Warum tragen Sie sie nicht selbst, statt anderen Leuten das Risiko zuzuschieben?"

Mrs. Markham zog die dünnen Augenbrauen hoch, dann brach sie in ein Lachen aus.

"Ach, ich habe ja ganz vergessen, daß der amüsante Mr. Bartholomew die Diamanten nahm, und daß er mit Ihnen befreundet war."

"Er ist auch noch mein Freund", erwiderte Margot mit flammenden Wangen.

"Ach, es muß sehr interessant sein, Leute der Verbrecherklasse zu kennen", meinte Mrs. Markham ironisch.

"Ich weiß nicht, warum Sie das sagen." Margots Zorn steigerte sich. "Ich weiß nur, daß Ihre Eitelkeit und Ihre Unbedachtsamkeit einen guten Mann zu Fall gebracht haben."

Mrs. Markham lächelte nachsichtig.

"... und außerdem ist dabei ein tüchtiger Mann ums Leben gekommen." – "Wieso?"

Das Lächeln schwand aus Mrs. Markhams Zügen.

"Wer ist es denn?" fragte sie schnell.

"Stephan Sanderson, der Assistent von Mr. Bartholomew. Er wurde erschossen in seinem Büro aufgefunden, am Abend vor unserer Abfahrt von England."

Mrs. Markham sah plötzlich alt und eingefallen aus.

"Um Himmels willen", sagte sie leise, "erschossen – nein, das ist ja entsetzlich!"

Ihr Aussehen hatte sich so verändert, daß Margot einen Schritt vortrat und sie am Arm faßte.

"Was fehlt Ihnen?" fragte sie, aber Mrs. Markham antwortete nicht. Sie schüttelte nur schwach den Kopf und sank dann ohnmächtig in ihren Stuhl zurück.

Die folgenden Tage waren für Margot Cameron wie ein böser Traum. Nachts um zwölf war sie gewöhnlich oben an Deck, um Jim zu treffen, aber an diesem Abend kam er nicht. Früher am Tage hatte sie Pfarrer Price getroffen, der mit Mrs. Markham auf dem Promenadendeck spazierenging.

Mrs. Markham hatte sich wieder erholt und entschuldigte sich bei Margot. Sie sagte wenigstens, daß sie sich wieder ganz wohl fühlte, aber es waren dunkle Schatten unter ihren Augen zu sehen.

"Es ist schrecklich mit mir, ich kann niemals von einem Mord oder einem Unfall hören, ohne daß es mir auf die Nerven geht. Und es war gestern abend besonders schrecklich für mich, weil ich den armen Mann genau kannte."

"Ich habe auch von der traurigen Nachricht gehört", bemerkte Mr. Price, "und ich muß sagen, es war entsetzlich – schrecklich!"

Er schüttelte den Kopf.

"Das mag ja auch eine Erklärung sein dafür, daß–" begann Mrs. Markham.

"Wofür?" fragte Mr. Price.

"Ich meine für das, was der Decksteward Ihnen heute abend sagte."

"Ach so." Mr. Price starrte über die Reling auf das Meer hinaus.

"Worum handelt es sich denn?" fragte Margot.

"Der Decksteward sagte mir, daß zwei Detektive an Bord wären. Ich weiß aber nicht genau, ob sie Passagiere erster Klasse sind."

Neuer Schrecken packte Margot.

"Was, Detektive sind an Bord der ›Ceramia‹?" wiederholte sie unsicher. "Wer...



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