Wallace | Auf den ersten Blick | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 496 Seiten

Wallace Auf den ersten Blick

Roman
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-641-08804-0
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 496 Seiten

ISBN: 978-3-641-08804-0
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Und es hat klick gemacht
Gibt es Liebe auf den ersten Blick? Jason glaubt nicht daran. Ganz im Gegenteil, seitdem ihn seine letzte Freundin verlassen hat, sieht er in Sachen Liebe schwarz. Bis er eines Tages einer jungen Frau beim Einsteigen in ein Taxi hilft. Sie schaut ihn an, und bei Jason macht es klick. Doch bevor er auch nur ein Wort herausbringt, ist das Taxi weg. Zurück bleibt eine Einwegkamera mit zwölf Fotos. Jason zögert, doch dann lässt er die Bilder entwickeln und macht sich mithilfe seines Kumpels Dev auf die Suche nach der Unbekannten. Eine witzige und hinreißend romantische Odyssee durch London beginnt.

Danny Wallace, geboren 1976, lebt in einer alten Streichholzfabrik im Londoner East End. Als Journalist schrieb er für den Independent und den Guardian, als Comedy-Produzent, Autor und Moderator ist er im Fernsehen, Radio und Theater präsent. Nach einigen humorvollen Sachbüchern (von denen Der Ja-Sager mit Jim Carrey in der Hauptrolle fürs Kino verfilmt wurde) war Auf den ersten Blick sein Romandebüt, dessen Kinoverfilmung in Vorbereitung ist.
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Zwei

Oder: Some things are better left unsaid

Verlobt.

Das war das Wort, wenn Sie es unbedingt wissen wollen. Verlobt.

Sarah war verlobt mit Gary. Gary war verlobt mit Sarah. Sarah und Gary waren verlobt miteinander.

Danach blieb ich nicht bis zum Morgengrauen wach und spielte GoldenEye mit Dev. Ich saß nur da, benebelt vom Schock und Jezynowka, in einem kalten Zimmer, das nach Brombeeren stank, und klickte auf Erneuern und Erneuern und Erneuern, während die Glückwünsche nach und nach eintrudelten.

»Hurra!«, schrieb Steve, was typisch Steve ist, und Jess schrieb »Juhu!«, was ihr echt ähnlich sieht, und Anna schrieb »Wurde auch Zeit!«.

Ach, wirklich, Anna? Wurde auch Zeit, ja? Die beiden sind erst sechs Monate zusammen, Anna. Ich war vier Jahre mit Sarah zusammen, aber du hast nie gedacht, dass wir heiraten sollten, oder? Was hat dir an mir nicht gepasst? Wie ich mich anziehe? Mein Job? Diese eine Geschichte, als ich deinen Tisch mit Rotwein eingesaut habe und du was davon auf deine Schuhe bekommen und mich einen Vollidioten genannt hast und mir dann übel wurde?

Ja, das war es wahrscheinlich.

»Könnte keinem netteren Pärchen passieren!«, schrieb Ben, und das tat echt weh, denn Ben war mein Freund, Sarah, nicht deiner. Du hast natürlich gleich die Vormundschaft für die ganze Bande übernommen – am Ende hattest du sie alle um dich versammelt –, aber nur, weil ich mich zu sehr geschämt habe und Angst hatte, ihnen in die Augen zu sehen.

Ich trank den Schnaps aus der Flasche und las weiter, jedes einzelne Quieken vor Begeisterung und jeden herzlichen Glückwunsch und jedes OH MEIN GOTT – und jedes unnötige Ausrufezeichen war ein Stich ins Herz und ein Finger im Auge.

Und was ist mit mir?, wollte ich rufen. Denkt denn keiner an mich? Wie kann es sein, dass ihr alle verrücktspielt, wenn Sarah schreibt, dass sie verlobt ist, aber wenn ich Suppe esse, hat keiner was dazu zu sagen?

Da wusste ich, dass ich sie löschen musste. Ich musste ein Statement abgeben. Sie wissen lassen, dass das nicht in Ordnung war, nicht okay.

Aber es jetzt zu tun, würde griesgrämig wirken, kindisch, unreif.

Und außerdem könnte ich mir dann ihre Fotos nicht mehr ansehen.

Ach du Schande. Da ist er. Der Ring.

Offenbar hat er genau an diesem Tisch um ihre Hand angehalten, nach ein paar Cocktails an einem ärmellosen, andorranischen Abend bei schlechter Pizza Margherita.

Margherita! Nicht mal eine Supreme Deluxe! Fangt ihr Leutchen jetzt auch noch an, euch gesund zu ernähren, oder was? Geht ihr zum Pilates-Training und trinkt vitaminreiche Smoothies? Ja, darauf möchte ich wetten.

So hätte ich bestimmt nicht um ihre Hand angehalten, Gary. Ich hätte etwas ganz Besonderes gemacht. Ich hätte den Ring in einer Champagnerflöte versteckt oder mich von einem Heißluftballon in ein Fußballstadion abgeseilt, mich an Ort und Stelle auf die Knie geworfen und auf den großen Bildschirm projizieren lassen, damit es alle sehen können. Denn ich habe Klasse, Gary. Und – ja, Gary – ich wollte tatsächlich um ihre Hand anhalten. Ich habe es nicht getan, aber ich hatte es vor. Eines Tages. Ich hatte alles durchgeplant. Oder, na ja, nicht wirklich durchgeplant, aber ich hatte den Plan, es durchzuplanen. Pläne waren Teil meines Plans. Und obwohl ich es nie getan habe und auch wenn ich es jetzt nie mehr tun kann, so lass mich dir, Gary, ohne Umschweife sagen: Langweilige Pizza und hellblaue Cocktails hätten in meinen Plänen sicher keinen Platz gefunden.

O Gott. Sie sieht so glücklich aus.

Ich nahm einen Schluck Brombeerlikör und zeigte dem Bildschirm das Peace-Zeichen.

Dann stand ich auf, klapperte in der Küche herum und fand noch eine Flasche.

Es war viel zu früh, und alles schmeckte nach Brombeeren.

Irgendetwas summte vor meinem Gesicht und wollte nicht aufhören.

Ich zwang meine Augen auf und sah das Handy, starrte es an.

Es dauerte einen Moment, bis der Name zu mir durchdrang. Oder besser, nicht der Name. Eher, warum der Name.

SARAH.

Wie spät war es? Sieben? Acht?

Ich konnte nicht. Nicht jetzt. Ich war nicht bereit. Ich brauchte Kaffee und vielleicht ein paar Notizen oder irgendwas, was ich sagen konnte, um reserviert und gleichmütig zu wirken. Ich drückte sie weg und starrte an die Decke. Das müsste ihr was sagen, dachte ich. Damit sie wusste, dass ich nicht jedes Mal ranging, wenn sie …

Es summte wieder. Ich nahm es in die Hand.

Vielleicht war irgendwas vorgefallen. Vielleicht hatte Gary sie abserviert. Vielleicht sollte ich ihr in schweren Zeiten zur Seite stehen. Ihr zeigen, wie sensibel und wunderbar ich sein konnte.

RUFANNAHME.

»Hallo?«

Wow, hatte ich eine tiefe Stimme!

»Jase?«

»Hey.«

Und krächzig. Tief und krächzig.

»Wie geht’s dir?«

»Super.«

Sie klang nicht sonderlich aufgebracht. Eher kühl. Ernst. Sie klang wie Sarah.

Bestimmt wusste sie nicht, dass ich es wusste.

Okay, dachte ich. Erzähl mir einfach, dass du verlobt bist.

»Harte Nacht gehabt?«, sagte sie.

Ja, rein zufällig, Sarah, eine ziemlich harte Nacht sogar. Wie wäre es, wenn du mir jetzt endlich erzählst, dass du verlobt bist, damit ich überrascht und erwachsen tun kann?

»Nur … Ich hatte nur ein paar Drinks mit Dev und …«

»Wieso bist du so ein Arschloch, Jase?«

Ich runzelte die Stirn. Das stand so nicht im Drehbuch.

Eine Sekunde verging.

»Ich bin … Was meinst du?«

»Du könntest dich ruhig für mich freuen, Jason. Du hast kein Recht, mir Vorwürfe zu machen. Wir haben beide unsere Entscheidungen getroffen, und …«

Nicht das jetzt. Nicht dieses Gespräch schon wieder.

»Freuen worüber?«, fragte ich unschuldig.

»Das weißt du genau.«

Woher wusste sie, dass ich es wusste?

»Sarah …«

»Ich bin verlobt, Jason. Bist du jetzt zufrieden, nachdem ich es dir persönlich gesagt habe?«

»Ich … also, das ist ja eine tolle Neuigkeit!«, sagte ich. »Schön für dich.«

»Das klang gestern Abend aber noch ganz anders.«

Ich blinzelte ein paarmal. Hatte ich sie angerufen? Hatte sie mich angerufen? Ich sah zum Tisch in der Ecke hinüber. Brombeerlikör war an einem Bein hinuntergelaufen und dort, gleich daneben, der Überbringer: mein Notebook, mein Verräter, lief noch, präsentierte nach wie vor ein grelles, farbenfrohes Foto einer überglücklichen Sarah.

»Gestern Abend«, sagte sie, »hieltst du es für eine falsche Entscheidung.«

»Nein, ich würde doch nie …«

»Du hast gesagt, es sei eine falsche Entscheidung, und alle meine Freunde seien falsche Freunde, weil sie mich nicht daran hindern, den größten Fehler zu begehen, den eine Frau je begangen hat, indem sie alle Chancen, wieder mit dir zusammenzukommen, für ein Leben voller Pizza Margherita und dummer Tage verspielt.«

»Dummer Tage?«

»Gary ist außer sich. Er ist sehr sensibel. Er fühlt sich von dir erniedrigt. Du hast gesagt, er sei die Margherita unter den Männern. Du wärst wie eine Supreme Deluxe und er wie eine Margherita.«

»Wahrscheinlich habe ich damit gemeint, er ist beliebt, und ich bin nicht jedermanns Geschmack, besonders wenn man gesundheitsbewusst lebt und …«

»Das war nicht das, was du gemeint hast, oder?«

Irgendetwas verbarg sich hinter ihrer Frostigkeit. Empörung? Nein. Es war Resignation. Es war, als wollte sie einfach nichts mehr davon wissen.

»Werd endlich erwachsen, Jason«, sagte sie. »Such dir eine andere. Irgendeine. Zieh aus dieser stinkenden Wohnung aus – nebenan ist ein Bordell, verdammt – und nimm dein Leben in die Hand.«

»Das ist kein …«

»Und ruf mich nie wieder an.«

Klick.

Einen Moment lang lauschte ich der Stille, dann setzte ich mich auf.

»Das ist kein Bordell«, sagte ich.

In meinem Kopf hämmerte es, und ich suchte die abgehenden Anrufe in meinem Handy. Ich hatte nicht telefoniert. Ich hatte sie gar nicht angerufen. Ich wusste es!

Hey, vielleicht war sie ja verrückt geworden. Vielleicht hatte Gary sie in den Wahnsinn getrieben. Wäre doch genial, wenn Gary sie in den Wahnsinn getrieben hätte. Wer hätte dann recht, hm? Ich oder ihre tollen Freunde, die so gedankenlos herumtönten, wie glücklich sie für die beiden seien, was für ein toller Hecht Gary doch sei, wie großartig die beiden zueinanderpassten, wie geschaffen füreinander, wie zwei …

Ich stutzte.

Ein Hauch einer Ahnung eines Schimmers einer Erinnerung.

Nein.

Bitte nicht.

Ich stieg aus dem Bett und taumelte zum Notebook. Da sah ich es schon.

Uupsi.

»Uupsi scheint es mir nicht ganz zu treffen«, sagte Dev weise.

Er trug sein Earthworm-Jim-T-Shirt und machte sich im Café unten an der Straße über sein englisches Frühstück und eine fremdländische Cola her.

Er hatte recht. Ich dachte darüber nach, was ich getan hatte.

Alles in allem...


Wallace, Danny
Danny Wallace, geboren 1976, lebt in einer alten Streichholzfabrik im Londoner East End. Als Journalist schrieb er für den Independent und den Guardian, als Comedy-Produzent, Autor und Moderator ist er im Fernsehen, Radio und Theater präsent. Nach einigen humorvollen Sachbüchern (von denen Der Ja-Sager mit Jim Carrey in der Hauptrolle fürs Kino verfilmt wurde) war Auf den ersten Blick sein Romandebüt, dessen Kinoverfilmung in Vorbereitung ist.



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