Walker | Mythor 81: Herr der Stürme | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 81, 64 Seiten

Reihe: Mythor

Walker Mythor 81: Herr der Stürme


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-9833-4
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 81, 64 Seiten

Reihe: Mythor

ISBN: 978-3-8453-9833-4
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für die Sache der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, verlassen und Vanga, die von den Frauen regierte Südhälfte der Lichtwelt, erreicht, wo er von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Geschehnisse verstrickt wurde. Diese Geschehnisse nahmen ihren Anfang im Reich der Feuergöttin, wo Mythor für Honga, einen aus dem Totenreich zurückgekehrten Helden, gehalten wurde. Es kam zur Begegnung mit Vina, der Hexe, und Gerrek, dem Mann, der in einen Beuteldrachen verwandelt worden war. Es folgten Kämpfe mit Luftgeistern und Amazonen, es kam zu Mythors Gefangenschaft, zur Flucht und zu erneuten Kämpfen mit denen, die sich an Mythors Fersen geheftet hatten. Während Mythor-Honga mit seinen neuen Gefährten den Hexenstern zu erreichen sucht, wo er seine geliebte Fronja, die Tochter des Kometen, in großer Gefahr weiß, kommt es in Gorgan gleichermaßen zu Geschehnissen, die für die Zukunft der Lichtwelt von weitreichender Bedeutung sein können. Motor des Geschehens ist Nottr, der Lorvaner. Der ehemalige Kampfgefährte Mythors führt die Große Horde mitten im Winter nach Westen. Dabei kommen die Barbaren in das Gebiet eines schrecklichen Herrschers. Dieser Herrscher ist der HERR DER STÜRME ...

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1.


Beinahe zwei Dutzend Tage waren vergangen, seit die Große Horde der Lorvaner den Strom des Lebens überquert hatte.

Noch immer hielt Imrirr, der Wintergott, die Wildländer in seinem frostigen Griff. Noch immer lagen die westlichen Reiche, die zu plündern sie ausgezogen waren, in weiter Ferne. Und es verging kein Tag ohne Opfer, denn, obwohl die Wölfe ihnen nicht länger das Wild streitig machten, gelang es den Jägern nur selten, genug zu essen für elftausend ins Lager zu bringen. So rafften Hunger und Anstrengung die Alten und Schwachen dahin, denn sie bekamen erst zu essen, wenn die Krieger und Kriegerinnen satt waren. Daheim in den Winterlagern hätte die Hauptsorge ihnen gegolten. Doch dies war ein Kriegszug – der größte, soweit Lorvaner sich zurückzuerinnern vermochten –, und dabei galt es, zuerst die Kraft der Kämpfer zu erhalten, denn alles wäre verloren, wenn sie schwach wären und dahinsiechten.

Es war ein hartes Gesetz – eines, das die Wildländer sie gelehrt hatten, ein Gesetz des Überlebens in einer erbarmungslosen kriegerischen Welt.

Trotz der Verluste von gut hundert Kriegern im Wald der Riesen und bei einem Kampf mit einer Schar Caer-Krieger, auf deren Lager die Vorhut unvermittelt stieß, war die Horde an Zahl gewachsen. Zwei Stämme der Lorvaner, die Dscharen und die Janitolen, an deren Winterlager der Zug der Großen Horde vorüberführte, schlossen sich dem Treck an. Es war ein willkommener Zuwachs, denn sie brachten auch ihre Wintervorräte mit.

Zuletzt wurde auch das Wetter besser. Die Sonne schien in den Mittagsstunden so kräftig, dass der Schnee an der Oberschicht zu schmelzen begann. Der Nachtfrost gefror den Matsch wieder. Nach drei Tagen war der Schnee so fest, dass Reiter und Schlitten nicht mehr einsanken und wesentlich rascher vorwärtskamen.

Der größte Teil des Weges und des Winters lag hinter ihnen. Die Stimmung war gut. Nottrs Ansehen war gewaltig gewachsen nach den Geschehnissen am Strom des Lebens. Vergessen war der Fluch des Schamanen Skoppr. Kaum einer nannte ihn noch Nottr.

In aller Munde war er Cian'taya – der der mit den Wölfen spricht. Denn er hatte Ahark, sein eigenes Fleisch und Blut, den Wölfen gegeben, und er hatte mit ihnen gesprochen. Und wieder, wie schon einst in den Voldend-Bergen, hatten sie ihm gehorcht. Die zahllosen Rudel, die den Jägern des Trecks zur Plage geworden waren, hatten am Strom des Lebens kehrtgemacht. Gerüchte sagten, dass es Tausende von Wölfen waren und dass sie sich zu einem gewaltigen Rudel sammelten, ähnlich der Großen Horde der Lorvaner, zu einem Rudel, wie es die Wildländer noch nie zuvor gesehen hatten; und dass Olinga, Cian'tayas einstige Gefährtin, ihre Königin war.

Selbst Calutt, der Schamane, stand seit diesen Tagen ganz auf der Seite des Hordenführers und bemühte sich, so gut er es vermochte, Juccrus Stelle als Berater einzunehmen. Immerhin gehörte er zu jenen zwei Dutzend Leuten, die wussten, was im Wald der Riesen geschehen war; und zu jenem halben Dutzend, die die Vorgänge auch begriffen – jeder auf seine Weise.

Und Calutt, dessen Schamanenkünste dem Totengott Horcan, dem Hüter der Seelen und Herrn des Totenreiches, geweiht waren, sah keinen Schatten über Nottr.

Nicht bis sie eine Reihe kahler Hügel erreichten, die seltsame Erinnerungen in Calutt weckten.

*

Wolken waren hinter den kahlen Hügeln, die aussahen, als ob sie vom Boden hochquollen. Ein beißender Geruch kam mit dem Wind, der die Lorvaner husten ließ und ihnen Tränen in die Augen trieb. Manchmal war es, als ob die Erde erzitterte. Unruhe erfüllte die Krieger. In ihren wilden, einfachen Seelen war die Welt erfüllt von Geistern und Dämonen, die an furchterregenden Orten hausten – in verwunschenen Wäldern, unter der Erde, in den Hütten der Schamanen.

Dies war solch ein Ort.

Die weit ausgefächerte Vorhut kam ins Stocken.

Dann senkte sich der Schatten Horcans auf drei Viererschaften an der südlichen Flanke der Vorhut. Er kam in Gestalt von dreißig Caer-Kriegern, die aus südlicher Richtung auftauchten. Sie wussten, dass es Caer waren, denn sie hatten ihresgleichen bereits an der Furt des Stromes des Lebens gesehen. Sie wussten auch, dass diese wilden Krieger aus dem äußersten Westen ihre wirklichen Feinde waren, die nicht nur wie sie plündernd durch die Westlande zogen, sondern auch vor den Wildländern nicht haltmachten. Die wenigsten der Großen Horde waren bisher mit Caer zusammengetroffen, aber sie kannten Gerüchte und Berichte. Und seit den Geschehnissen an der Furt und im Wald der Riesen hatte Nottr die Stammesführer besonders vor dieser Gefahr gewarnt, der sie im Westen begegnen würden. Und die Schamanen bekräftigten seine Worte: dass die Priester der Caer der Finsternis dienten, dass sie Dämonen verschworen waren, dass sie aus lebenden Menschen willenlose Kreaturen zu machen und selbst die Toten für ihre Zwecke aus den Gräbern zu holen vermochten.

Die Caer selbst waren Kriegerhorden, wie alle anderen auch, aber was sie trieb, war nicht Machthunger, Eroberungslust, Gier nach Reichtum, sondern Furcht vor den Dämonen ihrer Priester. So gehorchten sie wie Sklaven und kämpften wie Teufel, weil der Tod in der Schlacht tausendmal erstrebenswerter war, als ein Ende durch die schwarze Magie ihrer Priester.

Dies waren die Vorstellungen, die die Lorvaner von den Caer hatten; erbitterte Gegner, mit denen man sich am besten nur einließ, wenn man stark genug war, und denen man nicht lebend in die Hände fiel, denn den Gefangenen der Caer, so hieß es, stand ein schreckliches Schicksal bevor.

Da das Zusammentreffen der Caer mit der kleinen Gruppe der Vorhut so abrupt zustande kam, dass keiner sich ungesehen zurückziehen konnte, war ein Kampf unausbleiblich. Trotz der fast dreifachen Überlegenheit der Caer ließen die Lorvaner alle Vorsicht außer acht und trieben ihre Pferde den schneeigen Hang hinab auf eine einzelne Gestalt zu, die mit einem Speer in der Faust vor den Caer herstolperte.

Er war ein Lorvaner. Seine Kleidung hing in Fetzen und ließ selbst auf einige Entfernung das Fell an Schultern und Beinen erkennen. Wie er waren die Caer unberitten. Der Wintergott mochte wissen, wie lange diese Verfolgung bereits währte, doch hier auf diesem kahlen Hang stand das Ende dicht bevor. Die Caer waren bis auf Pfeilschussweite an ihn herangekommen und deckten ihn mit Geschossen ein. Der Fliehende blickte nicht zurück. Sein Ziel war der bewaldete Rand des Hanges, und er suchte ihn verzweifelt zu erreichen, ehe die Entfernung zu seinen Verfolgern gering genug für ihre Treffsicherheit wurde. Aber er stolperte und stürzte, und seine kraftlosen Bemühungen, wieder auf die Beine zu kommen, kosteten ihn wertvolle Augenblicke. Ein Dutzend Pfeile bohrten sich rings um ihn in den Schnee. Einer traf ihn am Bein und riss ihn wieder zu Boden.

»Ahhh! Imrirr!«, rief er vor Schmerz und Wut. Dann starrte er mit weit aufgerissenen Augen auf die Reiterschar, die auf ihn zujagte.

Als sie nah genug waren, dass er sie als Krieger seines Volkes erkennen konnte, ließ er sich erleichtert und stöhnend vor Erschöpfung zurücksinken.

Die Reiter preschten an ihm vorbei, dass der harschige Schnee unter ihren Hufen hochwirbelte. Die Caer begannen sich ein wenig zurückzuziehen, aber nicht zu rasch. Ein Pfeilhagel holte vier Lorvaner von den Pferden und brachte zwei Pferde zu Fall. Bis die übrigen ihre Reittiere auf dem Schnee zum Halten brachten, war es selbst für einen Rückzug fast zu spät.

Die Caer waren auseinandergestoben, um den Herankommenden kein geballtes Angriffsziel zu bieten. Zwei der Lorvaner erwiderten den Beschuss erfolglos. Ihre Pferde vermochten den gestürzten Kriegern und Tieren nicht auszuweichen. Die, die stolperten, hatten Glück, denn eine zweite Salve fegte vier weitere von den wiehernden, hangabwärts rutschenden Pferden.

Die Caer begannen mit einem triumphierenden Geheul hangaufwärts zu laufen, um den überlebenden Lorvanern den Rest zu geben und die Verfolgung ihrer ursprünglichen Beute wieder aufzunehmen. Zudem waren sie auf die Pferde erpicht.

Die vier Lorvaner kamen hastig auf die Beine. Zwei der Pferde waren zu weit hangabwärts zum Stehen gekommen, um sie zu holen. Zwei richteten sich schnaubend auf, ein weiteres stand unruhig neben seinem toten Herrn. Drei regten sich nicht. Nur drei waren in erreichbarer Nähe, und die Lorvaner krochen darauf zu. In der Deckung der Pferdeleiber zogen sie sich hangaufwärts zurück, ihre Unvernunft verfluchend, die sie in diese Lage gebracht hatte.

Plötzlich erstarb das Triumphgeheul hinter ihnen. Die Caer hatten die Pferde und die Toten noch nicht erreicht, als sie sich eilig zurückzogen.

Der Grund waren wenigstens vierzig lorvanische Reiter auf der Kuppe des Hügels.

Zwei kehrten mit einer Botschaft an den Hordenführer und die Hauptmacht um. Die übrigen ritten langsam den Hang herab, bis sie den verwundeten Lorvaner erreichten. Zwei Viererschaften lösten sich aus der Gruppe und ritten ihren überlebenden Kameraden entgegen. Während sie die Pferde zusammentrieben, machten sich zwei weitere Viererschaften daran, die toten Pferde zu zerteilen und das wertvolle Fleisch transportbereit zu machen für die Schlitten der Jäger.

Während dies geschah, erreichten die Caer halb laufend den Fuß des kahlen Hanges und verschwanden außer Sicht. Da ihnen klar sein musste, dass sie gegen eine überlegene Reiterschar auf offenem Gelände kaum Chancen hatten, würden sie ihren Rückzug in aller Eile fortsetzen, bis sie bewaldetes Gebiet erreichten.

Die Lorvaner machten keine Anstalten, ihnen zu folgen. Der Hordenführer mochte entscheiden, was geschehen sollte. Mit den Pferden...



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