Buch, Deutsch, 360 Seiten, GB, Format (B × H): 140 mm x 222 mm, Gewicht: 610 g
Versuche zur Zivilisierung wissenschaftlichen Wissens
Buch, Deutsch, 360 Seiten, GB, Format (B × H): 140 mm x 222 mm, Gewicht: 610 g
ISBN: 978-3-938808-73-3
Verlag: Velbrück
Solche gespaltenen und spaltenden Fragestellungen unterlaufend setzt dieses Buch in Mikrostudien und theoretischen Überblicken anders an: Es geht nicht mehr um die wissenschaftliche Haltung gegenüber der Welt, sondern um die wissenschaftliche Haltung in der Welt. Zivilisationsprozesse gehen durch Menschen hindurch, sie finden nicht nur zwischen, sondern auch in Menschen statt. So auch Entzivilisierungsprozesse. Beide – Zivilisationsprozesse und Entzivilisierungsprozesse – sind früh an Veränderungen des Sprechens ablesbar. Das Denken von Zivilisationsprozessen erfordert Zivilisationsprozesse des Denkens.
Dieser Zusammenhang ist nirgends besser sichtbar zu machen als an Reichweite und Grenzen der zivilisationstheoretischen und der wissenssoziologischen Arbeit von Norbert Elias. Elias selbst hat den Zusammenhang zwischen seiner Zivilisationstheorie und seiner Wissenssoziologie nicht ausgearbeitet. Waldhoffs Arbeit an der Wissenssoziologie als Zivilisationstheorie führt zwei bisher unverbundene Wissensströme zusammen.
Ausgangspunkt ist das Elias’sche Konzept von Engagement und Distanzierung. In diesem Modell geht es um menschliche Phantasie, die gesellschaftlichen Standards ihrer Kontrollen und die sehr unterschiedlich entwickelte Fähigkeit der Steuerung naturaler im Vergleich zu sozialen Beziehungen. Warum, fragt Elias, ist immer mehr menschlichen Gesellschaften mit dem historischen Durchbruch zu den Naturwissenschaften ein zunehmend klarer Blick auf natürliche Zusammenhänge geglückt, während ihr Blick auf gesellschaftliche Zusammenhänge noch immer von wenig kontrollierten Phantasien verhangen ist?
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Inhalt
Ein Versuch über das Denken von Zivilisationsprozessen
Teil i: Elias lesen
1. Für neue Modelle des Denkens
2. Eine Balance zwischen engagierten und distanzierten Haltungen: Gespräch mit Norbert Elias
3. Das Leben nach der Uhr
4. Etablierte und Außenseiter. Zum Verhältnis von Wissensfortschritten und Haltungsänderungen
Teil ii: Zur Verflechtung von Fremdheit und Zivilisierung
5. Der internationale Migrations- als Zivilisierungsprozess
6. Ein Übersetzer
7. Fremde und Zivilisierung: Von der disziplinierenden zur reflexiven Zivilisierung des Wissensprozesses
8. Exkurs über Fremdheitstheorien
9. Die eigene und die fremde Soziologie: Zivilisationstheoretischer Versuch über die Sozio- und Psychogenese der deutschen Raumplanung und Raumforschung
Teil iii: Zivilisierung und Entzivilisierung von Wissen
10. Exodus. Zur Entwicklung einiger Aspekte moderner menschlicher Migrationen und ihrer wissenschaftlichen Wahrnehmung
11. Erinnerung als zweite Natur? Eine deutsche Debatte und die Utopie einer 'dritten Natur'
12. Denken gegen die geschlossene Persönlichkeit: Norbert Elias, die Gruppenanalyse und das Unbewusste in einer Forschungsgruppe
13. Synthesebildung als Vitalfunktion: Zur soziologischen Zivilisationstheorie von Peter R. Gleichmann
14. Abspaltende oder integrierende Zivilisierung von Konflikten? Ein Prozessmodell auf mehreren Ebenen
15. Zwischen unbewusster Spaltung und reflexiver Synthese: Probleme der Zivilisierung wissenschaftlichen Wissens