E-Book, Deutsch, Band 1, 95 Seiten
Walbreckers Klassiker für die ganze Familie
E-Book, Deutsch, Band 1, 95 Seiten
Reihe: Walbreckers Klassiker fŸr die ganze Familie
ISBN: 978-3-86346-000-6
Verlag: Kuebler
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
Der Autor des Originals ist nicht genau bekannt. Der Autor der Nacherzählung ist Dirk Walbrecker, geboren in Wuppertal, Wahl-Münchener, Studium der Literatur- und Theaterwissenschaft, Regie-Assistent, Aufnahmeleiter, Drehbuchschreiber, Kinder- und Jugendbuchautor mit zahlreichen Veröffentlichungen, Leseveranstaltungen in Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Türkei - und auch Pädagoge. Er war als Lehrer tätig und weiß genau, wie man die verschiedenen Altersgruppen ansprechen kann und was wirklich spannend ist und wie man die Lust weckt, durch Literatur gehaltvoller, spannender und auch humorvoller leben zu können.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Cover
Information zum Buch und Autor
Titelseite
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Warum Klassiker
Kapitel 1
Es waren tausend und eine Nacht, in denen einst Schehrezad dem König Schehrijar die wundervollsten und spannendsten Geschichten erzählte.
Eine ganz besondere erzählte sie in der zweihudertsiebzigsten Nacht und sie spielt im Land der Perser.
Dort gab es in fernen Zeiten zwei Brüder der eine hieß Ali Baba, der andere hieß Kasim. Sie lebten in Frieden mit sich und ihren Eltern. Doch eines Tages starb ihr Vater und es galt, sein Erbe zu teilen.
Die beiden Brüder setzten sich zusammen. Es war nicht gerade viel zu teilen, was ihnen der Vater überlassen hatte. Und es war nichts dabei, was Anlass für einen Streit hätte werden können. Ali Baba und Kasim einigten sich schnell und ein jeder beschloss, ein neues Leben zu beginnen.
Kasim vermählte sich mit einer Frau aus reichem Hause. Schier unermesslich war deren Mitgift und ihr Gatte konnte fortan aus dem Vollen schöpfen: Eine große Anzahl von Grundstücken, von Gärten, von Weinbergen wurde sein Eigen. Dazu kamen Läden, die reichlich gefüllt waren mit prächtigen und kostbaren Waren. Und nichts war nahe liegender, als selber Handel zu treiben.
Kasim tat dies mit großem Geschick. Er mehrte den Wohlstand. Und alsbald genoss er einen besonderen Ruf nicht nur bei den anderen Kaufleuten, sondern auch bei den Vornehmen und Wohlhabenden in der Stadt.
Ganz anders erging es seinem Bruder Ali Baba. Der hatte sich ein armes Mädchen zur Frau genommen. Sie brachte weder Grundstücke, noch Häuser, noch Läden in die Ehe ein. Kein Dinar war ihr Eigen. Und so war es kein Wunder, dass Ali Baba sein kleines Vatererbe bald verbraucht hatte.
Ratlosigkeit befiel ihn und die Armut und Not war groß. Denn obwohl Ali Baba ein Mann von Wissen und Verstand war, wollte ihm keine Idee kommen, wie er zu dem nötigen Lebensunterhalt kommen könnte. Nichts, rein gar nichts wollte ihm einfallen, womit er sein tägliches Brot verdienen konnte. Kummer und Gram befielen ihn und in seiner Verzweiflung schrieb er diese Worte:
"Was nützt es, wenn mich andere wegen meines Wissens loben und schätzen? Alles Wissen ist nichts wert ohne Macht. Ich zähle zu den Armen und deren Leben ist trüb und traurig: Im Sommer mangelt es an Essen und im Winter an Brennstoff. Selbst die Hunde auf der Straße kläffen dich an. Als wärst du ein Aussätziger wie soll dir dann der einfachste Mensch Achtung entgegenbringen? Klagst du ihm gar deine Not, so zieht er sich gleich vollends zurück.
Was also bleibt einem Armen in seiner Not anderes als der Tod?"
Nachdem sich Ali Baba dermaßen bemitleidet hatte, begann er noch einmal nachzudenken und dann kam ihm eine Idee:
"Was wäre, wenn ich mir von den allerletzten Dinaren, die mir noch verblieben sind, eine Axt und einige Esel kauten würde? Mit ihnen könnte ich ins Gebirge ziehen und dort Holz schlagen. Dieses müssten mir die Tiere hinunter zum Markt transportieren. Dort würde ich es verkaufen und von dem Erlös könnte ich wenigstens das Notwendigste für unseren Haushalt erwerben."
Ali Baba war glücklich über diesen Einfall. Ohne Verzug kaufte er die Esel und gleich am nächsten Morgen machte er sich mit ihnen auf den Weg in die Berge. Den ganzen Tag verbrachte er dort oben, schlug Holz und band es zu Bündeln. Gegen Abend belud er seine Tiere, zog mit ihnen zur Stadt zurück und begab sich gleich auf den Markt. Ohne Probleme verkaufte er all sein Holz und endlich hatte er wieder Geld, um wenigstens das Allernötigste für sich und den Haushalt zu erwerben.