Wagner Grenzbewusster Sadomasochismus
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8394-2870-2
Verlag: transcript
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
SM-Sexualität zwischen Normbruch und Normbestätigung
E-Book, Deutsch, 354 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 225 mm
Reihe: KörperKulturen
ISBN: 978-3-8394-2870-2
Verlag: transcript
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
. mit Elisabeth Wagner
1. 'Bücher, die die Welt nicht braucht.' Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Mein Buch stärkt die These von Sexualität als Ergebnis gesellschaftlicher Vereinbarungen. Am Beispiel von SM-Praktizierenden zeigt es, wie Sexualität in Abhängigkeit von Gesellschaft hervorgebracht und dabei um die eigene Normalität und Identität gerungen wird. Damit grenzt es sich von der Eindimensionalität vor allem öffentlicher Sexualitätsdebatten ab, die Sexualität auf Fragen der Strafbarkeit und Legalisierung sexueller Handlungen oder auf Fragen der Behandelbarkeit sexueller Funktionsstörungen reduzieren.
2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Indem die Praktiken von SMer/-innen ernst genommen werden, werden Mechanismen ständiger Selbstüberprüfung und -normalisierung aufgedeckt, die durch die populäre These eines ›Anything Goes‹ verschleiert werden. Mit der Analyse der Normalisierungsarbeit von SMer/-innen eröffnet das Buch die Chance, sich der Anreize bewusst zu werden, die uns alle dazu anhalten, unser Handeln in Bezug auf Normen und Normalität abzugleichen und mit Foucault gedacht, Wege zu erschließen, ›nicht dermaßen regiert zu werden‹.
3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
Das Buch verweist auf die anhaltende Bedeutung von Normalitätsvorstellungen bei der Gestaltung eigener Sexualität, womit es einen gegenteiligen Standpunkt zur aktuellen Sexualforschung einnimmt. Diese übersieht mit der Diagnose eines Verschwindens von Sexualnormen, dass subtile Mechanismen und andere Normen Sexualität regulieren und normieren. Es knüpft an die Normalisierungstheorie an, indem es die ganz konkrete Arbeit zeigt, wie ›Abweichendes‹ in eine Norm, in partnerschaftliche Beziehung und Identität integriert wird.
4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Mit Karl Mannheim; mit Queer-Theoretiker/-innen wie z.B. Margot Weiss, Antke Engel und gern wieder mit Volker Woltersdorff; mit Marquis de Sade und mit Sacher-Masoch über die Frage, was der heutige SM mit den unfreiwilligen Namensgebern zu tun hat; mit Grenzen erprobenden Schmerz- und Machterotiker/-innen; mit Sexualforscher/-innen über Fragen der Regulierung von Sexualität.
5. Ihr Buch in einem Satz:
Sexualität wird auch in der pluralisierten Gesellschaft reguliert und normiert. Die These des ›Anything goes‹ ist damit mehr eine Einflüsterung als empirische Realität.