Vreeswijk | Die Party-Pille | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Vreeswijk Die Party-Pille


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7320-1334-0
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-7320-1334-0
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Während ihre Freunde aus Neugier kiffen, will Sanne vor allem eins: vergessen. Doch abschalten kann sie nur noch, wenn sie Ecstasy schluckt, mit dem ihr Kumpel Erik dealt. Der 17-Jährige träumt vom schnellen Geld, genau wie Joop, sein Boss. Joop versucht, auf eigene Faust Ecstasy herzustellen, auch wenn er von Chemie keine Ahnung hat. Egal - seine Kunden fragen nicht, woher der Stoff kommt. Und auch Erik hält die Pillen für ungefährlich. Dass sie nicht nur abhängig machen, sondern in falscher Zusammensetzung auch lebensbedrohlich sein können, erkennen alle erst, als es zu spät ist ...   Mit ihrem Roman Die Party-Pille öffnet die vielfach ausgezeichnete Autorin Helen VreeswijkJugendlichen ab 13 Jahren nicht nur die Augen für die Konsequenzen im Umgang mit harten Drogen wie Ecstasy, sondern auch, welche Risiken es haben kann, sich Gruppenzwang hinzugeben.  

Helen Vreeswijk wurde 1961 in Den Haag geboren. Nach ihrem Schulabschluss schlug sie den Weg in die höhere Beamtenlaufbahn ein und wurde Fingerabdruckexpertin bei der niederländischen Kriminalpolizei. Nebenbei schrieb sie für die Mitarbeiterzeitung Rezensionen und Hintergrundberichte zur Kinder- und Jugendliteratur. Durch ihre Erfahrungen mit jugendlichen Opfern und Tätern begann sie die Geschichten hinter den brutalen und oftmals tragischen Verbrechen aufzuschreiben und die Motive dieser Taten zu beleuchten. Unter dem Motto 'Lesen ist Wissen, Wissen ist Erkennen, Erkennen ist Vorbeugen' avancierte sie mit ihren Büchern zu einer der erfolgreichsten und renommiertesten Autorinnen der Niederlande. Ihre Bücher, in denen Vreeswijk fiktive Elemente mit realen Erfahrungen aus ihrer Zeit bei der Kriminalpolizei zu hochspannenden und brisanten Thrillern verbindet wurden vielfach ausgezeichnet. Helen Vreeswijk ist im Oktober 2016 im Alter von 55 Jahren verstorben.

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4
Joop hatte gerade zwei Cappuccino bestellt, als sein Handy klingelte. »Wo treibst du dich denn schon wieder rum?«, gellte Selmas Stimme durchs Telefon. »Du wolltest doch angeblich nur den Kleinen wegbringen und jetzt bist du schon seit ’ner halben Stunde weg.« »Ich sitze mit Jeffrey im Café, wir haben was zu besprechen. Dauert nicht mehr lange.« »Ach, wie nett. Du gehst dich also allein vergnügen und lässt mich hier im Chaos sitzen. Schon gut, ich hab verstanden, ich bin eben nur deine Putzfrau. Herzlichen Dank auch!« Die Verbindung brach ab. »Das war meine Freundin. Sie ist ein bisschen … äh … temperamentvoll«, erklärte Joop mit einem bitteren Lächeln. Jeffrey nickte gleichgültig und wechselte das Thema. »Um noch mal darauf zurückzukommen … Das ist eine echte Goldmine, Joop. Ecstasy kann man gerade gar nicht genug haben, das weißt du doch. Die Kids schlucken nichts anderes mehr auf ihren Partys. Heroin und Kokain sind denen viel zu heftig, das ist eher was für echte Junkies. Ecstasy ist im Moment einfach die Partydroge Nummer eins, das sollten wir ausnutzen. Was bezahlt man denn im Moment für so eine Pille?« »Im Einkauf?«, fragte Joop und senkte die Stimme, als der Kellner die Kaffees brachte. »Ja, wie viel kann das sein? Drei Euro?« »Zwei fünfzig«, korrigierte Joop. »Trotzdem viel zu viel. Wenn wir beide uns aber zusammentun … Ich könnte für wenig Geld ’ne gebrauchte Tablettiermaschine organisieren. Dann stellen wir das Zeug einfach selbst her.« »Dafür braucht man aber einiges mehr als nur die Maschine«, wandte Joop nüchtern ein und trank einen Schluck von seinem Cappuccino. »Ecstasy ist ein totaler Chemiecocktail, davon haben wir doch gar keine Ahnung. Ich weiß noch nicht mal, wo ich bei meinem Feuerzeug das Gas nachfüllen muss, da kann ich mit Sicherheit keine synthetischen Drogen fabrizieren.« »Kein Problem. Ich kenne da einen Typen, der sich damit auskennt und uns dabei helfen kann. Wir lassen uns einfach zeigen, wie man dieses Chemiezeugs zusammenschmeißt, und nach ein paarmal zugucken können wir das alleine. Überleg doch mal«, Jeffrey gestikulierte aufgeregt mit den Händen, »die Herstellungskosten für eine Pille liegen bei achtzig oder neunzig Cent. Wenn wir die Pillen für vier Euro das Stück verkaufen, einen Euro billiger als auf der Straße, dann sind wir die günstigsten Anbieter am Markt. Die Kunden werden uns die Bude einrennen!« Krachend ließ er seine tätowierten Arme auf den Tisch fallen und sah Joop abwartend an. Der blickte schließlich von seiner Kaffeetasse auf, in der er achtlos herumgerührt hatte. Nicht, dass er was dagegen gehabt hätte, wieder zu dem Mann zu werden, der er früher einmal war. Im Gegenteil: Andere hatten seinen Platz eingenommen und er wollte ihn zurück. Und er wusste verdammt gut, dass er das nie allein schaffen würde, darum wäre ein Partner nicht die schlechteste Idee. Er kriegte es ja kaum auf die Reihe, seine Zeit vernünftig zwischen Selma und dem Geschäft aufzuteilen. Selma beanspruchte so viel Aufmerksamkeit, dass er sich immer weniger um die Arbeit kümmern konnte, und ohne Arbeit kam nun mal kein Geld herein. Aber konnte er Jeffrey wirklich vertrauen? Was wusste er eigentlich über ihn? Dass er der Mann für alle möglichen krummen Dinger war: Überfälle auf Supermärkte oder Tankstellen. Gefälschte Schecks ausstellen, teure Autos stehlen. Skeptisch musterte Joop den Mann vor sich. Es waren schon eine Menge Geschäfte in die Binsen gegangen, weil die Partner sich nicht einigen konnten und schließlich anfingen, einander zu betrügen. Aber hatte er denn überhaupt eine Wahl? Er brauchte dringend Geld, um sich Selmas teuren Lebensstil leisten zu können, und sein Erspartes war schon ziemlich geschrumpft. Joop schrak aus seinen Grübeleien hoch, als das Handy wieder zu klingeln anfing. Nach einem Blick aufs Display hob er das Telefon seufzend ans Ohr. »Selma, Schatz, ich hab hier gerade geschäftlich zu tun und …« »Geschäftlich? Morgens um halb zehn? Und das soll ich dir wirklich abnehmen?«, hörte er sie hysterisch kreischen. »Du liegst doch mit irgend so ’ner Schlampe im Bett! Ich warte schon seit einer Viertelstunde auf dich.« »Selma!«, rief er gekränkt. »Das würde ich nie machen, das weißt du genau! In einer halben Stunde bin ich zu Hause.« »In einer halben Stunde? In zehn Minuten tanzt du hier an, sonst packe ich meinen Kram und bin weg. Ich lasse mich doch von dir nicht verarschen!« »Ach, Schatz, jetzt beruhige dich doch. Ich bin gleich wieder da«, brummte er, mittlerweile ein bisschen gereizt. »Nichts da gleich – sofort!« Selma knallte den Hörer auf die Gabel. Verdattert starrte Joop sein Handy an, das nur noch tutete. Eine Weile schwieg er, dann sagte Joop zu Jeffrey: »Ich bin dabei.« Mühsam erhob er sich und streckte seinem neuen Partner die Hand hin. »Komm doch morgen Abend zum Essen zu uns«, schlug er vor. »Dann unterhalten wir uns über unser neues Projekt.« Jeffrey sah zu, wie Selma ihre Zigarette zwischen Nasi-Goreng-Resten und zerkrümelten Krabbenchips ausdrückte. Ihre Schönheit und ihr Temperament machten ihn fast verrückt. Sie schlug die wohlgeformten Beine übereinander und fixierte ihn herausfordernd. Jeffrey fragte sich, wie ein Mann wie Joop an so eine tolle Frau gekommen war. Er zwang sich, den Blick von ihren Beinen zu wenden, und beobachtete, wie Joop zufrieden seine zweite Frühlingsrolle verschlang. Die Satésoße lief ihm übers Kinn, aber niemand wies ihn darauf hin. Joop genoss die Mahlzeit sichtlich, er schmatzte wie ein Schwein und ließ hin und wieder einen kleinen Rülpser entweichen. Den ganzen Abend war noch kein intelligentes Wort über seine Lippen gekommen. Jeffrey geriet ins Zweifeln. Sollte das wirklich der geniale Geschäftsmann sein, von dem sein Kumpel Ad ihm seit Wochen vorschwärmte? Der Mann, der ihn reich machen sollte? Laut Ad war Joop der beste Partner, den man sich denken konnte. Er hatte die richtigen Beziehungen und wusste genau, an wen er seine Drogen loswurde und an wen nicht. Er kam an die Rohstoffe heran und konnte Räumlichkeiten organisieren, wo sie die Pillen herstellen konnten. Er hatte ein paar Jungs, die für ihn dealten, und er hatte Geld. Unglaublich, dachte Jeffrey. Auf den ersten Blick wirkte der Kerl wie ein totaler Loser, aber wahrscheinlich war das alles nur Fassade. Während Selma sich über den Tisch beugte, um die schmutzigen Teller einzusammeln, wanderte sein Blick immer wieder über ihren Körper. Er gab sich Mühe, sie nicht allzu offensichtlich anzustarren. »Deine Fernsehsendung fängt gleich an«, sagte Selma zu Dave. Der Junge rutschte von seinem Stuhl und lief ins Wohnzimmer. »Im Schrank liegt noch ’ne Tüte Chips«, fügte Joop hinzu und wartete, bis Dave verschwunden war. »Zeit, dass wir zum Geschäftlichen kommen.« Er bedeutete Selma, sich zu setzen. »Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wie wir’s anpacken?«, fragte er und schob Jeffrey eine Schachtel Zigarren über den Tisch zu. Dieser lehnte dankend ab. »Ich hab gestern die Leute mit der Tablettiermaschine angerufen. Sie können sie nächste Woche liefern. Das Ding kostet dreitausend Euro.« Joop sagte kein Wort, steckte sich eine Zigarre an und blies Rauchwölkchen in die Luft. Fasziniert sah er dem Qualm nach, der langsam auseinandertrieb und sich schließlich auflöste. Jeffrey zog eine Einkaufsliste aus seiner Brusttasche und schob sie ihm über den Tisch zu. »Ad hat aufgeschrieben, welche Zutaten wir brauchen.« »Wer ist denn dieser Ad?«, mischte sich Selma ein und schnappte sich den Zettel. »Ein Bekannter, der uns dabei hilft, das Ecstasy herzustellen. Er hat früher mal in einer Apotheke gearbeitet und kennt sich mit solchen Sachen aus«, erklärte Jeffrey. »Aceton?«, las Selma vor. »Wie in meinem Nagellackentferner? Ammoniak, Salzsäure, Abflussreiniger. Bist du sicher, dass das die richtige Liste ist? Das sind doch alles Putzmittel.« Jeffrey lächelte gönnerhaft. »Ad weiß genau, was er tut. Die wichtigste Zutat ist sowieso das PMA und davon sind gerade mal 0,5 Prozent in einer Pille. Das ist die eigentliche Droge, der Rest sind nur Zusatzstoffe, damit man ein Pulver daraus machen kann. Die meisten Zutaten kann man überall kaufen und sie kosten fast nichts. Jetzt rechne dir mal den Gewinn aus!« Selmas Augen fingen an zu glänzen und sie stieß Joop aufgeregt in die Rippen. »Hörst du, Schatz?« Joop spitzte die Lippen, blies ein paar Rauchwölkchen in die Luft und nickte träge. »Dann brauchen wir nur noch irgendwelche Räumlichkeiten, die wir uns als Labor einrichten können, und schon läuft der Laden.« Gespannt wartete Jeffrey auf eine Reaktion. »Was kostet das denn alles? Wer soll wie viel investieren?« Joop sah ihm nun direkt in die Augen. »Tja, mal sehen, als Startkapital brauchen wir …« Jeffrey guckte in die Luft, als rechnete er die Summe gerade im Kopf aus. Alles nur Show, denn diese Rechnung hatte er schon tausendmal gemacht. »Sagen wir mal, gut sechstausend Euro.« »Dann bin ich mit dreitausend Euro dabei?« Joop klemmte sich die Zigarre zwischen die Zähne und wartete ab. Er wusste genau, was jetzt kam. »Äh, jein. Das Problem ist, dass ich im Moment nicht so flüssig bin. Ich hatte eigentlich gehofft, dass du erst mal alles vorstreckst. Sobald wir dann Gewinn machen, zahle ich meinen Anteil natürlich sofort zurück.« Joop schnaubte. »Ich soll also sechstausend Euro investieren, die Zutaten besorgen und ein Labor stellen? Findest du die Verteilung nicht ein bisschen ungerecht?«, hakte Joop nach. »Ja, aber ich hatte doch die Idee. Und ich hab...


Helen Vreeswijk wurde 1961 in Den Haag geboren. Nach ihrem Schulabschluss schlug sie den Weg in die höhere Beamtenlaufbahn ein und wurde Fingerabdruckexpertin bei der niederländischen Kriminalpolizei. Nebenbei schrieb sie für die Mitarbeiterzeitung Rezensionen und Hintergrundberichte zur Kinder- und Jugendliteratur.
Durch ihre Erfahrungen mit jugendlichen Opfern und Tätern begann sie die Geschichten hinter den brutalen und oftmals tragischen Verbrechen aufzuschreiben und die Motive dieser Taten zu beleuchten. Unter dem Motto "Lesen ist Wissen, Wissen ist Erkennen, Erkennen ist Vorbeugen" avancierte sie mit ihren Büchern zu einer der erfolgreichsten und renommiertesten Autorinnen der Niederlande. Ihre Bücher, in denen Vreeswijk fiktive Elemente mit realen Erfahrungen aus ihrer Zeit bei der Kriminalpolizei zu hochspannenden und brisanten Thrillern verbindet wurden vielfach ausgezeichnet.
Helen Vreeswijk ist im Oktober 2016 im Alter von 55 Jahren verstorben.



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