von Wild | Das Erbe derer von Thurn und Taxis | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

Reihe: Historische Romane im GMEINER-Verlag

von Wild Das Erbe derer von Thurn und Taxis

Historischer Roman
2023
ISBN: 978-3-8392-7622-8
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Historischer Roman

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

Reihe: Historische Romane im GMEINER-Verlag

ISBN: 978-3-8392-7622-8
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mitten im Dreißigjährigen Krieg begegnen sich Silas von Maringer, Sohn des Oberstallmeisters des Mainzer Kurfürsten, und Gräfin Alexandrine von Taxis. Beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Als ihr Ehemann stirbt, wird Alexandrine zur Generalpostmeisterin ernannt. Doch um das Erbe ihrer Kinder zu bewahren, darf sie nicht erneut heiraten. Als Silas in ihren Dienst tritt, wird es immer schwerer standhaft zu bleiben. Erst als er von einem Ritt nicht mehr zurückkehrt, ändert sich alles und Alexandrine muss um ihre Liebe fürchten.

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1623–1629
»Hat diese Zipollenjungfer dich endgültig deines Verstandes beraubt, sodass du nur noch mit deiner Rute denkst?« Leonhard schäumte vor Wut. Seit geraumer Zeit unterhielt sein Vater eine Liebschaft mit der blutjungen Jolanda, die er mit teuren Geschenken überschüttete. Jetzt stand Leonhard II. von Taxis ihm im holzvertäfelten Brüsseler Kontor vor dem riesigen Schreibtisch mit den gedrechselten Beinen, den sein Großvater in Augsburg hatte fertigen lassen, gegenüber. »Wie kannst du es wagen?«, herrschte sein Vater ihn mit zorngerötetem Gesicht an und hob den Arm, als wollte er zuschlagen. »Du wirst deine Kraft noch für Jolanda brauchen«, bemerkte Leonhard höhnisch. Dann wandelte sich seine Miene. Aus Verachtung wurde Mitleid. »Denkst du auch mal an meine Mutter?« Lamoral von Taxis ließ den Arm sinken. »Genoveva ist eine alte Frau«, schnaubte er verächtlich. »Das Postamt in Frankfurt wird an Johann von den Birghden verpachtet, ob es dir gefällt oder nicht. Noch bin ich der Generalerbpostmeister, und nun scher dich raus.« Leonhard blieb stur stehen. Da nannte sein Vater Genoveva eine alte Frau, völlig vergessend, selbst nur wenige Jahre jünger zu sein. »Reicht es nicht, dass Jacob Henot das Kölner Postamt vom Kaiser wieder zugesprochen bekam und unser geschätzter Johann von Coesfeld das Feld räumen musste?« Sein Vater schüttelte unwillig den Kopf. »Ich habe mich mit Henot vertraglich geeinigt. Und von den Birghden ist ein guter und verlässlicher Mann, der viel zuwege gebracht hat. Ihm haben wir die Einrichtung der Stafetten von Frankfurt bis nach Leipzig in Kursachsen und von Köln nach Hamburg zu verdanken.« »Und uns hat er seinen Reichtum zu verdanken, vergiss das nicht. Innerhalb von zehn Jahren ist sein Vermögen um ein Vielfaches gestiegen. Das Haus Zum Kranich, das er jüngst erworben hat, soll zweihunderttausend Gulden gekostet haben. Es sollte keine unabhängigen Postmeister geben, vielmehr muss alles von Brüssel aus gelenkt werden«, erwiderte Leonhard missmutig. »Johann von Coesfeld hat beim Kaiser auf meinen Rat hin ein Gesuch zur Wiedereinsetzung eingereicht.« Lamoral sah ihn scharf an. »Hattest du deine Finger im Spiel, als die kurmainzischen Räte von den Birghden in Aschaffenburg festsetzen ließen?« »Und wenn? Er ist längst wieder ein freier Mann. Ich denke eher, er hat diesen wenn auch unfreiwilligen Aufenthalt seinem protestantischen Glauben zu verdanken. Kurfürst Schweikard von Kronberg schätzt es ebenso wenig wie der Kaiser, wenn man dem Winterkönig zugeneigt ist.« Leonhard spielte auf den protestantischen Wittelsbacher Kurfürsten Friedrich von der Pfalz an, der kurz vor Beginn des Krieges die böhmische Krone angenommen und sich damit gegen Ferdinand II. gestellt hatte. König von Böhmen war Friedrich längst nicht mehr, der Spottname »Winterkönig«, den ihm der Kaiser gegeben hatte, aber war geblieben. Fünf Jahre war es her, dass die königlichen Statthalter unter der Führung des Grafen Heinrich Matthias von Thurn-Valsassina in der Prager Burg aus dem Fenster geworfen worden waren. Der böhmische Adel hatte genug von den Habsburgern und ihrer seit einem Jahrhundert währenden Herrschaft, zumal die Beschlüsse des Augsburger Religionsfriedens mehr und mehr unterlaufen wurden. Die Auflösung der Versammlung der protestantischen Stände hatte das Fass zum Überlaufen gebracht, und ihre Vertreter waren nach Prag marschiert, um deutlich zu machen, was sie davon hielten. Seitdem herrschte nicht nur in Böhmen Krieg, sondern auch im Süden Deutschlands, nachdem der Mönch Dominicus a Jesu Maria mit einem geschändeten Gemälde aus einem gebrandschatzten böhmischen Schloss im Lager der Kaiserlichen aufgetaucht war. Die Protestanten hätten der Mutter Gottes die Augen ausgestochen, behauptete er, was solch einen Zorn unter den Soldaten des Heerführers Graf Johann T’Serclaes von Tilly hervorgerufen hatte, dass sie die böhmischen Stellungen am Weißen Berg überrannt und den Sieg davongetragen hatten. Von dort war Tilly mit seinem Heer nach Westen gezogen und hatte die Städte Heidelberg und Mannheim erobert. Vor nicht allzu langer Zeit war dann auf dem Fürstentag in Regensburg Friedrich von der Pfalz die Kurfürstenwürde aberkannt worden. Diesen Titel trug nun Herzog Maximilian von Bayern, ein Gefolgsmann des Kaisers. Zudem war ihm die Oberpfalz zugesprochen worden, was den Unmut der protestantischen Kurfürsten erst recht hervorgerufen hatte. Die habsburgischen Truppen unter Graf von Tilly waren derweil nach Norden gewandert, um den Herzog von Braunschweig, den man den »Tollen Halberstädter« nannte, einzuholen, bevor er in die Niederlande zum Winterkönig gelangen konnte, welcher sich dort im Exil befand. Längst hatten die von Taxis erkannt, was ein Nachrichtendienst wert war. Schon seit mehr als hundert Jahren stand die Familie in habsburgischen Diensten. Kaiser Maximilian I. hatte die Möglichkeit der Taxis’schen Reitposten genutzt und Franz von Taxis eine erste Stafette von Innsbruck bis nach Mechelen sowie weitere nach Rom und Frankreich eingerichtet. Je schneller, desto besser, das war das Ziel gewesen und war es immer noch. Mehr und mehr Poststationen waren so im Laufe der Zeit entstanden, und aus den einzelnen West-Ost- und Nord-Süd-Kursen hatte sich durch Querverbindungen ein regelrechtes Wegenetz entwickelt. Doch es waren viele Jahre der Ungewissheit und hoher Schulden vergangen, bis endlich Kaiser Matthias Leonhards Vater das Reichspostlehen als Mannlehen verliehen hatte. Bis zur Ausstellung dieses Lehensbriefes hätten sowohl der Kaiser als auch der spanische König Philipp III. den von Taxis das Lehen entziehen können. Doch jetzt war es ein Erblehen. Der jetzige Kaiser, Ferdinand II., hatte es vor zwei Jahren gar um ein Weiberlehen erweitert, was bedeutete, auch Töchter konnten die Amtsnachfolge antreten. Leonhard von Taxis war seiner Frau Alexandrine noch immer dankbar dafür, war es doch ihr Einfall gewesen, darauf zu drängen. Nach seines Vaters Tod würde nun Leonhard oberster Postmeister im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, in Burgund und den Spanischen Niederlanden werden. Es gab Tage wie heute, an denen er es nicht erwarten konnte. »Ich hoffe, von den Birghden zahlt genügend Pacht, damit du Jolanda zufriedenstellen kannst.« Leonhard wandte sich zum Gehen, die Türklinke bereits in der Hand. »Sechshundert Reichstaler scheinen mir eine erkleckliche Summe, und nun verschwinde endlich«, brummte sein Vater und schenkte ihm einen finsteren Blick.   Gräfin Alexandrine von Taxis stand auf einem Podest vor dem großen Kristallspiegel in einem der vielen Zimmer, die das Brüsseler Palais beherbergte. Sie regte sich nicht, während der Schneidermeister und sein Lehrjunge letzte Hand an ihr neues Reitkleid legten. Alexandrine ritt im Herrensitz, auch wenn dies für Frauen verpönt war. Unter dem Kleid trug sie Breeches und lange Lederstiefel. Nur so konnte man sich zu Pferd in schnelleren Gangarten fortbewegen. Auch Elisabeth I., Diane de Poitiers, Johanna von Kastilien und noch viele andere Frauen hatten den Herrensitz vorgezogen und sich nicht darum geschert, ob deswegen hinter ihrem Rücken über sie getuschelt worden war. »Ich hoffe, Ihr seid zufrieden, Comtesse«, presste Peer van Snijder hervor, zwischen dessen Lippen drei Nadeln klemmten. »Verschluckt Euch nicht, Maître, es wäre zu schade um Euch«, lächelte Alexandrine. »Wie immer verehre ich Eure Handwerkskunst. Allerdings wünsche ich noch Stickereien an den Ärmeln, so erscheinen sie mir zu fade.« »Sehr wohl, Comtesse. Dachtet Ihr an ein bestimmtes Muster?« Nachdem er die Nadeln in den noch zu kürzenden Saum gesteckt hatte, war Peer van Snijder nun besser zu verstehen. Ächzend richtete er sich auf und rieb sich die schmerzenden Knie. »Joris, setz die Nadeln weiter ringsum im Abstand von einer grote palm«, wies er seinen Lehrjungen an, der bisher die Spitze an den Handgelenken festgesteckt hatte. Jetzt kniete sich der Junge vor Alexandrine und markierte jede Handbreit Rocksaum mit einer Nadel. »Ich wünsche Windhunde«, beantwortete die Gräfin des Schneidermeisters Frage. »Sie sollen rund um den Ärmel dahinjagen.« Van Snijder hob die Augenbrauen, dachte kurz nach. »Diese Arbeit wird meine Frau übernehmen, sie ist eine ausgezeichnete Stickerin.« »Gut, seid Ihr dann für heute fertig?« »Ja, Comtesse.« Alexandrine stieg vom Podest, kaum dass Joris die letzte Nadel gesetzt hatte, und winkte ihrer Zofe, die stumm in der Ecke wartete. »Louise, hilf mir beim Ausziehen.« Sie zogen sich hinter den Wandschirm zurück, und vorsichtig entledigte sich Alexandrine des Rocks, um nicht von einer der Nadeln gepikt zu werden. Louise kam hinter dem Schirm hervor und reichte das Kleidungsstück dem Schneidermeister. »Votre serviteur dévoué, Comtesse«, verabschiedete sich van Snijder und scheuchte seinen Lehrjungen vor sich her. »Los, los, Joris, wir müssen weiter zu Madame …« Mehr war nicht mehr zu verstehen, denn die beiden Männer waren bereits aus dem Zimmer geeilt. »Louise, bring mir das dunkelblaue Kleid mit dem hohen Samtkragen«, forderte Alexandrine. Die Zofe half ihr hinein, ordnete die Falten über den drei verschiedenen Unterröcken. Wohlwollend betrachtete sich die Gräfin im Spiegel. Für ihre vierunddreißig Jahre sah sie bemerkenswert jung aus, selbst die Schwangerschaften hatten ihrer schlanken Figur nichts anhaben können. Erst vor sieben Jahren hatte sie Leonhard II. von Taxis geheiratet und ihm zwei Kinder geboren....


von Wild, Johanna
Johanna von Wild alias Biggi Rist wurde 1964 in Reutlingen geboren. Nach der Ausbildung an der Naturwissenschaftlich-Technischen Akademie in Isny/Allgäu arbeitete sie in der medizinischen Labordiagnostik und in der Forschung. Sie publizierte als Co-Autorin wissenschaftliche Arbeiten und schrieb schon als Siebenjährige Geschichten. Nach zwei Jahren im australischen Melbourne zog sie nach Lilienthal. Insgesamt veröffentlichte sie sieben Kriminalromane, gemeinsam mit Liliane Skalecki, bevor sie zum Genre des historischen Romans wechselte. Bereits zwei ihrer Bücher wurden für den HOMER Literaturpreis nominiert.



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