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E-Book, Deutsch, 208 Seiten
von Büdingen Schlaganfall - Der Leitfaden für Angehörige
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-432-12024-9
Verlag: Enke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Betroffene motivieren und unterstützen, den Alltag neu organisieren, den Therapieerfolg sichern. Anleitung zur Selbstfürsorge: Wie Sie ausgeglichen und stark bleiben
E-Book, Deutsch, 208 Seiten
ISBN: 978-3-432-12024-9
Verlag: Enke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Schlaganfall-Betroffene zurück ins Leben begleiten
Wenn der Partner, die Mutter oder enge Freunde einen Schlaganfall erleiden, steht auch die Welt der Angehörigen Kopf. Sie wollen da sein und helfen, doch die Betreuung eines Schlaganfall-Betroffenen kann überfordern. Jetzt ist es wichtig, die Hoffnung nicht zu verlieren, denn Fortschritte Richtung Normalität sind zu jeder Zeit möglich.
Professor Hans Joachim von Büdingen, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie sowie Gründer der Deutschen Schlaganfallbegleitung gGmbH, kennt die Bedürfnisse und Schwierigkeiten von Angehörigen aus erster Hand. Zusammen mit Sprachexpertin Nadine Stelzer, die privat immer wieder mit dem Thema Schlaganfall in der Familie konfrontiert war, teilt er sein langjähriges Wissen.
- Wenn es ernst wird: Wie Sie im Akutfall schnell und richtig reagieren
- Nach der Reha: Im neuen Alltag ankommen. Tipps und Strategien zum Umgang mit körperlichen Beeinträchtigungen und Verhaltensänderungen
- Motivation, Unterstützung, Prävention: Therapietreue sicherstellen und einen erneuten Schlaganfall verhindern
- Selbstfürsorge: Sich gut um sich selbst kümmern – körperlich und seelisch
- Extra für Eltern: Schlaganfall bei Kindern und Jugendlichen
Der unverzichtbare Schlaganfall-Begleiter für Angehörige
Zielgruppe
Gesundheitsinteressierte
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Was ist ein Schlaganfall?
Das Wissen um das medizinische Phänomen »Schlaganfall« wird Ihnen helfen, einen Schlaganfall zu erkennen und entsprechend zu handeln, auch um den Therapieerfolg zu sichern.
Das Wort Schlaganfall ist der Sammelbegriff für eine schlagartig und akut auftretende Durchblutungsstörung des Gehirns. Abhängig von der Ursache werden vier Gruppen von Schlaganfällen unterschieden: die transitorische ischämische Attacke (TIA), der Hirninfarkt, die Hirnblutung und die Subarachnoidalblutung.
Der Gedanke ist beklemmend, dass etwas im Inneren unseres Körpers vorgeht, das sich nicht ankündigt, zum Teil nicht einmal Schmerzen verursacht und doch so starke Auswirkungen hat. Damit Sie besser einordnen können, was bei einem Schlaganfall eigentlich passiert, lohnt sich ein Blick auf die wichtigsten medizinischen Grundlagen.
In diesem Zusammenhang erklären wir auch Fachbegriffe, die Ihnen im Gespräch mit den Ärztinnen und Ärzten, in der Therapie oder beim Lesen von Befundberichten vielleicht schon begegnet sind und immer wieder begegnen werden.
Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall)
Der Hirninfarkt ist eine abgegrenzte Schädigung in einem Bereich des Gehirns mit neurologischen Störungen. Die Ursache ist eine Ischämie (Mangeldurchblutung). Eine meist nur wenige Minuten dauernde Durchblutungsstörung des Gehirns wird als transitorische ischämische Attacke bezeichnet, abgekürzt TIA.
In beiden Fällen kann das Blut in einem hirnversorgenden Blutgefäß, einer Arterie, nicht ungehindert fließen. Meist sind Blutgerinnsel oder Gefäßverengungen durch Arteriosklerose die Hauptursachen für die »Verstopfung«. Das von der betroffenen Arterie versorgte Hirngewebe wird dann im Extremfall nicht mehr durchblutet, dadurch wird diese Hirnregion unzureichend mit Energie versorgt. Vor allem Zucker und Sauerstoff fehlen als wichtigste Energiequellen.
Bei einer TIA löst sich die Durchblutungsstörung innerhalb kurzer Zeit wieder auf, sodass keine bleibenden Schäden entstehen. Trotzdem ist eine TIA ein wichtiges Warnsignal, da sie das Risiko für einen späteren Hirninfarkt erhöht.
Bei einem Hirninfarkt dagegen bleibt die Durchblutung zu lange unterbrochen. Infolgedessen sterben Nervenzellen in der betroffenen Region ab, wodurch Teile des Hirngewebes ihre Funktion verlieren. Diese Funktionsstörungen äußern sich durch unterschiedliche körperliche, geistige und seelische Symptome. Hirninfarkte und TIAs treten meistens ohne Kopfschmerzen auf.
Blutversorgung des Gehirns
Vier große Arterien transportieren das Blut zu unserem Gehirn. Die beiden Halsschlagadern (Karotiden) sind für die Durchblutung der Augen und der vorderen und mittleren Anteile des Großhirns verantwortlich. Der Hirnstamm, das Kleinhirn und der hintere Anteil des Großhirns werden von zwei Wirbelarterien (Vertebralarterien) versorgt, die sich nach dem Eintritt in den Schädel zur Arteria basilaris vereinigen. Durch den Arterienkreis an der Hirnbasis sind die Karotiden und Vertebralarterien miteinander verbunden.
Wie schwer die neurologischen Auswirkungen eines Hirninfarkts sind, hängt auch von der Möglichkeit der Kollateralversorgung ab. Als Kollaterale wird ein Umgehungskreislauf bezeichnet, der den Blutmangel in der direkt betroffenen Hirnregion kompensieren kann. Zum Beispiel kann bei einem arteriosklerotischen Verschluss der inneren Halsschlagader im Halsbereich die Hirndurchblutung über die gegenseitige innere Halsschlagader und/oder die Wirbelarterien aufrechterhalten werden.
Die Blutversorgung des Gehirns
Transitorische ischämische Attacke (TIA)
Meistens dauern die Symptome dieser Mangeldurchblutung einer Hirnregion nur wenige Minuten an. Medizinisch gesehen handelt es sich aber um einen Schlaganfall. Die Symptome einer TIA bilden sich allerdings immer vollständig innerhalb von 24 Stunden zurück.
Wie ist das möglich? Hier leistet unsere natürliche, körpereigene Blutgerinnung ganze Arbeit. Der Körper löst kleinere Gerinnsel in Blutgefäßen ohne ärztliches Eingreifen auf. Selbst mit einer Computer- oder Kernspintomografie des Gehirns ist meistens keine Schädigung von Hirngewebe erkennbar.
Die TIA wird auch als leichter Schlaganfall oder »Schlägle« bezeichnet. Was sich so harmlos anhört, ist in Wahrheit oft die Vorwarnung für einen Hirninfarkt. Sie sollten daher auch bei einer TIA alle Notfallmaßnahmen ergreifen. Damit es nicht zu einem nachfolgenden Schlaganfall kommt, muss ein Schlägle auf der Stroke-Unit (Schlaganfallspezialstation) untersucht und behandelt werden.
Hirninfarkt und Hirnbereiche
Das Gehirn und seine verschiedenen Bereiche
Hirninfarkte können alle Bereiche des Gehirns betreffen. In der Medizin unterscheiden wir – abhängig von der betroffenen Hirnregion – zwischen Infarkten im Bereich des Großhirns, Hirnstamminfarkt, Ponsinfarkt, Kleinhirninfarkt, Stammganglieninfarkt und Thalamusinfarkt. Die Folgen der Hirnschädigung hängen also davon ab, an welcher Stelle des Gehirns und in welchem Ausmaß die Durchblutungsstörung stattgefunden hat.
Wir beschreiben im Folgenden die Hirnregionen und ihre Funktionen, damit Sie sich eine bessere Vorstellung von den Auswirkungen machen können.
Hirninfarkte im Bereich des Großhirns
Die meisten Hirninfarkte betreffen das Großhirn. Anatomisch wird es in vier Regionen oder Lappen mit sehr unterschiedlichen Funktionen eingeteilt:
Stirn-, Scheitel- und Schläfenlappen werden über den vorderen Hirnkreislauf, das Karotissystem, versorgt. Der hintere Hirnkreislauf, das vertebrobasiläre System, ist neben dem Hirnstamm und Kleinhirn für den Hinterhauptslappen unseres Gehirns zuständig.
Verschließt eine der Arterien im vorderen oder hinteren Hirnkreislauf, führt das zu charakteristischen neurologischen Ausfällen. Dazu gehören Sehstörungen bis zur Erblindung, halbseitige Lähmungserscheinungen und Gefühlsstörungen, Sprach- und Sprechstörungen sowie Beeinträchtigungen des Bewusstseins. Durch die infarktbedingte Hirnschwellung (Ödem) kann es zu einer Steigerung des Hirndrucks kommen.
Auf eine Mangeldurchblutung von Arterien des vertebrobasilären Systems folgen oft beiderseitige motorische oder sensible neurologische Ausfälle. Auch Störungen der Augenmotorik, Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen, Sprech- und Schluckstörungen, Schwindel, Sturzattacken oder Bewusstseinsstörungen sind möglich.
Hirnstamminfarkt
Der Hirnstamm setzt sich anatomisch aus dem Mittelhirn, der Brücke (Pons) und dem verlängerten Rückenmark (Medulla oblongata) zusammen. Durch ihn verlaufen alle Nervenbahnen, die den Körper mit dem Groß- und Kleinhirn verbinden.
Ein Schlaganfall in diesem Bereich kann lebensbedrohliche Komplikationen als Folge haben, denn der Hirnstamm ist für die Kontrolle lebenswichtiger Funktionen wie Atmung, Herzschlag und unseren Schlaf-Wach-Rhythmus verantwortlich.
Kleinhirninfarkt
Das Kleinhirn regelt die Steuerung unserer Motorik: Es plant und koordiniert Bewegungsabläufe. Mithilfe dieser Hirnregion lernen wir außerdem, uns auf bestimmte Arten zu bewegen.
Das Kleinhirn ist mit dem Großhirn und dem Rückenmark verbunden. Es wurde festgestellt, dass dieser Bereich unter anderem an Denkprozessen und der Bewertung von Sachverhalten beteiligt ist. ? [1] Nach einem Kleinhirninfarkt können daher auch Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit, sogenannte kognitive Störungen, auftreten.
Ponsinfarkt
Der Pons (Brücke) ist ein Teil des Hirnstamms, der als Schaltzentrale zwischen Großhirn, Kleinhirn und Rückenmark dient und wichtige Funktionen wie die Steuerung der Atmung, den Schlaf-Wach-Rhythmus und motorische Prozesse unterstützt. Oft trifft ein Schlaganfall in diesem Teil des Hirnstamms auch umliegende Gebiete im Kleinhirn oder im verlängerten Rückenmark. Es gibt eine Form des Ponsinfarktes mit schweren Folgen und Symptomen durch die Basilaristhrombose, den Verschluss der Arteria basilaris. Ihre Äste versorgen den Hirnstamm und das Kleinhirn mit Blut.
Stammganglieninfarkt
Als Stammganglien bezeichnen wir Ansammlungen von Ganglien (Nervenzellen), die auf beiden Seiten tief im unteren Bereich des Großhirns und im Mittelhirn liegen.
Sie spielen eine wichtige Rolle für den geordneten Ablauf unserer Bewegungen. Das betrifft unter anderem unseren Gang, handwerkliche...