E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Dein Erfolg
Vogt / Lindner Investieren mit Weitblick
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-96740-474-6
Verlag: GABAL
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der praktische Finanz- und Börsenratgeber für jede Lebensphase
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Dein Erfolg
ISBN: 978-3-96740-474-6
Verlag: GABAL
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Edda Vogt ist seit über 25 Jahren als Finanzredakteurin tätig. Die Ökonomin, zertifizierte Börsenhändlerin und Portfoliomanagerin verantwortet die Anlegerkommunikation einer Wertpapierbörse. Mit Büchern, Artikeln, Podcasts, Vorträgen und auf Social Media ermuntert sie Menschen zur selbstbestimmten Geldanlage.
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2. Finanzplanung für Rookies
Im zweiten Kapitel geht es um die Basis einer erfolgreichen Anlagestrategie: den Überblick über deine eigene finanzielle, aber auch persönliche und emotionale Ausgangssituation. Wer die eigene Vermögensstruktur versteht und Ziele angemessen definiert – es muss nicht immer ganz konkret sein –, hat automatisch einen Plan und bleibt diszipliniert. So wie dir eine gute Routenplanung hilft, dein Wanderziel zu erreichen, erleichtert Finanzplanung die Realisierung deiner Lebensziele. Dies beinhaltet folgende Überlegungen, aus denen sich Handlungsempfehlungen ergeben:
- ¦ Was bedeutet Geld für mich?
- ¦ Wo stehe ich? Wie sehen meine Bilanz und Vermögensstruktur aus?
- ¦ Soll ich in Geldwerte oder Sachwerte investieren?
E-Mail von Selina
Letztes Jahr ist mein Vater verstorben, und so kam ich zu einem mittleren sechsstelligen Betrag. Seitdem liegt das Geld verteilt auf unterschiedlichen Konten. Eine Freundin hat mich darauf hingewiesen, dass »nur« 100.000 Euro pro Konto abgesichert sind. Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen, etwas mit dem Geld zu tun, und möchte mich eigentlich auch gar nicht damit befassen. Es macht mich einfach unfassbar traurig, da es mir zeigt, dass mein Vater nicht mehr da ist. Dennoch ist mir bewusst, dass dies nicht in seinem Sinne wäre, also möchte ich den Wert des Geldes zumindest mal erhalten. Ich bin hier aber völlig überfordert und traue mich nicht, das alleine zu machen. An wen kann ich mich denn wenden? Ich habe ein bisschen Angst, dass nicht ganz in meinem Sinne gehandelt wird und die Berater eher nur auf die eigene Provision bedacht sind. Tausend Dank!
Liebe Grüße,
Selina
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Viele Menschen machen zumindest einmal in ihrem Leben eine Erfahrung wie Selina. Plötzlich ist eine größere Summe Geld aus einer Lebensversicherung, einem Erbe oder aus anderen Gründen da. Nichts zu tun ist eine häufige, emotional auf den ersten Blick vielleicht verständliche, in jedem Fall aber schlechte Reaktion. Der sinnvollste Weg für dich, verantwortungsvoll mit deinem Erbe umzugehen, führt dich in den Kapitalmarkt. Wie bei einer echten Wanderung erleichtert eine ordentliche Planung deinen Anlageerfolg. Welches Ziel hast du, wie gut ist deine Kondition, wie viel Proviant kannst du mitnehmen, welche Raststätten gibt es unterwegs, und welche Guides kannst du buchen, um sicher dein Ziel zu erreichen?
2.1 Die wichtigsten Schritte einer Finanzplanung
Stell dir dein Einkommen im Verlauf deines Lebens einmal bildlich vor. So sieht der typische, klassische Verlauf aus, du kannst daraus sehr einfach deine eigene Finanzreise ableiten.
Bild 3: Lebenszyklusmodell mit leicht steigendem Konsum.
Quelle: Martin Weber et. al: Die genial einfache Vermögensstrategie.
Da wir uns in diesem Buch mit Geldanlagen für den Vermögensaufbau befassen, wollen wir nur schematisch die wichtigsten Schritte einer detaillierten Finanzplanung skizzieren.
Aktuelle Situation analysieren
Bevor du mit der eigentlichen Planung beginnst, ist es wichtig, deine aktuelle finanzielle Lage genau zu erfassen.
Erstelle eine detaillierte Übersicht über Einnahmen und Ausgaben
Tool-Tipp: Budgetplaner
Wer ein genaues Budget erstellen möchte, sollte sich überlegen, wohin das Geld geht. Es gibt online einige Helfer, die dich dabei unterstützen. Viele Angebote sind zumindest in einer Basisversion kostenfrei. Hier kommt es darauf an, was du genau benötigst und wie wichtig dir einzelne Features sind.
Online gibt es einige Haushaltsrechner, zum Beispiel finanztip.de/rechner/haushaltsrechner. Wer eine App bevorzugt, kommt mit Finanzguru ziemlich weit. Manche Banken bieten bereits die Klassifizierung der Ausgaben im Konto an, was einen guten Überblick ermöglicht. Du kannst auch ein klassisches Kalkulationsprogramm einsetzen.
Erfasse dein Vermögen
Liste dein gesamtes Vermögen auf, also Ersparnisse, Immobilien, Wertpapieren etc. Das ist die Habenseite deiner persönlichen Bilanz.
Protokolliere ebenso alle Verbindlichkeiten und Schulden. Das ist die Sollseite.
Tool-Tipp: Netto-Vermögensrechner
- ¦ Finanzfluss bietet einen Netto-Vermögensrechner: finanzfluss.de/rechner/nettovermoegensrechner
- ¦ Ausführliche Erklärungen und ein Tool zum Herunterladen findest du in einem Finanzblog auf https://excel-vorlagen.net/vermoegensaufstellung-excel.
Ziele definieren
Lege klare und realistische finanzielle Ziele für verschiedene Lebensphasen fest:
- ¦ Kurzfristige Ziele (ein bis fünf Jahre): z. B. Notgroschen aufbauen, Konsum- oder Ausbildungsschulden tilgen.
- ¦ Mittelfristige Ziele (fünf bis zehn Jahre): z. B. Eigenheim erwerben, Studium der Kinder finanzieren, in Rente gehen, Restlaufzeit des Hauskredits tilgen.
- ¦ Langfristige Ziele (zehn+ Jahre): z. B. Altersvorsorge aufbauen, finanzielle Unabhängigkeit erreichen, das Ausgeben planen.
Budget erstellen – vier Faustregeln
Eine detaillierte Ausgabenplanung hilft dir, deine Finanzen zu kontrollieren und Sparpotenziale zu identifizieren. Es gibt etliche Faustregeln, wir stellen dir vier davon vor:
50/30/20-Regel
Dies ist eine der populärsten und am häufigsten empfohlenen Budgetierungsmethoden:
- ¦ 50 Prozent für Grundbedürfnisse und notwendige Ausgaben
- ¦ 30 Prozent für persönliche Wünsche und Freizeitaktivitäten
- ¦ 20 Prozent zum Sparen und Investieren
60/40-Regel
Eine etwas vereinfachte Version erhöht die Flexibilität zwischen persönlichen Wünschen und finanzieller Vorsorge, lädt jedoch dazu ein, am Investieren zu sparen und stattdessen mehr auszugeben:
- ¦ 60 Prozent für feste Ausgaben und Grundbedürfnisse
- ¦ 40 Prozent für flexible Ausgaben, Sparen und Investieren
70/20/10-Regel
Diese dritte Regel hilft dir, die laufenden Ausgaben im Rahmen zu halten, und ist dabei flexibler als die anderen. Dennoch unterstützt sie dich dabei, konsequent für die Zukunft vorzusorgen. Der Anteil für den Vermögensaufbau bleibt fix:
- ¦ 70 Prozent für Ausgaben
- ¦ 20 Prozent für Sparen und Investieren
- ¦ 10 Prozent für – je nach persönlicher Situation – Schuldenabbau, weitere Investments oder Spenden
Das Sechs-Konten-Modell
Diese Methode ermöglicht eine sehr spezifische Zuweisung von Geld für verschiedene Lebensbereiche. Dabei wird das Einkommen auf sechs verschiedene Konten verteilt:
- ¦ 55 Prozent Lebenshaltungskosten
- ¦ 10 Prozent langfristiges Sparen/Investieren
- ¦ 10 Prozent Bildung
- ¦ 10 Prozent Spaß/Freizeit
- ¦ 5 Prozent Spenden
- ¦ 10 Prozent finanzielle Freiheit
Notgroschen aufbauen
Ein Notgroschen ist die gängige Bezeichnung einer Cash-Reserve für unerwartete Ausgaben. Empfohlen werden drei bis sechs Monatseinkommen. Wer ein Auto hat, selbstständig ist oder andere mitfinanziert, liegt besser am oberen Ende der Spanne.
Diesen Notgroschen solltest du weder in den Aktienmarkt investieren noch als Festgeld anlegen. Du solltest das Geld jederzeit einsetzen können, wenn du es brauchst. Ohne Rendite auf dem Girokonto oder im Sparschwein wird es aber nur weniger wert, was nicht sein muss. In ? Kapitel 4 findest du einige Alternativen.
Schulden managen
Solltest du Schulden haben, ist es sinnvoll, dich um deren Abbau zu kümmern. Wie du das angehst, hängt ganz von deiner Situation und den Konditionen ab. Viele fühlen sich mit Schulden einfach unwohl.
Tipp: Schulden nicht um jeden Preis tilgen
Es kann besser für deinen Vermögensaufbau sein, eine langfristige Immobilienfinanzierung mit niedriger Verzinsung nicht abzulösen, obwohl du das Geld zur Verfügung hast. Je nach Lebensplanung und Kreditkonditionen ist es möglicherweise renditeträchtiger, zu investieren und Vermögen aufzubauen.
Bedenke bitte zweierlei: Erstens bleibt dein Verhältnis zu Schulden ebenso wenig konstant im Verlauf deiner Anlagereise wie deine Risikobereitschaft. Du kannst es regelmäßig entsprechend deiner Lebenssituation hinterfragen und deinen Lebensumständen anpassen.
Zweitens entfällt ein erheblicher Anteil der Privatverschuldung im deutschsprachigen Raum auf die Finanzierung von Immobilien, viele sehen in Wohneigentum eine Art von Altersvorsorge. Das birgt erhebliche Risiken: Die...




