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E-Book

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Vogt Bibel für Neugierige

Das kleine Handbuch göttlicher Geschichten

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-374-03947-0
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Warum musste Gott am Anfang erst mal das „Tohuwabohu“ aufräumen? Gilt Noah eigentlich als Archetyp? Wollte Jona Walfreiheit? War Jesus Christ? Wieso macht der gute „Vater im Himmel“ gleich zwei Testamente? Hätte nicht ein Evangelium gereicht? Und: Wie kann ein 2000 Jahre altes Buch heute noch aktuell sein?
Fabian Vogt gibt Antworten: Fundiert, übersichtlich und dabei höchst unterhaltsam lässt er die großen Erzählungen der Bibel neu lebendig werden, erläutert die Zusammenhänge und zeigt, welche lebensstiftende Kraft in ihnen steckt. Das Buch ist ein Lesevergnügen für Heiden wie für Fromme aller Couleur.
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Eine kleine Geschichte Israels
Bevor wir uns mit den großen theologischen Leitbildern der Bibel befassen, kann es sicher nicht schaden, erst mal einen kleinen Abriss des Geschehens zu bekommen. Und dazu sollten wir mit dem Alten Testament beginnen. Tja, und hier fangen auch schon die Herausforderungen an: Will man die rund 1500 Jahre der „Geschichte Israels“ mit all ihren verrückten Wendungen zusammenfassen, dann gelingt das nämlich nur, wenn man sich auf einige wenige Motive beschränkt. Na, versuchen wir’s mal: Gott beruft einen Mann namens Abraham und macht ihn zum Gründervater eines neuen Volkes. Seine Nachfahren bauen im Land Kanaan einen Staat auf, dessen Pracht im ganzen Orient gerühmt wird. Dann zerstreiten sich die Menschen, vernachlässigen ihren Glauben an Gott, und verlieren dabei so viel Kraft, dass es ihren Feinden gelingt, das Reich zu zerstören. Einige dieser „Israeliten“ überleben in Gefangenenlagern in Babylon und kehren gedemütigt, aber glaubensstolz zurück, um auf eine Neugeburt ihres Volkes zu hoffen. Kürzer geht es wohl kaum. Und doch zeigt schon dieser kleine Überblick, dass das Volk Israel tatsächlich alle Höhen und Tiefen der menschlichen Existenz durchlaufen hat. Neben Anerkennung, Erfolg und Macht auch Sklaverei, Elend und Ohnmacht. Ja, man kann sagen: Die Bibel kennt das Leben. Deshalb weint sie mit den Weinenden, lacht mit den Fröhlichen, betet mit den Frommen und zweifelt mit den Hadernden. Nun, ich finde, wir sollten uns gerade deshalb diese erstaunliche Zeit doch noch ein wenig genauer ansehen: Als Gott zum Urpatriarchen Abraham, dem späteren Gründer dreier Weltreligionen (Judentum, Christentum und Islam), kam und ihm Mut machte, sich auf eine ungewisse Wanderung in das „gelobte Land Kanaan“ aufzumachen, lagen solche Aufbrüche gerade „voll im Trend“. Es war nämlich die Zeit der „Aramäischen Wanderung“, in der viele Stämme die Krisen der umliegenden Großmächte nutzten und ihre Zelte einpackten, um sich eine neue Heimat zu suchen. Ja, schon Abrahams Vater Terach hatte für einen derartigen Umzug gesorgt und war aus der Stadt Ur in Chaldäa ausgezogen, um mit der Familie in den Ort Haran zu ziehen. Das Unstete war Abraham also vertraut, als die verheißungsvolle Anfrage Gottes an ihn gestellt wurde: „Bist du bereit, in ein fremdes Land zu gehen, das ich dir zeigen werde?“ Irgendwann im 15. Jahrhundert vor Christus könnte das gewesen sein. Vielleicht aber auch einige Zeit früher oder später. Klar ist nur: Ägypter, Babylonier, Assyrer und Hethiter kümmerten sich damals vor allem um den Erhalt ihrer eigenen Staaten und hatten wenig Zeit, auf die fruchtbare, kleine Region am Mittelmeer zu achten. Die Möglichkeit, sich dort eine neue Existenz aufzubauen, schien Abraham daher wie vielen anderen äußerst verlockend – und er zog los, um etwas ganz Neues aufzubauen. Niemand weiß genau, wann Abraham gelebt hat. Daher ist es auch fast unmöglich, die in der Bibel davor geschilderten Urgeschichten zu datieren: Weder der Bau des gigantischen Turmes von Babel, noch die Sintflut oder der Pakt Gottes mit Noah lassen sich historisch festlegen. Das Gleiche trifft auf die weiteren Vätergeschichten zu, die uns ja in Gestalt einer Familiensaga überliefert sind. Einige Bibelstellen weisen zwar darauf hin, dass die Autoren sehr alte Überlieferungen benutzt haben, in der heute vorliegenden Form wurden die Texte aber erst zwischen dem 8. und dem 2. Jahrhundert vor Christus verfasst. Tatsächlich klafft zwischen dem historischen Geschehen und der schriftlichen Fixierung eine Lücke von mehreren hundert Jahren. Dennoch beschreibe ich hier die Geschichte Israels erst einmal so, wie sie sich uns beim vordergründigen Lesen der Bibel erschließt – in der theologischen Vertiefung wird später deutlich, dass ein zweiter Blick so manche neue Sichtweise bringt. Also: Wie ging es weiter? Abraham zog tatsächlich nach Kanaan und trennte sich dort wenig später von seinem Bruder Lot, weil er mit ihm kräftig Krach um die Weidegründe bekommen hatte. Als der inzwischen uralte Mann sich im Pistazienhain von Mamre (später in Hebron) angesiedelt hatte, wurde ihm seine Kinderlosigkeit umso schmerzhafter bewusst, und Gott erlaubte ihm, mit seiner Magd Hagar ein Kind zu zeugen, was naturgemäß nicht gerade den Familienfrieden steigerte. Dann aber wurde auch die hochbetagte Frau Abrahams, Sara, noch schwanger. Das erste menschenfreundliche Wunder der Bibel. Ihr Sohn Isaak – zu deutsch „Es wird gelacht“, weil Sara über die Ankündigung ihrer Altersschwangerschaft herzhaft gekichert hatte – bekam eine Frau aus Mesopotamien, weil Abraham sich strikt gegen eine Verbindung seines Sprösslings mit den Töchtern der einheimischen Kanaanäer wehrte. Offensichtlich pflegte Abraham als Zugezogener in Kanaan bewusst seine alte Kultur weiter. Nix mit Integration. Und: Nach dem Tod Saras heiratete Abraham noch einmal und bekam weitere Kinder. Seine erste Frau aber beerdigte er auf einem eigens dafür erworbenen Stück Land, dem ersten richtigen Grundbesitz der Israeliten. Auch Isaaks Frau Rebekka hat anfänglich Probleme, Kinder zu bekommen, bringt dann aber die Zwillinge Esau und Jakob zur Welt, die sich von Geburt an als Rivalen empfinden. Jakob, der nur ein kleines bisschen jüngere, haut seinen älteren Bruder mehrfach übers Ohr, luchst ihm das Recht des Erstgeborenen ab und erschleicht sich bei seinem fast blinden Vater Isaak den Segen (und damit den Auftrag, die Familientradition weiterzuführen). Allerdings muss er ob dieser Tricksereien erst einmal fliehen und wendet sich an die Verwandten in Haran. Der dortige Patriarch Laban macht mit dem Mittellosen einen Vertrag: „Sieben Jahre arbeitest du für mich, dann bekommst du meine Tochter Rahel.“ Jakob ist bereit, für Rahel, in die er sich Hals über Kopf verliebt hat, einen solchen Preis zu zahlen, wird aber diesmal selbst hereingelegt, weil ihm Laban in der Hochzeitsnacht Lea, die hässlichere Schwester der Liebsten, ins Bett schiebt. Um Rahel auch noch zu bekommen, muss Jakob weitere sieben Jahre als Knecht bleiben. Doch der Segen, den Jakob sich ergaunert hat, bewährt sich: Im Lauf der Jahre wird der Arbeiter reich und flieht schließlich mit seiner Familie zurück nach Kanaan, wo es eine Versöhnung mit Esau und ein neues Zuhause in Sichem gibt. Die zwölf Knaben Jakobs – der später den Namen Israel bekommt und nach dem das Land und das ganze Volk benannt werden – geraten einige Jahre später gewaltig in Streit, als das ziemlich von sich überzeugte Nesthäkchen Joseph seine Träume erzählt, in denen sich die ganze Familie demütig vor ihm verneigt. Wütend verkaufen die Brüder den Angeber als Sklaven nach Ägypten. Joseph aber macht in der Fremde Karriere und arbeitet sich hoch bis zum Stellvertreter des ägyptischen Pharaos. In dieser Position gelingt es ihm nicht nur, seiner Familie zu helfen, als die von einer Hungersnot bedroht ist, er siedelt sie auch im fruchtbaren Nildelta an. Aus den bösen Plänen der Brüder hat Gott etwas Gutes gemacht. Mehrere Jahrhunderte später ist die israelitische Familiengemeinschaft in Ägypten so groß geworden, dass die Unterdrückung durch die Einheimischen immer stärker wird. Die inzwischen versklavten Israeliten rufen Gott zu Hilfe, und der schickt ihnen den am Hof des Pharaos aufgewachsenen Mose. Mit seiner Hilfe und einigen massiven himmlischen Drohgebärden gelingt es dem Volk, eine Erlaubnis zur Heimkehr zu erhalten. Zwar überlegt der Pharao es sich noch einmal anders und verfolgt die Davonziehenden, doch Mose erweist sich als echter Meerteiler, das heißt: Gott ermöglicht den Israeliten durch ein Wunder den Durchzug, während die ägyptischen Krieger vom zurückflutenden Wasser getötet werden. Das Volk ist gerettet und frei. Eine überwältigende Erfahrung, die für alle Zeiten im Gedächtnis bleibt. Doch die Geduld der Flüchtlinge wird auf die Probe ge­stellt: Vierzig Jahre lang ziehen die Israeliten durch die Wüste des Sinai, bevor sie endlich einen Blick auf das Gebiet erhaschen dürfen, das während der Durststrecken erneut zum Ziel all ihrer Wünsche geworden ist: Kanaan. Der Nachfolger von Mose, Josua, führt dann das Volk an, als es unter schweren Kämpfen gegen die Kanaanäer in das Land einfällt – und sich nach einer umständlichen Verteilung der Regionen unter den zwölf Stämmen dauerhaft dort ansiedelt. Das spielt so etwa im Jahr 1200 vor Christus. Sprich: Die zwölf Söhne Jakobs wurden im Lauf der Zeit mit ihren Familien zu den Keimzellen der zwölf Stämme Israels, die zwar in wesentlichen Punkten zusammenarbeiten, von denen aber jeder ein eigenes Stammesgebiet besitzt. Anfänglich wohnen die Familien nur auf den Anhöhen, weil die Städte in den fruchtbaren Tälern noch von Kanaanäern gehalten werden, dann gelingt es ihnen aber, immer größere Teile des Landes einzunehmen. Seit dieser Zeit ist die Stämmegemeinschaft immer wieder in Kämpfe verwickelt. Doch weil sie in der Bedrängnis zusammenhält, gelingt es ihr, selbst starke Gegner zu besiegen. Angeführt wird sie dabei lange Zeit von sogenannten „Richtern“, weisen Männern und Frauen, die Gott in der Not beruft, damit sie die Einzelstämme zusammenschweißen. Zu diesen Anführern, die zugleich für die Erhaltung der Ordnung im Land zuständig sind, gehören Deborah, Gideon, Jeftah und Samson. Das heißt: Während der rund 200-jährigen „Richterzeit“ dienen ihre oft verwegenen Abenteuer dazu, das Auseinanderbrechen der Gemeinschaft und die Bedrohung von außen abzuwehren. Der letzte große Richter heißt Samuel, ein von Gott ernannter Prophet, der bereits in eine Zeit hineingeboren wird, in der...


Fabian Vogt, Jahrgang 1967, ist Pfarrer, Schriftsteller und Künstler. Er hat Theologie, Germanistik und Gesang studiert. Heute arbeitet er in einer Gemeinde im Vordertaunus bei Frankfurt am Main. Mehrere seiner Romane und Kurzgeschichten wurden für Literaturpreise nominiert. 2001 gewann er den "Deutschen Science Fiction Preis". Außerdem schreibt der promovierte Theologe kurzweilige Sachbücher zu geistlichen und gesellschaftlichen Themen – wenn er nicht gerade mit der Kabarettgruppe "Duo Camillo" deutschsprachige Bühnen unsicher macht.
Vogt lebt mit Frau und Kindern in Oberstedten.


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