Vogltanz | Schwarzmondlicht | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 608 Seiten

Vogltanz Schwarzmondlicht


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7504-5431-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 608 Seiten

ISBN: 978-3-7504-5431-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Wir dachten, wir wären in Sicherheit. Wir irrten uns.« Die Mitglieder einer Vereinigung von Menschen mit magischen Fähigkeiten, die sich selbst »Der Zirkel« nennt, werden der Reihe nach grausam ermordet. Dann hört das Töten ganz plötzlich auf. Knapp zwanzig Jahre später sterben erneut Magier. Während Seher und IT-Techniker Hiroshi Taoyama einen Tod nach dem anderen vorhersagt, ohne Einfluss auf das Schicksal nehmen zu können, wird die Beinahe-Studentin Laura Seibach unfreiwillig in Ereignisse hineingezogen, deren Ausmaße sie nicht erahnen kann. Welches wahre Ziel verfolgt der Mörder, und worauf hat er all die Jahre gewartet?

Melanie Vogltanz hat ihren Magister in Deutscher Philologie, Anglistik und LehrerInnenbildung an der Universität Wien gemacht. Sie wurde 1992 in Wien geboren und hat den berühmt-berüchtigten Wiener Galgenhumor praktisch mit der Muttermilch aufgesogen. Dem klassischen Happy End sagt sie im Großteil ihrer Geschichten den Kampf an, denn auch das Leben endet selten gut. 2007 veröffentlichte sie ihr Romandebüt; weitere Veröffentlichungen im Bereich der Dunklen Phantastik folgten. 2016 wurde sie mit dem »Encouragement Award« der European Science Fiction Society ausgezeichnet. Wenn sie nicht gerade eigene Geschichten zusammenspinnt, korrigiert, lektoriert und übersetzt sie für Verlage und Kollegen oder hält ihre Frettchenmusen bei Laune. Mehr Informationen auf: http://www.melanie-vogltanz.net
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Autoren/Hrsg.


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PROLOG: DER VERRAT


»Das Schicksal«, Friedrich Hölderlin

1

Als die Eingangstür aus den Angeln barst, erwartete Eloin die ungebetenen Gäste bereits im Flur. Aufrecht und ohne das geringste Anzeichen von Furcht empfing sie die vier uniformierten Männer, die die Villa stürmten. Sie wich auch dann nicht zurück, als einer von ihnen eine Waffe zog.

Verwirrung, Nervosität, Angst – all das zuckte über die Gesichter der Vertreter der Staatsgewalt, als sie der barfüßigen Frau mit dem hüftlangen Kastanienhaar gegenüberstanden. Es war ein geradezu groteskes Bild. Aber Eloin war das Lachen schon vor langer Zeit vergangen.

»Wo ist er?«, richtete der offensichtliche Einsatzleiter das Wort an sie. Er schrie nicht, trug die Maske der ruhigen Bestimmtheit besser als seine Untergebenen. Eloin ließ sich nicht davon täuschen. Sie konnte die Unruhe in seiner fleckigen Aura sehen. »Wo ist Andreas Kaltendorff?«

»Fort«, sagte Eloin. »Und er kommt nicht zurück.«

»Verlogenes Sektenpack!« Der Uniformierte, der seine Dienstwaffe gezogen hatte, spuckte ihr die Worte förmlich vor die Füße.

»Schalt einen Gang zurück, Novak. Und halt die Knarre ruhig, sonst schießt du dir noch ins Knie.« Der Einsatzleiter wandte sich seinen restlichen Leuten zu. »Worauf wartet ihr noch? Durchsucht das Haus!«

Die Männer teilten sich auf. Der Einsatzleiter blieb im Flur zurück, den Blick auf Eloin geheftet, die ihn ungerührt erwiderte.

»Es muss nicht so schwer sein, Frau Kaltendorff«, sagte er. »Wenn Sie mit uns kooperieren, kommt niemand zu Schaden. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf.«

Eloin wies ihn nicht darauf hin, dass sie Andreas’ Nachnamen nie angenommen hatte. Sie schwieg eisern.

»Sie haben ein Kind, nicht wahr?«, fuhr der Beamte fort. »Das ist jetzt – wie alt? Drei Monate?«

»Zwei«, verbesserte sie reflexartig.

Der Beamte lächelte – eine weitere Maske, in der keine Wärme lag. »Meine Tochter ist drei. Alles, was ich will, ist, rechtzeitig wieder zu Hause zu sein, um ihr einen Gutenachtkuss zu geben, bevor sie eingeschlafen ist. Wollen Sie mir dabei helfen, Frau Kaltendorff? Für meine Tochter? Sie sind doch selbst Mutter.« Salbungsvolle Worte, die sie vielleicht besänftigt hätten. Wären da nicht die grünen Flecken gewesen, die seine Aura überzogen wie Schimmel.

»Warum hasst ihr uns so sehr?«, fragte Eloin tonlos.

Der Einsatzleiter wirkte überrascht. Er öffnete den Mund, um zu antworten, da wurde er von einem seiner Männer unterbrochen.

»Kommissar, keine Spur von Kaltendorff, nirgends!«

Der Blick des Einsatzleiters schwenkte herum, fixierte erneut Eloin. Keinerlei falsche Freundlichkeit lag mehr in seinen Augen. Seine Stimme war gefährlich leise, als er sagte: »Das hier ist kein Spiel mehr. Sie werden uns jetzt sagen, wohin Ihr Mann gegangen ist. Andernfalls«, er legte seine Marke auf eine verstaubte Mahagonikommode neben sich, »vergesse ich für die nächsten zehn Minuten, dass ich im Dienst bin.«

Mittlerweile waren auch die übrigen Polizisten von ihrer Suche zurückgekehrt. Einer von ihnen räusperte sich unbehaglich. »Laurenz, hältst du das für eine gute Idee?«

Der Kommissar ignorierte ihn. Er beugte sich vor, bis Eloin seinen Atem riechen konnte – Automatenkaffee und Pfefferminz. Seine Aura war nicht mehr fleckig. Sie war tiefrot. Seine Hände arbeiteten, seine Knöchel knackten wie brechende Zweige. »Verstehen wir uns?«

Eloin betrachtete die abgelegte Marke mit mildem Interesse. Sie hatte erwartet, dass sie glänzen würde, aber das tat sie nicht. Das Metall war fahl und stumpf. »Ich verstehe dich sehr gut. Ich verstehe, dass du von deinem Weg abgekommen bist. Und ich verstehe, dass ich dir nicht dabei helfen werde, dich noch weiter zu verirren.«

Bevor der Einsatzleiter reagieren konnte, schlug Eloin die Hände zusammen. Ein gleißender Lichtblitz flammte auf, der alle Anwesenden mit einem überraschten Keuchen zurücktaumeln ließ. Eloin nutzte den Augenblick, wirbelte herum und stürmte auf die aufgebrochene Tür zu.

Ein Schuss krachte.

Sengend heißer Schmerz zuckte durch ihr Bein. Eloin strauchelte. Sie spürte die warme Nässe, die wie Teer an ihrem Schenkel hinablief. Verbissen lief sie weiter, ignorierte das Feuer in ihrem Fleisch, so gut es ging.

»Bleiben Sie stehen! Sie machen alles nur noch schlimmer!«, hörte sie die gehetzte Stimme des Einsatzleiters hinter sich. Doch sie hatte das pulsierende Rot in seiner Aura gesehen, als er die Marke beiseitegelegt hatte. Mordrot. Vielleicht war er ein guter Mann, ein guter Vater, ein guter Polizist. Nichts davon spielte mehr eine Rolle. Er hatte die Jagd eröffnet, und die Jagd machte aus Menschen Bestien.

Die Sonne begann am Horizont zu versinken. Für Eloin wurde es zunehmend schwerer, ihren Weg durch das Gewirr von Herrschaftshäusern ringsum zu finden. Sie konnte nur hoffen, dass es ihren Verfolgern ähnlich erging.

Da stieß ihr Fuß gegen ein unsichtbares Hindernis.

Eloin strauchelte und fiel hart zu Boden. Sie wollte sich aufrappeln, brach aber mit einem Schrei sofort wieder zusammen. Der Saum ihres Kleides war von Blut getränkt. Der Schmerz in ihrem verletzten Schenkel war überwältigend. Übelkeit und Schwindel tanzten einen wahnwitzigen Reigen in ihrem Kopf.

Sie konnte unmöglich weiterlaufen.

Hinter ihr näherten sich trampelnde Schritte.

2

»Scheiße, du hast auf sie geschossen! Auf eine flüchtende Zivilistin! Bist du noch zu retten, Mann?«

»Sie … sie hat eine Blendgranate oder sowas nach uns geworfen. Ihr habt es doch auch gesehen! Ich musste feuern!« Die Hände des Neuen zitterten, als er seine Pistole wieder sicherte. Sein Gesicht war aschfahl. Er wirkte, als wäre er gerade aus einem bösen Traum erwacht.

Laurenz hatte gewusst, dass es ein Fehler gewesen war, Novak auf diesen Einsatz mitzunehmen. Er war immer noch grün hinter den Ohren, ein Frischling. Laurenz hätte die Warnzeichen sehen müssen. Seit sie sich der Villa genähert hatten, hielt Novak sich an seiner Dienstwaffe fest wie an einem Talisman.

»Was, wenn sie tot ist?«, herrschte Laurenz ihn an. Er hatte gut Lust, ein wenig Verstand in seinen Untergebenen zu schütteln. »Dann haben wir nichts!«

»Sie ist nicht tot, bestimmt nicht!«, stammelte er. »So hoch hab ich nicht gezielt!«

Der Drang, dem Idioten jeden Zahn einzeln aus der Fresse zu prügeln, kochte siedend heiß in Laurenz empor. Er hielt sich zurück, versuchte sich stattdessen auf das Wesentliche zu konzentrieren. »Sie kann nicht weit gekommen sein. Na los, worauf wartet ihr, holt sie zurück!«

Es war so rasch dunkel geworden, dass er seine Taschenlampe einschalten musste, um überhaupt etwas zu sehen. Der Strahl tastete über den von Unkraut gesprengten Asphalt und fand Blut – eine ziemliche Menge sogar. Eine Spur aus roten Tropfen zog sich die Straße hinunter. Widerwillig musste Laurenz sich eingestehen, dass diese Kaltendorff ein verdammt zähes Biest war. Nicht jeder Zivilist würde mit einer Schusswunde einfach weiterlaufen. Vermutlich nicht einmal die meisten Polizisten – und ganz sicher nicht dieser inkompetente Haufen, der ihm für diesen Einsatz zugeteilt worden war.

Der blutigen Fährte durch die Finsternis zu folgen, hatte etwas Aufregendes. Laurenz fühlte ein flaues Prickeln in seiner Magengegend, wie er es das letzte Mal gespürt hatte, als er als Vierzehnjähriger die Erwachsenenmagazine seines Vaters in der Garage gefunden hatte. So verboten und falsch, aber auch so süß …

»Wo steckst du, kleines Luder?«, gurrte er. Hätte seine Frau ihn so gesehen, hätte sie weder seine Stimme noch sein Gesicht wiedererkannt. »Komm schon raus! Wir werden dich … verarzten.«

Er folgte der Spur um eine Biegung – und hielt urplötzlich an. Verständnislos starrte er auf den Asphalt vor sich, ließ den Lichtkegel der Taschenlampe hin- und herzucken. Die Spur brach einfach ab, als hätte das elende Biest sich einfach in Luft aufgelöst!

»Kommissar …«, setzte der Frischling nervös an. »Ich glaube, wir sollten zurück zur Villa. Geiers hält dort ganz allein die Stellung. Was, wenn dieser Kaltendorff zurückkommt und er ihm ohne jede Deckung gegenübersteht? Das hier hat doch keinen Sinn, die Frau hätte sowieso nicht geredet. An der hätten wir uns die...



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