Vlcek | Dorian Hunter 46 - Schrei der Ungeborenen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 46, 350 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

Vlcek Dorian Hunter 46 - Schrei der Ungeborenen


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95572-046-9
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 46, 350 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

ISBN: 978-3-95572-046-9
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Coco Zamis reist nach Wien, um Abstand von den letzten Ereignissen zu gewinnen. Aber auch in ihrer Heimatstadt findet sie keine Ruhe. Schon auf dem Bahnhof wird sie von einem Mädchen angesprochen, das außer ihr offenbar niemand sehen kann. Weitere sonderbare Vorfälle ereignen sich, und Coco gerät unvermittelt in einen tödlichen Reigen aus Teufelsanbetung und Schwarzer Magie ... Der 46. Band der legendären Serie um den 'Dämonenkiller' Dorian Hunter. - 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 199: 'Verlorene Mädchen' 200: 'Schrei der Ungeborenen' 201: 'Ein Fest für die Drud'

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Verlorene Mädchen

1. Kapitel


»Agnes, du sollst meine Braut für die Ewigkeit sein«, sagte der Graf ernst.

Agnes lachte darüber zuerst, weil sie dachte, er mache ihr wieder einmal eines seiner übermütigen Komplimente; er war schon sehr galant, aber auch verschmitzt. Doch dann sah sie in seine Augen und erkannte, dass er meinte, was er sagte. Sie wusste nur nicht recht, was sie davon halten sollte.

»Kannst du mir etwa zu ewigem Leben verhelfen, Antos?«, fragte sie scherzhaft.

Aber er blieb ernst.

»In gewisser Weise schon«, sagte er, dabei hatte er die Stirn gerunzelt, als müsse er seine eigenen Worte erst auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen. Er verfiel danach in brütendes Schweigen.

»Was bist du fad«, maulte Agnes und warf mit einem Kissen nach ihm. »Ich möchte, dass du was mit mir unternimmst.«

Er lag rücklings in dem breiten, feudalen Messingbett, das er ihr zu ihrem siebenundzwanzigsten Geburtstag geschenkt hatte. Er hatte seine Blöße bis zum Bauchnabel mit der Daunentuchent bedeckt. Die Arme im Nacken verschränkt, blickte er nachdenklich zur hohen Decke.

Das Messingbett war nicht das einzige Geschenk, das er ihr gemacht hatte. Er hatte ihr die gesamte Wohnung eingerichtet und zahlte auch die Miete dafür. Der Graf war sehr großzügig und darüber hinaus ein ideenreicher und leidenschaftlicher Liebhaber.

Sie hatten sich bis vor einer halben Stunde ausgelassen ihren Liebesspielen hingegeben, aber es schien nicht so, als wolle der Graf diese heute noch fortsetzen. Es war, als hätte er einen Hebel betätigt und damit seine Libido abgeschaltet. Agnes hob die Tuchent hoch und warf einen prüfenden Blick auf seine Männlichkeit – nein, es sah wirklich nicht danach aus, als würde es heute noch eine Fortsetzung geben.

»Was kannst du mir sonst noch bieten, wenn du schon liebesunfähig bist?«, stichelte Agnes.

Plötzlich warf er die Tuchent zurück und sprang aus dem Bett. Er war klein und dürr, mit dünnen Beinen und einem eingefallenen Brustkorb. Alles andere als ein attraktiver Mann, aber, wie gesagt, ein guter Liebhaber – und großzügig war er auch noch.

»Du willst etwas erleben, Agnes, ja?«, sagte er mit plötzlich erwachtem Tatendrang. »Dann komm. Zieh dich rasch an.«

»Warum pressiert es dir denn auf einmal so?«, wunderte sich Agnes. »Grad noch warst du am Einschlafen, und auf einmal diese Hektik. Läuft uns denn was davon?«

»Zieh dich schon an«, verlangte er barsch und angelte nach seinen eigenen Unterkleidern. »Ich habe mich entschlossen, dir etwas Einmaliges zu bieten, das du in deinem Leben nicht vergessen wirst. Also darf ich auch darum bitten, dass du gehorchst. Zieh dein schönstes Kleid an, deinen auffallendsten Hut – und den Zobel ... es ist kalt draußen.«

»Ist dir etwa eingefallen, dass wir heute wieder einmal eine Einladung haben?«, fragte sie, während sie sich bereits daranmachte, seinen Wünschen nachzukommen.

»Nein, keineswegs«, sagte er mit anzüglichem Lächeln. »Heute feiern wir ganz alleine, bloß wir zwei und sonst niemand. Das ist das Besondere daran.«

Er war lange vor ihr angekleidet und trommelte mit dem Spazierstock einen nervösen Rhythmus auf den Parkettboden, während er auf sie wartete. Aber sie ließ sich nicht schikanieren. Wenn er wollte, dass sie sich schön machte, dann musste er ihr schon auch die benötigte Zeit geben.

Aber schließlich war sie fertig, rückte noch einmal den Hut mit der keck geschwungenen Krempe zurecht, dann ließ sie sich von ihm in den Zobel helfen.

»Du warst noch nie so schön wie in diesem Augenblick«, sagte er mit ehrlicher Bewunderung. Sie quittierte es mit einem geschmeichelten Lächeln, hakte sich bei ihm unter und ließ sich von ihm über die breite Treppe die vier Stockwerke hinunterführen.

Als sie unten aus dem Haus Seilerstätte 9 auf die Straße traten, schlug ihnen ein eisiger Hauch entgegen. Aber die Luft war trocken, wie selten anfangs November, und roch nach Schnee. Der Graf wandte sich mit ihr nach rechts, in Richtung Wollzeile.

»Verrätst du mir endlich, wohin wir gehen?«, fragte Agnes und zog den Zobel mit der freien Hand am Hals enger.

»Lass dich überraschen«, sagte er, aber er klang nun aufgekratzt, nicht mehr so streng wie vorhin, als er sie beim Ankleiden zur Eile angetrieben hatte.

»Einen kleinen Hinweis wirst du mir doch geben, bitte, Antos«, verlangte sie schmollend.

Er überlegte kurz, dann sagte er geheimnisvoll: »Nur so viel: Ich will dir etwas Einmaliges bieten. Wir haben schon einiges miteinander erlebt. Aber die Erfahrung, die ich dir heute verschaffen werde, wird völlig neu für dich sein.«

Ja, man konnte wohl sagen, dass sie in den vier Jahren, in denen sie zusammen waren, einiges miteinander erlebt hatten. Seit sie den Grafen kannte, war ihr Leben eine Aneinanderreihung bizarrster Orgien gewesen. Sie hatte Dinge für und mit ihm gemacht, von denen sie nie geglaubt hätte, dass sie imstande sein könnte, sie zu tun, ja, Dinge, von denen sie nicht einmal geahnt hatte, dass es sie gab und dass sie machbar waren. Es war schon ein wildes, ungezügeltes Leben an der Seite des Grafen. Und das Überraschendste für sie war, dass sie keinen Augenblick davon bereute oder missen mochte.

Sie hatten die Wollzeile überquert und gingen eine geschwungene Gasse in Richtung Kai.

»Du bist heute wirklich wunderschön, Agnes«, sagte er zwischendurch mit einem bewundernden Seitenblick.

Sie lächelte wissend und sagte mit maliziösem Lächeln: »Wenn du mich nicht enttäuschst, sage ich dir vielleicht, woher das kommt.«

»Ich habe versprochen, dir etwas Einmaliges zu bieten – und dieses Versprechen werde ich halten.«

Mit dieser Beteuerung steigerte er ihre Neugierde ins Unermessliche, aber sie wagte nicht noch einmal, ihn zu fragen, was er mit ihr vorhatte.

»Führst du mich zum Donaukanal?«, fragte Agnes deshalb nur und drückte sich fester an ihn; sie war um etwa einen halben Kopf größer als er und schien durch den Zobel auch das doppelte Volumen zu haben. Er wirkte wie ihr Spielzeug, aber sie wusste, dass es, wollte man diesen Vergleich anwenden, genau umgekehrt war.

Sie erreichten den Schwedenplatz mit der Brücke über den Donaukanal.

»Willst du mit mir in die Brigittenau hinüber?«, fragte sie aufmüpfig. »In diesem Fall hättest du mir besser einen Fiaker gönnen können.«

»Nein, nein, wir sind praktisch schon hier«, sagte er beruhigend und wandte sich einem Hauseingang zu. Agnes achtete nicht auf die Adresse. Sie fühlte sich auf einmal etwas unpässlich. Ihr war auch irgendwie schwindelig, und sie fühlte sich leicht benebelt. Lag das an der schneidenden Kälte?

Er holte einen Schlüssel hervor, sperrte das Haustor auf und schob sie in den dahinterliegenden dunklen Flur. Hinter ihnen fiel das Tor krachend ins Schloss.

»Du hast mir noch gar nicht gesagt, dass du am Kai eine Wohnung besitzt«, sagte sie vorwurfsvoll.

»Ich wohne hier nicht«, sagte er schwer atmend; etwas schien ihn zu erregen. »Im Moment steht dieses Haus leer. Die Adresse ist auch nicht von Bedeutung. Worauf es ankommt, ist, was darunter liegt. Wir müssen in den Keller.«

Sie tastete sich unsicher durchs Dunkel. »Kannst du denn kein Licht machen?«

»Wir brauchen kein Licht. Ich kenne den Weg. Ich führe dich.«

Er glitt an ihr vorbei, ergriff ihre Hand und zog sie mit sich.

»Achtung, Stufen«, sagte er dann.

Sie tastete sich vorsichtig mit den Füßen bis zum ersten Stufenrand und stieg hinunter. Sie zählte insgesamt 23 Stufen, bis sie lehmgepressten Kellerboden unter ihren Schuhen spürte.

»Wir sind gleich da«, raunte er mit seltsam rauer Stimme; er klang aufgeregt und erwartungsvoll.

Agnes gefiel es weniger, dass er sie kreuz und quer durch diese Kellergewölbe zerrte. Ihr wurde ein wenig unheimlich zumute, denn sie fand, dass sich ihr Graf gerade reichlich seltsam benahm. Seit sie ihn kannte, hatte er sich noch nie so unergründlich angestellt.

»Bist du sicher, dass es mir gefallen wird, was du mit mir anstellen willst?«, fragte sie unsicher, als er plötzlich stehen blieb und sie auf ihn auflief. Aber er löste sich sogleich von ihr.

»Ich weiß nicht, ob es dir gefallen wird, liebe Agnes«, drang seine Stimme von irgendwo aus dem Dunkel vor ihr. »Aber ich muss es tun. Und wenn nur für mich alleine ...«

Seine Stimme klang auf einmal so kalt und distanziert, unpersönlich geradezu. Sie wollte die Arme nach ihm ausstrecken, aber sie war zu keiner Bewegung fähig. Sie konnte sich überhaupt nicht rühren. Sie wollte nach ihm rufen, aber sie hatte auch keine Stimme mehr. Nur noch ihr Gehörsinn funktionierte.

Aus der Richtung vor ihr erklang eine fremdartig klingende Stimme, die in einem seltsamen, unheimlichen Singsang Laute von sich gab, die aus einer fremden, ihr völlig unbekannten Sprache zu stammen schienen. Manches klang irgendwie vertraut und dem ähnlich, was die Zeremonienmeister bei den unzähligen Orgien von sich gegeben hatten, an denen sie mit ihrem Grafen teilgenommen hatte. Und doch war dies hier etwas ganz anderes. Es gab hier keine vermummten Zeremonienmeister, nur sie und ihren Grafen. Und er musste es sein, es war sonst niemand da, der diesen so unheimlichen und fremd klingenden Singsang von sich gab, der wie eine bedeutungsvolle Beschwörungsformel klang.

Eisiges Grauen beschlich sie. Was mochte das zu bedeuten haben? Was hatte der Graf mit ihr vor? Und sie hatte angenommen, er habe mit...



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