Vlcek / Davenport / Warren | Dorian Hunter 6 - Die Masken des Dr. Faustus | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 6, 440 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

Vlcek / Davenport / Warren Dorian Hunter 6 - Die Masken des Dr. Faustus


1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95572-006-3
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 6, 440 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

ISBN: 978-3-95572-006-3
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Vierhundert Jahre ist es her, dass ein dreigestaltiger Dämon geboren wurde, um Angst und Schrecken über die Menschheit zu bringen. Es existiert nur eine einzige Waffe, die die 'Dämonen-Drillinge' bezwingen kann: den Goldenen Drudenfuß, der zum Zeitpunkt ihrer Geburt von einem Alchimisten erschaffen wurde. Fast zu einfach findet Dorian Hunter den Ort heraus, an dem der Drudenfuß verborgen liegt - und dann kommen plötzlich die Masken des Dr. Faustus ins Spiel ... Der sechste Band der legendären Serie um den 'Dämonenkiller' Dorian Hunter. - 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 23: 'Jagd die Satansbrut' 24: 'Der Kopf des Vampirs' 25: 'Die Rattenkönigin' 26: 'Die Todesmasken des Dr. Faustus' 27: 'Das Mordpendel'

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Jagt die Satansbrut

von Neal Davenport

1. Kapitel


Vergangenheit

Die Flanken des Fuchshengstes waren schweißnass. Ich klopfte ihm beruhigend auf den Hals, und er schnaubte. Mit einem sanften Schenkeldruck dirigierte ich das Pferd zwischen eine Baumgruppe.

Der Mond stand hoch am Himmel. Im Hintergrund erhoben sich die Montes de Toledo. Ich sprang aus dem Sattel und band den Hengst an einer Steineiche fest. Hinter den Sattel hatte ich einen Ziegenfellbeutel geschnallt, den ich jetzt öffnete und dem ich einen schwarzen Umhang mit Kapuze entnahm.

Der Hengst stampfte mit der rechten Hinterhand auf und schnaubte wieder. Ich schlang mir den Umhang um die Schultern. Er reichte bis auf den Boden. Auf dem Rücken war ein roter Teufelskopf eingestickt, und die Kapuze war mit seltsamen Mustern bedeckt.

Ich durchquerte den Eichenwald und betrat eine Lichtung. Nach wenigen Schritten hatte ich einen steinigen Pfad erreicht, der zu einem halbverfallenen Gebäude führte. Ich blieb stehen und schloss den Umhang, dann zog ich die Kapuze über den Kopf. Ich konnte gut durch die schmalen Augenschlitze sehen.

Das Gebäude war dunkel. Der Vollmond spendete genügend Licht, so dass ich rasch vorwärts kam. Nach einigen Schritten sprangen plötzlich zwei dunkle Gestalten hinter einigen umgestürzten Bäumen hervor. In ihren Fäusten blitzten Degen, die sie drohend auf mich richteten. Unwillkürlich wollte ich nach meiner Waffe greifen, beherrschte mich aber im letzten Augenblick.

»Das Losungswort!«, sagte eine der Gestalten. Die Stimme klang seltsam hohl.

Jetzt würde sich herausstellen, ob Albertus Villanovanus' Informationen richtig gewesen waren.

»Casa Santa.«

Die Degen senkten sich.

»Ihr kommt spät, Herr. Die Zeremonie hat schon begonnen.«

Ich nickte und schritt zwischen den beiden Männern hindurch. Das Losungswort war eine Verhöhnung der Inquisition. Casa Santa bedeutete Heiliges Haus; so wurden die Häuser genannt, in denen die Folterwerkzeuge untergebracht waren und die Folterungen vorgenommen wurden.

Vor dem Haus musste ich nochmals das Losungswort sagen, dann wurde eine Holztür geöffnet, und ich durfte eintreten. Ein feuchter Korridor führte in die Tiefe. Alle zwanzig Schritte steckte eine Fackel in der Wand. Ich erreichte Stufen, die steil tiefer führten. Einige Sekunden lang blieb ich stehen. Ein seltsam eindringlicher Gesang war zu hören. Der Text war eine einzige Verspottung der katholischen Kirche.

Ich ging weiter. Meine Schritte hallten von den Wänden. Dann lag das große Gewölbe vor mir. Mehr als fünfzig Gestalten waren versammelt, die alle Umhänge wie ich trugen. Ich mischte mich unauffällig unter die Gruppe, hielt mich einstweilen im Hintergrund und stimmte in den Gesang mit ein. Irgendwie fühlte ich mich unbehaglich.

Albertus Villanovanus, mein Lehrer, hatte mich aus Toledo in dieses einsame Haus in der Nähe von Orgaz gesandt. Er wollte, dass ich die Ereignisse dieser Nacht mit eigenen Augen sehen sollte. Ich war sicher, dass sich unter den Anwesenden einige der einflussreichsten Edelleute und Bürger von Toledo und Umgebung befanden. Und angeblich sollten sich auch Mitglieder des Inquisitionsrates der Geheimgesellschaft der Teufelsanbeter angeschlossen haben. Ich musste vorsichtig sein. Auf keinen Fall durfte ich auffallen.

Villanovanus hatte einige seiner Leute vor einiger Zeit unter die Teufelsanbeter geschmuggelt. Manche waren entdeckt worden und eines fürchterlichen Todes gestorben. Angeblich sollte der Anführer der Teufelsanbeter ein echter Dämon sein, dessen wirklichen Namen niemand kannte. Er wurde nur Asmodi genannt und sollte über unheimliche magische Kräfte verfügen und ein führendes Mitglied einer Gruppe von Dämonen sein, die sich die Schwarze Familie nannte.

Die Luft im Gewölbe war stickig, und die unzähligen Fackeln wärmten. Ich schwitzte unter meinem Umhang.

Nach einigen Minuten knieten alle nieder, und ich folgte ihrem Beispiel. Dabei gelang es mir, einen Blick auf das Kopfende des gewaltigen Gewölbes zu werfen. Ich sah einen schwarzen Marmorblock, auf dem ein Kupfergefäß mit glühenden Kohlen stand. Hinter dem Block, der sicherlich der Opferstein war, stand eine seltsame Gestalt auf einem Sockel. Sie stellte den Teufel dar. Die hässliche Fratze mit den gebogenen Hörnern und der heraushängenden gespaltenen Zunge war deutlich zu erkennen. Die Gestalt hatte auch gut ausgeprägte weibliche Brüste; sie war als Zwitter dargestellt. Rasch senkte ich den Blick und fiel in die seltsamen Beschwörungen mit ein.

Dann brachen die Worte plötzlich ab. Ein kühler Lufthauch durchraste das Gewölbe, und die Fackeln loderten höher. Eine rotgekleidete Gestalt trat aus einer Tür, die sich links neben der Teufelsgestalt befand. Der Rotgekleidete war groß und breitschultrig und hielt eine Kette in der rechten Hand.

Überrascht weiteten sich meine Pupillen. Der Mann ging nicht auf der Erde, sondern er schwebte in der Luft, mindestens zehn Zentimeter über dem Boden. Hinter ihm betrat eine nackte Frau das Gewölbe. Um den Hals trug sie einen eisernen Ring, der mit der Kette, die der Unheimliche in der Hand trug, verbunden war. Das Gesicht der Frau war mit einer dichten Schicht Ruß bedeckt. Ihr Haar war pechschwarz und verhüllte ihre üppigen Brüste. Sie hatte den typisch schwerfälligen Gang einer Schwangeren.

Der Rotgekleidete band die Kette um die Teufelsfigur, und die Schwangere kroch auf die schwarze Marmorplatte. Sie legte beide Hände auf ihren geschwollenen Bauch. Der Rotgekleidete stellte die Kupferschale mit den brennenden Holzkohlen zwischen die Beine der Frau und warf einige Kräuter ins Feuer: Ein braungrüner Rauch stieg auf und durchdrang das Gewölbe. Dann fing der Rotgekleidete zu sprechen an. Es war eine Mischung aus Rede und Gesang. Seine Stimme klang tief und wirkte betäubend.

»Vor zweihundertsiebzig Tagen haben wir uns hier versammelt, um zu beginnen, was heute vollendet werden soll.«

Die Schwangere wälzte sich auf dem Opfertisch hin und her. Sie stieß winselnde Laute aus, dann einen lauten Schrei.

»Diese Frau wurde dazu bestimmt, die Braut des Satans zu sein. Ihr Körper wurde dazu ausersehen, die Frucht des Satans auszutragen. Es ist soweit. Die Geburt des Dämons mit den drei Körpern wird erfolgen. Lasst uns um die Gnade Luzifers flehen, damit seine Geschöpfe zu einem Wegbereiter unserer Idee werden.«

Die vermummten Gestalten begannen zu singen. Sie fassten sich an den Händen und tanzten um die Schwangere und den Rotgekleideten herum. Ich wurde von den anderen mitgerissen. Der Gesang wurde immer schriller und lauter, und die Bewegungen der Tanzenden wurden rascher, die Masse geriet in Ekstase. Der Gesang ging in wüste Beschimpfungen über, die sich alle gegen den katholischen Glauben richteten.

Der Rotgekleidete hob schließlich die Arme, und die Tanzenden blieben stehen. Ich rang nach Atem. Er senkte die Arme, und wir drehten uns alle um. Und wieder begann der Tanz.

»Satan, erhöre uns!«, brüllten sie – und ich mit.

Das Schreien der jungen Frau wurde unmenschlich. Wir tanzten im Kreis. Ich wagte nicht, den Kopf zu wenden. Dann gingen die Schreie der Frau in ein leises Winseln über.

Villanovanus hatte mich informiert, dass heute etwas Schreckliches geschehen sollte. Vor genau zweihundertsiebzig Tagen hatten sich die Teufelsanbeter unter Asmodis Führung – niemand anders konnte sich unter der roten Kutte verbergen – versammelt und eine Jungfrau geschwängert, beschimpft und besudelt. Es war die Zeugung eines Super-Dämons geplant worden, der heute geboren werden sollte.

Die Schwangere war nun still, doch wir tanzten weiter. Der Boden schien zu beben; ein lauter Knall war zu hören, und der Raum wurde in blendendweißes Licht getaucht. Risse zeigten sich im Gewölbe, und einige Steine fielen zu Boden. Schwefelgeruch hing in der Luft.

Die Vermummten warfen sich auf den Boden. Sie drückten die Stirn gegen die harten Steine und schwiegen. Lautes Donnern erfüllte das Gewölbe. Der Boden wellte sich. Blasen bildeten sich, und Sandfontänen wurden hochgeschleudert. Die Welt schien unterzugehen. Das Gewölbe wankte, und ich fürchtete, dass es jeden Augenblick einstürzen würde.

Dann war ein lauter klagender Schrei zu hören. Ich zuckte zusammen, und mein Herz schlug rascher. Ich wollte mich aufrichten, doch eine unsichtbare Kraft drückte mich stärker zu Boden. Schmatzende Geräusche drangen an mein Ohr. Das Splittern von Knochen vermischte sich mit gierigen Schlucklauten – es klang, als würde ein Löwe die Leiche seines Opfers verschlingen.

Wieder versuchte ich den Kopf zu heben – vergebens. Die unsichtbare Kraft war stärker. Mein Kopf dröhnte, als befänden sich hundert Glocken in meinem Hirn. Mir wurde übel. Grauenhafte Gedankenfetzen strömten auf mich ein. Ich zitterte am ganzen Leib.

Dann war es plötzlich ruhig, und ich konnte mich wieder bewegen.

»Steht auf!«, hörte ich die Stimme des Rotgekleideten. »Es ist getan.«

Schwankend richtete ich mich auf. Ich drehte den Kopf herum und erstarrte. Drei Säuglinge lagen auf dem Opfertisch. Die junge Frau war verschwunden. Die Säuglinge lagen auf dem Bauch, und ihre Gliedmaßen zuckten. Das Feuer im Kupferkessel war erloschen. Lange schwarze Haare lagen auf dem Opfertisch, und ich sah einige Blutflecken.

Meine Augen weiteten sich entsetzt. Der Gedanke war so absurd, doch er drängte sich förmlich auf. Die langen schwarzen Haare und die Blutflecken sagten genug, nur mein...



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