E-Book, Deutsch, Band 23, 416 Seiten
Reihe: Dorian Hunter
Vlcek / Davenport / Warren Dorian Hunter 23 - Tanz der Furie
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95572-023-0
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 23, 416 Seiten
Reihe: Dorian Hunter
ISBN: 978-3-95572-023-0
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Tomotada, der Samurai des Satans, ist gefährlicher als je zuvor. Unter dem Einfluss des Januskopfes Olivaro bringt er eine voll besetzte Linienmaschine in seine Gewalt und zwingt die Besatzung, einen unbekannten Ort anzufliegen - einen Ort, an dem der personifizierte Schrecken auf seine Auferstehung wartet ... Unga, der Cro Magnon, der sich an die Fersen des Schwarzen Samurais heftet, versucht das Schlimmste zu verhindern. Doch ebenso wie Dorian Hunter, der in Gestalt des Kappas das Rätsel um den geheimnisvollen Puppenkopf O-tuko-San zu lösen versucht, muss er erkennen, dass Olivaro Angst hat. Angst vor einer Macht, die selbst Hermes, dem Dreimalgrößten, gefährlich werden kann ... Der 23. Band der legendären Serie um den 'Dämonenkiller' Dorian Hunter. - 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 106: 'Dei Braut der Bestie' 107: 'Der Leichenfledderer' 108: 'Der Tod aus der Zauberkugel' 109: 'Tanz der Furie' 110: 'Der schwarze Würger'
Autoren/Hrsg.
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3. Kapitel
Mit geschlossenen Augen wirbelte das Schuppenmonster vor dem glühend heißen Wind her. Dröhnende Donnerschläge, das Krachen, Rauschen und Zischen der entfesselten Naturgewalten, das Heulen der verendenden Bestien seiner vertrauten Welt bleiben hinter ihm zurück.
Schließlich klangen alle Laute gänzlich ab – bis auf ein feines Summen, das in den Ohren des Monsters blieb und in seinem Inneren nachhallte.
Es wagte nicht, die Augen zu öffnen. Es empfand keinen Schmerz und keine Freude, aber seine Sinne arbeiteten nach wie vor. Hunger und Durst verspürte es. Die Zeitspanne, in der es durch eine düstere Sphäre geschwebt war und sich nicht zu orientieren vermocht hatte, konnte es nicht abschätzen. Nur weil Hunger und Durst wuchsen, verstärkte sich in ihm die Gewissheit, dass viel Zeit vergangen war.
Es schlug die Augen auf. Zu erspähen gab es nichts. Die Dimension, in der es sich befand, war immer noch lichtlos, tot und kalt. Das Summen dauerte an, die Kälte nahm zu, und Hunger und Durst weiteten sich zu etwas Drängendem, Qualvollem aus.
Plötzlich setzte das kleine Schuppenmonster hart auf. Es schlidderte über eine kühle Fläche, spürte etwas hart über seinen Panzer kratzen. Verzweifelt schloss es wieder die Augen, in der Annahme, nun würde der vernichtende Aufprall kommen. Doch er blieb aus.
Das Wesen zog die Lider nur zögernd auseinander und blinzelte argwöhnisch in die Umgebung. Licht erschien, breitete sich aus, nahm allmählich an Intensität zu. Es wurde von glatten Flächen reflektiert und stach dem Schuppentier grell in die Pupillen.
Grunzend erhob sich das Monster. Trotz seines Schuppenpanzers fror es erbärmlich. Es machte ein paar unsichere Schritte, rutschte plötzlich aus und fiel wieder auf die Schnauze. Vor Wut und Verzweiflung gab es ein schauriges Geheul von sich. Der summende Wind trug es davon und ließ es von den weißen Hängen der umliegenden Bergmassive widerhallen.
Das Schuppenmonster fand sich in einer Umgebung wieder, die es nicht kannte und in der es sich nicht zurechtfand; ja, es verabscheute diese eisige, glitzernde Landschaft mit ihrem glatten Untergrund. Nirgendwo regte sich Leben. Nirgends wuchs eine Pflanze. Das Gelände war weiß, kalt, tot, abweisend, wollte keine grausamen Schuppenmonster.
Das Wesen schnaubte erbost und erhob sich wieder auf seine vier stämmigen Läufe. Vorsichtig begab es sich auf Nahrungssuche. Nichts war vordringlicher, als den Hunger zu stillen. Es bewegte sich stolpernd über immense Gletscherflächen, erklomm verharschte Hügel und rutschte bäuchlings schneebedeckte Hänge wieder herunter. Das grelle Licht blendete es, und die Kälte setzte ihm arg zu.
Mutlos wanderte es durch das ewige Eis, ohne etwas zu entdecken. Schließlich ließ es sich unter einem Überhang nieder, von dem dicke Eiszapfen herabhingen. Schaurig und hohl tönte sein Wehklagen durch die Einöde.
Als der Hunger seinen Magen zusammenkrampfte, und es schon dachte, sterben zu müssen, richtete es sich doch noch ein letztes Mal auf. Mit der langen Fangzunge leckte es an den Eiszapfen – und siehe da, wenigstens der ärgste Durst ließ sich auf diese Art stillen.
Das Monster lebte. Flüssigkeit allein vermochte es jedoch auf die Dauer nicht bei Kräften zu halten. Nach einiger Zeit sank es völlig ermattet in sich zusammen und rollte sich in einen Schneehaufen unter dem Überhang ein. Erlösender Schlaf nahm seine Sinne gefangen.
Die teilweise abgeleckten Eiszapfen wucherten weiter herab und bildeten eine Mauer vor dem ruhenden Monster. Die Gletscher breiteten sich immer weiter über das Land aus, schoben und drückten, türmten einen kristallenen Berg über dem Schuppenwesen auf und begruben es für die Ewigkeit, verhalfen ihm zu einer ungewollten und doch rettenden Hibernation.
Unga ließ Alan Sutton los und lief zu der verrückt spielenden Stewardess hinüber. Sie trommelte mit den kleinen Fäusten auf die Kopfstütze eines freien Sitzes und stieß immer wieder ihr »Wir fliegen in den Tod!« hervor.
Unga griff nach ihr, doch sie wirbelte herum und schlug ihm ins Gesicht. Ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr zwei schallende Ohrfeigen zu verpassen. Die taten ihre Wirkung. Schluchzend sank ihm das Mädchen an die Brust.
Irgendwie wirkten das Handeln des Cro Magnon und die Reaktion der Kleinen auf die übrigen Besatzungsmitglieder und die Passagiere beruhigend. Das Stimmengewirr schwoll ab.
Unga ließ das Mädchen von zwei hilfsbereiten Stewardessen fortbringen. In der Bordküche bekam sie einen erfrischenden Drink verabreicht.
Unga kehrte zu dem verletzten Copiloten zurück. Mittlerweile bemühten sich Tsutomu Kono und zwei uniformierte mandeläugige Mädchen um ihn. Sie stoppten den Blutfluss und desinfizierten die Wunde.
Alan Sutton richtete sich soeben wieder auf. Zu Unga hin machte er eine abwehrende, wedelnde Handbewegung. »Bleiben Sie, wo Sie sind, Junge! Ich weiß jetzt genug. Ihre Bevormundung brauche ich nicht. Gut?«
»Gut, nur solange Sie keine Panik stiften«, gab der Cro Magnon trocken zurück. Er spürte Bianca Dillons Blick auf sich ruhen. Sie bewunderte ihn nicht nur, in diesen Minuten himmelte sie ihn an.
Sutton wandte sich an die Passagiere. »Folgendes, Leute! Der Copilot hat mir mitgeteilt, dass es sich bei dem verdammten Entführer, der dort oben im Cockpit hockt, um einen maskierten Narren handelt, der wie verrückt um sich haut. Wahrscheinlich ein Geistesgestörter. Bildet sich ein, 210 Menschen Feuer unter den Hintern machen zu können – mit zwei Schwertern und einem lächerlichen Dolch.«
Jemand lachte. Andere schlossen sich an.
Sutton verschränkte die Arme und fühlte sich als Herr der Lage. »So gefallt ihr mir schon besser, Leute. Ich schwöre euch, der Kerl traut sich hier nicht herein. Er hat Angst vor der Masse. Die Crew im Cockpit hat er leicht überrumpeln können, aber bei uns ist er da schief gewickelt. Habe ich Recht?«
»Warum gehen wir nicht hin und kaufen ihn uns?« Der Mann, der das ausgerufen hatte, richtete sich von seinem Platz auf. Er war hoch gewachsen, trug einen blonden Bürstenhaarschnitt, Jeans und unter der abgewetzten blauen Jacke ein T-Shirt. »Ich glaube, drei, vier Beherzte würden genügen, um das Schwein zu überwältigen.«
»Ganz meine Meinung«, rief ein braunhäutiger beleibter Mann neben ihm. Seiner Physiognomie nach stammte er von den Hawaii-Inseln.
»Ausgezeichnet!« Sutton rieb sich die Hände. »Jetzt haben wir schon drei Freiwillige – mit meiner Wenigkeit natürlich. Darf ich um eure Namen bitten, Männer?«
»Harry Kessel«, rief der Blonde. »Erst vor anderthalb Jahren bei den Marines abgedankt.«
»Nat Dominique«, sagte der Braunhäutige. »Ich bin zu allem bereit. Dass ich mit den Fäusten umzugehen weiß, brauche ich wohl nicht groß zu erklären. Ich arbeite in einem Nightclub in Honolulu.«
Ein bulliger Mann mit ziemlich langen, schwarzen Haaren erhob sich grinsend von seinem Platz. »Als Rausschmeißer, Nat?«
»Erraten.«
»Ich bin Burt Clacker, und falls niemand was dagegen hat ... Seit ich nicht mehr in der Fremdenlegion diene, bin ich so gut wie arbeitslos. Mit mir sind wir also vier. Ich schlage vor, wir marschieren sofort los – ehe der Hundesohn von einem Flugzeugentführer die gesamte Crew abschlachtet.«
»Harry, Nat, Burt – zu mir!«, sagte Alan Sutton.
Sie traten in den Gang und nahmen neben ihm Aufstellung.
Unga verstellte ihnen den Weg, als sie sich anschickten, den vorderen Bereich des Großflugzeuges aufzusuchen. »Einen Augenblick! Ich muss Sie vor dem Schwarzen Samurai warnen. Es ist meine Pflicht. Sie begehen einen Fehler, wenn Sie glauben, dass er mit seinen Schwertern relativ wenig ausrichten kann.«
»Scheinst ihn ja gut zu kennen«, versetzte Clacker gedehnt.
»Habt ihr zusammen die Schulbank gedrückt?«, erkundigte sich Nat Dominique in ätzendem Tonfall.
Kessel grinste breit. »Hört sich wirklich so an, als hättest du mit dem schwarzen Hund in der Sandkiste gespielt oder so. Ich finde das reichlich verdächtig. Für meinen Geschmack spielst du dich hier sowieso zu sehr auf, Großer.«
»Er ist suspekt«, sagte Sutton.
Dominique baute sich vor Unga auf und stemmte die Fäuste in die Seiten. »Name?«
»Nun sei doch nicht albern!«, gab Unga zurück.
»Er will seinen Namen nicht sagen«, versetzte der Polynesier störrisch.
»Deinen Pass!«, forderte Clacker.
Unga erwiderte: »Das sind ja die reinsten Verhörmethoden. Glaubt ihr jetzt vielleicht, die Polizeigewalt an Bord der Maschine zu haben?«
»Holla, er stellt sich auf die Hinterbeine!«, rief Harry Kessel. »Zeigen wir ihm, was eine Harke ist, Jungs?«
Sie rückten auf ihn zu, und Unga nahm eine kampfbereite Haltung ein.
Jetzt hielt Bianca Dillon nichts mehr auf ihrem Platz. Sie sprang auf, drängelte sich an einer Stewardess und am Chef-Steward Tsutomu Kono vorbei, hastete durch den Gang und warf sich für Unga in die Bresche, indem sie sich vor Sutton und seine Freiwilligen stellte. »Lassen Sie Mr. Triihaer in Ruhe!«
»Halt die Luft an! Er hat sogar 'ne Freundin an Bord!«, sagte Clacker. »Und jetzt wissen wir auch seinen Namen. Mr. Triihaer.« Er versenkte die Hände in den Hosentaschen und sprach, den Blick anzüglich auf die Brünette gerichtet, provozierend weiter: »Also, einen so komischen Namen habe ich meinen Lebtag noch nicht gehört. Seid doch mal ehrlich: Wie kann man so blöd heißen?«
»Sie Flegel!«, sagte Bianca.
»Lassen...