Vlcek / Davenport / Warren | Dorian Hunter 12 - Der Gast aus dem Totenreich | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 12, 466 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

Vlcek / Davenport / Warren Dorian Hunter 12 - Der Gast aus dem Totenreich


1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95572-012-4
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 12, 466 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

ISBN: 978-3-95572-012-4
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Coco Zamis ist wohlbehalten in die Jugendstilvilla zurückgekehrt. Olivaro hat eine erneute Niederlage erlitten. Und doch quälen Dorian Hunter Zweifel. Hat Coco die richtige Entscheidung gefällt, indem sie ihr gemeinsames Kind an einen geheimen Ort gebracht hat, den nicht einmal der Dämonenkiller kennt? Auch wenn der Entschluss nachvollziehbar ist, sprechen die Gefühle dagegen. Die Ungewissheit macht Dorian zu schaffen. Seine Sorge, dass Coco einen schlimmen Fehler begangen haben könnte, wird von Tag zu Tag größer. Und dann schickt die Schwarze Familie den Gast aus dem Totenreich ... Der zwölfte Band der legendären Serie um den 'Dämonenkiller' Dorian Hunter. - 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 52: 'Die Sklavin des Vampirs' 53: 'Die Schlangengrube' 54: 'Der Gast aus dem Totenreich' 55: 'Das Geheimnis der Mumie' 56: 'Das Monster von Greenfield'

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Die Sklavin des Vampirs

von Hivar Kelasker

1. Kapitel


Eine herrliche Nacht, dachte Pierre, eine herrliche, kalte Novembernacht.

Über den Hügeln standen starr und riesig die Sterne. Die Sichel des zunehmenden Mondes schob sich über die Weinberge. Die wenigen Lichter in den verstreut liegenden Häusern und Weingütern leuchteten gelb und anheimelnd. Der Wind hatte sich gelegt. Als Pierre die Hand ausstreckte, um den schweren, rostigen Riegel zurückzuschieben, wehte ihm warme Luft entgegen; sie roch gut, leicht säuerlich und nach Wein.

Pierre schob den ersten, dann den zweiten Riegel zur Seite. Das Eisen kreischte wie eine verdammte Seele. Jedem anderen wäre es nicht einmal im Vollrausch eingefallen, diesen Ort in der Nacht zu besuchen, aber Pierre fürchtete sich nicht vor den riesigen, bemoosten Quadern, den Ruinen der einstigen Mühle und den riesigen Kellerräumen, die als Spitzbogen-Labyrinth unter dem langgestreckten Hügel seines Weinberges lagen; sie waren älter als zwölfhundert Jahre.

Pierre öffnete das Vorhängeschloss und ließ den Schlüsselbund stecken. Wer sollte hier in Poitou-Re schon in einen Weinkeller eindringen? Eine Lampe, mit Fliegendreck überkrustet, flackerte auf. Pierre zog die schwere Tür wieder zu, sicherte sie und drehte an einem zweiten Schalter. An zwanzig verschiedenen Stellen erhellten matte Birnen einen Teil der großen Halle mit ihrem gotischen Kreuzgewölbe. Spinnennetze und die ledernen Mumien von kleinen Fledermäusen hingen vor den Lampen.

Pierre ging zwischen Fässern und Flaschenbatterien, Holztischen und Flaschengestellen in die Tiefen der dämmerigen Halle. Der Geruch wurde stärker. Er vermischte sich mit dem Modergeruch und dem Geruch faulenden Holzes. Unter der kleinen Pumpe hatte sich eine Weinlache gebildet, und auch aus dem Ende des Schlauches war Wein rausgelaufen.

Er kicherte leise, grinste den Tank an. Was in diesem Tank war, ging nur ihn etwas an; und vielleicht noch Ingrid, seine Frau. Auf keinen Fall aber die Winzergenossenschaft oder gar die Steuer. Es war billigster italienischer Rotwein, allerdings Wein aus Trauben, nicht aus irgendwelchen chemischen Absonderlichkeiten.

Er blieb stehen und überlegte, wie viel er von dem Wein mischen sollte. Er war kein großer Winzer. Aber seine Rotweine hatten viele Freunde, hauptsächlich in den Vereinigten Staaten. Es waren gute Weine, ohne berühmte, klingende Namen, aber nicht billig und wohlbekannt in Kreisen, die einen guten Preis zahlen konnten. In einer Woche muss ich nach Clermont-Ferrand, dachte er und fing an, seinen Rotwein mit dem billigen aus Italien zu verschneiden. Er probierte, mischte in verschiedenen Verhältnissen, fügte unbestimmbare Flüssigkeiten hinzu und bekam langsam einen aromatischen Wein. Die Flaschen und die Etiketten waren schon fertig. Morgen oder übermorgen würde er abfüllen können.

Auf einmal wurde er unruhig. Er hob den Kopf, lauschte und ging schließlich, die große Lampe in der Hand, zum Tor zurück, stieß es auf und leuchtete die Umgebung des kleinen Platzes ab; aber er sah nur die zerborstenen Mühlräder zwischen den Brennnesseln, die alten Balken und die schwarzen, dürren Äste der alten Bäume, die sich wie Greisenfinger gen Himmel reckten. In der Ferne, wahrscheinlich bei Clarente, heulte schauerlich ein Hund und schwieg dann plötzlich.

»Ich sehe schon Gespenster«, brummelte er und ging wieder zurück. Aber seine Unruhe nahm zu, je länger er in dem altbekannten Gewölbe war. Schließlich, eine Stunde später, hielt er es nicht mehr aus.

»Hier ist etwas«, knurrte er, schaltete die Lampe wieder ein, ging tiefer in das Kreuzgewölbe hinein, leuchtete unter die Tische, hinter die Tische, stieß eine Eisenstange in den Scherbenhaufen, rüttelte an den Säcken mit den Korken. Nichts. Nur ein paar Mäuse rannten pfeifend davon.

»Verdammt!«

Natürlich kannte er seine Gewölbe. Und es gab auch keinen unbekannten zweiten Eingang. Er ging weiter, leuchtete sorgfältig die Wände ab und versprach sich selbst zum tausendsten Mal, irgendwann vor der nächsten Lese das Gemäuer weiß anstreichen oder kalken zu lassen; es war zu finster und zu schmutzig hier. Er kam an das Ende des ersten Nebengebäudes, das wie der Zinken einer Gabel vom großen Gewölbe abzweigte. Hier war aller Verputz abgefallen, Schwamm wucherte an den Steinfugen, und plötzlich wusste er, was ihn gestört hatte. Er erkannte die Blume und das Aroma eines Weins. Und hier roch es nach einem Jahrhundertwein.

Blödsinn! Es gibt keinen solchen Wein hier bei Pierre Lacroix, sagte er sich und ging weiter. Vor ihm war jetzt die Wand aus roten Ziegeln. Sie war wohl zur Zeit seines Vaters zugemauert worden. Und dann sah er es. Blut? Nein. Rotwein.

Zwischen den Ziegeln sickerte in Brusthöhe eine dunkelrote Flüssigkeit heraus. In einzelnen dünnen Rinnsalen tropfte und lief sie durch die Fugen, sammelte sich unter einer Kante und tropfte in einen Eimer, der seit einem Jahrzehnt oder seit Kriegsende hier stehen mochte. Der Eimer war voll. Ein haarfeiner Strahl lief über den Rand und versickerte im Lehm und Steinboden des Gewölbes.

Pierre leckte seinen Zeigefinger ab, steckte ihn in den Eimer und wurde von dem Geruch überwältigt, als er sich bückte. Als er den ersten Tropfen dieses Gebräus auf der Zunge spürte, wusste der Winzer eines ganz genau: Er hatte noch niemals einen solchen Wein gekostet. Und ganz sicher war, dass er diesen Wein – einen solchen dicken, berauschenden Wunderwein – nicht hergestellt hatte. Er musste von seinem Vater stammen.

Vor einigen Monaten hatte er in der Verbandszeitung gelesen, welche horrenden Preise für Weine aus diesen Jahren – allerdings mit einem besseren Namen als seinem – bei Versteigerungen erzielt worden waren.

Da muss ein Fass undicht geworden sein, sagte er sich. Er rannte zurück in das Hauptgewölbe, kam mit einem sauberen Probierglas zurück, schöpfte es vorsichtig halb voll, hob es gegen die Lampe, roch daran, kostete den Wein und ließ einen kleinen Schluck in seinem Mund herumrollen.

Der Jahrhundertwein musste alt sein, alt und hervorragend. Vergessen war das Weinpanschen. Vergessen war die Summe, die er sich ausgerechnet hatte. Jetzt musste er herausfinden, was hinter dieser Ziegelwand war. Er trank – diesen Moment gönnte er sich noch – das Probierglas langsam aus und atmete gierig und bewundernd das Aroma des Weines ein. Dann lief er, die Lampe in der Hand, hinaus und den gewundenen Weg entlang, zwischen den nackten Reben, den struppigen Büschen, in denen verlassene Vogelnester wie dicke Klumpen saßen, hindurch, bis hinauf in den Hof. Mit einem dumpfen Knall fiel die Tür hinter ihm zu. In seiner Aufregung vergaß er, die Lampe auszuschalten.

»Ingrid!«, schrie er. »Cherie! Komm schnell! Ich habe eine verrückte Sache entdeckt!«

Er hörte ihre Schritte auf der Treppe, die ins Schlafzimmer hinaufführte. Pierre wartete ungeduldig.

Mit einem Brecheisen schlug er einen Ziegel nach dem anderen aus der Wand. Ein Teil fiel leise polternd nach hinten, in den anderen Raum des Gewölbes. Rechts und links neben der hohen, schmalen Öffnung lagen zerbrochene Ziegel und roter Staub, der mit dem verschütteten Wein eine grau-blutige Paste bildete. Aus dem Loch in der Ziegelwand wehte ein eiskalter Hauch, der ihm den Duft dieses verteufelten Weines zutrug.

»Er muss von deinem Vater gemauert worden sein«, sagte Ingrid. »Warum hat er dir nichts von diesem Keller gesagt?«

»Keine Ahnung«, keuchte Pierre und hieb auf einen Stein ein, der sich knirschend lockerte und auf den Haufen krachte. »Vielleicht hat er es vergessen. Er war ja ein bisschen eigenartig zum Schluss.«

Ingrid trug ihren weißen Pullover und den dunkelroten Rock. Sie sah noch immer wie siebenundzwanzig aus. Jetzt, in der Aufregung, glühte ihr Gesicht, von schulterlangem, schwarzem Haar eingerahmt, wie das eines aufgeregten jungen Mädchens. Noch war die Öffnung nicht groß genug, um Pierre hindurchzulassen. Er kam ins Schwitzen, wurde wütender und ungeduldiger und schlug sich die Knöchel der Hand auf. Ingrid bückte sich, hob eine der beiden Lampen hoch und leuchtete die Kanten des Durchbruchs ab.

»Verdammt kalt dahinter«, bemerkte Pierre und sah, dass er sich hindurchzwängen konnte. »Gib mir die andere Lampe!«

Er schlug noch einige Steine ab, dann hob er den zweiten Scheinwerfer hoch und fasste Ingrid an der Schulter.

»Wenn wir diesen Wein verkaufen – Tausende, sag ich dir«, murmelte er. »Es muss ein Fass sein.«

Er leuchtete in den Raum dahinter. Der weiße Lichtkreis huschte über den staubigen Boden, erfasste Böcke, in denen uralte Fässer standen. Undeutlich sah Ingrid, die sich schwer auf Pierre lehnte, über seine Schultern in einen Gang, der in Kopfhöhe ein langgestrecktes Gewölbe umlief. Auch dort standen alte Fässer. Eines davon musste undicht geworden sein.

»Wein! Alles voller Wein!«, stöhnte Pierre auf und drehte sich um. Seine Augen leuchteten. Er fasste nach seiner Frau.

Sie presste sich kurz an ihn, aber dann sagte sie: »Lass das! Sehen wir nach! Da scheint ein wahrer Schatz versteckt worden zu sein.«

Zuerst drängte und schob sich Pierre durch den Spalt, dann streckte er eine Hand aus und packte Ingrids Finger. Er zog die Frau hinter sich her. Als sie die Lampe in die Höhe hielt, sahen sie erst die Ausdehnung des unbekannten Gewölbes.

»Ich verstehe das nicht«, sagte Pierre düster. Er begann zu zittern, nicht nur aus Aufregung, sondern auch aus Furcht.

»Was...



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