E-Book, Deutsch, Band 4, 344 Seiten
Reihe: Dorian Hunter
Vlcek / Davenport Dorian Hunter 4 - Das Dämonenauge
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95572-004-9
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 4, 344 Seiten
Reihe: Dorian Hunter
ISBN: 978-3-95572-004-9
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Der grandiose Abschluss des Asmodi-Zyklus! Endlich kommt es zum Duell zwischen Dorian Hunter und seinem ärgsten Widersacher: Asmodi, dem Oberhaupt der Schwarzen Familie. Hunter ist zu allem entschlossen. Er ahnt ja nicht, dass die Falle bereits aufgestellt ist. Asmodi hat es nicht direkt auf ihn abgesehen, sondern auf den Fluch, den Hunter in der Person des Barons de Conde vor fünfhundert Jahren über sich brachte ... die Unsterblichkeit! Der vierte Band der legendären Serie um den 'Dämonenkiller' Dorian Hunter. - 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 14: 'Der Kopfjäger' 15: 'Insel der wandelnden Toten' 16: 'Der Moloch' 17: 'Das Dämonenauge'
Autoren/Hrsg.
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Der Kopfjäger
von Ernst Vlcek
1. Kapitel
»Fahren Sie langsamer!«, sagte Sybill Ferrand ängstlich.
Der Regen peitschte wie verrückt gegen die Windschutzscheibe. Pierre Gormat lenkte rasant in eine Kurve.
»Keine Angst!«, sagte er grinsend. »Ich kenne die Strecke wie meine Hosentasche.«
Der Renault lag gut in der Kurve, doch plötzlich brach er nach rechts aus und raste auf die Leitplanke zu. So sehr sich Gormat auch bemühte, er konnte den Wagen nicht mehr unter Kontrolle bringen. Eine unsichtbare Hand steuerte ihn.
Er nahm den Fuß vom Gaspedal, doch der Wagen wurde noch schneller. Krachend zersplitterte die Leitplanke, und der Renault rumpelte die Böschung hinunter. Er wurde immer rascher und schoss zwischen zwei Bäumen hindurch. Sybill Ferrands Augen waren vor Entsetzen geweitet. Gormat stand der Angstschweiß auf der Stirn. Er konnte nichts tun; die unsichtbare Hand, die den Wagen steuerte, war stärker.
Der Kühler prallte gegen eine Tanne. Die rechte Tür sprang auf, und Sybill Ferrand wurde herausgeschleudert. Sie flog einige Meter weit und blieb benommen hinter einem Gebüsch liegen. Pierre Gormat hatte nicht so viel Glück. Er spürte den bohrenden Schmerz, als sein Brustkorb zusammengedrückt wurde. Dann wurde es schwarz um ihn. Ohnmächtig hing er über dem Lenkrad.
Sybill Ferrand hörte nur noch das gleichmäßige Prasseln des Regens. Vorsichtig richtete sie sich auf, und da sah sie zwei Männer, die sich rasch näherten. Sie wollte ihnen etwas zurufen, doch ihre Stimme versagte. Sie saß zusammengesunken hinter dem Gebüsch und zitterte. Die beiden Männer waren konturlose Schatten. Sie trugen weite Regenmäntel und breitkrempige Hüte. Einer der beiden lachte zufrieden, als er neben dem Renault stehenblieb.
»Es hat prächtig geklappt«, sagte er. »Sehen wir mal nach, ob der Kerl noch lebt.«
»Verdammt!«, fluchte der zweite. »Die Tür klemmt.«
»Aber die Tür des Beifahrersitzes ist offen, du Trottel. Holen wir ihn heraus. Hoffentlich lebt er noch, sonst brauchen wir ihn gar nicht mitzunehmen.«
Sybill Ferrand hatte verwundert zugehört. Was hatten die beiden Männer vor? Sie duckte sich tiefer und hielt den Atem an. Abgesehen von einigen Prellungen und Hautabschürfungen war der Unfall für sie harmlos verlaufen. Sie sah, dass die Männer den Bewusstlosen aus dem Wagen hoben.
»Er lebt.«
»Gott sei Dank! Ich packe ihn an den Beinen. Mach rasch! Er ist verletzt. Wir müssen uns beeilen, sonst stirbt er uns noch unter den Händen.«
Ein Grunzen kam als Antwort.
Sekunden später waren die Männer verschwunden. Sybill nahm ihren ganzen Mut zusammen und folgte ihnen. Nach wenigen Schritten blieben die beiden vor einem Krankenwagen stehen. Sie öffneten die hinteren Türen und legten Gormat hinein. Die Türen wurden geschlossen, und der Wagen fuhr langsam an.
Sybill Ferrand versuchte, die Wagennummer zu erkennen, doch es war zu dunkel und der Fahrer hatte die Scheinwerfer nicht eingeschaltet. Nachdenklich sah sie dem Wagen nach.
Sybill war zweiundzwanzig, groß und schlank und trug einen dunkelblauen Hosenanzug, der mit ihrem schulterlangen blonden Haar kontrastierte. Sie hatte in Versailles eine Freundin besucht und war nach zwanzig Uhr losgefahren, doch nach wenigen Kilometern hatte ihr altersschwacher kleiner Citroen den Geist aufgegeben. Sie hatte sich angestrengt bemüht, das Vehikel wieder in Gang zu bringen, was ihr aber nicht gelungen war. Schließlich hatte ein Wagen angehalten, und der Fahrer hatte ihr seine Hilfe angeboten.
Doch auch ihm war es nicht gelungen, ihr Auto zu reparieren. Er hatte ihr vorgeschlagen, mit ihm nach Paris zu fahren, und sie hatte eingewilligt.
Der Mann hatte sich als Pierre Gormat vorgestellt und angegeben, dass er Handelsvertreter einer Lederwarenfabrik sei. Mehr wusste sie über ihn nicht.
Sie stand im Schutz einiger Bäume und überlegte. Eigentlich hätte sie die Polizei verständigen müssen, doch etwas hielt sie davon ab.
Das Verhalten der beiden Männer war merkwürdig gewesen. Sie waren nur an dem Verletzten interessiert gewesen. Außerdem hatte der Krankenwagen bereits dort gestanden. Als hätten sie gewusst, dass der Unfall stattfinden würde.
Sybill Ferrand war noch immer unschlüssig, was sie tun sollte.
Als Pierre Gormat erwachte, wunderte er sich, dass er keinerlei Schmerzen hatte. Deutlich konnte er sich erinnern. Er hatte eine Frau mitgenommen; sie hatte ihn gebeten, nicht so schnell zu fahren, und dann war es passiert. Der Wagen hatte sich selbständig gemacht und war gegen einen Baum geprallt. Gormat hatte den stechenden Schmerz in der Brust gespürt und war ohnmächtig geworden.
Als er die Augen aufschlug, war es finster. Es dauerte einige Sekunden, bis er begriff, dass man ihm die Augen verbunden hatte. Er blähte die Nasenflügel; der Geruch war unverkennbar; er musste sich in einem Spital befinden. Er versuchte sich zu bewegen, doch das ging nicht; er spürte seine Glieder nicht. Er versuchte zu sprechen, doch es kamen nur krächzende Laute über seine Lippen.
»Ruhig«, sagte eine sanfte Frauenstimme. »Seien Sie ganz ruhig! Ich hole den Arzt.«
Die Schritte dröhnten überlaut in seinen Ohren. Eine Tür wurde geöffnet, dann war es still. Er versuchte noch einmal zu sprechen, hatte jedoch wieder keinen Erfolg damit. Nach wenigen Augenblicken kehrten die Schritte zurück.
»Der Arzt kommt sofort«, sagte die Frauenstimme. »Versuchen Sie, nicht zu sprechen. Bleiben Sie ganz ruhig!«
Pierre Gormat wollte aber sprechen. Er wollte wissen, wie es um ihn stand, ob er schwer verletzt war. Plötzlich hatte er entsetzliche Angst. Er befürchtete, blind zu sein.
Schwere Schritte näherten sich, und dann hörte er eine unangenehm krächzende Stimme: »Sie hatten einen schweren Unfall, Herr Gormat, aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wir werden Sie wieder auf die Beine bringen.«
Er konnte noch immer nicht sprechen; nur unverständliche zischende Laute kamen über seine Lippen.
»Es wird noch einige Zeit dauern, bis Sie sprechen können, Herr Gormat. Versuchen Sie es aber ruhig weiter! Bilden Sie zuerst nur kurze Wörter.«
Gormat folgte dem Rat, doch seine Zunge und seine Lippen schienen sich zu weigern, Worte zu formen.
»Schwester«, sagte der Arzt, »lassen Sie die Apparate nicht aus den Augen! Herr Gormat soll üben. Sobald er wieder sprechen kann, geben Sie mir Bescheid!«
Die schweren Schritte entfernten sich. Pierre Gormat fühlte sich müde, doch seltsamerweise hatte er keinen Hunger und keinen Durst. Er spürte auch seinen Körper nicht; nur die Binde über seinen Augen drückte unangenehm. Er bewegte die Augäpfel. Hoffentlich bin ich nicht blind, dachte er erneut. Einige Zeit später versuchte er wieder zu sprechen. Diesmal ging es schon besser.
»Schwester«, sagte er langsam. »Bin ich ... bin ich blind?«
»Nein«, sagte die Schwester. »Sie sind nicht blind, Herr Gormat.«
»Weshalb – weshalb habe ich eine Binde vor den Augen?«
»Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Anordnung des Arztes. Ich hole ihn jetzt.«
Einige Sekunden herrschte Stille, dann vernahm Gormat wieder die krächzende Stimme des Arztes. »Das ist ja prächtig! Sie können schon sprechen! Wie fühlen Sie sich?«
»Ganz gut, Doktor«, sagte Gormat. »Warum habe ich eine Binde vor den Augen?«
»Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Wir können sie jetzt ruhig entfernen.«
Finger glitten über sein Gesicht, dann wurde die Binde gelockert und abgenommen.
»Lassen Sie die Augen noch einige Augenblicke geschlossen, Herr Gormat«, sagte der Arzt. »Haben Sie Schmerzen?«
»Nein«, sagte Gormat. Er konnte nun schon bedeutend besser sprechen. »Überhaupt nicht.«
»Gut«, sagte der Arzt. »Öffnen Sie die Augen! Aber nur zu ganz schmalen Schlitzen!«
Gormat gehorchte. Das Licht war unangenehm, und er schloss die Augenlider rasch wieder.
»Ziehen Sie die Jalousien herunter, Schwester!«, sagte der Arzt.
Es wurde dämmrig im Zimmer. Gormat schlug die Augen erneut auf. Vor ihm stand ein kleiner Mann, der einen knielangen weißen Mantel trug. Alles an ihm wirkte aufgedunsen. Das runde, schwabbelige Gesicht war hässlich. Der Schädel war bis auf einen schmalen Kranz aschblonder Haare kahl. Seine Augen waren klein und stechend. Neben dem Arzt stand eine junge Frau in einer adretten Schwesternuniform. Ihr Haar war unter einem Häubchen verborgen, und ihr Gesicht wirkte recht hübsch. Gormat versuchte, den Kopf zu bewegen, aber irgendetwas hielt ihn fest; er konnte den Kopf nur etwas anheben.
»Bewegen Sie sich nicht, Herr Gormat!«, sagte der Arzt.
»Habe ich schwere Verletzungen, Herr Doktor?«, erkundigte sich Gormat ängstlich.
»Ja.« Der Arzt lächelte und entblößte dabei kräftige gelbe Zähne. »Aber keine Bange! Wir bekommen Sie schon wieder hin.«
Der Arzt trat einen Schritt zur Seite und aus Gormats Gesichtsfeld. Plötzlich fühlte Gormat sich müde. Seine Gedanken drehten sich im Kreis, und dann umgab ihn Finsternis.
Als er wieder erwachte, war es dunkel im Zimmer. Nur das rote Nachtlicht über der Tür brannte.
»Schwester?«
Er bekam keine Antwort. Vergebens versuchte er, den Kopf zu bewegen. Hilflos lag er da und dachte nach. Er konnte sich nicht erklären, weshalb er seinen Körper nicht spürte. Er konnte die Lippen bewegen; er konnte auch die Augen öffnen und schließen, aber...