E-Book, Deutsch
Verne In 80 Tagen um die Welt
1. Auflage, Rechtschreibung und Schreibweise des Originaltextes wurden behutsam angepasst 2021
ISBN: 978-3-95870-658-3
Verlag: nexx verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
nexx classics - WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT
E-Book, Deutsch
Reihe: nexx classics - WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT
ISBN: 978-3-95870-658-3
Verlag: nexx verlag
Format: EPUB
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Der reiche Gentleman Phileas Fogg wettet, dass er in 80 Tagen einmal die gesamte Welt umrunden kann und setzt dafür die Hälfte seines Vermögens aufs Spiel. Mit seinem Diener Passepartout macht er sich unverzüglich auf die Reise - neben der Eisenbahn, dem Schiff und einem Heißluftballon auch mit einem Elefanten ... Witz und Spannung des Abenteuers ziehen den Leser auch heute noch in seinen Bann. nexx classics - WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT
Jules-Gabriel Verne (1828-1905), war ein französischer Schriftsteller, der in einer Zeit des enormen technischen Fortschritts für die damalige Zeit einzigartig fantasievolle Abenteuer- und Science Fiction-Romane schrieb, die ihn unsterblich machten. Bekannt wurde er vor allem durch seine Romane »Die Reise zum Mittelpunkt der Erde«, »20.000 Meilen unter dem Meer« und »Reise um die Erde in 80 Tagen«. Neben H. G. Wells gilt Jules Verne als einer der Begründer der Science Fiction-Literatur.
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Passepartout nimmt zu lebhaften Anteil an seinem Herrn
Hongkong ist nur ein Inselchen, das im Vertrag von Nanking nach dem Kriege von 1842 den Engländern als Eigentum eingeräumt wurde. In einigen Jahren schuf dort das Kolonisationsgenie Großbritanniens eine bedeutende Stadt mit dem Hafen Victoria. Die Insel liegt an der Mündung des Canton-Flusses, nur sechzig Meilen von der portugiesischen Stadt Maçao, die auf dem andern Ufer sich befindet. Es konnte nicht fehlen, dass Hongkong in einem Handelswettkampf über Macao den Sieg davon trug, und bereits ist der chinesische Transithandel zum größten Teil über die englische Stadt geleitet. Docks, Spitäler, Werften, Lagerhäuser, eine gotische Kathedrale, ein Regierungsgebäude, makadamisierte Straßen, alles gibt der Kolonie das Aussehen, als sei eine der Handelsstädte der Grafschaft Kent oder Surrey, über den Erdball wandernd nach China, hier hin, fast zu den Antipoden, verpflanzt. Passepartout schlenderte, die Hände in den Taschen, nach dem Hafen Victoria zu, und besah sich die Palankin, Schubkarren mit Segeln, die im himmlischen Reiche noch beliebt sind, und diese ganze Masse von Chinesen, Japanern und Europäern, welche sich in den Straßen drängte. Fast fand er auf seinem Gange noch einmal Bombay, Kalkutta oder Singapur. So gibts eine Kette von englischen Städten rings um die Erde herum. Passepartout kam im Hafen Victoria an, bei der Mündung des Canton-Flusses. Da war ein Gewühl von Schiffen aller Nationen, Engländern, Franzosen, Amerikanern, Holländern, Kriegs- und Handels-Fahrzeugen, japanischen oder chinesischen Barken, Jonken, Sempas, Tankas und sogar schwimmende Blumenbeete. Beim Weitergehen bemerkte Passepartout eine Anzahl Eingeborener in gelber Kleidung, alle schon hochbetagt. Als er in eine chinesische Barbierstube trat, um sich nach chinesischer Mode rasieren zu lassen, hörte er von dem Figaro, der ziemlich gut englisch sprach, dass diese Greise sämtlich mindestens achtzig Jahre alt waren, und dass sie in diesem Alter das Recht bekamen, sich in Gelb, welches die kaiserliche Farbe ist, zu kleiden. Als sein Bart fertig war, begab er sich an den Kai, wo der Carnatic zum Einschiffen lag. Hier gewahrte er Fix, der da behaglich spazierte, was ihm nicht gerade zum Verwundern war. Aber dem Polizei-Agenten konnte man's an seinem Gesichte ansehen, welchen Ärger er empfand. »Gut! sagte sich Passepartout, es steht schlecht für die Gentlemen des Reform Clubs!« Und er trat mit heiterem Lächeln zu Fix heran, ohne dass er dessen ärgerliche Miene bemerken wollte. Nun hatte der Agent guten Grund, dem höllischen Unstern, der ihn verfolgte, zu fluchen. Noch kein Haftbefehl! Offenbar lief der hinter ihm drein, und konnte nur dann ihn einholen, wenn er einige Tage in dieser Stadt verweilte. Und da Hongkong die letzte englische Station auf der ganzen Rundreise war, so musste der Herr Fogg ihm unerreichbar entwischen, wenn es ihm nicht gelang, ihn hier zurückzuhalten. »Nun, Herr Fix, sind Sie entschlossen, uns bis nach Amerika Gesellschaft zu leisten? fragte Passepartout. – Ja, brummte Fix in den Bart. – Nun, so kommen Sie! rief Passepartout mit hellem Lachen. Ich dachte mir's ja, dass es Ihnen nicht möglich sein würde, sich von uns zu trennen. Kommen Sie mit, Ihren Platz zu nehmen!« Und Sie gingen mit einander ins Büro der Seefahrten, und nahmen Kabinen für vier Personen. Aber der Beamte bemerkte ihnen, dass, da die Reparatur des Carnatic schon fertig sei, das Paketboot noch den nämlichen Abend um acht Uhr abfahren würde, und nicht erst am folgenden Morgen, wie angekündigt worden war. »Recht schön! erwiderte Passepartout, das wird mein Herr schon einrichten. Ich will's ihm melden.« Jetzt entschloss sich Fix zu einem äußersten Schritt, nämlich dem Passepartout alles heraus zu sagen. Er meinte darin nur noch das einzige Mittel zu finden, um Phileas Fogg einige Tage zu Hongkong aufzuhalten. Wie sie aus dem Büro heraus kamen, bot Fix seinem Gefährten an, in einer Schenkbude ein Glas mit ihm zu trinken. Passepartout hatte noch Zeit; er nahm also die Einladung an. Am Kai stand eine solche Schenke, die einladend aussah. Sie gingen mit einander hinein. Es war ein geräumiger, hübsch ausgeschmückter Saal, in dessen Hintergrunde ein Feldbett mit Polstern stand, worauf eine Anzahl Schläfer der Reihe nach lagen. Etwa dreißig Gäste saßen in dem großen Saale um Tische von geflochtenem Bambus. Einige leerten Flaschen Ale oder Porter, andere Gläser gebrannten Wassers, Gin oder Branntwein. Zudem rauchten die meisten aus langen irdenen roten Pfeifen, voll Opium-Kügelchen, die mit Rosenwasser getränkt waren. Darauf, nach einiger Zeit, glitt ein Raucher nach dem andern benebelt unter den Tisch, und die Kellner fassten ihn dann beim Kopf und den Füßen und schleppten ihn auf das Feldbett neben einen Kameraden. So lagen bereits etwa zwanzig solcher Trunkenbolde neben einander in einem viehischen Zustande. Fix und Passepartout sahen, dass sie in eine Tabaksbude geraten waren, die von solchen elenden, stumpfsinnigen, abgemagerten Dummköpfen besucht wurde, welchen das erwerbsüchtige England jährlich für mehr als zweihundert Millionen Mark von dem verderblichen Opium verkauft! Unglückselige Millionen, die einem der heillosesten Laster der menschlichen Natur abgewonnen wurden. Die chinesische Regierung hat wohl einem solchen Missbrauch durch die strengsten Gesetze zu steuern versucht, aber vergeblich. Früher waren für den Gebrauch des Opiums die reicheren Klassen allein förmlich bevorrechtet; nun ist er bis zu den niedersten Ständen vorgedrungen, und seine Verheerungen waren nicht mehr aufzuhalten. Das Opiumrauchen ist in dem Reich der Mitte überall verbreitet. Männer wie Weiber geben sich diesem beklagenswerten Hang hin, und wenn sie an das Einschlürfen dieses Giftes gewöhnt sind, können sie demselben nicht mehr entsagen, oder sie bekommen schreckliche Magenkrämpfe. Ein tüchtiger Raucher schmaucht täglich bis zu acht Pfeifen, aber binnen fünf Jahren ist er auch des Todes. In solch eine Rauchbude nun, wie sie da in Menge stehen, gerieten Fix und Passepartout in der Absicht eine Erfrischung zu nehmen. Passepartout hatte kein Geld bei sich, aber er nahm gern die »Freundlichkeit« seines Gefährten an, um sich dann seiner Zeit zu revanchieren. Man verlangte zwei Flaschen Portwein, denen sodann der Franzose tüchtig zusprach, während Fix mit mehr Zurückhaltung seinen Kameraden sehr scharf beobachtete. Man plauderte von diesem und jenem, und besonders davon, dass Fix den vortrefflichen Gedanken bekam, auf dem Carnatic mitzufahren. Als die Flaschen geleert waren, stand Passepartout auf, um seinen Herrn zu benachrichtigen, dass die Abfahrt desselben einige Stunden früher stattfinden sollte. Fix hielt ihn zurück. »Einen Augenblick, sagte er. – Was wollen Sie, Herr Fix? – Ich habe etwas Ernstes mit Ihnen zu reden. – Etwas Ernstes! rief Passepartout, und leerte die letzten Tröpfchen aus seinem Glase. Nun, davon reden wir morgen; heute hab' ich keine Zeit dazu. – Bleiben Sie, erwiderte Fix. Es handelt sich um Ihren Herrn!« Passepartout sah bei diesem Wort seinen Kameraden scharf an. Es kam ihm vor, als mache Fix dabei ein sonderbares Gesicht; und er setzte sich wieder hin. »Was haben Sie mir denn zu sagen?« fragte er. Fix legte seine Hand auf den Arm seines Genossen und sprach halblaut: »Sie haben geraten, wer ich bin? fragte er. – Den Teufel ja! sagte Passepartout mit Lachen. – Nun, so will ich Ihnen alles heraussagen ... – Jetzt, da ich alles weiß, Gevatter! Ah! Das ist so stark nicht! Kurz, nur immer zu. Aber zuvor lassen Sie mich Ihnen sagen, dass diese Gentlemen sich vergebliche Kosten gemacht haben! – Vergeblich! sagte Fix. Sie sprechen davon auf eine eigene Art! Man sieht wohl, Sie wissen nicht, wie bedeutend die Summe ist, um die sich's handelt! – Doch ja! versetzte Passepartout. Zwanzigtausend Pfund! – Fünfundfünfzigtausend! erwiderte Fix, und drückte dem Franzosen die Hand. – Wie! rief Passepartout, Herr Fogg hätte gewagt! ... Fünfundfünfzigtausend! ... Nun denn! umso mehr Grund, keinen Augenblick zu verlieren, fügte er bei, und stand abermals auf. – Fünfundfünfzigtausend Pfund! fuhr Fix fort, und nötigte Passepartout zum Sitzen, wofür er eine Flasche Branntwein bestellte, – und wenn ich zum Ziel komme, gewinne ich einen Preis von zweitausend Pfund. Wollen Sie fünfhundert davon dafür, dass Sie mir dazu behilflich sind? – Ihnen behilflich sein? rief Passepartout, und riss seine Augen übermäßig auf. – Ja, mir behilflich sein, um den Herrn Fogg einige Tage in Hongkong zurückzuhalten! – Was meinen Sie? sagte Passepartout. Also, nicht zufrieden, meinem Herrn aus Misstrauen in seine Ehrlichkeit einen Begleiter beizugeben, wollen die Herren ihm auch noch Hindernisse bereiten! Ich schäme mich um ihretwillen! – Was meinen Sie damit? fragte Fix. – Ich meine, das ist doch eine grobe Sache, Herrn Fogg so auszuziehen, sein Geld aus der Tasche zu nehmen. – Ei! ja wohl rechnen wir darauf, das zu...