Verne | Der Kurier des Zaren | E-Book | sack.de
E-Book

Verne Der Kurier des Zaren

nexx classics - WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT
1. Auflage Rechtschreibung und Schreibweise des Originaltextes wurde behutsam angepasst 2021
ISBN: 978-3-95870-672-9
Verlag: nexx verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

nexx classics - WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT

E-Book, Deutsch

Reihe: nexx classics - WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT

ISBN: 978-3-95870-672-9
Verlag: nexx verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Der Offizier Michael Strogoff wird auf Empfehlung seines Generals als Kurier des Zaren von Moskau nach Sibirien geschickt, um dem Bruder des Zaren eine wichtige Nachricht zu übergeben. Sibirien wird von dem Tatarenfürsten Feofar-Khan angegriffen, der es mithilfe eines russischen Verräters erobern will. Die Reise ist lang - zudem erwartungsgemäß schwierig und voller Gefahren. Sie zeugt aber auch von Treue, Aufopferung, echter Kameradschaft - und aufrichtiger Liebe ... nexx classics - WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT

Jules-Gabriel Verne (1828-1905), war ein französischer Schriftsteller, der in einer Zeit des enormen technischen Fortschritts für die damalige Zeit einzigartig fantasievolle Abenteuer- und Science Fiction-Romane schrieb, die ihn unsterblich machten. Bekannt wurde er vor allem durch seine Romane »Die Reise zum Mittelpunkt der Erde«, »20.000 Meilen unter dem Meer« und »Reise um die Erde in 80 Tagen«. Neben H. G. Wells gilt Jules Verne als einer der Begründer der Science Fiction-Literatur.

Verne Der Kurier des Zaren jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


9. Tag und Nacht im Tarantaß
Am folgenden Tag, dem 19. Juli, legte die »Kaukasus« am Landungsplatz in Perm an, der letzten Station, die er an der Kama berührte. Das Gouvernement, dessen Hauptstadt Perm bildet, ist eines der umfänglichsten in ganz Russland und greift über das Uralgebirge hinweg bis nach Sibirien hinüber. Marmorbrüche, Salinen, Platin- und Goldlager, sowie Steinkohlengruben werden dort in großem Maßstab ausgebeutet. Perm mag allen Umständen nach dereinst eine Stadt ersten Ranges werden; vorläufig aber ist es wenig anziehend, schmutzig und bietet keinerlei Hilfsquellen. Für diejenigen, welche von Russland nach Sibirien gehen, fällt jener Mangel an Komfort nicht allzu sehr ins Gewicht, denn diese sind gewöhnlich mit allem Nötigen hinlänglich versehen; den Ankömmlingen aus Zentralasien dagegen würde es nach ihrer langen und beschwerlichen Reise gewiss recht angenehm sein, die erste europäische Stadt des Reiches an der asiatischen Grenze reichlicher mit den verschiedensten Gegenständen des Bedarfs versorgt zu sehen. In Perm pflegen die Reisenden ihre bei der langen Fahrt durch die Steppen meist mehr oder weniger beschädigten Wagen zu veräußern; andererseits kauft hier, wer von Europa nach Asien gehen will, im Sommer Wagen, im Winter Schlitten, bevor er sich für mehrere Monate in die verlassenen Steppenwüsten wagt. Michael Strogoff hatte schon sein umfassendes Reiseprogramm entworfen und durfte dasselbe nur erfüllen. Gewöhnlich besteht zwar ein Postverkehr, der die Uralkette ziemlich schnell überschreitet; unter dem Druck der augenblicklichen Verhältnisse hatte man diesen aber einstellen müssen. Auch ohnedem hätte Michael Strogoff, dem es auf die größte Eile ankam, auf dieses Beförderungsmittel verzichtet, und würde er es, um von Niemand abhängig zu sein, vorgezogen haben, selbst einen Wagen zu kaufen und auf jeder Station die Pferde zu wechseln, wobei er durch großzügige »na vodku« (Trinkgelder) den Eifer der Postillione anzuspornen hoffen durfte. Zum Unglück hatten infolge der gegen die Fremden asiatischer Herkunft beliebten Maßnahmen schon sehr viele Reisende Perm verlassen, infolge dessen Transportmittel sehr selten geworden waren. Michael Strogoff kam also in die Lage, sich mit dem von Anderen Verschmähten zu begnügen. Bezüglich der Spannkraft konnte der Kurier des Zaren außerhalb Sibiriens wohl seinen Podaroshna ins Treffen führen, auf welchen hin ihn die Postmeister ohne Widerspruch und vor allen Übrigen befriedigen würden. Einmal außer dem europäischen Reich aber sah er sich gleich jedem Andern auf die Hilfe der blinkenden Silberrubel beschränkt. An welche Art Wagen sollten aber die Pferde gespannt werden, an einen Tarantaß oder einen Teleg? Der Teleg ist ein vollkommen offenes, vierräderiges Wägelchen und durchweg aus Holz konstruiert. Räder, Achsen, Schlussnägel, Sitze und Deichsel, alles stammt von den Bäumen der Nachbarschaft her, wobei die Verbindung der einzelnen Teile eines solchen Teleg nur durch haltbare Stricke hergestellt ist. Es gibt nichts Primitiveres, Nichts, was so sehr alles Komforts entbehrt, aber auch Nichts, was unterwegs im Fall einer Beschädigung leichter wieder instand zu setzen wäre. An Tannen fehlt es längs der russischen Grenze nicht, und die Schlussnägel wachsen in den Wäldern. Mittels solcher Telegs, denen alle Wege gut genug sind, werden die unter dem Namen »Perekladnoï« bekannten Extraposten befördert. Manchmal reißen zwar die Seile, welche das Ganze zusammenhalten, und während der Hinterteil irgendwo ruhig stecken bleibt, kommt nur der Vorderteil des Fuhrwerks bei dem nächsten Station auf zwei Rädern an; aber man ist auch mit dieser Errungenschaft schon zufrieden. Michael Strogoff hätte sich ebenfalls zu einem solchen Teleg bequemen müssen, wenn es ihm nicht gelungen wäre, noch einen Tarantaß aufzutreiben. Es glaube aber Niemand, dass ein derartiges Gefährt auf der obersten Staffel der Wagenbaukunst stehe. Federn z. B. gehen ihm ebenso ab, wie dem Teleg; wegen Mangels an Eisen ist auch bei ihm das Holz nicht gespart; aber seine am Ende jeder Achse acht bis neun Fuß voneinander entfernten Räder sichern ihm wenigstens auf den holperigen und oft sehr unebenen Straßen ein gewisses Gleichgewicht. Ein Schirm schützt die Insassen vor dem aufspritzenden Kot des Weges, eine starke Lederdecke, welche herabgezogen das Gefährt fast hermetisch verschließt, vor dem Sonnenbrand und den nicht seltenen Windstößen im Sommer. Im Übrigen ist der Tarantaß ebenso solide gebaut und leicht reparierbar, wie der Teleg, und andererseits weniger dem Unfall ausgesetzt, einen Teil im Schlamm stecken zu lassen. Michael Strogoff gelang es nur mit großer Mühe, einen solchen Tarantaß aufzufinden; vielleicht gab's in der ganzen Stadt Perm jetzt keinen zweiten mehr. Trotzdem feilschte er der Form wegen bei dessen Einkauf nicht wenig, um seiner Rolle als einfacher Kaufmann Nicolaus Korpanoff auch hier treu zu bleiben. Nadia folgte ihrem Reisegefährten bei seinen Nachsuchungen nach einem Fuhrwerk. Trotz ihres verschiedenen Zweckes hatten doch Beide dieselbe Eile, an das Ziel zu gelangen und demnach baldigst abzureisen. Man könnte sagen, dass sie ein und derselbe Wille drängte. »Schwester, begann Michael Strogoff, ich hätte für Dich gerne eine bequemere Fahrgelegenheit gesucht. – Du sagst das zu mir, Bruder, zu mir, die ich im Notfall auch zu Fuß aufgebrochen wäre, um meinen Vater zu finden. – An Deinem Mut, Nadia, zweifele ich nicht, aber es gibt physische Anstrengungen, denen eine Frau nicht gewachsen ist. – Ich würde sie aber ertragen, welcher Art sie auch seien! entgegnete das junge Mädchen. Wenn Du eine Klage über meine Lippen kommen hörst, so verlass mich und setze Deinen Weg allein fort!« Eine halbe Stunde später standen, nach Vorzeigung des Podaroshna, drei Postpferde vor dem Tarantaß angeschirrt. Diese langhaarigen Tiere ähnelten fast Bären. Sie waren, wie die sibirische Rasse überhaupt, klein, aber feurig. Der Postillion, der Jemschik, hatte sie folgendermaßen angespannt: das eine, etwas größere, stand zwischen einer Gabeldeichsel mit einem Bogen am vorderen Ende, der mit Schellen und Glöckchen behangen war, d. i. der russische »duga«; die beiden andern waren einfach mittels Seilen an das Fußgestell des Tarantaß gekoppelt. Von Zaum und Gebiss keine weitere Spur; als Zügel diente einfache Hanfschnur. Weder Michael Strogoff noch die junge Livländerin führten viel Gepäck mit sich. Die Hauptbedingung der Schnelligkeit, mit der der Eine reisen musste, und die mehr als bescheidenen Mittel der Anderen hatten jede Überlastung mit Collis von vornherein verhindert. Jetzt kam ihnen das sehr zustatten, denn der Tarantaß hätte entweder das Gepäck oder die Reisenden nicht aufnehmen können. Er war, den Postillion ungerechnet, nur für zwei Personen eingerichtet, und Jener hielt sich auf seinem Sitz auch nur wie durch ein Wunder von Gleichgewicht aufrecht. Dieser Jemschik wechselt übrigens bei jedem Station. Der Führer des Tarantaß auf der ersten Strecke war ein geborener Sibirier, gleich seinen Russen, auch nicht minder behaart wie diese und trug die im Übrigen langen Haare über der Stirn viereckig beschnitten, einen breitkrempigen Hut, roten Gürtel und einen Capot mit kreuzweisen Schnüren an Knöpfen mit dem kaiserlichen Abzeichen. Als der Jemschik mit seiner Bespannung ankam, musterte er die Reisenden des Tarantaß erst mit prüfendem Blick. Kein Gepäck! – Aber wo zum Teufel hätte er solches unterbringen wollen? – Magere Aussichten! Er machte eine nicht misszuverstehende Bewegung. »Ein Paar Raben, sagte er halb für sich und unbekümmert darum, ob er verstanden wurde oder nicht, Raben für sechs Kopeken die Werst. – Nein, Adler, antwortete Michael Strogoff, der seinen Postillionsjargon recht wohl verstand, Adler, hörst Du, zu neun Kopeken die Werst, ohne das Trinkgeld!« Ein lustiger Peitschenknall antwortete ihm. Der »Rabe« bedeutet in der Sprache der russischen Postillione den geizigen oder unbemittelten Reisenden, der bei den Bauernstation die Pferde nur mit zwei oder drei Kopeken per Werst bezahlt. Ein »Adler« dagegen ist der Reisende, der auch vor hohen Preisen nicht zurückschreckt und reichlich Trinkgelder wegwirft. Deshalb kann auch der Rabe nicht Anspruch machen, ebenso schnell dahin zu fliegen, wie der König der Vögel. Nadia und Michael Strogoff nahmen sofort ihre Plätze in dem Tarantaß ein. Einiger wenig umfänglicher Proviant, der in den Sitzkästen untergebracht wurde, gewährte ihnen die Sicherheit, auch eine Verzögerung erleiden zu können, wenn sie einmal die durch Fürsorge des Staates wohlversehenen Posthäuser nicht sogleich erreichen sollten. Die Wagendecke wurde übergezogen zum Schutz gegen die unausstehliche Hitze, und gegen Mittag verließ der Tarantaß, von drei schnaubenden Rossen gezogen, Perm, und flog in eine dichte Staubwolke gehüllt dahin. Die Manier, wie der Jemschik seine Pferde im Gang hielt, hätte jedem Reisenden, der nicht geborener Russe oder Sibirier ist, höchlichst verwundern müssen. Das etwas größere Pferd in der Gabel hielt ungestört, wie abschüssig der Weg auch war, einen gestreckten Trab von untadelhafter Regelmäßigkeit ein. Die beiden Seitenpferde schienen eine andere Gangart als Galopp gar nicht zu kennen und sprangen ganz nach Laune nebenher. Der Jemschik schlug sie niemals, sondern trieb sie nur durch den scharfen Knall seiner Peitsche an. Wie viele Schmeichelnamen verschwendete er aber, wenn sie sich als gelehrige und einsichtige Tiere erwiesen, die Namen der Heiligen gar nicht zu rechnen, welche er für sie borgte! Die Schnur, die ihm als Zügel diente, wäre gegenüber den...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.