E-Book, Deutsch, 312 Seiten
Verne 20.000 Meilen unter dem Meer. Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer
2. Auflage 2021
ISBN: 978-3-95870-659-0
Verlag: nexx verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman. nexx classics – WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT
E-Book, Deutsch, 312 Seiten
Reihe: nexx classics - WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT
ISBN: 978-3-95870-659-0
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Kopierschutz: 0 - No protection
- WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT
Jules-Gabriel Verne (1828-1905), war ein französischer Schriftsteller, der in einer Zeit des enormen technischen Fortschritts für die damalige Zeit einzigartig fantasievolle Abenteuer- und Science Fiction-Romane schrieb, die ihn unsterblich machten. Bekannt wurde er vor allem durch seine Romane »Die Reise zum Mittelpunkt der Erde«, »20.000 Meilen unter dem Meer« und »Reise um die Erde in 80 Tagen«. Neben H. G. Wells gilt Jules Verne als einer der Begründer der Science Fiction-Literatur.
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Alles durch Elektrizität
»Hier sehen Sie, mein Herr, sagte der Kapitän Nemo, auf die an den Wänden seines Zimmers hängenden Instrumente hinweisend, den für die Schifffahrt des Nautilus erforderlichen Apparat. Ich habe sie hier, wie im Salon, stets unter den Augen, und sie zeigen mir genau, wo ich inmitten des Ozeans mich befinde, und in welcher Richtung ich fahre. Einige sind Ihnen wohl bekannt, wie Thermometer und Barometer, um die Temperatur und das Gewicht der Luft; das Hygrometer, um die Trockenheit der Atmosphäre zu bestimmen; das Wetterglas, um das Herannahen der Stürme anzukündigen; der Kompass, um mir die Richtung der Fahrt; der Sextant, um durch die Sonnenhöhe den Breitegrad zu zeigen; das Chronometer, um die Länge zu berechnen; und endlich die Fernröhre für Tag und Nacht, die mir dienen, um den Horizont an allen Punkten zu durchforschen, wann der Nautilus sich an der Oberfläche befindet.
– Das sind die gewöhnlichen, dem Seefahrer nötigen Instrumente, erwiderte ich, und ich kenne ihren Gebrauch. Aber da sind andere, die dienen ohne Zweifel den besonderen Bedürfnissen des Nautilus. Dies Zifferblatt mit dem beweglichen umlaufenden Zeiger ist wohl ein Manometer?
– Ja wohl, ein Manometer. Mit dem Wasser in Verbindung gebracht, zeigt es den äußeren Druck desselben an, und dadurch die Tiefe, worin sich das Fahrzeug befindet.
– Und das ist eine neue Art von Sonde?
– Thermometrische Sonden, welche die Temperatur der verschiedenen Luftschichten angeben.
– Und diese Instrumente, deren Gebrauch mir völlig unbekannt ist?
– Hier, Herr Professor, muss ich Ihnen einige Erklärungen geben, sagte der Kapitän Nemo. Belieben Sie mich anzuhören.«
Nach einer kleinen Pause sprach er: »Es gibt einen starken, folgsamen, raschen, willigen, zu allen dienlichen Agenten, der an meinem Bord herrscht. Er leistet mir alles, beleuchtet, erwärmt, ist die Seele meiner mechanischen Werkzeuge. Dieser Agent ist die Elektrizität.
– Die Elektrizität! rief ich etwas überrascht.
– Ja, mein Herr.
– Sie haben jedoch, Kapitän, eine außerordentliche Schnelligkeit der Bewegungen, welche zu der Kraft der Elektrizität wenig stimmen. Bisher ist ihre dynamische Kraft sehr beschränkt geblieben und hat nur geringe Wirkungen hervorzubringen vermocht!
– Herr Professor, erwiderte der Kapitän Nemo, meine Elektrizität ist nicht die, welche Jedermann kennt; und das ist Alles, was Sie mir Ihnen davon zu sagen gestatten wollen.
– Ich will Ihnen nicht zusetzen, mein Herr, und mich begnügen, über ein solches Ergebnis sehr zu staunen. Eine einzige Frage jedoch erlauben Sie mir, welche Sie, wenn Sie dieselbe unbescheiden finden, nicht zu beantworten brauchen. Die Elemente, welche Sie verwenden, um diesen wunderbaren Agenten hervorzubringen, müssen sich doch bald verbrauchen. Wie ersetzen Sie z. B. Zink, da Sie ohne Verbindung mit der Erde sind?
– Ich will Ihre Frage beantworten, erwiderte der Kapitän Nemo. Fürs Erste will ich Ihnen sagen, dass es auf dem Grund des Meeres Zink-, Eisen-, Silber-, Gold-Minen gibt, deren Ausbeutung gewiss sehr ausführbar wäre. Aber ich habe von diesen Metallen der Erde nichts entliehen, und von dem Meer selbst die Mittel für Erzeugung meiner Elektrizität gewinnen wollen.
– Von dem Meer?
– Ja, Herr Professor, und an Mitteln fehlt's da nicht. Ich hätte zwar, indem ich Drähte aus verschiedenen Tiefen mit einander in Verbindung setzte, Elektrizität aus der Verschiedenheit der Temperaturen erzielen können, aber ich zog ein praktischeres System vor.
– Und welches?
– Sie kennen die Bestandteile des Meerwassers. Von tausend Gramm sind sechsundneunzig und ein halb hundert Teile Wasser, etwa zwei und zwei Drittel Chlorsodium; sodann in geringer Quantität Chlor-Magnesium und salzsaures Kali, Brom-Magnesium, schwefelsaures Magnesium, schwefelsaurer und kohlensaurer Kalk. Sie sehen also, dass Chlorsodium in ansehnlichem Verhältnis sich dabei befindet. Dieses Sodium nun ziehe ich aus dem Wasser und bereite daraus meine Elemente.
– Sodium?
– Ja, mein Herr. Mit Merkur vermischt, bildet es ein Amalgam, welches bei den Bunsen'schen Elementen das Zink ersetzt. Merkur verbraucht sich nie; nur das Sodium wird verzehrt, und dieses gewinne ich aus dem Meer unmittelbar. Ich bemerke Ihnen weiter, dass die Sodiumsäulen für weit energischer anzusehen sind, und dass ihre elektrische Bewegkraft doppelt so stark ist als bei den Zinksäulen. – Ich begreife wohl, Kapitän, die Vortrefflichkeit des Sodiums in den Verhältnissen, worin Sie sich befinden. Das Meer enthält es. Gut. Aber man muss es fabrizieren, herausziehen. Wie bewerkstelligen Sie das? Ihre Säulen könnten offenbar dazu dienen; aber irre ich nicht, so würde der für den elektrischen Apparat erforderliche Aufwand von ...
– Die gewonnene Quantität überwiegen. Es würde dann der Fall eintreten, dass Sie für die Erzeugung desselben mehr verbrauchten, als Sie dadurch erzeugen!
– Herr Professor, ich gewinne es auch nicht mittelst der Säule, und verwende ganz einfach die Wärme der Steinkohle.
– Steinkohle? sagte ich bedeutsam.
– Sagen wir Meerkohle, wenn Sie wollen, erwiderte der Kapitän Nemo.
– Und Sie können unterseeische Kohlenminen ausbeuten?
– Herr Arronax, Sie sollen sehen, wie ich's anfange. Ich bitte nur um ein wenig Geduld, denn Sie haben ja Zeit es geduldig abzuwarten. Behalten Sie nur im Sinn: Dem Meer verdank' ich Alles: es verschafft die Elektrizität, und diese gewährt dem Nautilus Wärme, Licht, Bewegung, kurz sein Leben.
– Aber doch nicht die Luft, welche Sie einatmen?
– Oh! Ich könnte die zu meinem Verbrauch nötige Luft fabrizieren, aber es ist nicht nötig, weil ich, wenn's mir beliebt, an die Oberfläche des Meeres aufsteigen kann. Jedoch, kann mir auch die Elektrizität nicht die zum Einatmen erforderliche Luft liefern, so treibt sie wenigstens gewaltige Pumpen, welche sie in besondere Behälter einpressen, wodurch ich in den Stand gesetzt bin, meinen Aufenthalt in der Tiefe nach Bedürfnis oder nach Belieben zu verlängern.
– Kapitän, erwiderte ich, ich kann nur bewundern. Offenbar haben Sie bereits gefunden, was die Menschen auch einmal auffinden werden, die wahre dynamische Kraft der Elektrizität.
– Ich weiß nicht, ob sie dieselbe entdecken werden, erwiderte kalt der Kapitän Nemo. Wie dem aber auch sein mag. Sie kennen bereits die erste Anwendung, welche ich von diesem schätzbaren Agenten gemacht habe. Er leuchtet uns so gleichmäßig und andauernd, wie das Sonnenlicht nicht. Jetzt, sehen Sie diese Uhr; sie ist elektrisch, und geht so regelmäßig, wie die besten Chronometer. Ich habe sie, wie die italienischen Uhren in vierundzwanzig Stunden geteilt, denn für mich existiert weder Nacht noch Tag, noch Sonnen- oder Mondlicht, vielmehr nur dieses künstlich erzeugte Licht, welches ich bis auf den Meeresgrund mit mir nehme! Sehen Sie, in diesem Augenblick ist's zehn Uhr vormittags. – Ganz richtig.
– Eine andere Anwendung der Elektrizität. Dieses Zifferblatt vor unseren Augen gibt mir die Schnelligkeit des Nautilus an. Ein elektrischer Draht bringt es in Verbindung mit der Schraube des Log, und sein Zeiger gibt mir die wirkliche Geschwindigkeit des Fahrzeugs an. Und, sehen Sie, in diesem Augenblick fahren wir mit der mäßigen Geschwindigkeit von fünfzehn Meilen die Stunde.
– Es ist wunderbar, erwiderte ich, und ich sehe wohl, Kapitän, dass Sie Grund hatten, diesen Agenten zu gebrauchen, dem es bestimmt ist, Wind, Wasser und Dampf zu ersetzen.
– Wir sind noch nicht fertig, Herr Arronax, sagte der Kapitän Nemo, indem er aufstand, und wenn's Ihnen beliebt, mich zu begleiten, wollen wir den hinteren Teil des Nautilus auch besichtigen.«
In der Tat kannte ich jetzt den ganzen vorderen Teil des unterseeischen Bootes, welches von der Mitte aus nach vorne genau folgendermaßen eingeteilt war: der Speisesaal fünf Meter groß, von der Bibliothek durch eine wasserdichte Scheidewand getrennt, so dass kein Wasser eindringen konnte; die Bibliothek war fünf Meter groß, der Hauptsalon zehn Meter vom Zimmer des Kapitäns, welches fünf Meter maß, durch eine abermalige wasserdichte Wand geschieden; das meinige von zwei und einem halben Meter; und endlich ein Luftbehälter, sieben und ein halb Meter groß, erstreckte sich bis zum Hintersteven. Das machte im Ganzen fünfunddreißig Meter Länge aus. Die wasserdichten Scheidewände mit hermetischem Verschluss gewährten an Bord des Nautilus völlige Sicherheit, im Fall ein Leck sich ergab.
Ich begleitete den Kapitän Nemo durch die Gänge des vorderen Teils bis zum Mittelpunkt des Schiffs. Hier befand sich, zwischen zwei wasserdichten Wänden eine Art Schacht, in welchem eine an der Wand befestigte eiserne Leiter zur Mündung führte. Ich fragte den Kapitän, wozu diese Leiter diene.
»Sie endigt beim Boot, war die Antwort.
– Wie? Sie haben ein Boot? versetzte ich etwas erstaunt.
– Allerdings. Ein treffliches Fahrzeug, leicht und ohne unterzusinken, das uns zur Spazierfahrt und zum Fischen dient.
– Aber dann müssen Sie zum Einsteigen sich auf der Meeresoberfläche befinden?
– Keineswegs. Dieses Boot ist am oberen Teil des Schiffsrumpfes in einer für dasselbe hergerichteten Aushöhlung befestigt. Es ist ganz mit Verdeck versehen, durchaus wasserdicht und mit soliden Bolzen gefügt. Diese Leiter nun führt zu einer im Rumpf des Nautilus angebrachten Öffnung, welche mit einer gleichen in der Seite des Bootes in Verbindung steht, so dass ich durch diese doppelte Öffnung in das Fahrzeug gelange. Dann schließt man wieder die des Nautilus, und ich schließe hinter mir die des Bootes...




