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Vennemann Maddrax - Folge 383
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7325-0226-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Der Mann, der nicht sterben konnte
E-Book, Deutsch, Band 383, 64 Seiten
Reihe: Maddrax
ISBN: 978-3-7325-0226-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Lange war nicht klar, wo Professor Dr. Smythe - oder vielmehr der Roboter mit dessen Seele - nach dem Kampf in Waashton abgeblieben war. Jetzt hat er Matt und Aruula eingeholt und greift sie an - mit verheerenden Folgen für Matthew Drax, die seine komplette bisherige Existenz in Frage stellen. Nicht zum ersten Mal wird der Mann, der scheinbar nicht sterben kann und der immer wieder seinen Weg kreuzt, zu seiner ganz persönlichen Apokalypse ...
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Von der Wucht des Treffers aus Crows Laserblaster zurückgeworfen, stürzte Jacob zwischen die Säulen des kleinen Amphitheaters, in das sich der Kampf zwischen ihnen verlagert hatte. Minutenlang waren sie sich auf Augenhöhe begegnet, hatten sich gegenseitig mit all ihren Waffen beharkt, Deckung gesucht und Taktiken ersonnen. Ihre künstlichen Körper und robotischen Denkroutinen hatten in Sekundenschnelle die nächsten Aktionen berechnet. Jacob sah sich dadurch im Vorteil, die Tarnkappe einzusetzen, ein fortschrittliches technologisches Gerät, das er in einem von Matthew Drax erbeuteten Rucksack gefunden hatte. Es machte ihn für menschliche Augen quasi unsichtbar, aber Crow schien eine Möglichkeit gefunden zu haben, ihn trotz der fehlenden optischen Eindrücke orten zu können. Möglicherweise scannte er die Umgebung nach elektromagnetischer Aktivität. Die konnte Jacob trotz Tarnkappe nicht verbergen. Verbissen versuchte er dennoch, Crow einen kritischen Treffer beizubringen. Der General war zwar nur ein Sekundärziel bei der Eroberung von Waashton, musste aber dennoch ausgeschaltet werden. Ich muss an ihm vorbei, wenn ich Drax erwischen will!, interpretierte er die sekündlich aktualisierte Prioritätenliste seiner Aktionen. Dass Crow und er sich aus dem Schlachtengetümmel auf dem Friedhof abgesetzt hatten, war einem einfachen Grund geschuldet: Matthew Drax und seine Mitstreiter benutzten im Kampf Mikrowellen-Strahler, die mit gezielt abgefeuerten EMPs jede elektrische Aktivität blockierten. Nur wenige gezielte Treffer würden sowohl ihn als auch Crow lahmlegen. Letzteres käme ihm gelegen – Ersteres hingegen überhaupt nicht. Noch immer lag Jacob auf dem Boden zwischen den Säulen. Sein Staubmantel hing in Fetzen und schwelte an einigen Stellen vor sich hin, die potenziellen Brandherde erloschen aber bald wieder. Crows Treffer mit dem hochenergetischen Blaster war nicht ohne Folgen geblieben, das meldeten Jacobs interne Sensoren. Die Lasersalve war in seinen unteren rechten Bauchraum eingedrungen und hatte sowohl die schützende künstliche Haut als auch die darunter liegenden Mechaniken und Schaltkreise beschädigt. Der Anblick der aufgerissenen Bauchdecke musste auf jeden Nicht-Künstlichen gespenstisch wirken. Jacob war wieder einmal froh über seine Existenz als Roboter. Als Mensch wäre er längst tot, gestorben unter unendlichen Qualen, mit zerfetzten inneren Organen. Irreparabel geschädigt. Das Diagnoseprogramm lieferte erste Ergebnisse. Die gute Nachricht war, dass sein Gedächtnis- und Bewusstseinsspeicher keinerlei Schaden genommen hatte. Auch die Tarnkappe war von dem Treffer verschont geblieben. Er war weiterhin unsichtbar. Was seine motorischen Fähigkeiten anbelangte … da sah es etwas weniger rosig aus. Der Schuss hatte die Datenleitungen zu seinem rechten Bein verschmort, die Mikromotoren konnten nicht mehr angesteuert werden und es gab keine sensorischen Rückmeldungen aus diesem Bereich seines Systems. Auch die Torsionsmechanik, die ihm erlaubte, seinen Oberkörper unabhängig von seinem Unterleib nach links und rechts zu drehen, war nicht mehr in Funktion. Das waren gleich zwei wichtige Systeme, auf die er im Kampf keinesfalls verzichten konnte. Mühsam versuchte Jacob, sich aufzurichten. Er sondierte die Umgebung, war jederzeit bereit, sich wieder fallen zu lassen, sollte Crow in sein Blick- und Schussfeld gelangen. Eine Subroutine schlug vor, die Emotion Zorn in den aktiven Speicher zu laden, und Jacob stimmte mit einem stummen Befehl zu. Seine künstlichen Stimmbänder stießen ein Knurren aus, seine Kiefer mahlten in unregelmäßigen Bewegungen. Alle restliche Energie leitete er in die noch funktionierenden motorischen Systeme. Ruckhaft kam er in den Stand. Ich muss hier weg!, erkannte er. Wenn Crow mich noch einmal erwischt, war’s das mit meinem zweiten Leben. Er orientierte sich und rief den von ihm selbst erstellten Plan der Kanalisation von Waashton auf. Der nächste Einstieg war ein paar hundert Meter entfernt, aber die konnte er humpelnd zurücklegen. Alles, was er brauchte, war ein bisschen Zeit und genügend Deckung. Die Tunnel der Guule unter dem Friedhof waren ihm noch nicht zur Gänze bekannt. In seinem angeschlagenen Zustand wollte er den Leichenfressern ohnehin nicht begegnen. Was würden sie wohl sagen, wenn sich ihr Anführer aus der Schlacht zurückzog, während sie weiterkämpfen sollten, bis zum letzten Mann, wie er es ihnen befohlen hatte? Nein, er musste darauf hoffen, dass Crow ihn nicht verfolgte und die Tarnkappe so lange funktionierte, bis er in Sicherheit war. Jacob humpelte, das steife Bein hinter sich herziehend, in Richtung des Kanaldeckels, der sich inmitten einer der geteerten Straßen des Friedhofs befand. Im Schutz von Baumstämmen und Mausoleen erreichte er sein Ziel, von allen unbehelligt. Während er den Gullydeckel zur Seite hievte, ertönten weitere Explosionen aus der Richtung des Amphitheaters. „Ich hoffe, Drax gibt dir den Rest, Crow!“, knurrte Jacob. Die Möglichkeit, dass Crow im Gegenzug Matthew Drax erledigte, konnte er zwar nicht ausschließen, aber er wünschte es sich nicht. Die Rache an Drax war das, was auf seiner Prioritätenliste ganz oben stand. Egal, wie oft er sie auch mit einem Update versah. Nicht heute, dachte Jacob, während er mühsam hinab in die Dunkelheit kletterte und den Deckel wieder an seine Position zog. Nicht heute. Aber bald! Und vielleicht schlage ich dich dann mit deinen eigenen Waffen. Dabei fuhr er unbewusst mit der Hand über seine Manteltasche, in der der stabförmige Gegenstand steckte, den Drax während des Gefechts auf dem Friedhof verloren und den Jacob sich geholt hatte … Den Weg zurück zum Weißen Haus, in dem sein Versteck lag, beschwerlich zu nennen, wäre die Untertreibung des 26. Jahrhunderts gewesen. Jacob schleppte sich durch brackiges Wasser in halb eingestürzten Kanälen und musste darauf achten, tunlichst keine Feuchtigkeit in seine offen liegenden Systeme eindringen zu lassen. Mit seinen Einschränkungen kam er ohnehin nicht besonders schnell voran. Unterwegs musste er sich zweimal vor einer Gruppe Guule verstecken. Beim ersten Mal handelte es sich um einen Trupp, der offenbar vom Schlachtfeld beim Friedhof zurück zur Zisterne floh, wo Jacob vor wenigen Tagen die erste Sippe auf seine Seite gezogen hatte. Die Leichenfresser rannten panisch an ihm vorbei, während er sich trotz der Tarnkappe in eine Nische drückte. Die zweite Begegnung fand statt, als Jacob schon fast die Kellerräume des Weißen Hauses erreicht hatte. Seit seiner Flucht vom Amphitheater waren inzwischen sechzehn Stunden vergangen. Die Guule ließen keinen Zweifel daran, weswegen sie hier waren. Jacob wich zurück, als er die knochigen Leichenfresser die Treppe aus dem Erdgeschoss des aufgelassenen und baufälligen Präsidentensitzes herunterkommen hörte. „Ich habe euch doch gesagt, dass er nicht da ist!“, keifte ein weibliches Exemplar. Mit hängenden Schultern schlurfte es voran in den Tunnel, wo Jacob sich an die Wand gedrückt hatte und keinen Mucks von sich gab. „Der Herr hat uns allein gelassen. Wahrscheinlich war seine Magie doch zu schwach!“ „Aber er konnte von einem Augenblick auf den anderen verschwinden!“, wandte ein anderer Guul ein. Er war kleiner und jünger. Ein männliches Exemplar. „Niemand sonst konnte das! Seine Macht war unbegrenzt!“ Die Guul-Frau drehte sich um und deutete mit ausgefahrenen Krallen auf den Jungen. „Und warum sind wir dann nicht siegreich gewesen? Er hat uns Fleisch und die Herrschaft über die Stadt versprochen! Was haben wir bekommen? Tod und Leid! Ja, über mangelndes Fleisch können wir uns nicht beklagen, aber viele von uns sind nicht mehr übrig, um es zu genießen!“ Sie stieß ein schleimiges Husten aus. „Es ist wie immer: Wir sind auf uns allein gestellt. Und in Zukunft können wir niemandem mehr vertrauen. Wir können nur hoffen, dass die neuen Herren der Stadt gnädig mit uns sind und uns nicht vollständig ausrotten. Aber wenn wir den Herrn in die Finger bekommen, werde ich ihn mit Freuden zerreißen. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“ Sie wandte sich grummelnd um, stapfte an Jacob vorbei in den Kanal und wartete nicht auf ihre Artgenossen. Inzwischen hatte ein dritter Guul den Zugang zum Tunnel erreicht und sah der Davoneilenden mit offenem Mund hinterher. „Was hat die denn jetzt?“, fragte er den Jüngeren. „Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich sagen: Hunger. Aber das kann nicht sein. Sie hat sich an den unzähligen Opfern des Kampfes genauso satt gegessen wie jeder von uns.“ „Hunger ist unser geringstes Problem“, meinte der andere. „Soll ich blieben und darauf warten, dass der Herr hier vorbeikommt?“ Der Junge schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass das etwas nützt“, meinte er traurig. „Der Herr ist nicht mehr da. Wir sind auf uns allein gestellt.“ Noch einmal sahen die beiden Guule zurück zur Treppe, ob sich nicht doch etwas über ihnen regte, dann folgten sie ihrer Anführerin. Jacob wartete, bis sie außer Sichtweite waren, und schlich hinauf in das Obergeschoss, in dem er seine wenigen Habseligkeiten aufbewahrte. „Einfältige Biester!“, knurrte er leise. „Anstatt sich zurückzuziehen und ihre Wunden zu lecken, versuchen sie mich zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen. Für wen halten die sich?“ Kaum hatte er das Zimmer erreicht, ließ er sich zu Boden sinken. Seine Energiereserven waren fast...