Vennemann | Maddrax - Folge 342 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 342, 64 Seiten

Reihe: Maddrax

Vennemann Maddrax - Folge 342

Höhen und Tiefen
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8387-2701-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Höhen und Tiefen

E-Book, Deutsch, Band 342, 64 Seiten

Reihe: Maddrax

ISBN: 978-3-8387-2701-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Der Todesrochen Boráan ist ein mächtiges Werkzeug im Kampf gegen den Archivar - und vielleicht eine Möglichkeit, bis zum marsianischen Raumschiff AKINA zu gelangen, das im Orbit kreist. In Raumanzüge gekleidet, wollen Matt und Xij den Vorstoß in höchste Höhen riskieren. Gleichzeitig taumelt Aruula einem neuen Tiefpunkt entgegen: Gerade erst von Samugaar gerettet, stellt sie fest, dass sie von Nanobots befallen ist, die nach anfänglicher Hilfe zum Fluch werden. Wie lange dauert es, bis auch sie, innerlich von den Mikro-Robots zerfressen, zu einer tödlichen Gefahr für alles Leben wird?

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Für einen Moment hatte sie das Gefühl zu fallen. Matthew rutschte aus ihrem Gesichtsfeld. Er hatte die Augen weit aufgerissen und schrie etwas. Xij nahm es wie in Zeitlupe wahr: die verzerrte Miene ihres Gefährten, den Speichel, der von seinem Mund flockte, die Hand, die er vergeblich nach ihr ausstreckte. Ihre eigene Hand löste sich von der Schwinge des Flugrochens, ihr Körper hatte keinen Kontakt mehr zu dessen kalter Haut. Dann lief wieder alles in der richtigen Geschwindigkeit ab. Ihr Kopf kippte nach hinten, als etwas sie im Rücken traf und wieder nach vorn auf den breiten Rücken Boráans schleuderte. Der Aufprall trieb ihr die Luft aus den Lungen; ihr wurde schwarz vor Augen. Xij spürte, wie Matt sie am Ärmel fasste und festhielt. Als sich ihr Blick wieder klärte, war es, als wäre nie etwas passiert. Sie lag bäuchlings auf Boráans halb künstlichem, halb organischen Rücken. Matthew hielt sie fest. Rechts und links bewegten sich die breiten Flossenschwingen des Rochens langsam auf und ab. Das Tier glitt ruhig dahin. Der Wind rauschte in ihren Ohren. Vorsichtig richtete sie sich auf, kam in die Knie. „Was zur Hölle …?“ Sie rieb sich die schmerzende Stelle in ihrem Rücken. Was hatte sie dort getroffen? Ein plötzliches Fauchen links neben ihr und Boráans breites Schwanzende, das wie eine Peitsche seitlich an ihr vorbei schnellte, beantwortete ihre Frage: Als sie nach hinten gerutscht war und vom Rochen zu stürzen drohte, hatte Boráan seinen Schwanz nach vorn gerissen und sie damit abgefangen. Glücklicherweise mit der flachen Seite, nicht mit dem tödlichen Stachel, in dem sie auslief. „Verdammt, das war richtig knapp!“, murmelte Matt und rieb sich das Kinn. Rote Striemen in seinen Handflächen zeugten davon, wie sehr er sich an den Zügeln hatte festklammern müssen. „Diese Daa’murin hat an alles gedacht, nur nicht an Sicherheitsgurte …“ „Was war das?“ Xij kroch hinüber zu dem Bedienfeld im Rücken des Tieres, mit dem sie sich schon den ganzen Flug über vertraut machte. Es war, so unglaublich das auch klang, gezüchtet worden wie der ganze Rochen – aus einem Kristall, der die halb organische Substanz produzierte. Wie die Daa’muren das Wachstum so genau regeln konnten, hatte sie noch nicht herausfinden können. Aber das Material hatte eine gewisse Ähnlichkeit zur Bionetik der Hydriten. Vielleicht hatten die Daa’muren sich deren Technik irgendwann angeeignet und verfeinert. „Es hat sich angefühlt, als wären wir von einer Welle getroffen worden“, fuhr Xij fort. „Das kann doch unmöglich nur der Wind gewesen sein!“ „Boráan hat eine ziemlich breite Angriffsfläche für solche Böen“, gab Matt zurück. Er schien immer noch nicht herausgefunden zu haben, wie er sich am besten hinsetzen sollte. Im Schneidersitz? Auf die Knie gestützt? Oder wie ein Reiter in einem sehr breiten Sattel? In punkto Komfort war ihr Flugwesen nicht gerade mit einer Sonderausstattung gesegnet. Das kommt davon, wenn man sich einen Jahresrochen zulegt, ging es Xij Hamlet durch den Kopf und sie musste trotz des gerade überstandenen Schreckens grinsen. „Willst du damit sagen, unser Rochen wäre fett?“, witzelte sie und tätschelte den Rücken des Tieres. Sie studierte die Anzeigen der Tastfelder und versuchte so etwas wie einen Seitenlagenstabilisator zu finden. Es durfte doch nicht sein, dass Boráan sich von so ein bisschen Wind dermaßen aus dem Gleichgewicht bringen ließ. Sie drückte auf ein paar halborganische Tasten und die Flossen des Rochens kräuselten sich in einer Wellenbewegung, während sie leicht auf und ab gingen. Vielleicht brachte das ein wenig mehr Sicherheit. „Hast du was umgestellt?“ Matt lenkte ihr Flugtier in eine leichte Linkskurve, drehte dann nach rechts zurück, bis er wieder auf Kurs war. „Er fühlt sich irgendwie … schwammiger in der Steuerung an.“ Xij zuckte mit den Achseln. „Ich muss die Einstellungen alle mal durchprobieren, wenn ich daraus lernen will. Jetzt, wo uns Ira endlich auch alleine fliegen lässt.“ Matthew legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Du hast recht. Wir müssen Boráans Fähigkeiten in- und auswendig kennen, wenn wir mit seiner Hilfe das Mondshuttle und den Archivar ausfindig machen wollen. Wenn es zu einer Konfrontation kommen sollte …“ Er ließ den Rest seiner Befürchtung unausgesprochen. Natürlich würde es schwer sein, gegen ein Shuttle anzutreten. Xij lächelte zärtlich und legte ihre Hand auf seine, strich sanft über seine Finger. „Eins nach dem anderen. Erst müssen wir Canduly Castle erreichen, und dann …“ „Ja“, unterbrach Matthew sie. Sein Blick ging in eine unbestimmte Ferne. „Sir Leonard …“ Er seufzte den Namen. Xij wusste, was er damit meinte. Ihre Rückkehr zu Rulfans Burg und dem Hort des Wissens war diesmal keine, die mit Wiedersehensfreude einhergehen würde. Schließlich mussten sie einem alten Freund mitteilen, dass sein Vater nicht mehr unter den Lebenden weilte … Der weitere Flug gestaltete sich weniger turbulent als erwartet. Xij probierte weitere Einstellungen an Boráan aus, die sich mal mehr, mal weniger auf die Flugstabilität des Rochens auswirkten. Obwohl die Daa’murin Gal’hal’ira, der Boráan gehörte, sie beide abwechselnd unterrichtet hatte, während jeweils der Dritte im Bunde den Amphibienpanzer am Boden lenkte, würde es sicher noch eine ganze Weile dauern, bis sie sich eingeprägt hatten, welche Parameter bei welcher Witterung und Flughöhe die jeweils richtigen waren. Als sie Britana überflogen hatten und scootisches Territorium erreichten, dämmerte es bereits. Dichter Nebel wallte über dem Land, verlieh ihm einen gespenstischen Anstrich. Matthew kniff die Augen zusammen, um weiter in die Ferne schauen zu können. Im schwindenden Licht war es gar nicht so einfach, bekannte Landmarken zu erkennen, die ihnen den Weg nach Canduly Castle weisen würden. Schließlich aber erblickte er eine Straßenkreuzung, an der ein charakteristisch geformter Findling stand, sodass er wusste, welche Richtung er einschlagen musste. Unten versuchte Gal’hal’ira, die sie kurz „Ira“ nannten, an Bord von PROTO ihr Tempo mitzuhalten. Sie hatten mit der Daa’murin, die sie bei ihrem Abenteuer in Salisbury getroffen hatten, die Transportmittel getauscht.1) Matt und Xij brauchten ein Fluggerät, um das marsianische Shuttle und damit den Archivar aufzuspüren, der in Mexiko ein versiegeltes Tor in den zeitlosen Raum öffnen wollte – das war es zumindest, was Matt anhand von Fakten, Erkenntnissen und Vermutungen zu wissen glaubte. Außerdem war der orangefarbene Mistkerl verantwortlich für Aruulas Tod bei Canduly Castle. Es nahm Matthew sehr mit, dass er sich mit der Barbarin und langjährigen Gefährtin nicht mehr hatte treffen können, um „reinen Tisch“ zu machen. So vieles war unausgesprochen geblieben. Und die Schuld, die er auf sich genommen hatte, als er Aruula in seiner Verzweiflung über Anns Tod verstieß, war nicht getilgt. Boráan, der Todesrochen der extrovertierten Daa’murin, war bestens für die Suche aus großen Höhen geeignet. Im Gegenzug wollte Ira mit dem Amphibienpanzer zum Kratersee aufbrechen, um dort nach anderen Daa’muren zu fahnden, die nach dem Abflug des Wandlers vielleicht auf der Erde geblieben waren. Sie hatte mit Interesse von Grao’sil’aana gehört und wollte ihn unbedingt treffen. Der Kratersee – ein neues Meer, das der Komet im Jahr 2012 auf Höhe des Baikalsees in die Erde gestanzt hatte – schien ihr geeignet, mit der Suche zu beginnen. Aber zuerst hatte sie Matt und Xij nach Scootland begleitet, um auf dem Weg dorthin ihr Wissen über die Handhabung Boráans mit ihnen zu teilen und selbst in die Bedienung PROTOs eingewiesen zu werden. Vorgestern nun hatte Ira ihre beiden „Schüler“ erstmalig allein auf Boráan fliegen lassen. Sie kamen inzwischen so gut mit dem Todesrochen zurecht, dass die Daa’murin heute Morgen verlauten ließ, ihnen nichts mehr beibringen zu können. Matt hielt das zwar für untertrieben – die letzten Feinheiten der Bedienelemente hatten weder er noch Xij im Griff –, aber er merkte auch, dass Ira aus einem anderen Grund den Abschied forcierte. Sie wollte sich anscheinend nicht auf Canduly Castle blicken lassen. Was ihn wunderte, denn normalerweise gab sich die Daa’murin nicht so kontaktscheu. „Der Panzer hat neben dem Wegstein angehalten!“, rief Xij und holte ihn in die Wirklichkeit zurück. „Ich glaube, Ira will etwas von uns. Sie steht in der oberen Luke und winkt.“ Funkkontakt hatten sie nicht; Boráan verfügte zwar über eine Art organische Technik, doch ein Funkgerät gehörte nicht dazu. So mussten sie sich auf Sicht verständigen. Matt nickte und ging tiefer. Das ließ sich auch allein mit den Zügeln bewerkstelligen. „Ich schätze mal, der Zeitpunkt ist gekommen, Lebwohl zu sagen“, fuhr Xij fort. „Ira scheint endlich zum Kratersee abdüsen zu wollen.“ Er landete Boráan etwas abseits des großen Wegsteins. Sie rutschten von seinem Rücken und schritten zu dem schweren Panzerwagen hinüber, mit dem man sich auch schwimmend und am Grund eines nicht allzu tiefen Meeres fortbewegen konnte. Die Nordsee sollte in dieser Hinsicht kein Problem darstellen. In der Tat drängte Ira darauf, den weiteren Weg nun allein fortzusetzen. Sie beherrschte PROTO inzwischen fast perfekt; viel besser, als man es von Matt und Xij bei Boráan behaupten...



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