Buch, Deutsch, Band 1, 90 Seiten, ENGLBR, Format (B × H): 144 mm x 202 mm, Gewicht: 132 g
Materialien zur Kulturgeschichte der Stadt München
Buch, Deutsch, Band 1, 90 Seiten, ENGLBR, Format (B × H): 144 mm x 202 mm, Gewicht: 132 g
Reihe: Materialien zur Kulturgeschichte der Stadt München
ISBN: 978-3-943866-15-5
Verlag: Schiermeier, Franz
Die Materialien zur Kulturgeschichte der Stadt München werden herausgegeben von Klaus Bäumler. Die beiden ersten Bände stellen zwei Texte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts vor, die einen wesentlichen Beitrag darstellen für das Verständnis zur Geschichte der Stadt München: Jakob von Bauer: Ästhetische Rundschau über die Stadt München, eine Erwiderung auf die Bauvorhaben und Investitionen zur Zeit von König Ludwig I. Und einen Text des kgl. Kämmerers Henri de Vaublanc, in dem er im Auftrag König Maximilians II. Vorschläge zur Verschönerung der Stadt München zusammenfasst mit detaillierten Antworten des damaligen Bürgermeisters Jakob von Bauer.
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1853 beginnt in Paris die Ära des Baron Haussmann. Erstmals wird die Stadt in ihrer Gesamtheit wahrgenommen. Das ist die Besonderheit des französischen Städtebaus dieser Epoche, der sich nicht nur auf Architektur beschränkt, sondern auch die Einrichtungen der kommunalen Infrastruktur (Verkehrsplanung, Grünplanung und Stadthygiene) umfasst. Der Einfluss dieser neuen Sicht auf die Stadt läßt sich in der Münchner Stadtplanung Mitte des 19. Jahrhunderts in der Ära von König Max II. durch seine Kabinettsakten im Geheimen Hausarchiv der Wittelsbacher nachweisen.Im Auftrag von König Max II. erarbeitet der königliche Kämmerer Vicomte Henri de Vaublanc, der in engem Kontakt zu führenden Architekten in Frankreich steht, „Vorschläge zur Verschönerung Münchens“ mit dem Ziel, „die für unsere Civilisations-Epoche erforderlichen Verschönerungen in der Hauptstadt einzuführen“, um auch München „zu einem Anziehungspunkt für Fremde und einen Ort erhabener Unterhaltung für die Bayern zu machen“. Der einflussreiche Kabinettsekretär des Königs, Franz Seraph Pfistermeister, gibt Jakob von Bauer, dem Bürgermeister der Stadt München, als erfahrenem Kommunalpolitiker vertraulich Gelegenheit, sich zu diesen zukunftsweisenden Ansätzen moderner Stadtplanung und deren Umsetzung in München zu äußern.Sowohl die ausschließlich für Pfistermeister bestimmte Stellungnahme Jakob von Bauers vom Februar 1852 als auch die Vorschläge Vaublancs sind Schlüsseldokumente zur Münchner Stadt-Bau-Kultur-Geschichte des 19. Jahrhunderts. Die Stadt München als „Isar-Metropole“ verdankt den Aktivitäten von König Max II. und Bürgermeister Jakob von Bauer, ihrer Naturverbundenheit und ihrem Engagement für das urbane Grün, insbesondere mit den Maximilians- und Gasteiganlagen und dem Flaucher-Park, einen großräumigen Landschaftspark entlang der Isar, der im europäischen Städtebau Seltenheitswert besitzt. Erstmals zu Jakob von Bauers 225. Geburtstag am 19. Dezember 2012 soll mit der vollständigen Publikation der Gutachten von Vaublancs und Bauer ein Beitrag zur Wertschätzung einer Persönlichkeit geleistet werden, die sich für die Stadt München und ihre Bürgerschaft mit großer Liebe und Tatkraft eingesetzt hat und das persönliche Risiko einer Auseinandersetzung mit der königlichen Administration unter König Ludwig I. nicht scheute. Die Verschönerungspläne für München von König Max II. und Bürgermeister Jakob von Bauer Zum 200. Geburtstag von König Max II. am 28. November 2011 wurden seine bleibenden Verdienste für Kultur, Kunst und Wissenschaft in einem wissenschaftlichen Symposion, veranstaltet von der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie Wissenschaften und der Stiftung Maximilianeum, gewürdigt. Es wurde deutlich, dass Max II. bis heute zu Unrecht im Schatten seines Vaters Ludwig I. steht, der mit seinen „Bildungs-Schlössern“ München zum Isar-Athen umgestaltet hat. Die spektakulären „Traum-Schlösser“ seines Sohnes Ludwig II. verstellen den Blick auf die Aufgeschlossenheit Max II. in sozialen Fragen und auf die von ihm initiierte Förderung von Technik, Industrie und Gewerbe. Mit dem Bau des Glaspalasts setzte er nicht nur wichtige Akzente der Wirtschaftsförderung sondern auch der modernen Glas-Eisen- Architektur. Max II. holte „Nordlichter“ auf vielen Wissensgebieten nach München und förderte so den „Wissenschafts- Standort München“ nachhaltig.In Kunst- und Architekturgeschichte sind die Münchner Bau-Projekte der Ära Max II. unter vielen Aspekten erforscht. Die „Erfindung eines neuen Baustils“, die Bauund Planungsgeschichte des Maximilianeums und der Maximilianstraße sind im allgemeinen Kultur-Bewußtsein fest verankert.3 Wenig beachtet aber ist der prägende Einfluß, den Max II. mit seiner Liebe zur Natur und seinem Engagement für das urbane Grün in vielen Projekten realisiert hat. Vielfach sind seine Ideen erst nach seinem frühen Tod (1864) von dritter Seite verwirklicht worden. Obwohl Max II. mit der Maximilianstraße die Tradition der königlichen Prachtstraßen in München fortführte, setzte er damit einen völlig neuen, eigenständigen Akzent. Er schuf mit dem Brückenschlag über die Isar in Verbindung mit den Grünanlagen um das Maximilianeum („Athenäum“), dem parkartigen Grün von Prater- und Schwindinsel und der lebendig-rauschenden Isar eine bis heute image-prägende Vedute der Stadt München als „Isar-Metropole“. Die Idee, die Stadt zur Isar und ihren Ufern sowie zum Naturraum nach Osten zu öffnen, findet sich bereits im Jahr 1832 im Notizbuch des 21-jährigen Kronprinzen. Dort hält er seine Vision für München fest: „Auf der Isarhöhe bei München einen großen Nationalbau, einen Park, vielleicht auch einen herrlichen neuen Stadtteil mit ganz großartigen Kais anzulegen; die herrlichen Fichtenwälder dahinter möglichst zu erhalten suchen und zu veranlassen, daß neue gepflanzt werden; allenthalben für die Gegenwart und für die Nachwelt zu sorgen.“ Die Liebe zur Natur zieht sich wie ein „grüner Faden“ durch seine Planungen zur Verschönerung der Stadt München. Die Idee der „Stadtplanung in die Natur“ wird von ihm konsequent verfolgt. Es gehört zu den Eigenheiten Max II., dass er nicht nur über künftige Projekte nachdachte, sondern sich darüber hinaus Notizen machte, die bis heute eine wertvolle Quelle der Forschung sind. Bereits als Kronprinz konkretisiert er 1839 sein persönliches städtebauliches Programm für München in zwölf Punkten. Unter dem programmatischen Ansatz „München findet sich ganz besonders zum Fluss hingezogen.“ entwickelt er die Idee der Öffnung der Stadt zur Isar in der Achse des Max-Joseph-Platzes. Dass sich der Kronprinz auch persönlich zur Isar hingezogen fühlte und dies von der Münchner Bürgerschaft wahrgenommen und gewürdigt wurde, beweist eine Erinnerungstafel, die 1845 an der legendären Wirtschaft „Grüner Baum“ – etwa in Höhe der heutigen Lukaskirche – angebracht war: „Seine königliche Hoheit Maximilian, Kronprinz von Bayern, ist der erste k. b. Prinz, welcher auf der Isar, aus dem schönen Oberlande kommend, im Grünen Baum landete, am 14. September 1839.“ Ein Gesamtüberblick über die städtebaulichen, künstlerischen, wissenschaftlichen und literarischen Ideen von König Max II. in der Zeit von 1848–1853 ist durch seinen Kabinettssekretär Pfistermeister überliefert, der diese instruktive Zusammenstellung aus den Kabinettsakten exzerpierte. Die Verschönerung der Residenzstadt mit Alleen, Boulevards und Grünanlagen will Max II. durchsetzen, als er im Jahr 1848 die Nachfolge seines Vaters antritt. Dabei richtet er seinen Blick auf die ganze Stadt und versucht erstmals im 19. Jahrhundert eine Art Stadtentwicklungsplan für die Gesamtstadt aufzustellen, durch den die Grenzen der Stadterweiterung festgelegt werden sollen. Zur Verwirklichung dieses Zieles beauftragt er 1853 den königlichpreussischen Gartendirektor Peter Joseph Lenné mit der Erstellung eines „Schmuck- und Grenzzügeplans“ für München, in welchem das Stadtgrün wesentlicher Bestandteil der Planung sein wird. Aus heutiger Sicht kann der von Lenné zu Beginn des Jahres 1854 vorgelegte Plan als erster „Stadtentwicklungsplan“ für München bezeichnet werden. Die von Max II. festgelegten Eckdaten hat Lenné selbst überliefert: Verschönerung und Erweiterung der Residenzstadt durch neue Straßenanlagen, die dem Verkehr und der wachsenden Bevölkerung entsprechen sollten. Verschönerung vorhandener öffentlicher Plätze durch Schmuckanlagen und vermehrte Baumpflanzungen. Schaffung von „landschaftlichen Anlagen“ in der Umgebung der Residenz(stadt). Darüber hinaus entwirft Lenné ein inneres und äußeres Ringstraßenprojekt.Der königliche Planungsauftrag für München steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der Standortentscheidung für den Glaspalast im (Alten) Botanischen Garten. Max II., der für den Bau an dieser Stelle zunächst seine Zustimmung erteilt hatte, versuchte in letzter Minute den Botanischen Garten, den sein Großvater Max I. Joseph hatte anlegen lassen, zu retten. Angesichts des entschiedenen Widerstands seiner Ministerialadministration war die Standortentscheidung aber nicht mehr zu revidieren. Die Beauftragung eines „Stadtentwicklungsplans“ für München durch Max II., in dem das Stadtgrün nach seinen Vorgaben Vorrang hatte, kann in diesem Zusammenhang durchaus als Akt städtebaulicher Wiedergutmachung verstanden werden.11 Der „Schmuck- und Grenzzügeplan“ für München aus dem Jahr 1854 ist eine der gesuchtesten Raritäten der Münchner Stadtplanungsgeschichte, eine Ikone der Münchner Stadtentwicklung. Seit über 130 Jahren ist dieser Plan verschollen. Zuletzt wurde der Münchner Lenné-Plan 1876 bei einer Ausstellung des Münchner Architektenund Ingenieurvereins von Gabriel von Seidl gesehen. Alle Recherchen in den staatlichen Archiven, im Geheimen Hausarchiv der Wittelsbacher, im Stadtarchiv München und im Planarchiv der Schlösserverwaltung blieben bis heute erfolglos. Nur der Entwurf des Erläuterungsberichts aus der Feder Lennés hat sich im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz erhalten.Dennoch hat die von Lenné entwickelte Gesamtkonzeption markante Spuren in der Münchner Stadtentwicklung hinterlassen hat. Die Vorbildwirkung des Münchner Lenné-Plans ist unbestritten. Der planerische Blick auf die Gesamtstadt gerichtet, führt über die von Jakob von Heilmann im Jahr 1881 vorgelegte Denkschrift zur Münchner Stadterweiterung 8 9 Klaus Bäumler Vorwort zum legendären Wettbewerb von 1891 und damit konsequent zu Theodor Fischers Staffelbauordnung von 1904, die bis 1979 für die bauliche Entwicklung Münchens verbindlich war. Rezeption und Wirkungsgeschichte des Lenné- Plans zeigen sich im politisch-administrativen Umgang mit den Hochufern der Isar im Stadtgebiet und im südlichen Isartal bis Grünwald. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Lenné-Plan die überzeugende Argumentationshilfe, als die Isar-Hochufer südlich Münchens gegen Bauinteressen geschützt werden mußten. Auch bei der Ausweisung des noblen Baugebiets „Herzogpark“ konnte der Isarhang weitgehend von Bebauung freigehalten werden.Die Umsetzung der Lennéschen Vorstellungen durch Theodor Fischer ist durch sein Gutachten „Freistellung der Steilhänge an der Isar“ und die dazugehörige Plandarstellung von 1895 anschaulich dokumentiert.In der Literatur sind die Berater und die Gesprächspartner von Max II. auf vielen Gebieten der Wissenschaft erforscht. Wer aber hat König Max II. in Fragen der Architektur, des Städtebaus und der Stadtverschönerung beraten? Wer war der Mentor des jungen Kronprinzen auf seinen Reisen in die Hauptstädte Europas und sensibilisierte ihn für Fragen der Stadtgestalt und der Stadtplanung? Wer hat ihn beraten und konkrete Vorschläge unterbreitet, als es um die Verschönerung Münchens ging und er den Schmuckund Grenzzügeplan für München in Auftrag gab? Der Schlüssel zur Antwort findet sich in einem schmalen Konvolut der Kabinettsakten von König Max II. im Geheimen Hausarchiv der Wittelsbacher. Unter dem Betreff „Auf München bezügliche Verschönerungs- und Verbesserungsprojecte“ finden sich aufschlußreiche Dokumente. In der Zusammenschau vermitteln sie ein subtiles, diplomatisches Vorgehen des Königs in Bezug auf seine Haupt- und Residenzstadt. Als Kronprinz konnte ihm die Kritik an der monarchisch-autokratischen Baupolitik, die sein Vater über Jahrzehnte hinweg in München verfolgt hatte, nicht entgangen sein.Als Max II. 1848 die Nachfolge seines Vaters antrat, lag der spektakuläre Streit zwischen Ludwig I. und Bürgermeister Jakob Bauer über den kritischen Rechenschaftsbericht der Stadt erst drei Jahre zurück. Der in Buchform publizierte Bericht wurde als unangemessene Kritik des Bürgermeisters an den Aktivitäten von Ludwig I. zur Umgestaltung Münchens gesehen und von der Regierung von Oberbayern konfisziert. Es war daher zu erwarten, dass auch Max II. bei der Durchsetzung seiner Verschönerungsmaßnahmen bei Bürgermeister und Magistrat auf nachhaltigen Widerstand stoßen würde. In dieser heiklen Situation ging Max II. äußerst diplomatisch vor. Er setzte sich im Frühjahr 1849 mit der Stadtspitze in Verbindung, um abzuklären, welche sozialen Einrichtungen in München aus kommunaler Sicht vordringlich seien.18 Erst nachdem die Prioritäten der sozialen Infrastrukturmaßnahmen mit der Stadt abgestimmt waren, beauftragte Max II. den Kämmerer Vicomte Henri de Vaublanc mit einem Gutachten zur Frage, durch welche Maßnahmen die Attraktivität der Residenzstadt München für Fremde gefördert werden könne. Die Verbesserungsvorschläge Vaublancs umfassen ein weites Spektrum und zeigen ein anschauliches Bild der Lebensverhältnisse und „Lebenskultur“ in München in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus der kritischen Sicht eines weitgereisten und umfassend gebildeten Franzosen. München hatte um 1850 als königliche Haupt- und Residenzstadt ein explosives Wachstum zu bewältigen. Mit dieser dynamischen Entwicklung, verbunden mit dem Stadtumbau zum „Isar-Athen“ durch Ludwig I., hatte die kommunale Infrastruktur nicht Schritt halten können. Es herrschten hygienische Verhältnisse wie im Mittelalter. Es gab keine funktionierende Kanalisation; die Wasserversorgung war katastrophal; etwa 800 Schlachtstätten befanden sich mitten in der Stadt.20 10 11 Klaus Bäumler Vorwort Vicomte Henri de Vaublanc und seine Verschönerungsvorschläge für München.21 In seinem von Max II. beauftragten Gutachten hält es Vicomte Henri de Vaublanc für dringend erforderlich, die für die „Civilisations-Epoche erforderlichen Verschönerungen in der Hauptstadt einzuführen“.22 Damit soll die Stadt für Besucher attraktiver werden, aber auch die Münchner selbst sollen profitieren. Die Vorschläge Vaublancs zielen hauptsächlich darauf ab, „Urbanität und Geselligkeit“ zu verbreiten.23 Von besonderer Bedeutung sind seine städtebaulichen Vorstellungen unter den Stichworten „Boulevard, Isar, Quais, Anlagen und Wasenplätze, Wintergarten, Läden, Wohnhäuser, Baudenkmale, Pflaster und Beleuchtung“. Hier spiegeln sich die zeitgenössischen Ideen des Stadtumbaus, in Paris durch Baron Haussmann ab 1853 realisiert, über die Vaublanc durch seine intensiven Beziehungen zur französischen Architektenschaft bestens informiert war. Unter dem Stichwort „Boulevard“ entwickelt Vaublanc die Idee einer großen, mit Bäumen bepflanzten Promenade rings um die Stadt.24 Durch diesen neuen Boulevard soll die Stadt besser abgegrenzt und ihr ein „regelmäßigeres Ansehen“ verliehen werden. Intensiv beschäftigt sich Vaublanc mit der Umgestaltung der Isar und erweist sich als Vordenker wichtiger Baumaßnahmen, die allerdings erst Ende des 19. Jahrhunderts realisiert werden und bis heute das Bild der Isar-Metropole prägen.Es ist unwahrscheinlich, dass Vaublanc die frühen Ideen des Münchner Stadtarchitekten Ulrich Himbsel kannte und auf diese zurückgegriffen hat. Bereits 1816 hatte Himbsel im Rahmen des Generalplans für die Isar- und St-Anna-Vorstadt die Errichtung von Quais an der Isar angedacht, um „den Teil am Fluß, der in allen anderen Städten eine Hauptzierde der öffentlichen Anlagen ausmacht, zu verschönern, die verwilderten Ufer in ordentliche Kauf- und Verkaufsplätze umzuwandeln und darauf Alleen … zum Vergnügen des Publikums anzulegen“. Da der drei Jahrzehnte zurückliegende Entwurf Himbsels seinerzeit keine „höhere Genehmigung“ erhalten hatte, ruhte dieser, dem Zugriff Vaublancs entzogen, in den Akten der Lokalbaukommission. „Um die schädlichen Einflüsse der Fabriken“ auszugleichen, setzt Vaublanc auf das Grün in der Stadt. Städtische Verordnungen sollen das Anlegen von Rasenplätzen und Baumpflanzungen bestimmen, sowohl in der Stadtmitte als auch in den äußeren Bereichen, selbst auf kleinsten Plätzen auf denen nur ein Baum gepflanzt werden kann. Angesichts der früheren Spannungen zwischen Ludwig I. und der Stadt München entbehrte es nicht politischer Brisanz, die neuen Grundsätze des modernen französischen Städtebaus auf München übertragen zu wollen und damit die Münchner Verhältnisse kritisch zu würdigen. Mit großem diplomatischen Geschick hat Franz Seraph Pfistermeister, Kabinettssekretär von Max II., die Vorschläge Vaublancs nicht ungeprüft übernommen, sondern Bürgermeister Bauer als erfahrenen Kommunalpolitiker eingebunden und dessen Meinung eingeholt. Datiert vom 5. Februar 1852 übersendet ihm Bürgermeister Bauer eine detaillierte Stellungnahme zu den Vorschlägen Vaublancs.30 Der vertraute Umgang zwischen Bürgermeister Bauer und Kabinettssekretär Pfistermeister, die als Oberpfälzer landsmannschaftlich verbunden waren, ist durch ein Detail dokumentiert. Noch bevor Bauer sich umfassend äußert, leitet er das ihm aus den Kabinettsakten überlassene Gutachten Vaublancs an Pfistermeister zurück, nimmt es also nicht zu den offiziellen städtischen Akten. Am 1. Januar 1852 wird das Verhältnis zwischen dem Hause Wittelsbach und Bürgermeister Bauer mit einem Akt der „Wiedergutmachung“ entscheidend verbessert. Jakob Bauer wird das Ritterkreuz des Königlichen Verdienst-Ordens der Bayerischen Krone verliehen. Mit dieser hohen Auszeichnung, die ohne Zweifel maßgeblich von Pfistermeister initiiert war, ist auch der persönliche Adel verbunden. In der sehr persönlich gehaltenen Stellungnahme des Bürgermeisters vom 5. Februar 1852, die dieser mit dem neu erworbenen Adelstitel „von Bauer“ unterzeichnet, ist erkennbar, dass er zu Beginn des Jahres 1852 bereits von Krankheit gezeichnet ist. Er formuliert knapp und resignierend: „Leider werde ich das alles nicht mehr durchführen können; denn es fordert Zeit und das Leben gönnt mir diese nicht, der Tod will sein Recht. Aber was in meiner Macht und Kraft liegende, werde ich nicht versäumen.“Das Dokument kann als Rechenschaftsbericht des obersten Repräsentanten Münchens zum Ende seiner 16-jährigen Amtszeit gewertet werden. Einleitend hebt von Bauer die drei Handlungsmaximen seines kommunalpolitischen Wirkens hervor. Bewusst vermeidet er an dieser Stelle ausdrückliche Kritik an den Vorstellungen Vaublancs. Erste Priorität hat die Sorge um die Gesundheit der Menschen. Von Bauer würdigt besonders den Englischen Garten, der durch die Erweiterung bis zum Aumeister „einen europäischen Ruf bekommt“ und für die Gesundheit der Bewohner Münchens ein wahrer Schatz ist. Kurz und bündig geht von Bauer auf die städtische Grünplanung im „oberen Teil“ der Isar, also in den südlichen Isarauen ein: „Für den oberen Teil der Isar wird der Magistrat sorgen.“ Er formuliert auch das Ziel der weiteren Ausdehnung nach Süden bis zur Menterschwaige: „Dadurch wird München von der Isarseite aus mit einem überall zwei Stunden langen Garten umgeben, was auf die Gesundheit der Stadt gewiß einen vorteilhaften Einfluß haben muß“. Diese Vision Jakob von Bauers ist bis heute Realität und zugleich das Markenzeichen Münchens als „Isar-Metropole“.