E-Book, Deutsch, 240 Seiten
vandenberg / Hanson Frühgeborene pflegen - Eltern beraten und begleiten
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-456-95515-5
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Praxishandbuch zur Elternberatung und Entlassungsplanung von Früh- und Neugeborenen
E-Book, Deutsch, 240 Seiten
ISBN: 978-3-456-95515-5
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Frühgeborene sind höchst verletzliche und gefährdete kleine Menschen, deren pflegerische Versorgung und Entlassung in die häusliche Umgebung sehr anspruchsvoll ist. Pflegende und Eltern sind in dieser Situation stark gefordert und mitunter auch überfordert. Daher ist ein Fachbuch essenziell, das klärt, was bei der Entlassung und häuslichen Versorgung von Frühgeborenen und der Begleitung der Eltern zu beachten ist. Das Praxishandbuch bietet · einen von ANP-Expertinnen für Neugeborenenpflege erstellten evidenzbasierten Praxisleitfaden, · eine klare Darstellung des Verhaltens, der Gefährdungen und Entwicklungspotentiale von Frühgeborenen, · eine instruktive Anleitungen für Eltern zum Umgang mit ihrem Frühchen mit praktische Hilfen und Merkblättern zur Unterstützung von Frühchen-Eltern bei und nach der Entlassung · sowie konkrete, gut belegte, praktische Hilfen zur Entwicklungsförderung von frühgeborenen Kindern. Aus dem Inhalt · Einfluss der Umgebung der Neugeborenen-Station · Ein Frühchen entlassen und gut nach Hause bringen · Fördern der Eltern-Kind-Beziehung/-Bindung · Verhalten und Entwicklung von frühgeborenen Kindern verstehen · Unterstützen der Entwicklung von Frühchen auf ihrem Weg nach Hause und zu Hause · Familienunterstützung · Ressourcen und Unterstützung für Kinder mit besonderen Bedürfnissen finden · Anhänge mit Glossar, Adressen und Handzetteln für Eltern
Zielgruppe
Kinderkrankenschwestern, Hebammen, Patientenberater
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Frühgeborene pflegen – Eltern beraten und begleiten;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;6
1.2;Hinweis fu?r die Leserinnen und Leser;12
1.3;Danksagung;14
2;Kapitel 1 Einfu?hrung;16
2.1;Heimkehr;18
2.2;Ziel dieses Buches;19
2.3;Eine Botschaft des Babys;21
3;Kapitel 2 Auswirkungen des Erlebens von Neugeborenen-Intensivversorgung;24
3.1;Das Team der Neugeborenen-Intensivstation;26
3.2;Zur Bedeutung der Neonatalversorgung;27
3.3;Historische Perspektiven der Neugeborenen-Versorgung;30
3.4;Das Erleben des Babys vom Mutterleib auf die Neugeborenen-Intensivstation;32
3.4.1;Licht auf der Neugeborenen-Intensivstation und das visuelle System;36
3.4.2;Geräusche auf der Neugeborenen-Intensivstation und das akustische System;37
3.4.3;Beru?hrung auf der Neugeborenen-Intensivstation;39
3.5;Erfahrungen der Eltern auf der Neugeborenen-Intensivstation;39
3.6;Bedeutung der fru?hen Hirnentwicklung;42
3.6.1;Auswirkungen von Stress auf die Fru?hentwicklung;43
3.7;Wege zur entwicklungsorientierten, familienzentrierten Versorgung;44
4;Kapitel 3 Heimbringen des Babys von der Neugeborenen-Intensivstation;50
4.1;Heimkommen;52
4.2;Was Eltern nach der Neugeborenen-Intensivstation erwarten können;53
4.2.1;Einzigartige Bedu?rfnisse von Babys beim Übergang nach Hause;53
4.2.2;Geleitwort der deutschen Herausgeberin;232
4.2.3;Umstellungen täglicher Routinen;54
4.2.4;Veränderungen der häuslichen Umgebung;55
4.2.5;Emotionale Anforderungen;56
4.3;Fallstudien;57
4.4;Und weiter geht’s;66
5;Kapitel 4 Pflegen der Eltern-Kind-Beziehung;68
5.1;Emotionale Erfahrungen von Eltern auf der Neugeborenen-Intensivstation;70
5.1.1;Stressquellen fu?r Eltern;72
5.1.2;Anpassung und Aufbau einer Beziehung zu einem Baby;75
5.2;Heimkehr nach der Entlassung: Gefu?hle und Herausforderungen;76
5.3;Gestalten der Eltern-Kind-Beziehung;77
5.3.1;Stu?tzende Fru?hinteraktionen;79
5.3.2;Eltern-Kind-Interaktionen;80
5.3.3;Unterstu?tzung durch den Spezialisten fu?r Säuglingsentwicklung;84
5.4;Informationsblätter;86
6;Kapitel 5 Fru?hes Verhalten und die fru?he Entwicklung des Babys verstehen;88
6.1;Hirnentwicklung bei Fru?hgeborenen;90
6.2;Verhalten gesunder Fru?hgeborener (33 Schwangerschaftswochen);92
6.3;Fru?hgeborene mit extrem niedrigem Geburtsgewicht (24 Schwangerschaftswochen);93
6.3.1;Auswirkungen einer erneuten stationären Einweisung;94
6.4;Fru?hgeborenensprache: Identifizieren von Botschaften eines Babys;95
6.5;Erkennen von Verhalten, das Empfindlichkeit anzeigt;96
6.6;Erkennen von Verhalten, das die Kompetenz des Babys fördert;100
6.6.1;Strategien zur Förderung der Selbstregulation;101
6.7;Strategien zur Unterstu?tzung des Babys;102
6.7.1;Lernen, was das Verhalten des Babys bedeutet;102
6.7.2;Das Timing der Reaktionen des Babys erlernen;104
6.7.3;Auf die Stressreaktionen des Babys achten;105
6.7.4;Sich der Bewegungen und Haltungen des Babys bewusst sein;105
6.7.5;Dem Baby zuhören und es beobachten;106
6.7.6;Beachten der Versuche des Babys, Stimulation und Aktivität zu mäßigen;106
6.7.7;Umgang mit der Belastbarkeit des Babys;107
6.8;Direkten Blickkontakt und intensives Starren entwickeln;109
6.9;Die weitere Entwicklung;109
6.10;Informationsblätter;112
7;Kapitel 6 Unterstu?tzen der fru?hen Entwicklung des Babys beim Übergang nach Hause;114
7.1;Ziele fu?r Babys, die von einer Krankheit genesen;115
7.2;Der Entwicklungsspezialist fu?r Säuglinge – eine singuläre Rolle;117
7.3;Betreuungsplan fu?r Benjamin – ein Beispiel;119
7.3.1;Beobachtung Benjamins während der Betreuung;119
7.3.2;Empfehlungen zur entwicklungsorientierten Betreuung;122
7.3.3;Häusliche Nachbetreuung drei Wochen später;123
7.3.4;Und weiter geht’s mit Benjamin;125
7.4;Die Empfindlichkeit von Babys verstehen;126
7.4.1;Fru?hgeborene oder kranke Säuglinge sind besonders empfindlich fu?r sensorischen Input;126
7.4.2;Selbst positive Stimuli können erdru?ckend sein;127
7.4.3;Sensorischen Input bei Bedarf minimieren;127
7.5;Verhaltensprobleme;127
7.5.1;Reizbare oder nervöse Säuglinge;128
7.5.2;Strategien fu?r reizbare oder nervöse Säuglinge;129
7.6;Probleme beim Fu?ttern;130
7.7;Probleme bei der Entwicklung des Schlaf- und Wachzustands;132
7.7.1;Strategien zur Unterstu?tzung des Schlafens und Wachens;134
7.8;Strategien zur Selbstberuhigung;135
7.9;Interaktionsprobleme;137
7.10;Zum Abschluss;139
7.11;Informationsblätter;139
8;Kapitel 7 Unterstu?tzen von Familien;140
8.1;Unterstu?tzen von Familien beim Kennenlernen ihres Babys;142
8.2;Professionelle als Partner von Familien bei einem familienzentrierten Ansatz;143
8.3;Aufbauen aus Stärken und Ressourcen heraus;145
8.4;Älteren Geschwistern helfen;147
8.5;Kommunale Ressourcen und soziale Unterstu?tzung finden;148
8.6;Zur Vielfältigkeit von Familien;150
8.6.1;Rollen von Familienmitgliedern;150
8.6.2;Familien in schwierigen Umständen;151
8.7;Ermitteln der Rolle von Kultur in der Art, wie Familien ihr Baby sehen;151
8.8;Werte und Überzeugungen einer Familie;152
8.8.1;Effektives transkulturelles Arbeiten;153
8.9;Respektvolle Strategien fu?r die Arbeit mit Familien;155
8.9.1;Beachten kultureller Höflichkeitsformen;155
8.9.2;Familienpraktiken verstehen;157
8.10;Familien kennenlernen, um ihnen optimal zu helfen;159
8.11;Fachpersonen kennenlernen, um ihnen beim Unterstu?tzen zu helfen;160
8.12;Zum Abschluss;160
8.13;Informationsblätter;161
9;Kapitel 8 Auffinden von Ressourcen fu?r Kinder mit besonderen Bedu?rfnissen;162
9.1;Arten von Diensten;164
9.1.1;Nachsorgeambulanzen oder -programme;164
9.1.2;Kommunale Pflegedienste;165
9.1.3;Fru?hinterventionsdienste;165
9.1.4;Fu?r Fru?hinterventionsdienste empfohlene Praktiken;168
9.2;Arten von Fachpersonen;169
9.3;Herausfinden von Bedenken hinsichtlich der Entwicklung des Babys;170
9.3.1;Schlafen und Wachen;171
9.3.2;Fu?ttern;171
9.3.3;Sehen;171
9.3.4;Hören;171
9.3.5;Bewegung;172
9.3.6;Kommunikation;172
9.3.7;Soziale Interaktion während der Betreuung;172
9.4;Wie Sie Dienstleistungen bekommen;173
9.5;Finanzierung;173
9.6;Informationsquellen;174
9.7;Partnerschaft zwischen Familie und Fachperson;174
9.8;Zum Abschluss;176
9.9;Informationsblätter;179
10;Anhang A Glossar;180
11;Anhang B Altersbegriffe – chronologisches und korrigiertes Alter;186
12;Anhang C Literatur- und Ressourcenverzeichnis;190
12.1;Englischsprachige Literatur und Ressourcen;191
12.2;Deutschsprachige Literatur und Ressourcen;199
13;Anhang D Informationsblätter fu?r Eltern;204
13.1;Wieder zu Hause: Was steht an?;205
13.2;Die Zeichen Ihres Babys erkennen;207
13.3;Fu?ttern Ihres Babys;209
13.4;Lagerungs- und Handhabungsstrategien zur Fu?rsorge fu?r Ihr Baby;211
13.5;Kommunizieren mit Ihrem Baby;213
13.6;Spielen mit Ihrem Baby;215
13.7;Ihrem Baby Lernen helfen;217
13.8;Bewegungsförderung fu?r Ihr Baby;219
13.9;Anregungen zur Unterstu?tzung der Entwicklung im 1. Lebensjahr;221
13.10;Die Familie kennenlernen;225
14;Verzeichnis der Autorinnen;228
15;Geleitwort der deutschen Herausgeberin;232
16;Sachwortverzeichnis;236
Einführung
Sophia kam nach nur 26 Schwangerschaftswochen zur Welt. Ihre ersten zwei Monate verbrachte sie in einem Kunststoffinkubator in einer Klinik, angeschlossen an viele Schläuche, ohne die sie nicht überlebt hätte. Für ihre Eltern, Vanessa und Doug, war das Erleben ihrer Geburt eine Achterbahnfahrt – von den ersten Minuten und Stunden, als Vanessas Wehen vorzeitig einsetzten, bis zu den in der Klinik verbrachten endlosen Tagen, an denen sie ihr kleines, fragiles Kind beim Ringen ums Überleben beobachteten. Vanessa hat einen verlängerten Mutterschaftsurlaub genommen, um möglichst viel Zeit auf der Neugeborenen-Intensivstation zu verbringen und auf ihre kleine Tochter aufzupassen. Obwohl Doug nach 2 Wochen wieder arbeiten musste, hat auch er jede freie Minute in der Klinik verbracht. Beide Elternteile fühlen sich erschöpft durch das intensive Auf und Ab, während Sophia wächst und sich außerhalb des schützenden Mutterleibes entwickelt.
Nun ist der große Tag gekommen und Sophias Ärzte haben ihre Entlassung nach Hause genehmigt. Oft hatten Vanessa und Doug den Eindruck, dieser Tag käme nie, und jetzt sind beide voller Freude und überwältigt von der Aussicht, dass ihr kleines Mädchen endlich nach Hause kommt! Die Geburt eines Kindes bringt für jeden Elternteil eine große Umstellung mit sich. Während der Schwangerschaft entwickeln Eltern Hoffnungen und Träume für ihr Kind. Sie denken darüber nach, wie es wohl aussehen mag, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird, wie sie selbst als Eltern sein werden, wie ihre Verwandten und Freunde reagieren und was sie tun müssen, um sich auf das in ihrer Familie und ihrem Zuhause neu hinzukommende Baby vorzubereiten. Nur wenige Eltern denken daran, ein frühgeborenes oder krankes Baby zu haben. Kommt es dann zu einer Frühgeburt oder wird das Baby krank geboren, können sich diese Erwartungen und Hoffnungen zerschlagen.
Neue Herausforderungen entstehen durch die anschließende Hospitalisierung
und die hochtechnisierte Versorgung, die erforderlich ist, um das Leben des Babys zu retten. Statt kurz nach der Entbindung gemeinsam heimzukommen, geraten Babys und ihre Familien in ein komplexes Geflecht von Fachkräften, deren Ziel es ist, auf der Neugeborenen-Intensivstation medizinische Dienstleistungen zu erbringen, um das Überleben des Babys zu verbessern und sein Wohlbefinden zu erhöhen. Infolgedessen werden Familien in eine ganz neue Kultur von Dienstleistungen eingeführt, die intensiv, teuer, komplex und oft beängstigend, aber auch absolut notwendig sind. Ist das Baby schließlich imstande, diese Situation zu verlassen, geht der «Stab der Versorgung» an die Eltern über und es taucht eine ganze Reihe neuer Herausforderungen auf.
Heimkehr Ich dachte, ich wäre bereit, und wollte ihn zu Hause haben, bis dann schließlich der Tag der Entlassung kam und ich entsetzliche Angst hatte.
Ich war aufgeregt, dass sie nach Hause kommt. Ich wünschte mir so sehr, dass sie zu Hause ist, aber auf das, was wirklich geschah, war ich nicht vorbereitet.
Ich fühle mich, als würde ich ein adoptiertes Baby mit nach Hause nehmen.
Keine Familie kann eine Frühgeburt oder die Geburt eines kranken Kindes vorhersehen oder sich auf dieses Ereignis vorbereiten. Wenn es an der Zeit ist, ihr Baby von der Neugeborenen-Intensivstation mit nach Hause zu nehmen, erleben die meisten Eltern eine Flut von Emotionen, die von Freude und Erleichterung bis hin zu Furcht und Angst vor der Zukunft des Babys und der Größe der Aufgabe reichen, für ein Baby zu sorgen, dass solch einer fachlich hochqualifizierten professionellen Versorgung in der Klinik bedurfte. Manche Eltern haben gar den Eindruck, als habe ihr Baby nicht nur ihnen, sondern auch den Ärzten und Pflegenden gehört, die während des Klinikaufenthalts des Babys eine vorherrschende Rolle spielten. Jetzt, bei der Entlassung, gehört das Baby allein ihnen. Der Übergang und die Annahme des Babys als das Eigene gehen leichter vonstatten, wenn Eltern auf den Übergang des Babys von der Überwachung und Versorgung in der Klinik in das Zuhause der Familie unterstützt und darauf vorbereitet werden. Wenn Eltern in der Lage sind, die ganz eigenen Reaktionsweisen ihres Babys auf der Neugeborenen-Intensivstation zu erkennen und zu beobachten, haben sie mehr Vertrauen, Schritt für Schritt die volle Verantwortung für das Wohlbefinden ihres Babys zu übernehmen. Wenn sie Gelegenheit hatten und ermutigt wurden, ihr Baby zu nähren, es zu baden und zu versorgen, bevor sie es mit nach Hause nehmen, wird die Umstellung wahrscheinlich weniger Angst in ihnen auslösen.
Der Übergang nach Hause ist nicht nur eine Zeit der Anpassung, sondern auch eine Zeit des Sich-Einrichtens und einer Gelegenheit für Eltern und Kinder, sich besser kennenzulernen (Abb. 1-1, S. 18).
Die Eltern können beginnen anzuerkennen, dass sie die wichtigsten Betreuungspersonen für ihr Baby sind. Es ist für beide Elternteile und das Baby eine Zeit, sich nach dem Verlassen der Neugeborenen-Station zu erholen und zu genesen.