Valentin | Vielfarben | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 227 Seiten

Valentin Vielfarben


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-9807298-4-0
Verlag: Pfefferkorn-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 227 Seiten

ISBN: 978-3-9807298-4-0
Verlag: Pfefferkorn-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Das Leben sonst wo. Stephan Valentins Geschichten sind kaleidoskopische Kurzbesuche hinter die Kulissen des alltäglichen Seins. Scharfkantig, rau, zuweilen fremdartig ‹ es sind die vielfarbigen Momentaufnahmen aus dem diffusen Kunterbunt des Lebens, die seine Prosa so eindrucksvoll machen. Stephan Valentins Figuren hoffen und zweifeln, rebellieren und resignieren, flüchten und leisten Widerstand, letztlich suchen sie nach Auswegen, warten auf die Gelegenheit auszubrechen. So bleiben Zeit und Zeitlosigkeit, Wirklichkeit und Traum, das Jetzt und das Gestern nah beieinander, verschmelzen im Sog der Geschichten. Das Leben als Arena, als Kuriosa und vielleicht irgendwann versöhnlich, stehe ich am Fenster. Zwischen dem Garten und dem Vorhang. Nur noch Wolken von beiden Seiten.

Valentin Vielfarben jetzt bestellen!

Zielgruppe


Emotionale Erzählungen für Leser, die das Atemlose suchen.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Inhalt;8
2;Eliah, fünf Jahre;10
3;Fremde Nähe;20
4;Aura;32
5;Der Taubenturm;42
6;Das Interview;50
7;Deine Sonne ist Jungfrau;60
8;Die Filzlaus und der Kontrabass;70
9;Nordlichter;80
10;Trauma;88
11;Momento;100
12;Elsa;108
13;Das Tor;128
14;Der Brei;142
15;Kleiner Satellit;146
16;Claire etc.;154
17;Perlen;162
18;Erwählt;174
19;Der Nachbar;178
20;Kontakt;186
21;Die Welt von unten;194
22;Kurzbesuche;202
23;Duft;210
24;Wolken von beiden Seiten;218


Eliah, fünf Jahre
»Du, weißt du, dass ich Jude bin?« Und ich Deutscher, liegt es mir auf der Zunge. Ich fühle seinen beunruhigten Blick aus klaren blauen Augen.

»Ja, ich bin zum Beispiel katholisch. Das sind nur Religionen. Weiter nichts. Wasch dir die Hände, wir essen gleich.«

Er bleibt stehen und ich muss an heute Morgen denken, als er im Badezimmer mein Haar mit seinem verglichen hat. Dieselbe helle Farbe. Blond. Nur meines ist kürzer, hat er stolz verkündet. Er hat zugeschaut, wie ich mich rasiert habe.

»Hast du gehört, Eliah? Wir essen in ein paar Minuten!«

»Wo ist die Mama?« Wahrscheinlich schon im Büro. Sonntag. In der Filmwelt gibt es kein Wochenende und Kinderspiele machen Kopfschmerzen.

»Sie kommt nachher. Willst du Tomaten?« Igitt, verzieht sich sein Mund und ich grinse, denn wir beide wissen, dass er die roten Kugeln nicht mag. Er trottet aus der Küche und ich frage mich, wie ihm seine Mutter beigebracht hat, dass sie jüdisch ist. Und er auch. Dass es Menschen gibt, die ihn deshalb nicht mögen könnten, dass der Weihnachtsbaum im Wohnzimmer eigentlich nur Schabernack ist und der Weihnachtskalender ein Spiel. Dass bald Hanoukka ist und er sich in Schwarzweiß kleiden muss und ich weiß schon jetzt, dass er sich dagegen wehren wird, weil er glaubt, darin alt auszusehen. Eliah, fünf Jahre, liebt Farben.

»Schau mal, magst du das Kleid? Die Arielle hat auch so eins!«

Eliah, fünf Jahre, ist eine Meerjungfrau. Und wenn er mit Michael nachmittags im Park Robin Hood spielt, dann ist er Marianne und erwartet den Kuss ihres Retters und Michael ist stolz, weil er die Bösen aus dem Sherwood-Wald verjagt hat und mich, der hier nur den Bösen spielen soll, besiegt hat. Michael, sechs Jahre, ein mutiger Kämpfer und sich der Belohnung, die um seinen Hals fliegt, nicht bewusst. Das Plastikschwert, in dem noch vor kurzem der blaue Strahl von Luke Skywalker laserblau blitzte, am Ende des ausgestreckten Arms. Eliah überglücklich, die langen Wimpern und die hohe Stimme. Wir gehen zurück zur Wohnung.

Beide rennen auf dem Bürgersteig. Von den Gehilfen des Sheriffs von Nottingham keine Spur. Vereint lachen sie und ich denke an die Straße, an den Verkehr, an das Auto, das urplötzlich vor ihnen auftauchen könnte. Verschwunden. Zebrastreifen sind manchmal blind, Autofahrer im Recht.


Stephan Valentin lebt in Paris, wo er Schauspiel und Psychologie studiert hat. Ehrenamtliche Einsätze in Armenkrankenhäusern führten ihn bis an die Elfenbeinküste und nach Bombay. "Vielfarben" beinhaltet die Shortstory "Der Taubenturm", für die Valentin 1999 als erster Mann den Bettina von Arnim-Literaturpreis der Zeitschrift "Brigitte" erhalten hat.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.