Buch, Deutsch, Band 68, 152 Seiten, PB, Format (B × H): 128 mm x 203 mm, Gewicht: 255 g
Reihe: Herrenalber Forum
Brauchen wir neue Sicherheitskonzepte?
Buch, Deutsch, Band 68, 152 Seiten, PB, Format (B × H): 128 mm x 203 mm, Gewicht: 255 g
Reihe: Herrenalber Forum
ISBN: 978-3-89674-569-9
Verlag: Evangelische Akademie Baden
Wie lässt sich Sicherheit angesichts neuer Bedrohungssituationen organisieren? Brauchen wir neue Sicherheitskonzepte? Die Antwort läuft auf einen Balanceakt hinaus, absolute Sicherheit wird es in einer global vernetzten, medialen Welt nicht geben.
Zielgruppe
An Fragen von Sicherheit und Freiheit unseres Rechtsstaats Interessierte
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Vorwort
Rainer Griesbaum: Auf Nummer sicher gehen! Sicherheit und Gefahrenentwicklung in offenen Gesellschaften
Jörg Ziercke: IT-Technik ist verwundbar. Kriminalität und Internet
Sven Litzcke: Wirtschaft braucht Sicherheit. Schutz vor Wirtschaftsspionage
Klaus Michael Böhm: Alles, was Recht ist. Der Balanceakt zwischen Sicherheit, Recht und Freiheit
Michael Kaapke: Eine sichere Bank … Sicherheitslage, Gefährdungen und Notfallplanung in einer Bank;
Joachim Lautensack: "Wenn einer wirklich durchdreht." Freiheit versus Sicherheit
Melanie Möcks: Sicher hin, sicher dort, sicher zurück. Travelsecurity in einer globalisierten Welt
Reiner Marquard: Sicherheit versus Freiheit. Ein Konfliktfall, aber keine Würdekollision
Siegfried Strobel: Werft Euer Vertrauen nicht weg!
Ausblick;
Verfasser
Sicherheit und Freiheit sind Ideale menschlichen Zusammenlebens. Sie sind, wie andere Normen, unveräußerlich. Obwohl Menschen, in welcher politischen und gesellschaftlichen Konstellation auch immer, niemals vollkommene Sicherheit und grenzenlose Freiheit erreichen werden, beeinflussen diese nicht nur den Lebensentwurf des Individuums, sondern auch die Gesetzgebung und die gesamtgesellschaftliche Normenbildung. Daher stehen Sicherheit und Freiheit fortlaufend im Brennpunkt wissenschaftlicher, gesellschaftspolitischer und lebenspraktischer Interpretationsbemühungen. Die Auseinandersetzungen über Sicherheit und Freiheit finden inzwischen auf verschiedenen Ebenen statt. Immer geht es dabei um ihre Definitionsbereiche und ihre Relationen zueinander. Dabei sind die Fixierungen ihrer möglichen Absolutheitsansprüche und Postulate genauso wichtig, wie die Neutralisierung unterschiedlichster Ansprüche.
Schon immer gab es Menschen, die andere Menschen bedrohen um sich durchzusetzen und einen Vorteil zu verschaffen. Obwohl jeder Mensch Lebenssicherheit braucht, gehören Drohgebärden und Sicherheitsgefährdungen zum menschlichen Miteinander so lange es Menschen gibt. Sie sind Teil unserer anthropologischen Disposition, die wir nicht einfach abstreifen können.
Relativ neu ist, dass diese Verhaltensdispositionen sich durch die Globalisierung und internationalen Dependenzen in den internationalen Konfliktszenarien verstärkt wiederfinden und inzwischen ein beachtliches Gefährdungspotenzial erreicht haben. Die Staatengemeinschaft mobilisiert dagegen zunehmend Abwehrstrategien. So hat sich das Postulat von Sicherheit zu einem zentralen infrastrukturellen, administrativen, polizeilichen und militärischen Brennpunkt entwickelt, der auch das vorherrschende Sicherheitsverständnis wesentlich verändert. Die Freiheit als dialogische Größe zur Sicherheit ist in diesem Prozess das normative Regulativ, von dessen demokratischer Substanz die Qualität von Sicherheit bestimmt wird.
In die Diskussion über das Verhältnis von Sicherheit und Freiheit kommt in letzter Zeit eine auffallende Dynamik. Im Mittelpunkt hat sich vor allem die Menschenwürde als eine integrale Größe etabliert. So ist es nicht verwunderlich, dass sich zu diesem Thema viele zu Wort melden, von der Philosophie, über die Theologie bis hin zu den Ingenieur-, Kultur- und Sicherheitswissenschaften.
So war philosophisch und theologisch grundsätzlich zu hinterfragen, ob „Freiheit“, das Kennwort der Aufklärung, nicht grundsätzlich damit schon beschädigt wird, wenn es in eine Art gleichberechtigte Korrelation zur Sicherheit gebracht wird. Theologisch ist noch genauer nachzufragen: „Welches Menschenbild steht hinter der Option, im Zweifel der Sicherheit einen Vorrang vor der Freiheit einzuräumen?“
Das durch die Begriffe Sicherheit und Freiheit erzeugte Spannungsfeld mit all seinen Facetten verlangt danach, immer neu bisher Erreichtes in Frage zu stellen, vermag aber nie ein abschließendes Urteil bilden zu können.
Die aktuelle Brisanz, mit der Sicherheit und Freiheit als gesellschaftspolitische Regulative in Relation zueinander stehen, verlangt fortlaufende Standort- und Gefährdungsbestimmungen. Eskalationen des einen oder anderen Regulativs sind zu vermeiden und die Balance zwischen beiden ist in einem gesellschaftspolitischen Prozess anzustreben.
Im Vordergrund steht die Sensibilität sämtlicher Sicherheitseinrichtungen für Gefahren-Angemessenheit. Sie ist ständig zu prüfen und auf die neuen Bedrohungsereignisse auszurichten. Das Verhältnis zwischen Sicherheit und Freiheit profiliert sich hierbei zu einem zentralen politischen und soziokulturellen Anliegen.
In dieser Schrift, in der die Vorträge einer Tagung der Evangelischen Akademie Baden veröffentlicht sind, wird der Frage nachgegangen, wie angesichts wachsender Gefährdungspotentiale die Relation von Freiheit und Sicherheit neu zu durchdenken und zu fassen ist.
Dazu kommen Vortragende aus unterschiedlichen beruflichen Aufgabenfeldern und Verpflichtungen zu Wort. Sie sprechen aus der Sicht ihres Arbeits- und Erfahrungsfeldes über die aktuellen Bedrohungen und deren politische und gesellschaftliche Auswirkungen, sowie über die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen. Mit ihren Strategieentwürfen verweisen sie nicht nur auf den Umgang mit den Gefährdungen und Bedrohungen in unserer Welt. Aus ihren Ausführungen ist ferner zu entnehmen, dass ohne genauere Berücksichtigung der Menschen mit ihren jeweiligen Verhaltensbesonderheiten weder eine regionale noch eine globale Gefahrenabwehr zu realisieren ist.
Siegfried Strobel, Evangelische Akademie Baden;
Prof. Dr. Dietrich Ungerer, Universität Bremen
Karlsruhe, im Oktober 2011