Unger | Paradigma der Medizin im 21. Jahrhundert | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 146 Seiten, eBook

Unger Paradigma der Medizin im 21. Jahrhundert


1. Auflage 2007
ISBN: 978-3-540-39016-9
Verlag: Springer
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

E-Book, Deutsch, 146 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-540-39016-9
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Das neue Paradigma der Medizin für das 21. Jahrhundert stützt sich auf drei wesentliche Säulen: Zuwendung zum Patienten und Motivation zur Gesunderhaltung, zu welcher mit entsprechend gesunder Ernährung und Fitness der Einzelne selbst einen entscheidenden Beitrag leisten kann - Ultramedizin, die unabdingbar ist - Immer speziellere minimal invasive Methoden können bei Diagnostik und Therapie individuell gezielt dem Patienten helfen - Prävention und Prädiktion, die eine grössere Aufmerksamkeit in Bezug auf die effektiven Möglichkeiten verdienen.Das aktuelle Paradigma ist Grundlage der entsprechenden modernen Ausbildung der jungen Ärzte für die Gesellschaft und basiert auf Zuwendung, Ultramedizin und Gesunderhaltung. Es ist damit die entscheidende Basis der medizinischen Versorgung unserer Bevölkerung, die möglichst patientenorientiert sein sollte.
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Weitere Infos & Material


Einführung.- Kern der Medizin.- Das Wesen Mensch.- Das Wesen der Medizin.- Erkennen der Krankheitsursache (Diagnose).- Aufklärung oder Motivation des Patienten.- Die Behandlung kranker Menschen.- Tod, Ende des Lebens.- Ethik und Ästhetik in der Medizin.- Menschenwürde.- Medizin, eingebettet in die Wissenschaften.- Medizin und Gesellschaft.- Paradigmen im Laufe der Menschheitsgeschichte.- Paradigma im 21. Jahrhundert.- Rezeptionen in interdisziplinärer Sicht.- Epilog.


Tod, Ende des Lebens (S. 45-46)

Natürlicher Tod

Leben und Tod sind zentrale Fragen des menschlichen Lebens und selbstverständlich auch in der Medizin, die am Beginn des Lebens und beim Tod ständig zum Tragen kommen. Diese tief menschlichen Eckpunkte sind im Prinzip sehr schlichte Vorgänge.

Der Tod ist ein zentraler Bestandteil des Lebens und spielt daher auch in der Medizin eine wichtige Rolle. Definitionsgemäß beginnt er mit dem Erlöschen der Hirnfunktionen. Der hiervon abgeleitete Begriff des Hirntods hat in der Bevölkerung allerdings wiederholt für Unbehagen gesorgt. Er stammt von der im Jahr 1959 von MOLLARET und GOULLON geprägten Bezeichnung des „Coma dépassé", dem irreversiblen Funktionsausfall von Groß- und Stammhirn. Im deutschsprachigen Raum wurde der Begriff „coma dépassé" als Hirntod übersetzt, im englischsprachigen entsprechend als „brain death". Schon BICHAT bemerkte, dass der Tod eines Menschen beim Gehirn beginnt und dann auf die anderen Körperteile übergreift. Dieser Prozess kann Stunden bis Tage dauern und entspricht der Beschreibung von SCHOPENHAUER (zitiert bei HAMPERL), wonach ein Mensch nicht stirbt, sondern aufhört zu leben. Diese Beobachtungen wurden freilich in einer Zeit gemacht, in der die Medizin noch sehr viel weniger leistungsfähig war und die Menschen größtenteils im häuslichen Umfeld starben. In unserer Zeit spielen sich der Anfang und das Ende des Lebens demgegenüber häufiger im Krankenhaus ab.

Der Tod wird hier aber oft zum Störenfried, passt er doch nicht in unsere Vorstellung einer optimalen Therapie. Eine mit allen Mitteln der modernen Medizin erzielte Lebensverlängerung kann den Prozess des Sterbens unnötig hinauszögern, ja in eine unerträgliche Qual verwandeln. Das Gebot der Menschlichkeit gebietet es indes, die Grenzen des medizinisch Machbaren zu erkennen und den Patienten in Frieden sterben zu lassen. Die Verlagerung des Todes aus dem familiären Kreis in das eher unpersönliche Umfeld der Krankenhäuser mag auch einer der Gründe sein, weshalb die Definition des Hirntods als endgültiger Tod des Menschen auf so viel Skepsis stößt. Denn mit Hilfe der modernen Medizin lassen sich die Kreislauffunktionen hirntoter Menschen vielfach noch lange Zeit aufrechterhalten. Dies erlaubt es, die für eine Transplantation vorgesehenen Organe am Leben zu halten. Außenstehende gewinnen dabei allerdings mitunter den Eindruck, der Patient sei noch gar nicht verstorben und werde daher bei lebendigem Leib „ausgeschlachtet". In den letzten Jahren haben die Vorbehalte in der Bevölkerung, was die Verpflanzung der Organe hirntoter Menschen angeht, daher spürbar zugenommen.

Diese ernstzunehmenden Bedenken lassen es dringlich erscheinen, den Begriff des Hirntods zu verlassen und durch einen anderen, weniger belasteten zu ersetzen. In Frage kommt dabei der Ausdruck Coma egressum, ein dem ärztlichen Handeln sehr viel näher stehender Begriff. Dieser bezeichnet das endgültige, über das Leben hinausreichende Koma, das den körperlichen Tod des Menschen bedingt und aus dem der Mensch nicht mehr erwacht. Dabei kommt es zu einem irreversiblen Ausfall aller Hirnfunktionen, der sich in einer Instabilität des Kreislaufs, einem Diabetes insipidus und einer Hypothermie äußert. Hervorgerufen wird das Coma egressum unter anderem durch schwere Blutungen, Verletzungen, ausgedehnte Tumore des Gehirns, Sauerstoffmangel des Hirngewebes, eine Hirnschwellung und Vergiftungen. Das bei solchen Schädigungen auftretende Hirnödem hat zur Folge, dass die Hirndurchblutung zum Erliegen kommt und das Hirngewebe abstirbt.

Der das „Coma egressum" kennzeichnende Funktionsausfall des Gehirns entspricht jenem des so genannten Hirntods und lässt sich ebenso zweifelsfrei feststellen. Wie bei der Diagnose eines Hirntods kommt es dabei darauf an, den Ursprung der Hirnläsion zu kennen, reversible Ausfälle der Hirnfunktion auszuschließen und zudem nachweisen zu können, dass die Hirnstammreflexe fehlen, das EEG keine elektrische Aktivität mehr aufweist und das Hirn nicht mehr durchblutet ist. Bei Erwachsenen sollte die Beobachtungszeit dabei zwölf Stunden betragen, bei Säuglingen 72 Stunden.

Die Feststellung des Coma egressum ist von entscheidender Bedeutung:

. Für die Intensivtherapie bedeutet das Coma egressum, dass die Maximaltherapie beendet und das Sterben eingeleitet werden sollte.
. Für die Angehörigen bedeutet das Coma egressum das endgültige Abschiednehmen.
. Für die Organspende ist die Feststellung des Coma egressum unabdingbar und mit den heutigen Methoden und Wissen einwandfrei belegbar.


Felix Unger, Prof. Dr.Dr.h.c., Vorstand der Universitätsklinik für Herzchirurgie der PMU Salzburg, Präsident der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste



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