Ulrich | DENN ALLES IST GUT | E-Book | www2.sack.de
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E-Book, Deutsch, 428 Seiten

Ulrich DENN ALLES IST GUT


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-5125-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 428 Seiten

ISBN: 978-3-7578-5125-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Tag im Mai 1995 als Roman: Anton Bürger, 1939 geboren, Kriegswaise, inzwischen 56 Jahre alt, hat sich in seiner norddeutschen Heimatstadt einen gutgehenden Sanitärbetrieb erarbeitet. Mit seiner Ehefrau Margit, der Tochter Beate und der Enkelin Henriette hat er zudem eine intakte Familie. Der Kauf eines neuen Autos bringt nach Antons überwundenen frühkindlichen Kriegserfahrungen eine erneute desaströse Wendung in sein Leben. Weil das Auto sich als gestohlen erweist, setzt er zornentbrannt eine Preisminderung durch. Zu seiner bösen Überraschung ist Autohändler Wehse zugleich ein Gangsterboß. In die gefährliche Auseinandersetzung mit Wehse und dessen Komplizen verstrickt, machen ihm seine wiederkehrenden Albträume vom Krieg erneut zu schaffen.

HELMUT ULRICH 1942 in Sanderbusch/Friesland geboren, wuchs in Wilhelmshaven und Bremen auf, studierte an der FU Berlin Literaturwissenschaft. 1973 zog er nach Schleswig, 2001 Rückkehr nach Berlin. Er hat Gedichte, Erzählungen und literaturkritische Essays veröffentlicht, u. a. in "Ostragehege" und in "Text und Kritik", im Rundfunk u. a. im NDR und im Hessischen Rundfunk. 1991 edierte er das Text- und Collagenbuch "papesse SUCHT NACH LIEBE", Collagen: Elke Ulrich, Texte: Doris Runge, Kurt Drawert, Uwe Herms, Asher Reich, H. U. 1997 erschien sein Roman "Auf der Matratze", 2000 "Verknotet. Tagebuch einer Krebstherapie". Er publizierte die Gedichtbücher "die dreizehnte stunde", 1998, und "Wollust der Wasserberührung", 2002. Als Rezitator ist er mit Texten von Riegel, Benn und Ringelnatz aufgetreten. Er initiierte und realisierte literarische Veranstaltungsreihen, z. B. "Nacht der Poesie" und "literatur S". Die 1989/90 u. a. von ihm moderierte Reihe "Dichter predigen" wurde vom NDR 3 Fernsehen aufgezeichnet. Von 1991 bis 1998 war er Mitglied der Literaturkommission des Landes Schleswig-Holstein. 1998 wurde ihm die Schleswig-Holstein-Medaille verliehen. 1999 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Schleswig. Zur Zeit arbeitet er an einem weiteren Roman.

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Zweites Kapitel
Wehse oder Ein Deal mit Schuldschein Als er den Stadtring hinunterfuhr, Richtung östliche Unterstadt, Richtung Wehse, rief Adam an. Es herrschte dichter Verkehr. Er mußte die Straße sehr aufmerksam im Auge behalten. Gleichzeitig hörte er angespannt auf Adams vom Verkehrsrauschen überlagerte Stimme. Adam klang indigniert. Mehr als er Margit mitgeteilt hat, weiß Adam nicht. Er hat rein zufällig von Wehses Rückkunft erfahren. Ob es geschickt ist, Wehse ohne vorherige Verabredung gewissermaßen in einer Art Überraschungscoup aufzusuchen, woher soll Adam das wissen? Was die Regelung seiner eigenen Sache mit Wehse angeht, hat Adam, ohne dies übrigens als speziell geplantes Vorgehen verstanden wissen zu wollen, telefonisch über Wehses Büro einen Termin vereinbart. Natürlich besteht bei Nichtverabredung immer das Risiko, jemand nicht anzutreffen. Woher soll Adam wissen, ob Wehse jetzt definitiv anzutreffen ist oder nicht anzutreffen ist. Gütiger Himmel, Adam ist nicht Wehses Pressesprecher, wenn Anton versteht, was Adam meint. Von anhaltendem Hupen erschreckt, blickte Anton Bürger reflexhaft nach rechts auf den nur eine Handbreit entfernten Kleinlaster, dessen Grau er im zeitlupenhaft gedehnten Bruchteil einer Sekunde als nicht sehr ansprechend beurteilte, während er im gleichen Moment erschrocken das Steuer nach links riß. In einem Akt zeitgleicher kühler Disziplin behielt er indes die Übersicht, vermied ein Ausbrechen des Wagens, steuerte ihn sicher auf die mittlere Spur zurück. Er war während des Gesprächs unwillkürlich ein wenig vom Gas gegangen, hatte dann, da die Abfahrt zu Wehse kam, nach dem Blicken in Rückspiegel und rechten Seitenspiegel den sichernden Seitenblick anschließen wollen, war jedoch bereits zu weit nach rechts gekommen. Der soeben noch fast touchierte, im toten Winkel befindliche Kleinlaster zog an ihm vorbei, setzte zum Überholen von rechts an. Er ging auf die Bremse, fand es unverschämt, ihn derart zu schneiden – hob die Linke, die das Handy hielt und die das von der Rechten gehaltene Lenkrad beim Gegensteuern unterstützt hatte, indem sie es reflexhaft mit einem Finger umgriff, wieder ans Ohr, entschuldigte Adam gegenüber die Unterbrechung, er habe kurz mal eine heikle Situation regeln müssen. Und schon gingen sein Spiegelblick, Seitenblick links, dabei die Wahrnehmung, daß in der Überholspur eine Lücke war sowie Gasgeben und Lenken mit der Rechten nahtlos ineinander über. Wenige Sekunden später hatte er den Kleinlaster überholt und war, in behender Körperdrehung einen Blick über die Schulter nach rechts hinten werfend, von der mittleren über die rechte Spur gerade noch rechtzeitig auf die Abzweigung in Richtung Wehse gelangt. Den Zusammenhang von Adams auf einmal offenbar launigen, ermunternden Worten, bevor Adam auflegte, hatte er nicht mitbekommen, nur Satzfetzen, „nicht zu sehr drücken“, „ist doch ein Schnäppchen für einen fast neuen Daimler der Klasse“, „Gott erhalt uns unsern Wehse“, „du wirst das schon regeln, Anton“. Schließlich Adams irgendwie dreckige Lache, wie er zu seiner Verwunderung registrierte. Die Einfahrt zum „Wehse Autocenter“ war nicht zu verfehlen. Unübersehbar leuchteten die beiden Worte in magischem Neonblau von der scheunenartigen, beeindruckend großen, weißen Halle. Die Schaufenster waren in ihren kolossalen Ausmaßen offenbar für Riesen gedacht. Von der Straße her im Gegenlicht verschattet, wirkten sie in ihrer ganzen Breite wie der Eingang zu einer Höhle. Weitere blaue Leuchtbuchstaben sowie das Markensymbol verkündeten Neuwagen des Autoherstellers Mazda. Weitere, rote Leuchtbuchstaben sowie das Markensymbol verkündeten Neuwagen des Autoherstellers Honda. Neben der großen Halle stand eine kleinere, ebenfalls weiße, deren gelbe Leuchtschrift „Gebrauchtwagen/Jahreswagen“ anbot. Neben der kleineren Halle lag ein Parkplatz, ein enormes asphaltiertes Gelände, auf dem eine kaum übersehbare Menge von Gebrauchtwagen stand. An den Schaufenstern der beiden Hallen klebten Plakate mit Kreditangeboten sowie breite Streifen, auf denen von Scheibe zu Scheibe das Wort „Aktionspreis“ wiederholt wurde. Ein paar Meter vor den Schaufensterscheiben der großen Halle stand eine Reihe glänzend blanker Mazdas, dann Hondas, spezielle Angebote, erklärte Schnäppchen. Vor der kleineren Halle standen mehrere wie neu wirkende Gebrauchtwagen, ebenfalls spezielle Angebote, erklärte Schnäppchen. Rechts neben der breiten, wie der ganze Vorplatz pompejanischrot gepflasterten Auffahrt stand ein Fahnenmast. Die Anton längst bekannten vier weißen Fahnen, von oben herunter die mit dem blauen Aufdruck Wehse Autocenter, darunter die mit dem blauen Aufdruck Mazda, darunter die mit dem roten Aufdruck Honda, darunter die mit dem gelben Aufdruck Gebrauchtwagen/Jahreswagen, hingen schlaff herunter. Die Aufdrucke waren nicht zu erkennen. Es gab zwei nicht weit voneinander entfernt liegende Eingänge. Der direkt in die Halle führende, zwei beträchtliche, lautlos auf- und zugleitende Glastürscheiben, lag zu ebener Erde. Der andere Eingang führte einige Treppenstufen hoch zu einer weißlackierten Stahltür, hinter welcher das Büro lag. Anton Bürger stellte seinen Wagen auf dem nächsten freien Parkplatz wenige Meter hinter der Treppe ab. Stieg aus, straffte sich, betätigte während des Treppensteigens seinen neuen elektronischen Türschließer, lauschte befriedigt auf das augenblicklich erfolgende Klicken, zog die Tür auf, trat ein. Das wie ein Schuß klackende Zuschlagen der Tür. Damit hatte er am allerwenigsten gerechnet, daß ihm, kaum war er durch den kurzen Korridor in den Vorraum gelangt, eben jenes Rosenparfüm in die Nase wehte, das ihn vor gerade mal einer guten Stunde zweifellos durcheinandergebracht hatte. Der Duft war ein schwacher Schwaden. Zwei Schritte weiter, und es herrschte ausnahmslos wieder sozusagen neutraler Bürodunst. Die entschiedene Absicht, mit der er hier eintrat, hätte aber sowieso jedes Abgleiten in Gefühlsbizarrerien wie gegenüber der Klawitter oder gar vor dem Morandi-Bild verhindert. Die Frage, ob er hier etwa erneut Börnis Schulz’ Lebensgefährtin begegnete, stellte sich natürlich. Ein wenig verunsicherte ihn diese Vorstellung. Er trat eilig an die Rezeption und erwiderte das nette Empfangslächeln der dort sitzenden jungen Frau mit der anordnenden Auskunft, er wolle Herrn Wehse sprechen, ihn persönlich. In diesem Moment wurde die Tür zum Hauptbüro geöffnet. Lesebrille auf der Nase, einen Aktendeckel in der Hand, trat Frau Bohmeyer heraus, die Bürochefin, Mitte vierzig, blaue Jeans, hellgraue Jacke, dunkelgrauer Rollkragenpulli und schwarze Pumps, das großflächige, von welligem schwarzem Haar umrahmte Gesicht mit den klaren blauen Augen wie immer ein wenig zu farbenfroh geschminkt. Sie begrüßte ihn, und nachdem sie der jungen Frau hinter dem Tresen den Aktendeckel gereicht hatte, wandte sie sich ihm sogleich zu und fragte in der ihr eigenen verbindlichen Art, was sie für ihn tun könne. Herr Wehse habe ein Kundengespräch, in seiner Wohnung. Anton: Es sei dringend. Frau Bohmeyers kurzer Anruf, ihre mit sibyllinischem Lächeln erteilte Auskunft, Herr Wehse erwarte ihn, und schon war Anton Bürger aus dem Büro, durch die Tür und die Treppe hinunter. Er reckte sich auf, wölbte die Brust vor, schritt dann entlang der in demselben langgestreckten, weißgestrichenen Backsteingebäude wie das Büro gelegenen Werkstatt, die bereits geschlossen war, entlang des supermarktähnlichen, noch geöffneten Geschäfts für Ersatzteile sowie entlang der sich anschließenden Laderampe. Ein sich in der pompejanischroten Bepflasterung anthrazitgrau abhebender Weg führte zu der weißen, weit vorspringenden Trennmauer. Anton Bürger trat durch die darin eingelassene schmiedeeiserne Tür. Hinter der Mauer ging das gleiche Gebäude weiter, zu einem Wohnhaus ausgebaut, einem Bungalow. Anton Bürger blieb vor dem breiten, aus vier mächtigen Betonstufen gefügten und von pompösem Geländer gesäumten Aufgang stehen. Umkehren? Ihm war einfach nicht wohl bei der Sache. Also kehrtmachen, sich vor Adam und vor allem sich selbst lächerlich machen. Die Sache ließe ihn nicht in Ruhe. Es würde ihn endlos fuchsen, nichts unternommen zu haben. Er gab sich einen Ruck, stapfte die vier Stufen hoch, zögerte, verfiel vor der massiven, aus teurem Tropenholz bestehenden Wohnungstür für einige, schier endlose Sekunden in eine Art leerer Nachdenklichkeit, in welcher nichts hallte als Laß es, Anton, es lohnt nicht, laß es, um sich endlich einen zweiten endgültigen Ruck zu geben und den Türklopfer zu betätigen, einen durch ein kupfernes, mit Patina besetztes Löwenmaul gezogenen, unten verdickten kupfernen Ring. Ein smarter junger Mann, Mitte zwanzig, öffnete. Wehses Sohn Wolf. „Guten Tag. Sie wünschen?“ Anton Bürger war irritiert. Der kannte ihn doch. Da hörte er aus dem Hintergrund Wehse rufen, ob es Herr Bürger sei, wenn es...



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