Uhlenbrock | Die langen Schatten der Vergangenheit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 1, 324 Seiten

Reihe: Die Rumphorst-Mey-Reihe

Uhlenbrock Die langen Schatten der Vergangenheit

Luke Rumphorsts erster Fall. Ein Münsterland-Krimi
2. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7543-8704-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Luke Rumphorsts erster Fall. Ein Münsterland-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 1, 324 Seiten

Reihe: Die Rumphorst-Mey-Reihe

ISBN: 978-3-7543-8704-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Rheine im August 2020. Das Corona-Virus hält die Stadt im Griff. Konzerte und Theatervorstellungen fallen aus, Olympia und Fußball-EM sind auf das nächste Jahr verschoben. Die Rheiner Allgemeine Zeitung hat Mühe, ihre Seiten zu füllen. Da kommt die Eröffnung der Ausstellung "Bürgersinn und Seelenheil" im Falkenhof-Museum gerade recht. Von seinem Chefredakteur erhält Reporter Moritz Mey den Auftrag, über das dort präsentierte ebenso pracht- wie geheimnisvolle Dionysius-Evangeliar zu berichten. So bekommen er und seine Frau Anna die Gelegenheit, sich die Ausstellung vorab anzusehen. Doch bei der Führung durch Ausstellungsleiter Andreas Brockmann wartet auf sie das Grauen: Zu Füßen des Dionysius-Evangeliars liegt ein Toter in seinem Blut, brutal erstochen mit einer eigentümlichen Schere. Während Kriminaloberkommissar Luke Rumphorst und sein Team bei Motiv und Täter im Dunkeln tappen, recherchieren die Meys auf eigene Faust. Die Spur führt dabei weit in die Vergangenheit ...

Karlheinz Uhlenbrock, geboren 1956, studierte Biologie und Geografie an der WWU in Münster. Im Anschluss unterrichtete er am Abendgymnasium in Köln sowie in Rheine und führte als Fachleiter angehende Lehrerinnen und Lehrer in die Geheimnisse der Unterrichtspraxis ein. Seit 1991 lebt und schreibt der Autor verschiedener Fachbücher in seiner Wahlheimat Rheine. »Die langen Schatten der Vergangenheit« ist der erste Kriminalroman des passionierten Krimi-Lesers und Weltenbummlers und der Auftaktband einer Rheine-Krimireihe mit dem sympathischen Ermittlertrio Luke Rumphorst, Anna und Moritz Mey.
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MEY, ÜBERNEHMEN SIE

I hre Bluse war eine Augenweide. Der luftige Stoff fiel in feinen Falten. Das zarte, rosafarbene Muster harmonierte auf angenehme Weise mit dem Sommerblumenstrauß neben der Computertastatur. Der oberste Blusenknopf spannte, was seine Gedanken auf ihre üppige Oberweite lenkte.

Seit gut zehn Minuten saß Moritz Mey im Vorzimmer von Alois Nickel, seines Zeichens Chefredakteur der RAZ, der . Nickel hatte ihn zu einem Gespräch gebeten. Genauer gesagt: Es war Nickels Sekretärin Lisa Leuring gewesen, die ihn telefonisch kontaktiert und einen Gesprächstermin für den heutigen Montag, zehn Uhr vereinbart hatte.

»Und seien Sie pünktlich. Sie wissen ja: Herr Nickel wartet nicht gerne.«

Moritz Mey war pünktlich, der Chefredakteur war es nicht. So saß Mey seit einer Viertelstunde wartend im Redaktionssekretariat und hatte Zeit und Muße, seine Blicke und seine Gedanken schweifen zu lassen.

Es kam nicht oft vor, dass man ihn als freien Mitarbeiter zu einem Gespräch in die heiligen Hallen der Redaktion bat. In der Regel erhielt er seine Arbeitsaufträge per Mail oder Telefonanruf. Auch die fertigen Artikel schickte er auf elektronischem Wege. In die Redaktion kam er eigentlich nur zum alljährlichen Betriebsfest im Januar, zu dem jeder Mitarbeiter angehalten war, einen kulinarischen Baustein zum Buffet beizusteuern, das alle Jahre wieder fleischlastig und überladen war. Üblicherweise entschied sich Moritz in letzter Minute dafür, seinen legendären griechischen Hirtensalat mitzubringen, eine Spezialität mit reichlich Zwiebeln und Knoblauch, die ihm in der Redaktion den Spitznamen »Sirtaki« eingebracht hatte.

Die Tür zum Büro des Chefredakteurs war noch immer geschlossen. Frau Leuring tippte mit bewunderungswürdiger Geschwindigkeit. Dabei schien sie so gut wie nie Korrekturen vornehmen zu müssen. Beneidenswert. Der oberste Knopf ihrer Bluse hatte dem Druck bisher standgehalten. Vielleicht waren ja Haken und Öse als Sicherung in die Knopfleiste eingenäht worden.

Moritz Mey kannte sich damit aus. Eigentlich kannte er sich mit allem aus, was mit Kleidung, Haushalt und Kochen zu tun hatte. Denn Moritz Mey war Hausmann. Eine Profession, die er nicht ganz freiwillig gewählt hatte.

Ursprünglich hatte er Gymnasiallehrer werden wollen. Deutsch und Geschichte hatten schon in der Schule zu seinen Lieblingsfächern gezählt. Was lag näher, als diese Passion im Studium fortzusetzen und gerne auch später im Beruf? Doch die Lehrerschwemme der frühen 80er-Jahre machte ihm einen Strich durch diese Rechnung. Nicht einmal für eine Vertretungsstelle hatte sein Zweier-Examen gereicht. Pech oder Schicksal – wer konnte das sagen? Das Studium hatte in jedem Fall Spaß gemacht und auf der Examensparty hatte er dann Anna kennengelernt, eine zielstrebige Studentin der Naturwissenschaften. Langes blondes Haar, schlank und mit einem unwiderstehlichen Lachen, seine Traumfrau. Nach drei Monaten zogen sie zusammen. Ihre Hochzeit in einem Hausboot auf der Ems wurde ein rauschendes Fest. Neun Monate später kam Sohn Malte zur Welt. Und dann ergab sich alles fast zwangsläufig. Nach dem Referendariat bekam Moritz keine Stellenangebote, seine Frau schon. Mathematiklehrerinnen waren eben gesucht. Die Geburt der Zwillinge Lotta und Luise zementierte dann endgültig seinen Weg zum Hausmann, ein Beruf, der ihm inzwischen durchaus Spaß machte, ihn aber in den 90er-Jahren unter seinen Freunden und Bekannten zum Exoten hatte werden lassen.

Heute waren die drei Kinder längst aus dem Haus. Der Älteste arbeitete als IT-Spezialist in Münster, die Zwillinge studierten in Aachen. Und er hatte seinen Job als freier Mitarbeiter bei der RAZ. Ein Mitarbeiter, der noch immer auf seinen Termin beim Chefredakteur wartete.

Zum gefühlt hundertsten Mal ließ Mey seinen Blick durch das Sekretariat schweifen. Sehr viel Neues zu entdecken gab es hier nicht mehr. Frau Leurings Finger glitten noch immer wieselflink über die Computertastatur. Neben ihr lag auf einem weißen Porzellanteller das Markenzeichen des Corona-Zeitalters: eine rosafarbene Alltagsmaske. Zu tragen an allen Orten, an denen sich Menschen nahekommen konnten. Aktuell gerade außer Dienst, weil ihre potenzielle Trägerin konsequent auf ausreichend Abstand zur einzigen weiteren Person im Raum achtete – und dies nicht nur räumlich. Sie siezte ihn auch nach zehn Jahren gemeinsamer Tätigkeit bei der RAZ noch immer.

›Doch Chapeau‹, dachte Mey. ›Maske und Bluse harmonieren perfekt. So wird das ungeliebte Utensil zum modischen Accessoire.‹ Was seiner Meinung nach den Tragekomfort allerdings kaum erhöhen dürfte. ›Eigentlich‹, überlegte er, ›bietet solch eine Gesichtsmaske noch eine Fülle weiterer Möglichkeiten. Man könnte sie zum Beispiel als Werbeträger nutzen, so wie die Trikots im Sport, als Reklamefläche für Zahncreme, Lippenstift oder Elektrorasierer. Oder als Kommunikationsmittel. Sprüche wie oder würden dem Gegenüber im Büro direkt vermitteln, wie es um die Laune des Maskenträgers bestellt ist.‹ Er grinste. ›Sofern man denn morgens die richtige Maske aufsetzt.‹

»Herr Mey!«, riss ihn die sonore Stimme der Sekretärin aus seinen Gedanken.

»Ja?«

»Herr Nickel hat jetzt Zeit für Sie.«

Mey brauchte einen Moment, um in die Wirklichkeit zurückzufinden.

»Ähm, danke.« Er erhob sich.

»Aber Herr Mey!« Die Sekretärin klang entrüstet.

Mey schaute irritiert.

»Sie wissen schon, die Maske.«

»Ach, natürlich. Die Maske.« Vermummt wie ein Chirurg im Operationssaal betrat er das Büro des Chefredakteurs.

»Moin, Moritz. Nimm doch Platz. Die Maske kannst du abnehmen. Wir halten Abstand.«

Erleichtert verstaute Mey den Mund-Nasen-Schutz in der Brusttasche seines Sommerhemdes. Die Seitenteile schauten oben heraus. ›Ein Pendant zum klassischen Einstecktuch‹, ging es ihm durch den Kopf. ›Womit wir eine weitere Möglichkeit hätten, die Maske zu nutzen, wenn auch eine eher bizarre.‹ Mey grinste. Vorsichtig setzte er sich auf den Besucherstuhl, der einen wenig vertrauenerweckenden Eindruck machte und beim Hinsetzen knarrte. Sein schwarzes Notizbuch, das er zu allen Zeitungsterminen mitnahm, legte er auf den Rand des ausladenden Kiefernschreibtisches, auf dem Stöße ordentlich geschichteten Papiers die Skyline einer nordamerikanischen Downtown nachzubilden schienen. Alois Nickel war und blieb eben ein Pedant.

»Einen Kaffee?«

Mey stellte seine Ohren auf. Innerlich. Denn wenn der Chefredakteur bei einer Besprechung Kaffee anbot, dann hatte er ein Anliegen oder eine unangenehme Mitteilung an den Mann zu bringen. Oder beides.

»Gerne.«

Nickel betätigte einen der vielen Schalter des auf dem Sideboard platzierten, chromglänzenden Kaffeeautomaten. Mit einem brummenden Geräusch begann das Mahlwerk der Maschine zu arbeiten. Wenig später standen zwei Tassen frisch aufgebrühten Kaffees vor ihnen. Im Redaktionsbüro breitete sich ein köstlicher, aromatischer Duft aus.

»Dazu vielleicht einen Dominostein?«

Mit einer fließenden Bewegung zauberte Nickel einen Teller mit einem handverlesenen Sortiment an weißen, hellbraunen und schwarzen Dominosteinen aus den Tiefen seiner Schreibtischschublade. Die Lebkuchenspezialität war die erklärte Lieblingssüßigkeit des Redaktionsleiters der RAZ. Dass er einen Großteil seines nicht eben geringen Bauchumfanges dieser Liebe verdankte, galt als offenes Geheimnis.

»Greif zu. Sie sind gekühlt.«

Nickels Büro verfügte über einen kleinen Kühlschrank, in dem neben Wasserflaschen stets auch einige Packungen Dominosteine lagerten. In der Redaktion munkelte man, dass er sie von einem speziellen Lieferanten aus Aachen bezog.

»Danke, Alois, vielleicht später.« Bei den aktuellen hochsommerlichen Temperaturen stand Mey zwar durchaus der Sinn nach etwas Kühlem, doch bestimmt nicht nach gekühltem Weihnachtsgebäck.

»Wie du willst.« Nickel schien enttäuscht. »Ich nehme schon mal einen mit … weißer Schokolade.« Genussvoll ließ er den Dominostein zwischen seinen Zähnen verschwinden.

Vorsichtig nahm Mey einen ersten Schluck Kaffee. Heiß und gut!

Alois Nickel räusperte sich. »Wie du weißt, feiert unsere Stadtkirche St. Dionysius in diesem Jahr den 500. Jahrestag ihrer Fertigstellung.«

Mey nickte. Das 500-Jahr-Jubiläum der Dionysius-Kirche war seit mehr als zwei Jahren ein großes Thema in Rheine. Begonnen hatte man mit dem Kirchenbau nach neueren Erkenntnissen um etwa 1440. Chronischer Geldmangel in der mit knapp 2000 Seelen damals noch recht kleinen Pfarrei, aber auch kriegerische Auseinandersetzungen hatten den Baufortschritt verzögert. So konnte die Errichtung der spätgotischen Hallenkirche erst anno 1520 mit der Vollendung des Turmes und der Weihe der Glocken abgeschlossen...



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