Uebe Ich kann schon alleine lesen - Eine Hexe im Klassenzimmer
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-641-06574-4
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 72 Seiten
Reihe: Ich kann schon alleine lesen
ISBN: 978-3-641-06574-4
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ingrid Uebe wuchs in Essen auf. Nach dem Abitur arbeitete sie als Kulturredakteurin bei der Neuen Ruhr Zeitung, als Pressereferentin und freie Journalistin. Seit 1982 lebte sie als freie Autorin in Köln. Sie schrieb zahlreiche erfolgreiche Kinderbücher, die in etliche Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet wurden.
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(S. 16-17)
Am nächsten Tag saß Luzie Siebentant in der Schule wieder auf ihrem Platz. Ihr Fuß tat offenbar nicht mehr weh. Anna und David sprachen weder mit ihr noch mit sonst jemandem über das, was sie Am Tannenwald 7 erlebt hatten. Ihnen selbst kam die ganze Geschichte nur noch vor wie ein Traum. Genau wie die anderen freuten sie sich jetzt auf die Lesenacht, die am nächsten Freitag stattfinden sollte. Einen Schlafsack musste man und sein Lieblingsbuch durfte man mitbringen.
„Am besten packt ihr auch noch ein Kuscheltier ein“, sagte Frau Mertens. „In fremder Umgebung kann man so etwas brauchen.“ Das war eine gute Idee! Viele Kinder hatten bisher nur zu Hause in ihren eigenen Betten geschlafen. Einige sahen der Übernachtung im Musikraum ein wenig ängstlich entgegen. Aber auch die Mutigen stimmten dem Vorschlag der Lehrerin zu. „Ich mein Zebra“, sagte David. Luzie sagte erst einmal nichts. Vielleicht überlegte sie noch, welches Kuscheltier sie einpacken sollte, vielleicht besaß sie auch gar keins. Am Freitagabend sorgte sie dann für eine Überraschung. Sie zog einen kleinen Leiterwagen hinter sich her. Darin saßen auf einem grünen Schlafsack sieben weiche, wollige Eulen.
Zwischen ihnen lag ein sehr dickes Buch. Anna und David kannten das dicke Buch. Die sieben Eulen kannten sie nicht. Sie hatten nur ein sonderbares Gefühl, als sie in die großen gelben Glasaugen blickten. „Du meine Güte!“, sagte Frau Mertens zu Luzie. „Das sind ja gleich sieben Kuscheltiere! Und dieses dicke Buch ist wirklich dein Lieblingsbuch?“ Luzie lächelte. „Ich glaube, die ganze Klasse wird viel Spaß damit haben.“
Sie parkte ihren Leiterwagen neben dem Fahrradständer und ließ sich beim Transport der anderen Sachen bereitwillig helfen. Im Musikraum hatten der Hausmeister und seine Frau schon das Abendbrot zurechtgestellt: jede Menge Pizza und ein paar Krüge Orangensaft. Als es dämmerte, krochen die Kinder mit ihren Kuscheltieren in die Schlafsäcke.
Nur Luzies sieben Eulen hockten nebeneinander auf der Fensterbank und starrten aus gelben Augen in den schwach beleuchteten Raum. Für so viele Kuscheltiere war in einem einzigen Schlafsack einfach kein Platz. Die Lesenacht nahm ihren Lauf. Lustiges folgte auf Gruseliges, Märchen auf Krimi, Tiergeschichte auf Abenteuer. Ein Kind nach dem anderen setzte sich neben dem Klavier ins Licht einer kleinen Lampe, zeigte sein Buch und las ein Stück daraus vor.