Twain | Von Adam bis Vanderbilt: Dreizehn verrückte Amerika-Geschichten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 250 Seiten

Twain Von Adam bis Vanderbilt: Dreizehn verrückte Amerika-Geschichten

Der Roman einer Eskimo-Maid + Der gestohlene weiße Elefant + Eine Geschichte ohne Ende + Der große Rindfleisch-Kontrakt + Wie Hadleyburg verderbt wurde und viel mehr
1. Auflage 2014
ISBN: 978-80-268-2468-8
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der Roman einer Eskimo-Maid + Der gestohlene weiße Elefant + Eine Geschichte ohne Ende + Der große Rindfleisch-Kontrakt + Wie Hadleyburg verderbt wurde und viel mehr

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

ISBN: 978-80-268-2468-8
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses eBook: 'Von Adam bis Vanderbilt: Dreizehn verrückte Amerika-Geschichten' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Samuel Clemens (1835-1910), besser bekannt unter seinem Pseudonym Mark Twain - war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Mark Twain ist vor allem als Autor der Bücher über die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn bekannt. Er war ein Vertreter des amerikanischen Realismus und ist besonders wegen seiner humoristischen, von Lokalkolorit und genauen Beobachtungen sozialen Verhaltens geprägten Erzählungen sowie aufgrund seiner scharfzüngigen Kritik an der amerikanischen Gesellschaft berühmt. Inhalt: Adams Tagebuch Der Roman einer Eskimo-Maid Mein Reisegefährte, der Reformator Ein Tischgespräch Die Geschichte des Hausierers Was mir der Professor erzählte Eine wahre Geschichte (Gerade so wiedererzählt, wie ich sie gehört habe) Wie Hadleyburg verderbt wurde Der große Rindfleisch-Kontrakt Der gestohlene weiße Elefant Tom Sawyer als Detektiv (Von Huck Finn erzählt) Eine Geschichte ohne Ende Eduard Jackson und Vanderbilt

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Mein Reisegefährte, der Reformator
Inhaltsverzeichnis

Es war im Frühjahr 1893; ich reiste nach Chicago, um die Weltausstellung zu sehen, sah sie zwar nicht, aber mein Ausflug war doch nicht ganz fruchtlos – ich fand Ersatz für die Ausstellung. In New York machte ich die Bekanntschaft eines Majors von der Armee, der mir sagte, er wolle ebenfalls nach Chicago gehen; wir verabredeten uns, die Reise zusammen zu machen. Ich hatte vorher noch etwas in Boston zu tun, aber das machte ihm nichts; er sagte, er wolle den Umweg machen und mitkommen. Er war ein schöner Mann, von einem Körperbau wie ein Gladiator, indes seine Manieren waren ruhig, seine Sprache war sanft und hatte etwas Überzeugendes an sich. Er war ein unterhaltender Gesellschafter, aber ungemein ruhig; dazu ohne jeglichen Sinn für Humor. Er nahm Interesse an allem, was um ihn herum vorging, allein sein Gleichmut war unerschütterlich; nichts brachte ihn aus der Ruhe, nichts regte ihn auf. Bevor indessen der Tag zu Ende war, bemerkte ich, daß er tief im Innern trotz all seiner Ruhe eine Leidenschaft hatte – eine Leidenschaft für die Abstellung kleiner Mißstände im öffentlichen Leben. Er schwärmte für Bürgerpflicht – das war sein Steckenpferd. Er war der Meinung, jeder Bürger der Republik müsse sich selber als nichtamtlichen und unbesoldeten Polizisten betrachten und über den Gesetzen und ihrer Beobachtung treue Wacht halten. Seiner Ansicht nach waren die Rechte der Allgemeinheit auf wirksame Weise nur zu wahren und zu schützen, wenn jeder Bürger für sein Teil dazu half, daß jeder Verstoß, der zu seiner persönlichen Kenntnis kam, verhindert oder bestraft wurde. Der Gedanke war gut; mir wollte nur scheinen, als ob man dabei fortwährend Unannehmlichkeiten haben müsse und nichts andres mehr zu tun habe, als pflichtwidrig handelnde kleine Beamte absetzen zu lassen, um vielleicht zum Dank dafür bloß ausgelacht zu werden. Aber er sagte nein, ich wäre auf dem Holzweg; es läge keine Veranlassung vor, irgend jemand absetzen zu lassen, ja es dürfe überhaupt niemand entlassen werden; das wäre gänzlich verfehlt – nein, man müßte den Mann reformieren und für die von ihm bekleidete Stelle brauchbar machen. »Da muß man also den Sünder erst zur Anzeige bringen und dann den Vorgesetzten bitten, ihn nicht zu entlassen, sondern ihm nur einen tüchtigen Rüffel zu geben und ihn zu behalten?« »Nein, so ist es nicht gemeint; Sie dürfen ihn überhaupt nicht anzeigen, denn damit bringen Sie sein täglich Brot in Gefahr. Sie könnten so tun, als ob Sie ihn anzeigen wollten – wenn alles andre nichts hilft. Aber nur im äußersten Notfall. Das ist schon eine Art von Gewalt, und Gewalt taugt nicht. Diplomatie – das hilft! Wenn nun jemand Takt besitzt – wenn er Diplomatie anwendet …« Seit zwei Minuten waren wir vor einem Telegraphenschalter gestanden, und die ganze Zeit über hatte der Major sich bemüht, die Aufmerksamkeit eines der jungen Beamten zu erregen; aber von denen hatte keiner Zeit, weil sie alle Maulaffen feil hielten. Schließlich machte sich der Major bemerklich und bat einen von ihnen, ihm sein Telegramm abzunehmen. Er bekam zur Antwort: »Sie können wohl ‘ne Minute warten, was?« Und der junge Mann sah wieder aus dem Fenster. Der Major sagte ja, er hätte es nicht so eilig. Dann schrieb er ein zweites Telegramm: »Präsident der Western Union Telegraph Company. Bitte, speisen Sie heute abend bei mir. Kann Ihnen etwas davon erzählen, wie in einem Ihrer Büros der Dienst gehandhabt wird.« Der junge Mann, der eben vorher so schnippisch geantwortet hatte, streckte die Hand aus und nahm das Telegramm; als er es las, wurde er ganz blaß und begann sich zu entschuldigen. Er sagte, er würde seine Stellung verlieren, wenn dieses furchtbare Telegramm abginge, und vielleicht bekäme er keine andre wieder. Wenn es ihm nur noch diesmal so hinginge, so würde er in Zukunft keinen Anlaß zur Klage mehr geben. Daraufhin wurde der Friede geschlossen. Als wir weitergingen, sagte der Major: »Nun, sehen Sie, das war Diplomatie – und Sie haben bemerkt, wie sie wirkte. Es hätte gar keinen Zweck gehabt, Lärm zu machen, wie die Leute fortwährend tun – der junge Mensch kann einem mit gleicher Münze heimzahlen, und man zieht fast immer den kürzeren dabei und ärgert sich bloß über sich selber. Aber, wie Sie gesehen haben, gegen Diplomatie kann er nichts machen. Freundliche Worte und Diplomatie – das sind die Werkzeuge, mit denen man arbeiten muß.« »Ja, ich verstehe; aber nicht jeder ist in so günstiger Lage, wie Sie in diesem Fall. Es steht eben nicht jedermann auf so vertrautem Fuß mit dem Präsidenten der Western Union.« »Ich kenne den Präsidenten gar nicht – ich benutzte ihn nur zu diplomatischen Zwecken. Es geschieht zu seinem und zum allgemeinen Besten. Also nichts Böses dabei.« Ich fragte zögernd und mit bedenklichem Gesicht: »Ist es aber überhaupt wohl jemals recht oder anständig, zu lügen?« Die gelinde Selbstüberhebung, die in der Frage lag, beachtete er nicht, sondern antwortete mit unerschütterlich ernster Einfachheit: »Ja, zuweilen. Wenn man lügt, um jemand Schaden zu tun oder um sich selber einen Vorteil zu verschaffen, so ist das nicht zu rechtfertigen. Wenn man dagegen lügt, um einem Nebenmenschen beizustehen oder um des allgemeinen Besten willen – oh, das ist ganz was andres! Das weiß ja jedes Kind. Aber ganz abgesehen von den Methoden – Sie sehen das Ergebnis. Der junge Mensch wird jetzt ein brauchbarer und höflicher Beamter werden. Er hatte ein gutes Gesicht. Es lohnte sich, ihn zu retten, – um seiner Mutter, wenn nicht um seiner selbst willen. Natürlich hat er eine Mutter – auch Schwestern. Hol’ der Henker die Leute, die das fortwährend vergessen. Wissen Sie, ich habe nie in meinem Leben ein Duell gehabt – nicht ein einzigesmal –, obwohl ich so gut wie andre Leute Herausforderungen erhielt. Ich sah immer meines Gegners unschuldige Frau oder Mutter oder Kinderchen zwischen ihm und mir stehen. Sie hatten ja nichts getan – ich konnte doch nicht ihre Herzen brechen.« Er verbesserte im Lauf des Tages eine hübsche Menge Mißstände, und stets ohne Reibung, stets mit einer feinem und zartfühlenden ›Diplomatie‹, die keinen Stachel zurückließ. Seine Leistungen bereiteten ihm so viel Glückseligkeit und Zufriedenheit, daß ich ihn um seinen Beruf beneidete und mich vielleicht auch darin versucht haben würde, wenn ich die notwendigen Abweichungen von der Wahrheit mit ebensolcher Zuversicht aus meinem Munde hervorbringen könnte, wie es mir mittels einer Feder und hinter der Deckung einer Druckerpresse nach einiger Übung wohl möglich wäre. Als wir am späten Abend mit der Straßenbahn wieder in die Stadt hineinfuhren, kamen drei Radaubrüder in den Wagen und begannen nach rechts und links mit unflätigen Späßen und Flüchen um sich zu werfen. Die Passagiere, zum Teil Frauen und Kinder, hatten Angst, und kein Mensch wagte, den Knoten entgegenzutreten oder ein Wort zu erwidern; der Schaffner versuchte es mit gütlichem Zureden, aber die Rauhbeine gaben ihm einfach Schimpfworte zurück und lachten ihn aus. Sehr bald sah ich dem Major an, daß er hier einen Fall seiner Spezialität vor sich hatte; augenscheinlich musterte er in Gedanken seinen Vorrat von diplomatischen Mitteln. Ich sah mit Bestimmtheit voraus, daß ein derartiger Versuch ihm nur Spott und Hohn, vielleicht sogar noch Schlimmeres einbringen würde; aber bevor ich ihm diese Bemerkung zuflüstern konnte, sagte er bereits in gleichmütigem und leidenschaftslosem Ton: »Schaffner, Sie müssen die Schweine ‘nausschmeißen. Ich will Ihnen dabei helfen.« Das hatte ich nicht erwartet. Schnell wie der Blitz fuhren die drei Knoten auf ihn los, aber kein einziger kam an ihn heran. Er teilte drei Faustschläge aus, wie man sie außerhalb eines Preisboxerringes zu sehen nicht erwarten konnte, und die drei Kerle blieben liegen, wo sie hingefallen waren. Der Major schleifte sie hinaus und warf sie von der Plattform des einen Moment haltenden Wagens hinunter; hierauf fuhren wir weiter. Ich war erstaunt; erstaunt darüber, daß ein Lamm so vorgehen konnte; erstaunt über die von ihm entfaltete Kraft und über das klare und allgemeinverständliche Ergebnis; erstaunt über die gewandte und geschäftsmäßige Art, wie er das Ganze gemacht hatte. Die Situation hatte ihre humoristische Seite, insofern ich den ganzen Tag über von diesem schlagfertigen Herrn fortwährend Vorträge über sanfte Überredung und freundliche Diplomatie angehört hatte. Ich hätte ihn gern darauf hingewiesen und einige Sarkasmen darüber angebracht; aber als ich ihn ansah, merkte ich, daß das keinen Zweck haben würde. Auf seinem ruhigen und zufriedenen Gesicht lag keine Ahnung von Humor; er würde mich nicht verstanden haben. Als wir auf einer der nächsten Haltestellen ausgestiegen waren, sagte ich zu ihm: »Das war ein tüchtiger diplomatischer Streich, oder vielmehr es waren drei tüchtige diplomatische Streiche.« »Das? Das war keine Diplomatie. Sie sind völlig auf dem Holzweg. Diplomatie ist ganz was andres. Damit ist bei der Sorte nichts auszurichten;...



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