Trompette / Steinhäuser | Katers wundersame Reise | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Trompette / Steinhäuser Katers wundersame Reise

Roman
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-641-23393-8
Verlag: Diana
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-641-23393-8
Verlag: Diana
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kater Figaro kann es nicht glauben: Er wurde ausgesetzt - mitten in Paris! Ein neues Zuhause findet er wider Erwarten bei dem verwitweten Paul, einem leidenschaftlichen Koch. Der will mit dem Familienzuwachs seine Tochter Louise trösten. Doch auch Paul öffnet sein Herz allmählich für den stolzen Kater. Und für eine neue Liebe ...

Vier turbulente Leben kollidieren in der romantischsten Stadt der Welt - witzig, herzzerreißend und bezaubernd schön!

Laura Trompette, geboren 1987, ist Journalistin, Social-Media-Expertin und Gründerin einer Agentur für digitale Kommunikation. Das Schreiben ist seit ihrer Kindheit ihre große Leidenschaft. Derzeit hat sie auf der Plattform Wattpad mehr als 150.000 Leserinnen und Leser.

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2

Paul

»Alles Gute zum Geburtstag, Prinzessin«, rufe ich und schwenke meine beiden jüngsten Kreationen.

Louise blickt zu mir auf, wenig überzeugt. Zum Glück kann ich mich auf den Enthusiasmus ihrer Nanny Rachel verlassen.

»Wow! Eine Saint-Honoré-Torte und ein Kuchen in Judy-Form. Deine geliebte Judy aus Zoomania!«

»Danke, Papa, das sieht toll aus.«

»Diesen bekommst du, weil du sieben Jahre alt wirst, und diesen, weil du schon eine richtige kleine Feinschmeckerin bist. Ich konnte dir ja schlecht eine reine Zuckerbombe backen.«

»Stimmt. Du bist spitze und Spitzenbäcker!«

»Genau. Jetzt puste die Kerzen aus!«

»Rachel, hilfst du mir?«

»Okay. Eins, zwei, drei!«

In der Wohnküche nehme ich meine Schürze ab und atme einmal tief durch. Ich weiß, dass ich Louise niemals wirklich genügen werde, aber ich tue mein Bestes. Die Sonntage ohne Aurélia sind unbestreitbar die schwersten Tage der Woche.

Während Rachel die beiden Kuchen anschneidet, gehe ich in mein Zimmer und hole die Geschenke, die ich ganz oben im Schrank versteckt hatte.

»Papa, wo bleibst du?«

»Ich komme, mein Spatz.«

Ihre Augen leuchten auf, als sie den Geschenkeberg in meinen Armen sieht. In diesen Momenten wird sie für einen kurzen Augenblick wieder zu einem normalen Kind. Neugierig und aufgekratzt.

»Sind die alle für mich?«

»Nein, eins ist für dich. Die anderen sind für das Nachbarsmädchen.«

»Ha ha! So ein Quatsch«, sagt sie entrüstet.

»Natürlich sind die für dich. Du kannst sie nach dem Essen aufmachen, okay?«

»Okay. Der hier ist voll lecker, Papa. Was tust du da noch mal rein?«

»Schlagsahne, Brandteig, Blätterteig und Konditorcreme.«

»Mjam.«

Lächelnd wische ich ihr etwas Sahne von der Nase.

Plötzlich verfinstert sich ihre Miene.

»Papa, ich habe jetzt zum dritten Mal meine Kerzen ohne Mama ausgepustet.«

»Ich weiß, mein Herz. Aber sie ist im Mama-Paradies und schaut dir zu.«

Ich glaube weder an Gott noch an das Paradies. Doch für Louise greife ich seit drei Jahren auf dieses Mittel zurück. Seit Aurélia uns verlassen hat, seit eine jäh verlaufene Meningitis sie uns innerhalb von 48 Stunden entriss.

Wir waren so glücklich, wir hatten alles. Liebe, berufliche Erfüllung, Familie und eine gemütliche Wohnung in unserem Lieblingsviertel in Paris. Und dann, plötzlich, riss man uns eine Gliedmaße aus, ohne Vorwarnung.

Doch ich sollte heute nicht an meine Wut denken. Es ist Louises Tag.

»Willst du diese Woche wirklich nichts mit deinen Schulfreundinnen machen?«

»Nein.«

Sie verschließt sich komplett. Ich verstehe nicht, warum ich immer einen wunden Punkt treffe, wenn ich dieses Thema anspreche. Hat sie Angst vor dem Schulbeginn in zehn Tagen, wenn sie nach dem Vorbereitungsjahr in die erste Klasse kommt?

Im Kindergarten hatte sie eigentlich viele Freunde. Seit der Grundschule ist sie Einzelgängerin. Ich sehe nur hin und wieder ihre Freundin Ella. Dieses Jahr würde ich gern noch andere kennenlernen. Damit ich das Gefühl habe, dass sie in einer Gruppe Kind sein kann, wenn auch nur eingeschränkt. Ich möchte, dass sie Spaß hat und sich im Einklang mit ihrem Umfeld entwickelt.

Doch für den Moment kann ich die Frage nicht vertiefen. Mit ihren gerade sieben Jahren lenkt sie geschickt vom Thema ab.

»Papa, darf ich jetzt die Geschenke aufmachen? Ich habe aufgegessen.«

»Ja, nur zu. Nein, warte. Erst Hände waschen.«

»Na gut, wenn du willst.«

Ich hebe sie hoch und wirbele sie im Kreis, damit sie wieder richtig lächelt, ganz ungetrübt. Es funktioniert, und das beruhigt mich. Als ich ihr die Seife reiche, bespritze ich sie ein wenig mit Wasser, tue aber so, als sei es aus Versehen.

»Hey, du hast mich begossen!«

»Wie einen Pudel?«

»Pff! Nein, wie Vaiana auf ihrem Boot!«

»Na, solange du nicht vereist bist wie Elsa, ist ja alles gut.«

»Papa?«

»Ja?«

»Gehen wir bald ins Disneyland?«

»Ja, versprochen.«

»Darf Rachel mitkommen?«

»Natürlich.«

Rachel zwinkert mir zustimmend zu, und Louise setzt sich an den Tisch, auf dem die Päckchen liegen. Es geht ans Papieraufreißen. Ihre Verzauberung ist fast vollkommen. Ich glaube, ich liege mit den Geschenken richtig. Brandaktuelle Stifte, ein Zeichenheft, eine Malpalette, Farbtuben, Disney-Sammelfiguren, Judy als Kuscheltier und ein Armband-Bastelset.

Louise springt mir in die Arme.

»Das ist noch nicht alles, mein Spatz. Das größte Geschenk ist im Keller.«

»Echt? Wie groß?«

»Das siehst du dann. Zieh dir Schuhe an, wir gehen runter.«

»Okay!«

Rachel hilft ihr beim Anziehen, während ich die Schlüssel suche.

Ich betrachte Louise, wie sie auf und ab hüpft, in ihrem schottischen Faltenrock, mit ihren langen kastanienbraunen Haaren, ihren blauen Augen und ihrer Porzellanhaut. Sie ist schön, meine Tochter.

»Fertig!«, ruft sie triumphierend.

Zu dritt fahren wir mit dem Aufzug in den Keller.

Als ich unten die Tür von Verschlag Nummer 41 öffne, schlägt Louise sich vor Freude beide Hände vors Gesicht. Sie kann es ganz offensichtlich kaum fassen.

»Oh! Ich freue mich so!«

»Dann freue ich mich auch.«

Ich trage die Staffelei in die Wohnung. Ihr seliges Lächeln ist eindeutig mein Geschenk des Tages. Sie malt und zeichnet so gern, dass sie seit eineinhalb Jahren fast ihre gesamte Freizeit damit verbringt. So wie es bei mir mit dem Kochen war, auch wenn ich ein paar Jahre älter war als sie, als ich begann, mich dafür zu interessieren. Ich war etwa elf.

Meine Eltern wollten, dass ich Medizin studiere, sie hatten Angst um mich wegen meiner kulinarischen Besessenheit. Lange hatten sie noch gehofft, ich würde mich von Töpfen und Tellern abwenden, doch sie legten mir keine Steine in den Weg. Schließlich halfen sie mir sogar, mein eigenes Restaurant zu eröffnen. Es tröstete sie, eine Dermatologin zur Schwiegertochter zu haben. Sie waren stolz auf uns.

So wie ich stolz auf meine Tochter bin. Sie hat Talent, Feingefühl, Geduld, unglaubliche Fingerfertigkeit und bereits eine lebhafte Fantasie.

Natürlich mache ich mir nichts vor. Ich weiß, dass die Welt, die sie sich auf dem weißen Blatt erschafft, die Wirklichkeit verdrängen soll, die nicht für sie gemacht zu sein scheint. Oder der sie zu entfliehen sucht.

*

Als Rachel gegangen ist und Louise schläft, schenke ich mir einen Whisky ein und warte auf meinen besten Freund, Gustave. Ich lernte ihn vor Jahren kennen, als ich mein Restaurant plante. Er hatte im Marais gerade seine Saftbar eröffnet. Wir waren zufällig dort eingekehrt, weil Aurélia Lust auf einen fruchtigen Imbiss hatte. Ich war siebenundzwanzig Jahre alt, Aurélia sechsundzwanzig, und Gustave achtundzwanzig. Wir spürten sofort eine Verbindung, und so redeten wir über das Viertel und unsere jeweiligen Läden und beschlossen, uns wiederzusehen.

Von außen mochte unsere Freundschaft erstaunlich scheinen. Eine Dermatologin in der Ausbildung, ein junger Koch mit Ambitionen und ein exzentrischer Unternehmer. Zwei Heteros, verliebt seit dem Abi, und ein Schwuler, der sein tägliches Recht auf Spaß, Freiheit und neue Genusserlebnisse einfordert. Doch den Willen, unsere Projekte durchzuziehen und das Leben in vollen Zügen zu genießen, hatten wir gemein. Unsere Verbundenheit war stärker als alle Konventionen.

Gustave unterstützte mich sehr beim Aufbau meines Restaurants, dem Décalage horaire. Er war immer da, bei Lachanfällen und Rückschlägen. Ein wahrer Freund, trotz seinem nicht ganz einfachen Charakter. Verrückt, unangepasst, abgehoben und sehr direkt. Eine Stimmungskanone, die morgens mit gesunden Säften und fetttriefenden Croissants auf der Baustelle auftauchte. Aber auch eine Schulter zum Anlehnen. Ich weiß nicht, wie ich es ohne ihn geschafft hätte, als Aurélia von uns ging. Einunddreißig, das ist kein Alter zum Sterben. Innerhalb von zwei Tagen zu sterben, ohne Aufschub, ohne Hoffnung, ohne auch nur Zeit zum Hoffen zu haben.

Ich hatte meinen Körper verlassen, war vom Schmerz gelähmt. Ein Zombie ohne Kontrolle. Unfähig, mich um irgendetwas zu kümmern. Sie fehlte mir jede Sekunde. Ich konnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Ohne meine treue Gefährtin, meine Seelenverwandte. Man hatte mir eine Hälfte amputiert, und ich verlor das Gleichgewicht.

Außerdem war da dieses ständige Schuldgefühl, das Gefühl der Machtlosigkeit. Ich hatte geschworen, auf sie aufzupassen, sie auf ihrem Weg zu beschützen. Ich hatte mein Versprechen gebrochen. Ich hatte nichts tun können gegen die Meningitis. Schlimmer noch, ich wusste nicht einmal, dass man an Meningitis immer noch sterben kann, erst recht nicht im Erwachsenenalter.

Gustave war für Louise da, in seiner Rolle als ihr Wahlonkel. Und für mich, als ich mein Bett nicht mehr verließ, als ich nichts mehr von meinem Restaurant wissen wollte. Ich glaubte, ich würde nie wieder aufstehen. Er half mir, eine Gliedmaße nach der anderen anzuheben, nach und nach, Monat für Monat. Und dann richtete ich mich auf, denn die Liebe zu einem Kind gibt einem unvorstellbar viel Kraft. Ich musste für zwei stark sein, für sie. So wie Aurélia es gewesen wäre, wenn der Tod mich als Ersten geholt hätte.

Ich sagte mir, ich dürfe nicht zweimal meine Pflicht verletzen.

Aurélia fehlt mir immer noch jede Sekunde, aber ich habe den Gedanken akzeptiert, dass sie in Louise weiterlebt. Jeden Morgen sehe ich ihr Lächeln durchschimmern, das hilft mir, weiterzumachen.

22 Uhr. Das ist seine Zeit.

»Hey, mein Freund!«

»Na? Du hast ja nasse Haare. Wo kommst du denn...


Trompette, Laura
Laura Trompette, geboren 1987, ist Journalistin, Social-Media-Expertin und Gründerin einer Agentur für digitale Kommunikation. Das Schreiben ist seit ihrer Kindheit ihre große Leidenschaft. Derzeit hat sie auf der Plattform Wattpad mehr als 150.000 Leserinnen und Leser.



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