E-Book, Deutsch, 336 Seiten
Reihe: MM City
Tröger / Bussmann Berlin MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag
7. Auflage 2024
ISBN: 978-3-96685-333-0
Verlag: Michael Müller Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps.
E-Book, Deutsch, 336 Seiten
Reihe: MM City
ISBN: 978-3-96685-333-0
Verlag: Michael Müller Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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Zu den Tempeln der Künste Tour 2 Das größte Museumsensemble der Welt ist zugleich Deutschlands beliebtestes Eiland: Bis zu 3 Mio. Besucher zählt es jährlich - Sylt oder Rügen können von solchen Gästezahlen nur träumen. Berliner Dom Humboldt Forum Altes Museum Alte Nationalgalerie Pergamonmuseum Neues Museum Bode-Museum Alte, neue und vergessene Mitte II Museumsinsel „Großstadt ohne Größenwahn“, titelte „Der Spiegel“ vor ein paar Jahren über Berlin. Das war nicht immer so - und ist es auch heute nicht mehr, nicht auf diesen Metern. Auf der Spreeinsel prahlten die preußischen Könige und protzte die Führung der DDR. Und mit dem Humboldt Forum, dem Nachbau des Berliner Schlosses, schließt sich auch die Bundesrepublik der Tradition an. Auf der nördlichen Hälfte der knapp 1 km2 umfassenden Spreeinsel stehen sechs Museumsbauten, die Kunst und Kultur aus 6000 Jahren Menschheitsgeschichte präsentieren. Das erste Museum öffnete 1830 zum Geburtstag des kunstsinnigen Königs Friedrich Wilhelm III. seine Pforten - was die Franzosen mit dem Louvre und die Engländer mit dem British Museum schon längst hatten, wollten die Preußen nun auch. Die Eröffnung des Humboldt Forums als letztem „Museumsquartier“ fand im Sommer 2021 statt. Dazwischen lag der Zweite Weltkrieg, in dem die Museumsinsel nicht nur verwüstet wurde, sondern auch Kunstschätze von enormem Wert verloren gingen - obwohl Exponate in Flakbunker ausgelagert wurden. Der Krieg schuf Arbeit für Generationen von Restauratoren. Nach der Wiedervereinigung wurde ein Masterplan erstellt, der die Zusammenführung der archäologischen Sammlungen der verschiedenen staatlichen Berliner Museen in Ost und West vorsah, außerdem die Restaurierung der Kriegsschäden, eine Modernisierung der Gebäude und eine Neuordnung der Infrastruktur vor Ort. Zum federführenden Architekturbüro wurdefür viele Vorhaben David Chipperfield Architects. Bereits saniert und wieder eröffnet sind die Alte Nationalgalerie, das Bode-Museum sowie das Neue Museum. Die Arbeiten am Pergamonmuseum begannen 2012 und werden sich voraussichtlich bis 2037 hinziehen. Bis 2027 ist das Museum in Gänze geschlossen, dann sollen wieder einzelne Trakte des Gebäudes für Besucher zugänglich sein. Das Alte Museum ließ die DDR zwischen 1951 und 1966 wiederaufbauen. Seine Generalsanierung ist nach Abschluss der Arbeiten am Pergamonmuseum angedacht. Orientierung Der zentrale Platz der Museumsinsel ist der Lustgarten. Als Gemüsegarten des Berliner Schlosses, wo erstmals in Preußen Kartoffeln angebaut wurden, ging er in die Geschichte ein. Aber auch als Aufmarsch- und Demonstrationsplatz. Heute geht es hier gemütlicher zu: Touristen imitieren des Berliners liebstes Hobby und liegen faul im Gras herum. An der Südseite des Lustgartens steht das wiedererrichtete Berliner Schloss, ehemals einer der bedeutendsten Barockbauten Nordeuropas. Heute beherbergt es das Humboldt Forum. Die Ostseite des Lustgartens begrenzt der Berliner Dom. Die Nordseite beherrscht eine breite Säulenfront. Dahinter verbirgt sich das Alte Museum. Für den klassizistischen Bau stand das Erechtheion auf der Athener Akropolis Pate. Im Rücken des Alten Museums thront erhaben rechter Hand hinter einem Kolonnadengang die Alte Nationalgalerie. Links davon steht das Neue Museum, neben dem wiederum zum Kupfergraben hin die James-Simon-Galerie ein Entree zum Forum der Künste und Wissenschaften auf der Spreeinsel bildet. Spaziert man am Kupfergraben den Spreearm entlang gen Bahnbrücke, sieht man im Rücken der James-Simon-Galerie das Pergamonmuseum. Und hinter der Bahnbrücke bildet das Bode-Museum den nördlichen Abschluss der Museumsinsel. Um all die schwere Kunst mit einem Tick Leichtigkeit zu bereichern, gibt es Pläne, den Spreearm zwischen Humboldt Forum und Monbijoubrücke in ein Flussbad umzuwandeln. Auf flussbad-berlin.de können Sie diesen Traum unterstützen. Tipp: Egal für welches Museum Sie sich entscheiden - gönnen Sie sich einen Audioguide, um im Tohuwabohu der Künste nicht den Überblick zu verlieren. Wollen Sie alle hier beschriebenen Museen in Ruhe besichtigen, so ist der Museumspass) zu empfehlen. Falls Sie keine der Ausstellungen besuchen möchten, lohnt dennoch ein Blick in das Foyer des Bode-Museums - kostenlos. Sehenswertes im Detail Fakeschloss Stadtschloss Humboldt Forum Wo einst das Berliner Stadtschloss und später der Palast der Republik standen (mehr zur Geschichte weiter unten), steht heute das Humboldt Forum. Unter einem Dach vereint es Kunst, Kultur und Wissenschaft - zu sehen gibt es also mehr als genug, man kann hier locker einen ganzen Tag verbringen. Allein durch das Ethnologische Museum (Skulpturen aus Afrika, Boote und Schnitzereien aus Ozeanien, Instrumente aus aller Welt u. v. m.) und das Museum für Asiatische Kunst (religiöse Kunst aus Indien, chinesische Hofkunst, Keramik aus Korea, Miniaturmalerei und, und, und ...) könnte man Stunden spazieren. Dank dieser grandiosen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin ist das Humboldt Forum nicht nur ein Ort der Kulturen der Welt, sondern auch ein Ort der geraubten Kunst aus aller Welt. Bei manchen Exponaten wird auf den aktuellen Stand der Provenienzforschung eingegangen - spannend. Die Humboldt-Universität bespielt das verhältnismäßig kleine Humboldt Labor mit der experimentellen Ausstellung Nach der Natur, die sich mit Wissenschaft und Forschung auseinandersetzt, mit den Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und Biodiversitätsverlust sowie den daraus resultierenden politischen und gesellschaftlichen Folgen. In Anlehnung an die Wunderkammern der frühen Museumsgeschichte zeigt man wundersame Dinge aus der bunten Universitätssammlung - ein wildes Potpourri inklusive des Blinddarms von Friedrich Ebert. Zudem kann man vergessene Dialekte hören, sich einem interaktiven Fischschwarm nähern oder Videostatements von Wis-senschaftlern auf der kinetischen Wand folgen. Die Ausstellung Berlin Global zeigt die Verflechtungen Berlins mit der Welt - ein wilder Ritt durch Zeit und Raum, der v. a. Jugendliche anspricht und begeistert. Besichtigen kann man ferner den Skulpturensaal (Fragmente des alten Schlosses), das Videopanorama (eine 27 m breite Collage aus Bildern, Filmen und Objekten zur Geschichte des Gebäudes und seiner Vorgänger) und die Ausstellung Einblicke. Die Brüder Humboldt (Infos zu den Namensgebern und ihrer Zeit). Zudem gibt es im Humboldt Forum temporäre Ausstellungen für Kinder und besondere Schauen, die in Kooperation mit internationalen Museen entstehen. Ein Aufzug bringt Besucher hinauf zur Dachterrasse (toller Rundblick, aber Ticket nötig, 3 €). Dort serviert man im Restaurant Baret (baret.berlin) nachmittags Kaffee und Kuchen und abends Verrücktheiten wie Thunfischtartar mit Korianderzabaione oder Aged (!) Zackenbarsch mit Weißkohlbrühe. Wer will, kann auch in den Schlosskeller zu den Fundamenten des alten Berliner Schlosses absteigen. Dieses war ursprünglich aus einer Burg hervorgegangen, präsentierte mit 700 Zimmern und Sälen Preußenprunk par excellence und endete als Kriegsruine. Das Humboldt Forum - 117 m breit, 184 m lang, zwei offene Höfe - ist keine Eins-zu-eins-Kopie des alten Berliner Schlosses. Der italienische Architekt Franco Stella, der für den Bau verantwortlich zeichnet, schenkte dem Humboldt Forum zwar auf drei Seiten eine rekonstruierte Fassade, zur Spree hin aber eine moderne. Die moderne steht dem Humboldt Forum gut, allen anderen fehlt Patina. Im Original ist lediglich Portal IV des alten Schlosses erhalten. Es befindet sich aber nicht im Humboldt Forum, sondern in der Fassade des schräg gegenüberstehenden ehemaligen Staatsratsgebäudes der DDR (heute Sitz der European School of Management and Technology, kurz „esmt“). Die Genossen ließen das Portal vor der Sprengung der Schlossruine (1950) abtragen. Grund: Vom Balkon aus hatte Karl Liebknecht am 9. November 1918 die deutsche sozialistische Republik proklamiert. Tipp: Neben dem ehemaligen Staatsratsgebäude der DDR steht am Schlossplatz 7 der neobarocke Neue Marstall, der einst für die Pferde, Kaleschen und Schlitten des Hofes...