E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Toombs Frei und glücklich wie noch nie
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-5822-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5822-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Noch nie hat Laura sich so frei, so glücklich wie in Nevada, wo sie im Auftrag der Regierung Wildpferde beobachtet! Und als der attraktive Shane, auf dessen Ranch sie ein Jahr lang wohnt, sie bittet, ihn zu heiraten, sagt Laura Ja. Nicht etwa, weil sie an Liebe in dieser Vernunftehe glaubt - o nein! Sondern weil sie sich in Shanes Nähe geborgen fühlt und weiß, wie wichtig es für ihn ist, das Sorgerecht für die kleine Sage zu erhalten ...
In dem Alter, als Jane das Alphabet lernte, hatte ihr Vater, ein erfolgreicher Sachbuchautor, nach einer Krankheit vollständig sein Gehör verloren. Wer mit ihm kommunizieren wollte, musste schreiben. Er trug stets einen kleinen Block mit sich herum, darauf stand z.B.: Was hast du auf dem Schulweg gesehen? Und so musste Jane es nicht nur aufschreiben, sondern ihre Umwelt auch besonders sorgfältig beobachten, eine Fähigkeit, die damals geschult wurde und ihr bei ihrer eigenen Karriere als Autorin sehr geholfen hat. Jane Toombs wuchs in einer Kleinstadt in Michigan auf, direkt am Ufer des gewaltigen Lake Superior. Mit ihrem ersten Ehemann hat sie fünf Kinder, ihr zweiter Ehemann brachte zwei eigene Kinder mit in die Ehe. Ihre sieben Kinder haben ihrerseits wieder sieben Kinder, und kürzlich wurde Jane Toombs zum ersten Mal Urgroßmutter! Vor einiger Zeit sind Jane und ihr Mann Elmer wieder zurück in ihre alte Heimatstadt gezogen. Zum Haushalt gehört noch eine sehr eigenwillige Katze namens Kinko, die ihnen vor drei Jahren zugelaufen ist.
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1. KAPITEL
Die schmale, kaum befahrene Asphaltstraße, die zum Reservat der Paiute führte, war reparaturbedürftig. Zu beiden Seiten erstreckte sich meilenweit die Wüste von Nevada, in der Salbei und Kakteen beheimatet waren. Durch das offene Fenster ihres Leihwagens atmete Laura Walker tief die würzige Frühlingsluft ein, während sie die wilden Mustangs zur Linken im Auge behielt.
Wie gewöhnlich führte eine der Stuten die Herde an, während der schwarze Hengst als Schlusslicht seinen Harem bewachte. Die schwarzbraune Leitstute schwenkte plötzlich zur Straße um.
Laura lenkte den Wagen auf den Seitenstreifen und hielt an, um sich den Anblick aus der Nähe nicht entgehen zu lassen. Sie zählte fünf Stuten, den Hengst, zwei Jährlinge und ein Fohlen. Eine gescheckte und eine braune Stute schienen trächtig zu sein, und die Schecke, die hinter den Hengst zurückgefallen war, lahmte offensichtlich. Der Rest der Herde wirkte gesund.
Die Leitstute überquerte die Straße direkt vor dem Wagen, gefolgt von den anderen Mustangs. Mit angehaltenem Atem bewunderte Laura die Grazie und Schönheit.
Plötzlich nahte ein grüner Pick-up mit hohem Tempo und dröhnendem Radio. Mit unverminderter Geschwindigkeit raste er vorbei. Die lahmende Stute hatte die Straße noch nicht ganz überquert. Vor Schreck machte sie einen Satz nach vorn, stieß mit dem Fohlen zusammen und warf es zu Boden.
Als Laura sah, dass es dem Fohlen nicht gelingen wollte aufzustehen, stürzte sie aus dem Wagen und rannte über die Straße, um zu helfen. Sie hoffte, dass es nicht ernsthaft verletzt war.
Als sie es fast erreicht hatte, rappelte es sich aus eigener Kraft auf. Also blieb sie stehen und unterdrückte den Drang, es zu streicheln. Sie war nicht gekommen, um sich einzumischen.
Ein schriller, zorniger Schrei hinter ihr ließ sie herumwirbeln. Entsetzt starrte sie den schwarzen Hengst an, der sie unbemerkt umkreist hatte und sich zornig aufbäumte. Offensichtlich sah er sie als Bedrohung an. Angst ließ sie reglos verharren. Er hatte ihr den Rückweg zum Wagen abgeschnitten, und es war nirgendwo Deckung in Sicht.
Hufe donnerten hinter ihr. Bevor sie sich rühren konnte, wurde sie ergriffen, in die Luft gehoben und wie ein Sack Kartoffeln mit dem Gesicht nach unten über den Schoß eines Reiters gewuchtet.
Shane Bearclaw lenkte Cloud, seinen grauen Wallach, von der Herde fort und trieb ihn zum Galopp an, um dem aufgeregten Hengst so schnell wie möglich zu entfliehen.
„Dummkopf“, murmelte er und meinte damit die blonde Frau, die er gerettet hatte.
Als er den Hügel erreichte, von dem aus er das Geschehen verfolgt hatte, zügelte er Cloud und drehte sich um. Der Hengst hatte sich beruhigt, und die Herde entfernte sich. Er zog die Blondine hoch, sodass sie mehr oder weniger auf seinem Schoß saß. „Halten Sie es für einen guten Tag zum Sterben?“, knurrte er.
Mit erschrocken aufgerissenen Augen, die so blau waren wie der Lake Tahoe, starrte sie ihn an. Es geschah ihr nur recht, wenn sie Angst hatte. Ihm hatte sie einen Mordsschrecken eingejagt.
„Die Mustangs sind wild, im wahrsten Sinne des Wortes“, teilte er ihr schroff mit. „Wilde Hengste sind gefährlich. Jeder vernünftige Mensch hält sich von ihnen fern.“
„Lassen Sie mich runter.“ Ihre Stimme zitterte so sehr, dass er sie kaum verstand.
„Nur, wenn Sie mir versprechen, hinter mir wieder aufzusitzen, damit ich Sie zu Ihrem Wagen bringen kann. Ich habe nicht die Absicht, Sie aus den Augen zu lassen, bis ich Sie wegfahren sehe. Meine Tage des Rodeos sind längst vorbei, und ich bin diesem Kunststück nicht zweimal an einem Tag gewachsen.“
Unwillkürlich wünschte er, diese atemberaubenden blauen Augen würden nicht ganz so ängstlich dreinblicken. „He, es ist vorbei“, sagte er in sanfterem Ton und wurde sich abrupt bewusst, dass er eine sehr hübsche Blondine auf dem Schoß hielt und wissen wollte, wer sie war. „Ich bin Shane Bearclaw.“
Laura blickte in die dunklen Augen des Fremden, der sie viel zu nahe hielt. Sein langes schwarzes Haar war zurückgebunden und enthüllte ein markantes Gesicht. In gewisser Weise erinnerte er sie an den schwarzen Hengst. Sie empfand Shane Bearclaw als ebenso bedrohlich.
„Laura Walker“, brachte sie hervor. „Ich war auf dem Weg zu Ihrer Ranch, und es wäre mir wesentlich lieber, hinter Ihnen zu sitzen.“ Ihre Angst vor ihm begann abzuklingen, und stattdessen wurde sie sich seiner männlichen Ausstrahlung bewusst. Darauf konnte sie gern verzichten.
Er grinste schief, während er aus dem Sattel glitt. „Sie sind also die Bundesregierung persönlich.“
„Ich habe zwar einen Regierungsauftrag, aber sonst nichts mit der Regierung zu tun“, entgegnete sie entrüstet, während sie hinter den Sattel glitt. „Wenn Sie mich bei meinem Wagen absetzen, treffe ich Sie auf Ihrer Ranch, und dann können wir besprechen, wie ich mein Ziel am besten mit Ihrer Hilfe erreichen kann.“
Wortlos stieg er wieder auf und trieb sein Pferd an. Sie musste sich an ihm festhalten, und das erwies sich als beinahe ebenso intim, wie auf seinem Schoß zu sitzen.
Ein paar Minuten später zügelte er seinen Grauschimmel neben ihrem Wagen, saß ab und half ihr hinunter. „Die Ranch liegt nicht an der Hauptstraße. Wissen Sie, wie Sie hinkommen?“
Sie wich vor ihm zurück und gestand ein: „Nur ungefähr.“
Er beschrieb ihr den Weg und ritt davon. Sie blickte ihm nach und stellte fest, dass er ein ausgezeichneter Reiter war. Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie vergessen hatte, ihm für die Rettung zu danken. Kein Wunder, denn kaum hatte sie sich von dem Schrecken erholt, den ihr der Hengst eingejagt hatte, als sie auf dem Schoß eines fremden Mannes gelandet war.
Laura hatte geglaubt, ihr Unbehagen gegenüber Männern unter Kontrolle zu haben, aber sie hatte auch nicht mit einer derart intimen Begegnung gerechnet. Und Shane Bearclaw war ausgerechnet der Mann, mit dem sie etwa einen Monat lang zusammenarbeiten musste. Ein Machotyp, der Verstand nicht mit Frauen gleichsetzte.
Im Geiste hörte sie ihre Therapeutin sagen: Lerne, dich mit deinem Urteil zurückzuhalten. Nicht alle Männer sind gleich.
Vielleicht hatte der große Reiter sie nicht einschüchtern wollen, doch ihr war es so erschienen.
Nachdem Laura über mehrere Wege gefahren war, die in keiner Landkarte verzeichnet waren, erreichte sie die kleine Oase, die das Ranchhaus der Bearclaws umgab. Ihr Bruder hatte ihr gesagt, dass die Erde in Nevada fruchtbar war und nur Wasser benötigte, um die verschiedensten Pflanzen hervorzubringen. Das Grün rings um das Haus bestätigte es. Neben blühenden Sträuchern zeugten riesige Pappeln davon, wie lange bereits Menschen auf diesem Fleck lebten.
Als sie den Wagen verließ, erblickte sie die ordentlichen Beete eines eingezäunten Gemüsegartens. Das übrige Gelände war naturbelassen. Hinter dem Haus, das aus Lehmstein und Ziegeln bestand, befanden sich Nebengebäude einschließlich eines Stalls mit angrenzender Koppel.
Bevor sie die Haustür erreichte, tauchte ein dunkelhaariges Mädchen von neun oder zehn Jahren mit nussbraunen Augen im Türrahmen auf. „Hi, ich bin Sage. Sie müssen Ms. Walker sein. Shane hat gesagt, dass Sie heute kommen, und ich habe auf Sie gewartet, genau wie Grandfather, aber er wird nicht so zappelig wie ich. Sie sehen viel hübscher aus, als ich dachte.“
Shanes Tochter? Laura lächelte sie an. „Dann hast du wohl nicht viel erwartet.“
„Kommen Sie doch bitte rein.“ Sage führte sie in ein erfreulich aufgeräumtes Wohnzimmer. „Ich habe Eistee gemacht. Möchten Sie welchen? Es ist richtiger Tee, weil Grandfather kein lösliches Zeug mag.“
„Danke, sehr gern“, sagte Laura, gerührt über die Bemühungen des Mädchens, eine gute Gastgeberin zu sein.
Ein Schnitzwerk auf dem Kaminsims, das offensichtlich einen wilden Mustang darstellte, erregte Lauras Aufmerksamkeit. Sie ging hinüber, betrachtete es aus der Nähe und dachte, wie gut es dem Künstler gelungen war, die Seele des Tieres einzufangen.
„Dieses Pferd ist wundervoll“, sagte sie, als Sage mit einem Tablett zurückkehrte.
Sage nickte. „Shane sagt, dass er spürt, was für ein Tier im Holz ist, bevor er mit dem Schnitzen anfängt. Grandfather sagt, das ist das Merkmal von einem Medizinmann. Deshalb lernt Shane jetzt all das medizinische Zeug.“
Behutsam stellte sie das Tablett auf einen Holzklotz, der als Couchtisch fungierte. „Nehmen Sie Zucker oder Süßstoff? Ich habe nichts reingetan.“
„Ich mag ihn ungesüßt“, sagte Laura, während sie in einem verzierten Ledersessel Platz nahm und versuchte, den finsteren Mann, der sie gerettet hatte, mit dem einfühlsamen Künstler in Einklang zu bringen.
„Ich mag ganz viel Zucker“, gestand Sage. „Genau wie Grandfather.“
Wie auf Stichwort erschien ein grauhaariger alter Mann mit kerzengeradem Rücken. Sein Haar war wie Shanes lang und zurückgebunden. Seine scharfen dunklen Augen hefteten sich auf Laura.
„Grandfather“, sagte Sage, „das ist Ms. Walker.“
Der alte Mann nickte. „Howell Bearclaw. Ich mag es nicht, Mister genannt zu werden, und Howell gefällt mir auch nicht besonders. Ich ziehe Grandfather vor. Für uns ist das ein Titel des Respekts.“ Unverhofft grinste er sie an. „Sie müssen mich nicht so nennen, bis Sie etwas an mir finden, das Sie respektieren können. Wie sollen wir Sie nennen?“
Sie lächelte. „Mir gefällt es, Laura genannt zu werden.“
Sage reichte ihm...