E-Book, Deutsch, Band Band 2, 712 Seiten, Gewicht: 10 g
Reihe: Handbuch der Sentenzen und Sprichwörter im höfischen Roman des 12. und 13. Jahrhunderts
Tomasek / Eikelmann Artusromane nach 1230, Gralromane, Tristanromane
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-11-021239-6
Verlag: De Gruyter
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
E-Book, Deutsch, Band Band 2, 712 Seiten, Gewicht: 10 g
Reihe: Handbuch der Sentenzen und Sprichwörter im höfischen Roman des 12. und 13. Jahrhunderts
ISBN: 978-3-11-021239-6
Verlag: De Gruyter
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Dieses Kompendium dokumentiert erstmals vollständig und methodisch reflektiert die Sentenzen und Sprichwörter in den deutschen Artus-, Gral- und Tristanromanen des Mittelalters und erschließt damit eine wichtige, zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit aufgespannte kommunikativ-pragmatische Dimension der höfischen Versromane. In einem differenzierten Gesamtverzeichnis werden die Sentenzen in 21 Romanen aus einem Zeitraum von ca. 100 Jahren (ca. 1170-1300) gesammelt, im narrativen Kontext abgebildet, über eine Sinnparaphrase semantisch erläutert, durch den Nachweis von Parallelstellen im Sentenzen-Netzwerk des jeweiligen Werks verortet und mittels Belegen aus der Bibel und der lateinischen bzw. volkssprachlichen Literatur des Mittelalters in die zugehörige Anwendungstradition eingeordnet.
Das Kompendium fundiert damit nicht nur die Theorie der mediävistischen Sentenzen- und Sprichwörterforschung neu, sondern rekonstruiert über die Abbildung der einzelnen Belege hinaus werkimmanente ‚Sentenzen-Netzwerke', die interpretatorisch von großer Bedeutung sind und aufzeigen, wie sehr im hohen Mittelalter schriftliterarische Erzählhandlungen von mündlich vermittelten Wertmaßstäben und allgemeinem ‚Weltwissen' durchzogen sind. Die narrativ eingebetteten Sentenzen tragen maßgeblich zur Lenkung des Lesers und zur semantischen Aufladung der Handlungselemente bei, indem sie allgemein akzeptiertes Orientierungswissen in die fiktionalen Texte integrieren und diese damit kausal bzw. ethisch autorisieren.
Durch die tabellarische Dokumentation des Materials geraten hier erstmals die Quantität, aber auch die kommunikativen Leistungen der in die Romane eingearbeiteten Sentenzen systematisch in den Blick. Das Werk berücksichtigt die neueste Forschung zur Sprichwortforschung und ist ein wichtiges Hilfsmittel sowohl für die Erforschung der berücksichtigten einzelnen Romane als auch der Poetik der epischen Literatur des Mittelalters im Ganzen. Neben dem eigentlichen Tabellenwerk stellt die ausführliche Einleitung die methodischen Grundlagen des Handbuchs sowie den gattungsgeschichtlichen und textpragmatischen Erkenntniswert des dokumentierten Textkorpus dar. Das aus einem DFG-Projekt hervorgegangene Kompendium ist eine Gemeinschaftsleistung der Universitäten Bochum und Münster.
Zielgruppe
Academics, Institutes, Libraries / Wissenschaftler, Institute, Bibliotheken
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Frontmatter;1
2;Inhalt;5
3;1. Einführung;7
4;2. Artusromane nach 1230;19
5;3. Gralromane;147
6;4. Tristanromane;419
7;Backmatter;615
(S. 2-3)
2.1 Der Pleier: ›Garel von dem blühenden Tal‹
Aufgrund stilistischer und motivgeschichtlicher Überlegungen kann angenommen werden, daß es sich bei dem in der Ausgabe von WALZ 21310 Verse umfassenden ›Garel‹, der als Reaktion auf Strickers ›Daniel‹ gilt, um den ältesten der drei im Zeitraum zwischen 1240 und 1270 entstandenen Artusromane handelt,1 die unter dem Verfassernamen ‚Der Pleier‘ überliefert sind. Inhalt: Der ohne Prolog überlieferte Text beginnt mit einem Frühlingsfest am Artushof: Ein von Artus gegebenes Blanko-Versprechen nutzt Meliakanz, um dessen Gattin Ginover zu entführen. Gawan und Lanzilet begeben sich auf die Suche nach ihr, während Garel auf Bitten des trauernden Königs am Hof bleibt (1- 218).
Als jedoch der Riese Karabin als Bote des Königs Ekunaver von Kanadic eine Kampfansage überbringt, reitet Garel entgegen Artus’ Warnung und trotz Keis Spott als Kundschafter nach Kanadic (219-742). Auf dem Weg dorthin besteht er eine Reihe miteinander verbundener Aventiuren, in deren Verlauf er verschiedene Verbündete für Artus’ Kampf gegen Ekunaver gewinnen kann: in Merkanie (743-2133), im Kampf gegen Gilan (2134-3128) und gegen Eskilabon (3129-5471).
Er tötet die Riesen Purdan und Fidegart und befreit so unter anderem den Zwergenkönig Albewin (5472-7185). Nachdem er das Land Anferre vom Ungeheuer Vulganus befreit hat, heiratet er die Landesherrin Laudamie (7186-9343). Schließlich sammelt Garel ein Heer zum Marsch gegen Ekunaver, das aus den besiegten Gegnern und den Verbündeten seiner Aventiurefahrt besteht (9344-10998). Bereits vor der entscheidenden Schlacht kommt es zu einzelnen Gefechten: Zunächst besiegt Garel den Riesen Malseron, der mit seinem Bruder und zwei Söhnen die Grenze von Kanadic bewacht (10999-12781). Auch der von Ekunaver zur Befreiung der Grenzbefestigung ausgesandte Graf Galvan wird geschlagen (12782- 13223).
An einer Furt in Kanadic kommt es zum Hauptkampf: Die in fünf Scharen aufgestellten Truppen Garels können das zahlenmäßig überlegene Heer Ekunavers besiegen, wobei es Garel gelingt, den König und seine Verbündeten Ardan von Rivelanze sowie Helpherich von Nasseran gefangen zu nehmen (13244-16074). Gemeinsam mit anderen Gefangenen und Ekunavers Ehefrau Kloudite machen sie sich auf den Weg zu Artus und treffen ein Jahr nach der Kampfansage auf dessen Heer (16075-17634). Da Artus glaubt, seinem Feind Ekunaver gegenüberzustehen, schickt er Kei als Kundschafter aus.
Übereilt greift dieser Garel an und wird von ihm besiegt. Nachdem Garels Identität aufgedeckt worden ist, ziehen beide Heere gemeinsam zum Artushof (17635-19412). Während eines Festes, das die mittlerweile von Lanzilet befreite Ginover vorbereitet hat, versöhnen sich die besiegten Könige mit Artus und kehren anschließend in ihre Länder zurück (19413-20429). Garel begibt sich auf den Weg nach Anferre, wobei er einige Orte seiner Aventiurefahrt erneut passiert. Ekunaver stiftet auf dem Schlachtfeld ein Kloster, zu dem auch Garel einen Beitrag leistet. Am Ende herrscht Garel mit Laudamie als vorbildlicher König auf Muntrogin im Land Anferre (20430-21310).