Tilgen / Dill-Müller / Koch Empfehlungen zur Patienteninformation Dermatologie
2005
ISBN: 978-3-7985-1526-0
Verlag: Steinkopff
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
E-Book, Deutsch, 248 Seiten, eBook
Reihe: Empfehlungen zur Patienteninformation
ISBN: 978-3-7985-1526-0
Verlag: Steinkopff
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Erkrankungen und Fehlbildungen der Haut und des Unterhautfettgewebes.- Akne.- Rosazea.- Periorale Dermatitis.- Allergien und Intoleranzreaktionen gegen Arzneimittel.- Besondere Arzneimittelreaktionen: Erythema exsudativum multiforme majus/Stevens-Johnson-Syndrom/toxische epidermale Nekrolyse (Lyell-Syndrom).- Inhalationsallergien.- Insektengiftallergien.- Latexallergie.- Nahrungsmittelallergien.- Urtikaria und Quincke-Ödem.- Berufskrankheiten und Berufsdermatosen.- Kontaktekzem.- Polymorphe Lichtdermatose.- Atopische Dermatitis.- Bullöse Autoimmundermatosen.- Kollagenosen.- Vitiligo.- Ehlers-Danlos-Syndrom.- Epidermolysen.- Phakomatosen.- Ichthyosen.- Erkrankungen der Arterien.- Erkrankungen der Venen.- Fehlbildungen des Blutgefäßsystems.- Erkrankungen des Lymphgefäßsystems.- Haarausfall.- Infektionen durch Bakterien.- Infektionen durch Würmer.- Infektionen durch Protozoen.- Infektionen durch Pilze.- Infektionen durch Viren.- Epizoonosen.- Sexuell übertragbare Erkrankungen.- Pruritus.- Psoriasis.- Schwangerschaftsdermatosen.- Grundlagen.- Präkanzerosen der Haut.- Bösartige Tumore der Haut.- Diagnostische und Therapeutische Verfahren.- Allergologische Testverfahren.- Ultraschalluntersuchungen von Haut und Lymphknoten.- Invasive Therapieverfahren.- Konservative Therapieverfahren.- Rechtliche und Soziale Aspekte.- Berufsgenossenschaftliche Ermittlungsverfahren.
Haarausfall (S. 131-132)
Was versteht man unter Haarausfall?
Das "Haarkleid", d. h. die Haarfarbe, die maximale Dicke, der Querdurchmesser eines einzelnen Haarschaftes und die maximal erreichbare Länge des Haares ist bei jedem Menschen genetisch fest-gelegt. Haardicke und -länge sind abhängig von der Länge der Wachstumsphase (Anagenphase) eines Haares. Auch die Haardichte pro cm2 Kopfhaut wird von den Erbanlagen bestimmt. So variiert die Anzahl der Kopfhaare zwischen 80 000±150 000, die Haardichte liegt zwischen 180±300 Haare/cm2, die Wachstumsgeschwindigkeit beträgt 0,37 mm/Tag, also etwa 1 cm/Monat, die Haarlänge schwankt zwischen 25±70 (80) cm.
Der physiologische Haarwechsel (Haarausfall) liegt bei 60±150 Haaren tåglich und bis zu 300 Haaren bei einer Haarwäsche. Übersteigt der Verlust diese Zahl, spricht man von Haarausfall (Effluvium). Die ab einem Verlust von ca. 60% der Kopfhaare sichtbare Haarlichtung bezeichnet man als Alopezie (Kahlheit, Haarmangelzustand). Alle vier Faktoren, die einen erheblichen Einfluss auf das subjektive Empfinden des Haarvolumens haben, weisen ethnische, alters-und geschlechtsspezifische Unterschiede auf. Generell gilt: Wachstumsgeschwindigkeit, Haardicke und Haardichte nehmen mit zunehmendem Lebensalter ab ± wenn auch mit einer großen individuellen Schwankungsbreite.
Das Haarwachstumverläuft in festgelegten Entwicklungsstadien: 80 bis 90% der Kopfhaare befin-den sich über 2 bis 6 Jahre imWachstumsstadium (Anagenphase), 1 bis 3% der Kopfhaare sind in einemkurzfristigen (1-bis 2-wöchigen) Übergangsstadium (Katagenphase) und 10 bis 20% der Kopf haare befinden sich in einem 2 bis 4 Monate dauernden Ruhestadium (Telogenphase). Danach fallen sie aus. In derselben Haarwurzel beginnt das Wachstumeines neuen Haares.
Die Regulation des zyklischen Aufeinanderfolgens von Haarwachstum, Ruhephase, Ausfallen des Haares erfolgt amtiefsten Pol der Haarwurzel, der sog. Haarpapille. Die Zahl der Wachstumszyklen einer Haarwurzel ist ebenso wie die maximale Teilungsrate anderer Zellen des Körpers genetisch festgelegt. Wir ge-hen heute davon aus, dass eine Haarwurzel ca. 25 Lebenszyklen durchlaufen kann. Bei einer Dauer der Wachstumsphase unter optimalen Bedingun-gen zwischen 3±6 Jahren würde dies für eine lebenslange Haardichte ausreichen. Doch viele Faktoren beeinträchtigen diese Lebenszyklen.
Eine Störung in der kapillären Blutversorgung der Haarwurzel, krankhafte Stoffwechselveränderungen, ernährungsbedingte Mangelsituationen, Medi-kamente, hormonelle Verånderungen beeinflussen, d. h. verkürzen die Wachstumszeit, die Abfolge der Haarzyklen wird so beschleunigt und die maximale Lebensdauer einer Haarwurzel früher erreicht. Die Produktion des/der betroffenen Haarfollikel wird "vorzeitig" eingestellt. In ihrer biologischen Steuerung sind alle Haare voneinander unabhängig, über die Blutversorgung und Hormonrezeptoren in der Haarwurzel können sie aber synchronisiert, durch krankhafte Stoffwechselveränderungen, Mangelsituationen, Medikamente, hormonelle Verånderungen beeinflusst bzw. sehr empfindlich gestært werden. Dies führt zu verstärktem Haarausfall, der zeitlich begrenzt oder langfristig zur diffusen oder einemspeziellen Muster folgenden Lichtung des Haarbestandes führt.