Thurn | Earth - Rebellenzeit | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 340 Seiten

Reihe: Earth

Thurn Earth - Rebellenzeit

Thriller
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-492-98695-3
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 3, 340 Seiten

Reihe: Earth

ISBN: 978-3-492-98695-3
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der dramatische Kampf um die Zukunft der Menschheit ist noch nicht entschieden! Das fulminante Finale der fesselnden Near-Future-Reihe! Die Welt litt wie selten zuvor. Sie hatte vieles überstanden, war in Jahrmillionen mit vielem fertig geworden. Doch jetzt stand sie vor der Prüfung. Die Evolution hatte eine Spezies hervorgebracht, die so vermessen war, eine Maschine zu bauen, die die Steuerung des gesamten Planeten übernehmen sollte. In diesem dritten Band ist der dramatische Kampf um die Zukunft der Menschheit voll entbrannt - doch die Frage, ob die Zukunft verhindert werden kann, bevor sie beginnt, ist noch immer ungeklärt...

Hansjörg Thurn ist erfolgreicher Drehbuchautor und Regisseur. So arbeitete er an der Entwicklung der Neuauflage von Götz Georges 'Schimanski' und schrieb dafür mehrere Drehbücher. Seine Filme waren nominiert unter anderem für den Europäischen Fernsehpreis, den Deutschen Fernsehpreis und den Grimme-Preis. 'Earth' ist sein erstes Romanprojekt.
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Kapitel 1


Die Welt litt wie selten zuvor. Sie hatte vieles überstanden, war in Jahrmillionen mit vielem fertig geworden. Doch jetzt stand sie vor einer existenziellen Prüfung. Die Evolution hatte eine besondere Spezies hervorgebracht, die so vermessen war, eine Maschine zu bauen, die die Steuerung des gesamten Planeten übernehmen sollte.

Das war es, was Elias in diesen Momenten dachte. Er legte den Kopf in den Nacken und blies sich den Schweiß aus den Augen. Er war ein hochgewachsener Mann mit klugen, blauen Augen. Der Stoff seines Hemdes klebte feucht auf seiner Haut und zeigte die Form seines Körpers, der durch die täglichen Anstrengungen hager und muskulös geworden war. Tag für Tag führte er seine Leute, so gut er konnte. Elias war gerade mal 25 Jahre alt, aber sie folgten ihm alle. Sie schlugen sich ihren Weg durch den Dschungel südlich von Marrakesch und gaben acht, dass sie unter den Dächern der Bäume blieben, die sich seit den großen Regenfällen vor fünfzehn Jahren diese Gegend zurückerobert hatten. Anfangs schien es ein klimatischer Ausnahmezustand zu sein, doch dann kamen die Regenfälle in schneller Abfolge wieder und wieder, und die Luftfeuchtigkeit stieg dauerhaft auf 95 Prozent. Die Pflanzen holten sich in Windeseile eine Region zurück, die seit Tausenden von Jahren für sie verloren war. Jetzt boten sie dem Trupp von rund dreißig Rebellen Schutz und Deckung gegen die kreisenden Drohnen, die so weit nach Süden in die Disease-Zone geschickt wurden, um Elias zu jagen.

Als die vertraute Stimme neben ihm erklang, schaute er zur Seite, in das Gesicht von Chora, die das alte spanische Partisanenlied sang. Obwohl sie ein Jahr jünger als Elias war, hatte sie mindestens so viel Erfahrung im Widerstand wie er. Sie war zäh und ausdauernd, mit einem von vielen Kämpfen trainierten Körper. Dennoch wirkte ihr Gesicht weich und um die klugen Augen herum etwas pausbäckig. Ihre Haare waren meist zu zwei kindlichen Zöpfen geflochten, als steckte noch immer das kleine Mädchen in ihr, das sie einmal war und das sie nicht loslassen wollte. Jetzt waren die Zöpfe hochgesteckt, um einer Bandage Platz zu machen, die ihre Kopfwunde an der Stirn abdeckte. Die Drohnen hatten sie vor einer Woche erwischt, als sie unterwegs war, um sich zu einem anderen Camp durchzuschlagen. Nachdem sie blutüberströmt zurückgekommen war, sagte sie nur, dass diese Maschinen zu dumm seien, sie richtig zu treffen, und dass man ihnen nicht die Herrschaft über die Welt überlassen dürfte. Elias liebte sie für Sätze wie diesen. Sie war das Beste, was ihm in seinem ganzen Leben passiert war.

Sie lachte, als sie merkte, dass er sie anschaute und ihrem Lied lauschte. Sie wusste, dass das Pathos dieses verspielten Partisanenliedes nicht in sein durch und durch rationales Weltbild passte, aber das war ihr egal. Das erste Mal hatte sie dieses Lied gesungen, als sie ihn gesund pflegte. Die Kugeln steckten damals tief in seinem Körper, und die Ärzte, die sie bei sich in den Lagern der Rebellen hatten, waren schlecht ausgestattet und arbeiteten unter entsetzlichen Bedingungen. Das Fieber hatte Elias’ Körper über zehn Tage im Griff, und Chora saß die ganze Zeit neben ihm. Er war von einer Mission in Europa zurückgekommen, bei der er seinen Verfolgern nur um Haaresbreite entkommen konnte, indem er einen geheimen Tunnel im Pariser Distrikt La Défense zur Flucht genutzt hatte. Doch bei der Rückkehr nach Afrika in die sogenannte Disease-Zone, wo Tantalos das riesige Deportationslager für die Andersdenkenden und Nichtangepassten errichtet hatte, wurde er von den Drohnen aufgespürt und verletzt. Als er nach Abklingen des Fiebers wieder zu sich kam, war Chora das Erste, was er sah. Sie hatte an seiner Seite ausgeharrt und ihn gepflegt, und er spürte, dass sie all das war, was ihm in seinem Leben fehlte.

Sie sang mit klarer Stimme und dennoch leise, weil sie wusste, dass die Detektoren der Drohnen alles herausfilterten, was sich von den Geräuschen des Dschungels abhob. Doch die meisten Rebellen stimmten in das Lied ein, mit leuchtenden Augen und Entschlossenheit in ihren Stimmen, während sie sich mit Spaten und Macheten den Weg durch das verschlungene Unterholz bahnten. Elias ertappte sich inzwischen dabei, dass er die eingängige Melodie mitsummte, und an Choras Lachen konnte er sehen, dass sie es bemerkt hatte. Sie schaffte es wie keine andere, die Männer und Frauen um sich herum zu ermutigen, immer mit einem Lächeln im Gesicht und immer mit dem Wissen um die Ängste und Sorgen, die jeden Einzelnen bedrückten. Sie konnte tief in die Seele der Menschen blicken, allein dafür schon liebte Elias sie. Er wusste: Nur zusammen sind sie vollständig. Elias war unangefochten der Kopf der weltweiten Rebellenbewegung Earth, aber Chora war zweifellos deren Herz. Momentan schlugen sich gerade mal dreißig von ihnen durch den Dschungel, um die große Schlacht vorzubereiten. Doch weltweit schätzte man die Zahl der Anhänger von Earth auf Hunderttausende.

Als sie hörten, wie vor ihnen das Horn geblasen wurde, hielten sie inne. Es war ein langer an- und abschwellender Ton. Das bedeutete, es herrschte keine Gefahr. Die drei Männer, die die Vorhut bildeten, mussten auf das Lager der Kinder gestoßen sein, das in den Karten verzeichnet war. Wenige Minuten später trafen Elias, Chora und die anderen dort ein und wurden sofort umringt von einer Horde schmutziger, aber fröhlicher Kinder, die an ihnen zupften und sie mit Fragen bombardierten. Hier, in einem der dichtesten Gebiete des nordafrikanischen Dschungels, war eines der Camps angelegt, in dem die Kinder der kämpfenden Rebellen sicher sein sollten. Die Bäume bildeten die Eckpfeiler der größeren Hütten am Boden, manche der kleineren waren hoch oben in die Astgabeln gebaut. Strickleitern und Hängebrücken bildeten ein dichtes Netz von Versorgungs- und Fluchtwegen, die durch die Baumkronen führten. Anfangs hatten die Rebellen geglaubt, dass die Gefahr nur aus der Luft käme, wenn wieder mal die Jagddrohnen von Tantalos über den Norden der afrikanischen Gebiete geschickt wurden. Earth umgab daraufhin die Camps mit elektronischen Sicherheitsschirmen, die das satellitengesteuerte Orientierungssystem der Drohnen austricksten und dafür sorgten, das über dem Bereich der Camps fehlerhafte GPS-Daten erschienen. Doch dann tauchten die Creeps in der Disease-Zone auf – marodierende Banden, die auch nicht davor zurückschreckten, die Kinderlager zu plündern. Daraufhin waren die Fluchtwege aus Strickleitern und Hängebrücken errichtet sowie die kleinen Verteidigungstrupps gebildet worden, die aus einigen wenigen Kämpfern bestanden und den Kinderlagern an die Seite gestellt wurden.

Chora nahm sich sofort der Kinder an. Die meisten von ihnen hatten ihre Eltern schon seit vielen Monaten nicht mehr gesehen, aber die Selbstverwaltung hier in den Lagern funktionierte erstaunlich gut. Die älteren Kinder passten auf die kleineren auf, spielten mit ihnen und unterrichteten sie, und alle zusammen halfen auf die eine oder andere Art mit, das Sozialsystem des Camps aufrechtzuhalten. Nur wenn ein Rebellentrupp eines der Lager passierte und für ein oder zwei Tage dort Halt machte, stand alles still. Dann wurden die Kämpfer von den Kindern umringt und nicht eher in Ruhe gelassen, bis sie alles ausführlich erzählt hatten: vom großen Kampf gegen Tantalos, der mit der Geburt des Rebellenführers Elias Jafaar im Jahr 2020 begann und nun bereits 25 Jahre andauerte.

Elias sah schmunzelnd zu, wie Chora von rund fünfzig neugierigen Kindern umringt wurde und mit ihrer wundersamen Stimme die immer gleichen Geschichten erzählte: davon wie Tantalos im Rest der Welt jeden einzelnen Menschen zum Teil eines Datenverarbeitungssystems gemacht hatte. Davon, wie jeder Mensch seine Identität an einen Bot übertragen musste. Und davon, wie die Bots im weltübergreifenden Computersystem von Tantalos anstelle der Menschen die gesellschaftlichen Prozesse simulierten. Die gesamte Menschheit war von Tantalos versklavt worden, lediglich Earth hatte sich dem Kampf dagegen verschworen. Ein Kampf, der vor 25 Jahren begonnen hatte und nicht eher enden sollte, bis die Herrschaft des Riesencomputers gebrochen war.

Die Kinder hingen an Choras Lippen, und Elias wusste, dass es noch Stunden dauern konnte, bis ihr der Gesprächsstoff ausging. Er setzte sich abseits, nahm seinen Transcoder und erzeugte ein »Initial«, um Kontakt zu seiner Mutter Brit im Jahr 2021 auf zunehmen.

»Initial?«, fragte Khaled ungläubig.

»Du glaubst mir immer noch nicht, was?«, entgegnete Brit und wich damit einer direkten Antwort aus. »Für dich ist das alles eine Erfindung meiner überreizten Fantasie, weil ich die Trennung von Elias nicht überwinden kann.«

»Natürlich kannst du die Trennung von Elias nicht überwinden. Wie solltest du auch? Du bist schließlich seine Mutter.«

»Deshalb habe ich noch lange keine Halluzinationen.«

»Nein, natürlich nicht«, sagte Khaled. »Er schickt dir aus dem Jahr 2045 ein Initial und führt dann ein telepathisches Gespräch mit dir.«

»Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du sarkastisch wirst«, sagte Brit in scharfem Ton und drückte ihren Rücken noch weiter durch. »Außerdem sind die Gespräche nicht telepathisch, sondern psychotronisch.«

»Verdammt noch mal, Brit! Fängst du schon wieder damit an?« Jetzt war auch Khaleds Tonfall schärfer geworden. »Psychotronisch ist ein Begriff aus der Trashkultur der frühen 1980er-Jahre. Das ist was für Comic-Nerds und Verschwörungstheoretiker, aber doch nicht für dich, Brit! Nicht heute, und nicht im Zusammenhang mit unserem Sohn!«

Wortlos stand Brit auf und trat durch die Terrassentür hinaus in den kaum beleuchteten Garten. Sie verschränkte ihre Arme über der Brust, als wollte sie sich dadurch Halt geben,...



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