Thornton | Sommer der Liebe in Bath | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

Thornton Sommer der Liebe in Bath


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-5403-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

ISBN: 978-3-7337-5403-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als Abigail der attraktive Marinekapitän Gifford Raven vorgestellt wird, möchte sie vor Scham am liebsten im Erdboden versinken: In der Nacht zuvor sind sie sich schon einmal begegnet - und sie trug lediglich ein Negligé! Gifford muss sie für ein schrecklich loses Frauenzimmer halten. Das Schlimmste ist jedoch: Wann immer sich nun ihre Wege im sommerlichen Bath kreuzen, verspürt sie eine tiefe Sehnsucht nach ihm...



Claire Thornton ist in der englischen Grafschaft Sussex geboren und aufgewachsen. Schon früh wurde Lesen für sie zum wichtigsten Lebensinhalt. Später studierte sie Geschichte an der Universität von York, wusste jedoch immer, dass ihr Herz der Schriftstellerei gehört. Ihr erster historischer Liebesroman erschien 1992 mit großem Erfolg. Seitdem hat Claire Thornton viele leidenschaftliche Romances verfasst, die weltweit die Leserinnen begeistern.

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1. KAPITEL

Die Nacht war so warm, dass Abigail nicht einschlafen konnte. Sie löschte die Kerze auf dem Tischchen neben ihrem Bett, stand auf und ging zum Fenster. Nachdem sie die Vorhänge zurückgezogen und beide Flügel weit geöffnet hatte, rückte sie den Sessel so nah wie möglich heran und nahm sich ihren Fächer von der Kommode. Mit einem erleichterten Seufzer ließ sie sich in die Polster fallen und wedelte sich Kühlung zu.

Plötzlich zerriss ein wilder Schrei die nächtliche Stille. Für einen Moment war Abigail wie gelähmt vor Schreck, und das Herz begann ihr bis zum Halse zu klopfen. Sie beugte sich vor und starrte in die Dunkelheit. In einem der Zimmer im zweiten Stockwerk des gegenüberstehenden Hauses wurde es hell, und durch das offene Fenster sah sie einen dunkelhäutigen Mann, der einen Leuchter mit brennenden Kerzen hochhielt. Vor ihm stand ein Weißer und bedrohte ihn mit einem Dolch. Überzeugt, ein Verbrechen zu beobachten, erhob Abigail sich halb und überlegte, ob sie schreien solle, um den Angreifer abzulenken, oder ob es besser wäre, Hilfe zu holen. Aber wer würde nachts um halb zwei herbeieilen? Betroffen blickte sie auf die Straße, auf der weit und breit kein Mensch zu sehen war.

Sie hörte einen der Männer etwas sagen, schaute sofort zu den beiden zurück und sah, dass der Weiße die Hand mit der Waffe hatte sinken lassen. Erleichtert atmete sie auf. Vielleicht war die Gefahr für den anderen Mann vorbei. Abigail klammerte sich an den Fenstersims und bemühte sich, das Gespräch zu verstehen.

„Zum Teufel, was ist los, Gifford?“, vernahm sie. Das war der Farbige. Er hatte nicht furchtsam, sondern vielmehr verwundert geklungen.

„Ich habe geträumt“, antwortete der Weiße und ließ das Messer fallen. Offensichtlich hatte er nicht vor, gewalttätig zu werden. Erst jetzt fiel Abigail auf, dass das einzige Kleidungsstück, das seinen von der Sonne gebräunten muskulösen Körper bedeckte, ein Paar langer Unterhosen war. Seine ansonsten unbekleidete, breitschultrige Figur strahlte eine beeindruckende männliche Kraft aus. Er war schön wie ein griechischer Gott, und Abigail, die nie zuvor einen so weit entblößten Mann gesehen hatte, konnte die Augen nicht von ihm wenden.

„Ein Monat in Bath und kein einziges Abenteuer“, sagte er in diesem Moment hörbar belustigt und strich sich über das schwarze Haar. Unwillkürlich überlegte Abigail, wie es sich anfühlen mochte, ihn zu berühren, wenn schon sein Anblick ein solches Vergnügen war.

„So ist es, Gifford. Auch im Schlaf nicht.“ Der Mann mit dem Leuchter nickte.

„Niemand hat Einfluss auf seine Träume“, erwiderte der andere darauf. „Außerdem bin nicht ich derjenige, der mit einem Kerzenhalter bewaffnet zu Gott weiß welcher Stunde durchs Haus geistert. Ich habe geschlafen.“

Abigail hatte den Eindruck, dass in diesen Äußerungen eine Herausforderung enthalten war.

„Es ist halb zwei Uhr nachts und zu heiß zum Schlafen“, erwiderte der Farbige nachsichtig.

„Ha! Aber da ich jetzt wach bin, kannst du mir wenigstens leuchten. Ich bin hungrig. In diesem Haus muss es doch irgendwo etwas Essbares geben.“ Der Mann, den der Farbige Gifford genannt hatte, machte Anstalten, den Raum zu verlassen.

„Du solltest dir einen Morgenrock anziehen“, empfahl der Farbige. „Wenn du Mrs. Chesney in diesem Aufzug begegnest, sieht das gefährlich nach einem Abenteuer aus.“

„Unsinn!“, widersprach Gifford. „Nach einem Skandal vielleicht, aber das ist nicht dasselbe wie ein Abenteuer. Doch aus Rücksicht auf dich …“ Er wandte sich dem Fenster zu. Mit einem Mal wurde Abigail sich bewusst, dass nur die schmale Straße sie und den Mann gegenüber trennte. Während er dastand und zu ihr herüberschaute, wagte sie sich nicht zu bewegen, obwohl sie sich darüber im Klaren war, dass er ihre Silhouette sehen konnte. Sie hoffte indes, er möge ihr Gesicht nicht erkennen. Gespannt harrte sie aus. Da verneigte er sich langsam in ihre Richtung.

„Was zum Teufel …“, begann Anthony, während er Gifford folgte.

Gifford machte die Schlafzimmertür zu. „Ich muss herausfinden, wer in dem Haus auf der anderen Straßenseite wohnt“, antwortete er entschlossen, „vor allem, wer die Frau in dem Zimmer gegenüber ist.“

„Hat sie dich gesehen?“, fragte Anthony schmunzelnd.

„Ja“, antwortete Gifford. „Zweifellos eine alte, verknöcherte Jungfer oder eine sittenstrenge Witwe, die sich jetzt darüber aufregt, dass ich halb nackt war.“

„Bist du ganz sicher, dass es sich bei der Person um eine Frau handelte?“

„Ja. Schlimmstenfalls gibt es jetzt einen Skandal. Wenn du im Kurhaus Gerede über einen Verrückten mit einem Dolch in der Hand hören solltest, dann weißt du, wer gemeint ist. Aber das ist ganz entschieden kein Abenteuer.“

„Ich frage mich, wer die Frau ist.“

„Auch ich will das wissen. Ich hoffe, sie wird dem dramatischen Augenblick gerecht, wenn sie ihr Erlebnis weitererzählt.“

Mit zitternden Händen zog Abigail die Vorhänge zu und widerstand dem Drang, sich unter der Bettdecke zu verkriechen. Sie hatte längst festgestellt, dass der Wunsch, im Erdboden versinken zu können, zu nichts führte. Sie würde sich der Situation stellen müssen.

Im August hielten sich nur wenige Kurgäste in Bath auf, und die beiden von ihr soeben beobachteten Männer hatten kerngesund auf sie gewirkt. Vielleicht würden sie bald wieder abreisen. Nein. Sie waren seit einem Monat in der Stadt, ohne ein Abenteuer erlebt zu haben. Jedenfalls hatte das der Weiße gesagt.

Unwillkürlich fragte sie sich, welche Art von Abenteuern dieser Gifford in der Vergangenheit erlebt haben mochte. Es mussten gefährliche Erfahrungen gewesen sein, seiner Reaktion auf den Traum nach zu schließen. Sein Verhalten hatte ihr Furcht eingeflößt und sie gleichzeitig beeindruckt. Wenn sie einen Albtraum hatte, was selten vorkam, dann pflegte sie, wenn sie aufwachte, dazuliegen und darauf zu warten, dass ihre Ängste sich legten und sie wieder vernünftig denken konnte. Sie war nicht beherzt genug, um aus dem Bett zu springen und sich so tapfer wie dieser Gifford den nächtlichen Schreckgespenstern zu stellen. Sie überlegte, wie man sich fühlte, wenn man so mutig war, und fragte sich, welcher Art die Monster sein mochten, die ihn heimgesucht hatten.

Wenn die beiden Männer der in Bath herrschenden Sitte gefolgt waren, dann hatten sie ihre Namen und Adressen in dem im Brunnenhaus ausliegenden Gästebuch eingetragen. Miss Wyndham legte großen Wert darauf, dass Abigail täglich in den Pump Room ging und nachsah, ob irgendwelche interessanten Neuzugänge eingetroffen waren. Folglich würde sie wohl im Verlauf des Vormittags das Rätsel gelöst haben. Sie war indes nicht sicher, ob jemand, der nachts in seinem Zimmer halb nackt mit einem Dolch in der Hand herumfuchtelte, mit den Gepflogenheiten in Bath vertraut war.

Aber dann blieb noch der Chronicle, in dem wöchentlich die neuen Kurgäste aufgeführt wurden. Und sollte auch das nicht zu einem zufrieden stellenden Ergebnis führen, gab es noch Mrs. Chesney, die Besitzerin des gegenüberliegenden Hauses. Erstaunt stellte Abigail fest, dass sie von ihrer Nachbarin gar nichts über deren Gäste erfahren hatte.

Normalerweise pflegten Junggesellen kein Haus zu mieten, sondern in einem Hotel abzusteigen. Vielleicht hatten die beiden Männer ihre Familien bei sich. Aus irgendeinem Grund behagte Abigail diese Vorstellung ganz und gar nicht. Aber alle Mutmaßungen waren fruchtlos. Sie würde innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden etwas über den Farbigen und den Weißen herausgefunden haben, möglicherweise mehr, als ihr lieb war. Die kurze, von ihr beobachtete Szene war indes das Aufregendste gewesen, das sie in ihrem bis jetzt so geregelten Dasein erlebt hatte.

Nachdem Gifford in sein Schlafzimmer zurückgekehrt war, stellte er fest, dass die Vorhänge in dem Fenster des Hauses auf der anderen Straßenseite zugezogen worden waren. Es wäre wohl auch müßig gewesen, sich zu wünschen, die Frau, die ihn und Anthony gesehen hatte, würde ihm den gleichen unterhaltsamen Anblick gestatten, den er ihr geboten hatte. Der Gedanke verleitete ihn zu einem flüchtigen Schmunzeln. Die Vorstellung, was sie beobachtet hatte, erzeugte ihm jedoch Unbehagen. Sie hatte einen wild mit einem Dolch drohenden Verrückten gesehen, der unsichtbare Schreckgespenster angriff. Das war kaum das Verhalten eines wahren Helden.

Gifford zog die Fenstervorhänge zu. Die Hitze war unangenehm, doch er fand, er habe bereits genug für die Unterhaltung seiner Nachbarn getan.

„Ah, Miss Summers! Genau Sie wollte ich sprechen!“

Abigail las noch im Gästebuch, als sie von Admiral Pullen begrüßt wurde. Lächelnd drehte sie sich zu ihm um. Vor eineinhalb Jahren hatte er sich in Bath niedergelassen, und man hatte sich rasch miteinander angefreundet. Sie genoss es stets, mit ihm zu plaudern, weil er immer faszinierende Geschichten über seine Zeit auf See und fremde Länder, die sie nicht kannte, zu erzählen hatte.

„Guten Morgen, Sir.“ Jäh hielt sie inne, als sie bemerkte, dass er nicht allein war. Zwei Gentlemen standen neben ihm und schauten sie höflich interessiert an. Ihr stockte das Herz. Einer von ihnen war der Farbige, und der andere … war gefährlich. Er trug eine schwarze Klappe über dem linken Auge, und eine lange Narbe verunstaltete sein Gesicht von der Wange bis zur Stirn. Seine markanten, aristokratisch wirkenden Züge waren sonnengebräunt, und die Farbe seines rechten Auges war blau. Er musste attraktiv gewesen sein, ehe er die...



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