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E-Book, Deutsch, Band 2338, 130 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

Thorau Die Kreuzzüge

E-Book, Deutsch, Band 2338, 130 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

ISBN: 978-3-406-65336-0
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: PDF
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als Papst Urban II. am 27. November 1095 beim Konzil von Clermont die christliche Ritterschaft zu einem Kriegszug in den Osten aufrief, konnte er nicht wissen, dass er damit eine Massenbewegung in Gang setzen würde, die für die kommenden zwei Jahrhunderte prägenden Einfluss auf die Geschichte Europas und den Vorderen Orient ausüben sollte. Bis in die heutige Zeit hinein belastet die damals aufgerissene Kluft zwischen Orient und Okzident, zwischen Islam und Christentum das wechselseitige Verhältnis. Der vorliegende Band bietet eine anregende Einführung in Vorgeschichte, Hintergründe, Ablauf und Auswirkungen einer der interessantesten und wirkungsmächtigsten Epochen der mittelalterlichen Geschichte Europas und des Nahen und Mittleren Ostens.
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1;Cover;1
2;Titel;3
3;Impressum;4
4;Widmung
;5
5;Prolog ;9
6;I. Die islamische Welt bis zum Vorabend der Kreuzzüge;11
7;II. Von Piacenza nach Clermont: Der Aufruf zum Kreuzzug;24
8;III. Die Situation im Abendland;28
9;IV. Der Erste Kreuzzug;41
9.1;1. Präludium;41
9.2;2. Der Volkskreuzzug;45
9.3;3. Der Kreuzzug der Ritter;49
10;V. Zwischen politischem Pragmatismus und Heiligem Krieg: Die Geschichte der Kreuzfahrerstaaten 1099–1291;73
10.1;1. Die Kreuzfahrer und ihre muslimischen Nachbarn;73
10.2;2. Der Anfang vom Ende: Von Zangi bis Saladin;87
10.3;3. Fränkisch-ayyubidisches Intermezzo: Der verzögerte Niedergang;97
10.4;4. Das Ende von Outremer: Vom Aufstieg der Mamluken bis zum Fall Akkons 1291;105
11;Epilog;111
12;Hinweise zur Aussprache des Arabischen und Türkischen;114
13;Quellen in Auswahl;115
14;Weiterführende Literatur;117
15;Zeittafel;121
16;Abbildungsnachweis;123
17;Personenregister;124
18;Ortsregister;126
19;Karten
;129


I. Die islamische Welt
bis zum Vorabend der Kreuzzüge
Die fremden Eroberer aus dem Abendland waren, anfänglich noch mit militärischer und logistischer Unterstützung der Byzantiner, siegreich durch Anatolien gezogen. Dann waren sie an der Küste Palästinas entlang respektive durchs Hinterland nach Jerusalem vorgedrungen, das sie nach fast sechswöchiger Belagerung am 15. Juli 1099 in einem unvorstellbaren Blutbad eroberten. Der Raum aber, den sich die christlichen Europäer auf ihrem Feldzug unterwarfen, wurde seit über vier Jahrhunderten von der arabisch-islamischen Kultur und Religion geprägt. Die arabische Expansion und die mit ihr im Zusammenhang stehende Ausbreitung des Islam im 8. und 9. Jahrhundert stellt eines der bedeutenden Phänomene der Menschheitsgeschichte dar. Binnen weniger Jahrzehnte überrannten arabische Heere den Vorderen Orient, Nordafrika, Spanien und Sizilien sowie weite Teile Mittelasiens. Diese Eroberungen veränderten nicht nur die politische Landkarte der damaligen Welt von Grund auf, sondern wirken vor allem wegen des damit einhergehenden kulturellen Transformationsprozesses bis in die Gegenwart hinein bestimmend fort. Die bedeutsamsten Gegner der Araber waren zunächst das einst so mächtige, das Zweistromland und Iran beherrschende Reich der Sasaniden sowie das Oströmische bzw. Byzantinische Kaiserreich. In den Schlachten von Qadisiya (636) und Nihawend (641) brach ersteres unter den wuchtigen Schlägen der Araber zusammen. Anders Byzanz: Trotz dreimaliger Belagerung seiner Hauptstadt Konstantinopel (674–678, 717 und 782) durch arabische Flotten und Heere widerstand Ostrom letztlich dem Ansturm. Es hatte jedoch nicht verhindern können, daß es bereits in den dreißiger und frühen vierziger Jahren des 7. Jahrhunderts seine östlichen Provinzen Syrien und Palästina sowie die seit altersher wichtige Kornkammer Ägypten verlor. Seit längerem schon an halbautonome arabische Lokalfürsten in den Grenzstrichen zum Sasanidenreich ebenso gewöhnt wie an gelegentliche Raubzüge der Beduinen, hatten die Byzantiner die sich zusammenbrauende Gefahr wohl zunächst unterschätzt und zu spät größere und schlagkräftigere Heere in den Osten geschickt. Im Juli 634 erlitten sie bei Agnadain eine blutige Niederlage; im September 635 kapitulierte das von seiner byzantinischen Garnison verlassene Damaskus. Die von Kaiser Herakleios daraufhin in Marsch gesetzte Armee konnte das Blatt nicht mehr wenden: Im August 636 wurde sie am Yarmuq vernichtend geschlagen. Bis Ende 636 wurden ?amah, ?im? und Aleppo eingenommen; 637 wurde Antiochia kampflos übergeben. Jerusalem kapitulierte 638; 640 fiel das bis dahin von See her unterstützte Cäsaräa in arabische Hand. Die rasche und unwiderrufliche Eroberung Syriens und Palästinas – und für Ägypten, das 639–642 an die Araber fiel, gilt das gleiche – ist jedoch nicht allein mit militärischen Kategorien wie der größeren Beweglichkeit und der hohen Kampfmoral der Araber und der Schwerfälligkeit und dem Desinteresse der byzantinischen Söldnerarmee zu erklären. Eine ebenso wichtige Rolle dürfte dabei auf der einen Seite die fiskalische und wirtschaftliche Bedrückung der Provinzialbevölkerung durch die kaiserliche Bürokratie gespielt haben, auf der anderen aber auch die dogmatischen Gegensätze zwischen der byzantinischen Kirche und den Monophysiten und anderen christlichen Sekten im Orient. Die daher mancherorts sogar als Befreier begrüßten Araber verlangten lediglich politische Unterwerfung von der dem byzantinischen Staat längst entfremdeten syrischen und ägyptischen Bevölkerung. Was sie vor allem nicht forderten, war deren Konversion zu ihrem Glauben, dem Islam, der vermutlich zudem zunächst als gar nicht sonderlich fremd empfunden worden sein dürfte, ja vielleicht sogar – wenn auch nach arabischer Tradition vom Propheten Mohammed verkündet – lediglich als eine weitere Spielart der verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen angesehen wurde. Statt dessen garantierten die Eroberer Christen und Juden als Schutzgenossen (arab. ?immi) gegen die Zahlung einer vertraglich vereinbarten Kopfsteuer (arab. gizya) die volle Religionsfreiheit. Selbst ohne größere administrative Kenntnisse, behielten die neuen Herren des Landes zunächst die alten byzantinischen Verwaltungsstrukturen mit Griechisch als Amtssprache bei und beschränkten sich darauf, als militärische und religiöse Oberschicht das Land zu kontrollieren und die – unter dem einstigen byzantinischen Niveau liegenden – Abgaben einzuziehen. An der Spitze des stetig expandierenden, auf Eroberungen gegründeten Reichs stand als politisches und religiöses Oberhaupt der islamischen Gemeinde (umma) der Kalif, der sich als Stellvertreter Gottes (?alifat Allah) betrachtete und sich bald zusätzlich den Titel «Fürst der Gläubigen» (amir al-muminin) beilegte. Eine wichtige Zäsur in der frühen islamischen Geschichte stellt die Regierung des fünften Kalifen Muawiya (661–680) dar. Seit 639 Gouverneur Syriens, hatte er nach der Ermordung des mit ihm verwandten Kalifen U?man 656 dessen Nachfolger Ali, dem Vetter und Schwiegersohn des Propheten Mohammed, die Gefolgschaft verweigert. Gestützt auf seine syrische Provinz, hatte sich Muawiya im deswegen ausbrechenden Bürgerkrieg behaupten können. Die Ermordung Alis im Jahre 661 hatte Muawiya zwar die allgemeine Anerkennung verschafft, führte aber letztlich doch zur Aufspaltung der islamischen Gemeinde in die Glaubensrichtungen der Sunniten und Schiiten. Während die Schiiten (abgeleitet von šiat Ali = «Partei Alis») nur einen direkten Blutsverwandten Mohammeds oder Alis als Kalif anerkennen wollten, akzeptierten die Sunniten den Usurpator Muawiya und dessen Nachfolger als Oberhaupt, weil nach ihrer Auffassung die Bestätigung durch die Gemeinschaft den Herrscher ausreichend legitimierte. Der Name Sunniten leitet sich ab von arab. sunna (= Regel, Brauch) und nimmt Bezug auf das normsetzende Beispiel Mohammeds, das neben dem Koran als Richtschnur für die Gläubigen galt und gilt. Als Kalif und Begründer der Dynastie der Omayyaden (bis 750) erhob Muawiya Damaskus zu seiner Residenz. Ehedem Randprovinz, wurde Syrien dadurch zum Kernland des arabischen Großreiches, Damaskus zum Mittelpunkt der islamischen Welt. Als geschickter Organisator reformierte Muawiya die Verwaltung Syriens und der Provinzen und baute nicht nur eine schlagkräftige Armee auf, sondern auch eine Flotte, die für geraume Zeit die arabische Seeherrschaft begründete. Unter Muawiya und seinen Nachfolgern, die sich als kunstbeflissene Bauherren hervortaten – so wurden etwa der Felsendom und die al-Aq?a-Moschee in Jerusalem errichtet, die große Omayyadenmoschee in Damaskus sowie die nicht weniger beeindruckenden Wüstenschlösser –, schritten Islamisierung und Arabisierung der verschiedenen einheimischen Bevölkerungsgruppen des Reiches und ihre allmähliche Verschmelzung mit den Eroberern vor allem in Syrien, Ägypten und dem heutigen Irak voran. In der Verwaltung konnten zunehmend Christen aus wichtigen Ämtern entfernt und durch die inzwischen geschulten Muslime ersetzt werden; als Kanzleisprache wurde nun Arabisch statt des bisher üblichen Griechisch bzw. Pahlavi im Osten eingeführt. Während des Kalifats der Omayyaden blieben zwar die arabischen Stämme die Basis der muslimischen Armee, aufgrund der weit auseinandergezogenen Fronten wurden jetzt aber auch Angehörige fremder, teilweise noch nicht islamisierter Völkerschaften als Hilfstruppen herangezogen. Unter byzantinischem und persischem Einfluß wurde eine in fünf Treffen – nämlich rechter und linker Flügel, Zentrum, Vorhut und Nachhut – gestaffelte Schlachtordnung (arab. ?amis) übernommen, desgleichen Belagerungsgeräte wie schwere Katapulte (arab. manganiq, von griech. manganikón), Balliste (arrada), Rammböcke (dabbaba) und Belagerungstürme (burg). Die wichtigsten Waffen waren der Wurfspeer (rum?) und das Schwert (saif), das mit seiner langen geraden, ein- oder zweischneidigen Klinge mit fast abgerundeter Spitze nur als Hiebwaffe geeignet war. Der in den Augen der Europäer als charakteristische muslimische Waffe geltende Säbel tauchte hingegen erst im 13. Jahrhundert im Vorderen Orient auf und fand erst ab dem 14./15. Jahrhundert breitere Verwendung. Zum Schutz wurden gesteppte Panzer getragen, die aus Leder oder Filz hergestellt waren, bisweilen auch einfache Kettenhemden oder Plattenpanzer. Hinzu kam ein runder Schild aus Leder oder Holz. An die Stelle der ausschließlichen Entlohnung durch Beute trat ein durch das Heeresamt (diwan al-gaiš) ausgezahlter Sold. Abb. 1: Darstellung kämpfender Muslime
aus einem...


Peter Thorau lehrt Mittelalterliche Geschichte an der Universität des Saarlandes. Zur Begegnung und Konfrontation von Islam und Christentum vom Zeitalter der Kreuzzüge bis zum Spätmittelalter sowie zur Geschichte des Vorderen Orients bis zum Ersten Weltkrieg hat er unter Heranziehung sowohl christlicher wie muslimischer Quellen zahlreiche Publikationen vorgelegt.


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