Thomas | Dann sei wenigstens vorsichtig | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: Ross-Thomas-Edition

Thomas Dann sei wenigstens vorsichtig

(If You Can't be Good)
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-89581-481-5
Verlag: Alexander
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

(If You Can't be Good)

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: Ross-Thomas-Edition

ISBN: 978-3-89581-481-5
Verlag: Alexander
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wer hat den Millionär und Senator Robert F. Ames mit 50.000 Dollar bestochen und dann seine Tochter ermordet? Warum hat er seine Frau verlassen, um mit einer wesentlich jüngeren Frau in einem Watergate-Appartement zu leben? Trieb ihn ein Erpresser in diesen Skandal? Das soll der Historiker und Korruptionsspezialist Decatur Lucas für Frank Size, Inhaber einer gefürchteten Presseagentur in Washington, herausfinden.

'Ironie ist ein anderes Wort für Realismus.' Ross Thomas Ross Thomas, geboren 1926 in Oklahoma, war ein US-amerikanischer Autor. Er schrieb bereits als Jugendlicher Sportberichte für eine Lokalzeitung, kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Infanterist auf den Philippinen und arbeitete danach als Reporter in Louisiana. In den fünfziger Jahren lebte er in Bonn und richtete dort das deutsche AFN-Büro ein, sowie in Frankfurt am Main. Er arbeitete als Public Relations- und Wahlkampfberater für Politiker wie beispielsweise Lyndon B. Johnson sowie als Journalist und Gewerkschaftssprecher in den USA und Nigeria. Seine Karriere als Schriftsteller begann er erst mit vierzig Jahren mit dem Schreiben vor allem von Politthrillern, in denen er die Hintergründe des amerikanischen Politikbetriebs entlarvt und bloßstellt. Für seinen ersten Roman The Cold War Swap (Kälter als der kalte Krieg) erhielt er den Edgar Allan Poe Award. Ab 1982 verfaßte er auch Drehbücher für Fernsehserien wie Simon und Simon oder Die unglaublichen Geschichten von Roald Dahl. Ross Thomas starb am 18. Dezember 1995 in Santa Monica. Ross Thomas auf Krimi-Couch.de 'Ein Roman von Ross Thomas ist nicht einfach ein Krimi oder ein Polit-Thriller, sondern - wenn wir davon ausgehen, daß der Teufel damals auf den Hügeln des Galiläerlands dem Herrn Jesus die Welt so gezeigt hat, wie sie wirklich ist, und nicht, wie Idealisten sie gerne hätten - eine diabolische Analyse unserer politischen Verhältnisse.' Jörg Fauser

Thomas Dann sei wenigstens vorsichtig jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


2
Ende 1959 war ich Doktorand in Geschichte an der University of Colorado, als Bobby Kennedy dem Westen einen Kurzbesuch abstattete auf der Suche nach Leuten, die seinen Bruder vielleicht gern als Präsidentschaftskandidaten gesehen hätten. Zwar war ich damals erst einundzwanzig und nominell Sozialist, stellte aber eine Organisation auf die Beine, die sich Republikanische Studenten für Kennedy nannte. Sie machte eine Menge Lärm, aber nicht genug, um zu verhindern, daß John Kennedy bei der Wahl 1960 Colorado mit fast 62 000 Stimmen verlor. Ich bin kein Sozialist mehr. Nach zwölf Jahren bei der Regierung betrachte ich mich als Anarchisten. Aber die Kennedys, die andächtig an die Ämterpatronage glaubten, waren mir für meine Bemühungen dankbar gewesen, und deshalb wurde ich nach Washington eingeladen. Als ich Anfang Februar 1961 eintraf, wußte niemand so recht, was man mit mir anfangen sollte, weshalb sie mich für 50 Dollar am Tag zu einem Berater machten und einer Abteilung zuwiesen, die Food for Peace hieß und aus einer kleinen Suite im alten Executive Office Building neben dem Weißen Haus von einem jungen Ex-Kongreßabgeordneten namens George McGovern betrieben wurde, der auch nicht so recht wußte, was er mit mir anfangen sollte. Da ich angehender Historiker war, wurde irgendwann beschlossen, es wäre doch nett, wenn ich eine historische Aufzeichnung ab dem Zeitpunkt machen würde, an dem die erste Lieferung von Food for Peace Baltimore mit angemessenen Fanfaren verließ, bis zu dem Moment, in dem sie in den Bäuchen jener landete, deren Herz und Verstand sie bestimmt für die Sache der Demokratie gewinnen würde. Ich glaube, 1961 waren alle noch ein bißchen naiv. Die erste Lieferung von Nahrungsmitteln waren 300 Tonnen Weizen, bestimmt für die Bäuche der Einwohner eines jener Länder an der Westküste Afrikas, die gerade zweihundert Jahre britischer Kolonialherrschaft abgeschüttelt hatten. Ein Drittel des Weizens verschwand noch am Tag, an dem er ausgeladen wurde, auf dem Schwarzmarkt. Der Rest löste sich einfach in Luft auf, um ein paar Wochen später wiederaufzutauchen, als ein holländischer Frachter unter liberianischer Billigflagge in Marseille vor Anker ging. Rund sechs Wochen danach trugen ausgewählte Elitetruppen der Armee des neuen afrikanischen Staats die in Frankreich hergestellten Maschinenpistolen MAT 49, Kaliber 9 mm, und ich sorgte dafür, daß ein paar verdammt gute Fotos von ihnen gemacht wurden, die ich zusammen mit meinem 129-Seiten-Bericht einreichte, dem ich den Titel gab: »Wohin der Weizen ging, oder Wie viele 9-mm-Patronen pro Scheffel?« Danach wurde ich eine Art inoffizieller Habgier- und Korruptionsspezialist, der immer für kurze Zeit der einen oder anderen Regierungsstelle aufgedrängt wurde, die es geschafft hatte, sich in die Nesseln zu setzen. Normalerweise stöberte und stocherte ich zwei oder drei Monate herum, durchwühlte Akten und stellte Fragen und sah grimmig und geheimnisvoll aus. Dann schrieb ich einen langen Bericht, der unweigerlich eine ziemlich schmutzige Geschichte von Habsucht und Bestechung auf seiten derer erzählte, die Dinge an die Regierung verkauften, sowie von Gier in den Herzen derer, die sie kauften. Und fast immer saßen sie dann auf meinen Berichten, während jemand anders herumwuselte und Dinge notdürftig ausbesserte. Die Berichte von mir, die zum Vorschein kamen, betrafen große Skandale, die bereits so wild brodelten, daß man unmöglich den Deckel draufhalten konnte. Darunter die Affäre um den Erdnußöl-König und die, bei der ein paar Schwindler von der Madison Avenue das Office of Economic Opportunity abzockten. Dem Bericht gab ich den Titel: »Wie man mit der Armut Geld macht«. Die Republikaner beschäftigten mich des schönen Scheins wegen weiter, vermute ich. Als sie 1969 wieder an die Macht kamen, wurde ich erneut in das alte Executive Office Building bestellt, und zwar in dieselbe Suite, in der vor acht merkwürdigen Jahren alles begonnen hatte. Dort wurde ich dann von einem anderen Ex-Kongreßabgeordneten, an dessen Namen ich mich nicht mal erinnern kann, davon in Kenntnis gesetzt, daß ich gern in meiner gegenwärtigen Funktion, was immer zum Teufel das sein mochte, dableiben dürfe, obwohl es wirklich keinen großen Bedarf für meine Dienste gäbe, denn die neue Regierung wäre »so sauber wie ein – äh – wie ein …« »Hundezahn«, schlug ich vor. »Genau«, sagte der Ex-Kongreßabgeordnete. Also blieb ich da, wechselte von einer Agentur und Abteilung zu einer anderen und fand in hohen und niedrigen Positionen nicht mehr und nicht weniger Korruption und Täuschungsmanöver als zuvor. Aber ich reiste weniger, viel weniger, und das versetzte mich in die Lage, die meisten Samstage in der Kongreßbibliothek in Gesellschaft von Hauptmann Benjamin Louis Eulalie de Bonneville zu verbringen, Protegé von Tom Paine, West-Point-Absolvent, der in der 7. Infanterie der United States Army gedient hatte, Trapper und Fellhändler, Freund von Washington Irving, bankrott und – wie ich vermutete – eine Zeitlang Geheimagent des Kriegsministers gewesen war. Hauptmann (später General) Bonneville war das Thema der Dissertation gewesen, für die ich recherchiert hatte, als ich an Kennedys New Frontier bestellt wurde. Ich versuchte immer noch, sein Tagebuch ausfindig zu machen, das mal in Washington Irvings Besitz gewesen war, und inzwischen, zwölf Jahre später, glaubte ich, daß ich ihm vielleicht nähergekommen sei. Es spielte allerdings keine große Rolle. Zumindest nicht für Bonneville. Er hat schon einen Damm und irgendeine Salzwüste, die nach ihm benannt sind. Und einen Pontiac. Er lebt. Aber ich klammerte mich immer noch an die Idee, ich könnte meine Dissertation zu Ende schreiben und mich mit einem Doktortitel bewaffnet an irgendein Provinzcollege zurückziehen, wo die Zeit stillstand und Ronald Colman Präsident war und die kurzhaarigen Studenten, frisch gestriegelt und glänzend, alle Kabrioletts fuhren und sich nur ernsthaft Sorgen darüber machten, ob der alte Professor Morrison den Boomer im Chemiekurs wohl durchkommen ließ, damit er beim Homecoming gegen die State mitspielen konnte. Ich hatte diese auf dem Studiogelände von Paramount spielende Phantasie als harmloses Antidot gegen die giftigen Dämpfe des Großen Sumpfs der Betrügereien gehegt und gepflegt, durch den ich diese vergangenen zwölf Jahre gewatet war. Ich brauchte ein bißchen freie Zeit, um meine Doktorarbeit abzuschließen, und falls Frank Size so entgegenkommend war, mich zu Hause arbeiten zu lassen, würde ich ihn für seine Freundlichkeit dadurch entschädigen, daß ich ihm die Zeit stahl. Zwölf Jahre in der Regierung hatten meine eigene Moral ein bißchen geschmeidiger gemacht. Ich war dabei, Frank Size die meisten dieser faszinierenden Details über mich – abgesehen von meinem Plan, ihm ein wenig Zeit zu stehlen – bei dem Mittagessen zu erzählen, zu dem er mich und seine Sekretärin Mabel Singer in Paul Youngs Restaurant an der Connecticut Avenue eingeladen hatte. Size muß in jenem Frühling um die sechsundvierzig gewesen sein. Er hatte eine exklusive tägliche Kolumne, die gleichzeitig in mehr als 850 Tages- und Wochenzeitungen in den Vereinigten Staaten, Kanada und, soweit ich wußte, in der ganzen Welt veröffentlicht wurde. Die Kolumne war in seinem höchstpersönlichen Gott-isses-nicht-furchtbar-Stil geschrieben, und er wollte, daß sie aus Washington gedonnert kam. Stattdessen klang sie wie das Kollern eines alten Truthahns, der gerade den Fuchs entdeckt hat. Trotzdem konnte die Kolumne in einem Absatz einen Ruf zerstören, und es gab viele, die sie für mindestens zwei Selbstmorde verantwortlich machten. Der meistgefürchtete Mann in Washington sah nicht besonders beeindruckend aus. Von seinen Augen abgesehen hatte er eines jener Gesichter, die man immer am wichtigsten Tisch des formellen Mittagessens am Dienstag finden kann. Er hatte einen breiten Mund, wie geschaffen, um Witze zu erzählen, einen großen Unterkiefer, dem dicke rosafarbene Hängebacken gewachsen waren, eine erstaunlich schmale Nase und hübsche kleine Ohren, umringt von dem, was von seinem Haar noch übrig war. Der Rest von ihm war den Bach heruntergegangen, und er machte einen weichen, schlaffen Eindruck und hatte eine Wampe, die ihm über den Gürtel hing und dort schwabbelte, als suchte sie nach einem Platz, wo sie sich hinlegen konnte. Aber wenn man ihm in die Augen schaute, wußte man, daß es ihm egal war, wie sein Bauch aussah. Oder daß er eine Glatze hatte. Oder Hängeschultern und ein Hohlkreuz. Wenn Verachtung eine Farbe hätte, wäre es derselbe Grauton, den seine Augen hatten, das blasse, kalte, glitzernde Grau von poliertem Granit im Winterregen. Es waren Augen, die den Wert der Welt ermessen zu haben schienen und zu dem Schluß gekommen waren, daß sie ein minderwertiger, schäbiger Ort sei, voll unersprießlicher Bewohner, die immer mit der Miete im Verzug...


"Ironie ist ein anderes Wort für Realismus."

Ross Thomas

Ross Thomas, geboren 1926 in Oklahoma, war ein US-amerikanischer Autor. Er schrieb bereits als Jugendlicher Sportberichte für eine Lokalzeitung, kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Infanterist auf den Philippinen und arbeitete danach als Reporter in Louisiana. In den fünfziger Jahren lebte er in Bonn und richtete dort das deutsche AFN-Büro ein, sowie in Frankfurt am Main. Er arbeitete als Public Relations- und Wahlkampfberater für Politiker wie beispielsweise Lyndon B. Johnson sowie als Journalist und Gewerkschaftssprecher in den USA und Nigeria.

Seine Karriere als Schriftsteller begann er erst mit vierzig Jahren mit dem Schreiben vor allem von Politthrillern, in denen er die Hintergründe des amerikanischen Politikbetriebs entlarvt und bloßstellt. Für seinen ersten Roman The Cold War Swap (Kälter als der kalte Krieg) erhielt er den Edgar Allan Poe Award. Ab 1982 verfaßte er auch Drehbücher für Fernsehserien wie Simon und Simon oder Die unglaublichen Geschichten von Roald Dahl. Ross Thomas starb am 18. Dezember 1995 in Santa Monica.

Ross Thomas auf Krimi-Couch.de

"Ein Roman von Ross Thomas ist nicht einfach ein Krimi oder ein Polit-Thriller, sondern – wenn wir davon ausgehen, daß der Teufel damals auf den Hügeln des Galiläerlands dem Herrn Jesus die Welt so gezeigt hat, wie sie wirklich ist, und nicht, wie Idealisten sie gerne hätten – eine diabolische Analyse unserer politischen Verhältnisse."
Jörg Fauser



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.