Thoma | Der Ruepp | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 214 Seiten

Thoma Der Ruepp


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-3757-6
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 214 Seiten

ISBN: 978-3-8496-3757-6
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Thomas Bauernroman erzählt die Geschichte des Ruepp, eines auf gut bayrisch 'versoffenen' Bauern, der wenig von Arbeit hält aber dafür gerne im Wirtshaus große Reden schwingt. Und mit jeder Handlung stürzt er sich und seine Familie immer tiefer ins Unglück.

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Viertes Kapitel



Als Michel am andern Morgen aufwachte, stand die Sonne schon ziemlich hoch am Himmel; er sprang rasch aus dem Bett und sah beschämt, daß es auf sieben Uhr ging.

In der Küche traf er seine Mutter, die allein zurückgeblieben war, denn alle, der Kaspar, die Leni und die Dienstboten, waren vor Tag aufs Feld hinaus.

»Daß mi net g'weckt habt's!« sagte der Michel, als ihm die Mutter eine Kaffeesuppe vorsetzte.

»Zu was denn wecka? Den erst'n Tag dahoam hast di do scho ausschlafa derf'n.«

»Na. Da muaß ma si vor de andern schiniern; der Kaspar werd mi schö auszahna.«

»Geh zua, du bist do koa Bauernknecht.«

»Aba wenn d' Arwat pressiert, möcht ma do aa mithelfa, und ös laßt's mi in Tag eini schlafa. Is da Vata draußen?«

»Na, der schlaft no. Er muaß si wieder auskuriern von sein Sunntag.«

Michel löffelte schweigend seine Suppe aus, und die Rueppin setzte sich neben ihn.

Als sie wiederholt mit einem »ja, ja ... so is halt amal« und »ja, mei Bua« tief aufseufzte, fragte er:

»Habt's allaweil no Vadruß?«

»Der geht bei uns net aus. Von an Sunntag wollt i no gar nix sag'n, obwohl daß dös aa schiach gnua is, wenn er danach an halben Tag und länger seine Räusch ausschlaft. Aba wia oft kimmt's vor, sogar in der Arndt, daß er mitten unta da Woch wegafahrt auf Dachau eini oder auf Altomünster ummi. Da is wohl koa Wunder, daß ma z'ruckhaust.«

»Is scho weit?«

»Weit gnua. Und is koa Aussicht auf a besser wer'n.«

»Dös versteh i aa net, Muatta, daß d' ma dös net früher g'sagt hast.«

»Du moanst zweg'n an Schtudiern?«

»Ja. Waar do scho g'scheiter g'wen, i hätt enk net aa no's Geld kost.«

»Dös hätt's no derleid'n müass'n, und tat's aa jetzt derleid'n, wenn da Vata dergleichen tat. Aba ma siecht si ja net naus, bal dös net bessa werd, sondern im Gegenteil, allaweil no schlechta. Er laßt si in Handelschaften eini ziahg'n, de wo er net vasteht, und valiert's Geld dabei, und für all's ko da Hof net aufkemma.«

»Wia kimmt er denn zu dem?«

»Im Wirtshaus halt, wo all's Guate dahoam is. Da kimmt er mit de Handler z'samm, und de schmatzen eahm was auf, und ausred'n laßt er eahm ja nix. Du kennst'n do. Da woaß eahm der oa a Roß zum verschachern; der ander a Holz, an dem gar soviel Geld zum vadeana waar, und kimmt er amal gleichauf, oder macht a gar an kloan Profit, na is no schlechta. Na moant er scho, er is da best beim Handeln und Schachern, und fahrt in die Wirtshäuser umanand und hat's grad gnädi und tuat woaß Good wia groß, und z'letzt zahlt er allmal drauf ...«

»Hilft's Zuared'n gar nix?«

»Ah wa ... I red eahm zua wia'r an krank'n Roß, aba i ko gar nix richt'n bei eahm. Net oamal, daß er auf mei Red'n was gibt. Siehgst, da han i de vorig Woch an Bartl auf Dachau eini schicka woll'n, daß da Notari zu da Loni außa kimmt. An Deanstbub'n ko ma do amal an Tag g'rat'n. Aber na! Dös geht net, er fahrt selm eini, und weil ma an Gaul in der Arndt z' notwendi braucht, werd's verschob'n, und de Alt arbet si in da Unruah ganz auf ...«

»Na fahr i eini ...«

»Dös is wahr, Bua, dös tuast ...«

»Bal mir da Kaspar sei Radl leicht, mach i mi nach'n Essen auf'n Weg.«

»So mach ma's. Du kunnt'st as so aa glei nehma, aba woaßt scho, da Kaspar is a bissel eigens. Bal'st jetzt auf's Feld außi gehst, fragst'n ... Und beim Notari drin machst as pressant; de Alt is so viel unruhig; heut in da Fruah hat s' mi wieda g'fragt und bitt ...«

»Is recht, Muatta, und jetzt schaug ia weng zu de Leut außi ...«

Als er aufs Feld hinauskam, war der Kaspar mit einem Knecht und dem Dienstbuben noch eifrig beim Mähen, hinter ihnen drein banden die Weiberleute die Garben.

Nach einer Weile setzte Kaspar aus, wetzte seine Sense und sah den Michel auf sich zukommen.

»Ah, der Hochwürden! Willst uns an Seg'n geben zu der Arwat, oder willst bloß zuaschaug'n, wia ander Leut schwitzen?«

»Brauchst mi net föppeln, i arwat gern mit, wenn mir da Bartl d' Sans' gibt.«

»Is uns an Ehr mit an g'weichten Herrn oder an halbg'weichten ...«

»Geh, lass's guat sei, und daß i net vergiß, auf'n Namittag muaßt ma dei Radl leicha. I fahr auf Dachau eini.«

»Ahan, nach der Arbeit ist gut ruhen, hoaßt's bei dir.«

»Net z'weg'n an Vagnüag'n. I soll an Notari b'stell'n für d' Lonimuatta.«

»Will ja der Alt eini fahr'n.«

»D' Muatta sagt aba, d' Loni hat koa Ruah und bitt allaweil drum, und i bin ja glei drin.«

»No ja, und dein Vorteil siechst dir ja aa dabei.«

»Wia dös?«

»De Alt will ja die paar Kreuzer der Geischtlichkeit vermacha ...«

»Z'weg'n dem pressiert's mir net mit'n eini fahr'n.«

»Na is recht, du tuast as bloß für de guat Sach ... und i leich dir's Radl dazua ... da geh her, Bartl!«

Der Bub kam heran.

»Gib dei Sans' an hochwürdigen Herrn; vielleicht bringt er a Schneid ani ...«

Bartl grinste, als er Michel die Sense gab, und der zog ohne weiteres Reden Jacke und Gilet aus, trat in die Reihe neben seinen Bruder und fing zu mähen an.

Die Sonne brannte so heiß herunter, daß die Luft flimmerte, und auch vom Boden stieg eine Hitze auf, daß Michel wie in einem Backofen schwitzte. Er merkte wohl, wie ungewohnt ihm die harte Arbeit war, das Kreuz schmerzte ihn, die Arme taten ihm weh, und er mußte allen Willen zusammennehmen, um nicht zu weit hinter den andern zurückzubleiben. Aber wenn er nachgeben wollte, dachte er an die Spottreden seines Bruders, und dazu war es ihm, als müßte er den Beweis liefern, daß er zur Arbeit tauge. So hieb er tapfer ein und schwang bald die Arme in einem gleichmäßigen Takte, bei dem er leichter Atem holte wie anfangs, wo er zu hastig gewesen war.

Als sie die lange Mahd bis zum Grenzrain fertig hatten, schulterte Michel wie die andern seine Sense und ging gemächlich zurück, sich wohlig dieser kurzen Rast hingebend, die ihm neue Kraft gab. Bei der dritten und vierten Mahd hatte er sich schon ganz an die Arbeit gewöhnt und spürte weniger Müdigkeit wie nach der ersten.

Inzwischen kam der Bartl, den man heimgeschickt hatte, mit Bier und Brot zurück, und nun kamen alle zum Untern in den Schatten eines breitästigen Ahorns.

Michel begrüßte im Zotzen-Peter, der Dienstknecht war, einen alten Schulkameraden und setzte sich zwischen ihn und die Zenzl, die zweite Magd, ins Gras.

Er bekam eine Flasche Bier und einen Keil Brot, von dem er langsam Stück für Stück herunterschnitt; die Hand war ihm durch die Arbeit schwer geworden, und die Bewegung beim Essen, wie er jeden Schnitz bedächtig zum Munde führte, verursachte ihm ein wohliges Gefühl von Kraft und zugleich von Ausrasten.

Er sah von seinem Platze aus weitum emsige Menschen auf den Feldern und suchte mit seinen Blicken die Ackerbreiten des Lukas ab. Von fernher blitzten weiße Kopftüchel auf, und er wußte nun, wo die Stasi arbeitete, und dachte, wie schön es wäre, wenn sie jetzt so neben ihm säße, wie die Zenzl, die gerade ihre dicken Waden lachend vor den Angriffen des Zotzen-Peter versteckte.

»Wer kimmt denn da daher?« fragte der Kaspar und streckte den Hals.

In einer Entfernung von etlichen...



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