Thiesmeyer | Brandmord | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 264 Seiten

Reihe: Regional-Krimi

Thiesmeyer Brandmord

Rheinlandkrimi
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-96058-275-5
Verlag: Lempertz Edition und Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Rheinlandkrimi

E-Book, Deutsch, 264 Seiten

Reihe: Regional-Krimi

ISBN: 978-3-96058-275-5
Verlag: Lempertz Edition und Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Brandstiftung, Mord und ein halbes Dutzend Verdächtige - ein Alptraum für Birte und Peter beim Umzug von Bonn in die Idylle am nördlichen Eifelrand. Die Brandruine ist nebenan, das Opfer ein umstrittener Architekt und engagierter Tierschützer. Birte möchte schnellstens wieder wegziehen. Peter will unbedingt bleiben. Aber die Polizei kommt nicht voran. Jeder Nachbar hütet ein Geheimnis, auch Birte verbirgt etwas. Und der Privatdetektiv der Witwe hat keine bessere Idee, als alle Verdächtigen zu einem Grillabend zusammenzutrommeln. Der Mörder ist anwesend und reagiert

Der fünfte Fall für Freddy und Pilar - das Duo, das sich geschworen hatte, nie wieder zu ermitteln.

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1
SONNTAG
Peter
Jede Veränderung in seinem Leben löste eine seltsame Unruhe in ihm aus, als geriete der Boden unter ihm ins Wanken. Als wäre da nichts mehr zum Festhalten und jegliche Sicherheit in Frage gestellt. „Stell dich nicht an“, erklärte Peter seinem mürrischen Gesicht, bevor er den Flurspiegel von der Wand nahm und in eine Wolldecke wickelte, um den vergoldeten Stuck des alten Rahmens zu schützen. „Das wird keine Überquerung des Atlantiks, sondern ein Umzug in die Eifel.“ Allerdings der erste Umzug nach achtzehn Jahren, und beim letzten hatte die räumliche Entfernung keine zweihundert Meter innerhalb der Bonner Südstadt betragen, von der Königin die Kaiserstraße, von einem gelben Gründerzeithaus in ein braunes. Und nun Eifel. Randlage zwar, aber dennoch Eifel mit Wind und Wetter. Die Gegend gehöre fast noch zu Bonn, hieß es immer, mit dem Auto ein Katzensprung ins Zentrum, trotzdem würde das Leben dort draußen ein anderes sein. Weit weg von den gewohnten Läden, Museen und Kneipen, die er bisher zu Fuß erreicht hatte. Morgen in der Frühe sollte der Möbelwagen anrollen. Schränke, Kommoden, Regale und Schreibtische waren ausgeräumt, die Sachen in Kisten verpackt, die Bilder abgehängt. Nur ihre Orchideen wollte Birte selbst befördern. Heute noch. Sie sammelte die Pflanzen, deren zarte Blüten an langen Stängeln wippten, von den Fensterbänken ein und stellte sie auf dem Terrazzoboden des Hausflurs zusammen. Peter half ihr, die Töpfe behutsam in Körbe und Wannen zu verstauen, nach draußen zu tragen und in den Volvo zu laden. Doch seine Bewegungen wurden zögernder, als spiele er ernsthaft mit dem Gedanken, alles rückgängig zu machen. Als wäre das noch möglich. „Was hast du?“, fragte Birte. Das Haus war gekauft. Mit Unterschrift und Siegel des Notars. Hatte er es zuletzt nicht ebenso gewollt wie sie? Grundsätzlich jedenfalls, wenn auch nicht in diesem Tempo. Bessere Luft, weniger Lärm, Blick auf Felder und Waldränder, mal einen Reiher sehen, Rehe, einen Bussard. Im Garten sitzen, den Duft von Wiesen riechen, Stille erleben. Nein, nicht Einsamkeit, man war dort nicht allein. Man hatte Nachbarn. An den Wochenenden würden Freunde aus Bonn und Köln zu Besuch kommen, und der Sohn, der ein Studium in Berlin begonnen hatte, konnte sich dort vom Großstadtstress erholen. War doch alles bestens, oder? Zunächst hatte es Peter maßlos überrascht, dass Birte, die sich stets als Stadtmensch bezeichnet hatte, plötzlich den Wunsch äußerte, auf dem Land zu leben und in die Eifel zu ziehen. Sie schien es kaum erwarten zu können, die 30 Kilometer zwischen Wohnort und Arbeitsplatz täglich zweimal zurückzulegen, fünf Tage die Woche. Und dieses eine Nest musste es sein, ohne Laden, ohne Kneipe, die schläfrige kurze Sackgasse, das nichtssagende Häuschen, mitten in der Idylle, wie sie sagte. Womöglich waren die Nachbarn spießig, vielleicht blieb der Besuch aus und wahrscheinlich vergaß der Sohn sie da draußen gänzlich, abgesehen davon, dass einem das geballte Grün mit der Zeit auf den Wecker gehen konnte. Birte besaß nicht mal das richtige Schuhwerk für so viel Natur, und mit Geduld hätte sich ein besseres Objekt gefunden. Das Interessanteste an dem Haus war noch das seitliche Küchenfenster, durch das man auf das Nachbarhaus mit dem runden Turm blickte, der wie ein dicker Pilz aus dem Parterre herauswuchs, mit Fenstersimsen aus bunter Keramik, ein ungewöhnliches, originelles Bauwerk. Ausgerechnet das fantasielose graue Ding daneben, dieser peinliche Kontrast, hatte es Birte angetan. Doch Peter war ein lieber Mann und hatte die Zweifel zum Schweigen gebracht. Nun wurden sie wieder laut. Als hätten sie hinterhältig auf den Zeitpunkt gewartet, an dem es kein Zurück gab. Anscheinend erwartete Birte keine Antwort auf ihre Frage. Sie rückte die Orchideentöpfe in der Wanne zurecht und warf die Heckklappe zu. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen blitzten. „Fahren wir.“ Peter hielt den Seufzer zurück, der aus seiner Brust ins Freie drängte, nahm hinterm Lenkrad Platz und startete den Volvo. Über die Reuterstraße gelangten sie zur Autobahn 565. Die Häuser der Stadt verschwanden rasch hinter ihnen, sie durchquerten den Kottenforst. Bald breiteten sich die Felder und Ortschaften der Voreifel vor ihnen aus. Birte saß auf dem Beifahrersitz und summte eine Melodie, irgendwas Flottes, Fröhliches. Peter hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sich nicht so freute wie sie. Doch als die Eifelberge näher rückten, glimmte auch in ihm ein Funken Vorfreude auf. Der Himmel spannte sich über die Landschaft wie ein blauseidenes Tuch, das Laub der Büsche und Bäume leuchtete rot und golden im Licht der tief stehenden Sonne. Jeder Strauch am Straßenrand schien eigens dafür angestrahlt, ihm den Umzug schmackhaft zu machen. Es würde alles gut werden. Wunderschön. Bestimmt. Auf einer der vorderen Höhen, auf die sie zuhielten, lag das Dorf. Am Ortsausgang von Altendorf stieg das Gelände bereits an. Obstplantagen links und rechts der Landstraße, Weideland und herbstlich bunter Wald. Nun fuhren sie durch Hilberath, das wie ihr Dorf zu den verstreuten Höhenorten der Stadt Rheinbach zählte, dann durch grünes Hügelland. Der Volvo glitt am Parkplatz „Tor zur Eifel“ vorbei, wo Menschen mit Rucksäcken und Wanderstöcken vor geöffneten Kofferräumen standen. Birte summte lauter. Peter pfiff dazu und ließ sein Fenster herunter. Ja, wirklich, hier fühlte man sich frei, hier ließ sich durchatmen, fernab von Hektik und Stress. Die Straße schlängelte sich in weichen Bögen durch die Wiesen und bot einen Ausblick über die rheinische Bucht bis zum fernen Horizont, an dem Peter die Stadt Köln vermutete. In einer Kurve ging es abwärts, dort standen die ersten Fachwerkhäuser des Dorfs. Hier bogen sie rechts ein, passierten ältere Häuser, die neugotische Kapelle aus Backstein und freistehende Einfamilienhäuser aus neuerer Zeit. Schließlich erreichten sie die kurze Stichstraße, den Pappelweg. Das zweite Haus rechts, das graue, unscheinbare mit den knorrigen Apfelbäumen drum herum, war das ihre. „Nein!“, schrie Birte gellend. Peter zuckte zusammen. „Was ist?“ „Hier zieh ich nicht hin! Lass uns umkehren! Sofort!“ Er lachte laut auf, so verblüfft war er. Die Wende kam zu plötzlich. „Du lachst? Siehst du das nicht?“ Er war schon dabei, den Wagen rückwärts in die Parkbucht zu bugsieren. Nun blickte er nach vorn, wo sieben oder acht Menschen zusammenstanden, jüngere und ältere. „Die Leute sind Nachbarn, denen wir uns gleich vorstellen können.“ „Die Leute? Bist du blind?“ Zuerst fiel ihm der Geruch auf, dann sah er es auch: verkohlte Dachsparren, leere Fensterhöhlen, rußgeschwärzte Mauern. Das schicke Nachbarhaus glich einer Ruine. Der obere Teil des Turms war vollständig ausgebrannt. Ella
An einem solchen Tag konnte man nicht ins Haus gehen und irgendwelchen Kram erledigen. Ella Borke, die in der Nummer 1 auf der anderen Straßenseite wohnte, nahm an, dass alle, die vor dem Unglückshaus standen, das die einen als Pappelburg, die anderen als Zumutung bezeichnet hatten, genauso fassungslos waren wie sie selbst, kaum in der Lage, das Geschehene zu begreifen: Ihr Ehemann Mattes in dem viel zu grellen T-Shirt und, links und rechts bei ihm eingehakt, ihre zehnjährigen Zwillinge; das rundliche Paar Renate und Clemens Müllenbach aus Nummer 2 mit dem blassen, schlapp wirkenden 25-jährigen Roland; ferner der kaum ältere, aber temperamentvollere Pascal Heckes aus dem Souterrain von Nummer 8 mit der glimmenden Zigarette zwischen den Fingern und natürlich seine Vermieterin Gudrun Rüttelfalk, die in der Nacht die Feuerwehr gerufen hatte, sowie ihr fast neunzigjähriger Bruder Konrad, der sich abseits hielt und seinen Kopf hin und her bewegte, als könnte er nicht glauben, was er sah. „Da kommen die Neuen“, sagte Gudrun und setzte ihre Brille auf, was anscheinend dem Zweck diente, die beiden, die in dem Volvo mit Bonner Kennzeichen saßen, gründlich in Augenschein zu nehmen. „Sie ist Lehrerin, er Schriftsteller.“ Dass die bisherige Besitzerin der Nummer 4, die 93-jährige Gisela, in ein Pflegeheim übergesiedelt war und ihr Sohn das Haus verkauft hatte, wusste Ella. Wie alle hier hatte sie die neuen Bewohner mit Spannung erwartet. Doch jetzt vermochte sie ihren Blick kaum von Konrad abzuziehen. Er schien sein Kopfschütteln nicht einstellen zu können und die Fremden, die aus dem Wagen stiegen, nicht zu beachten. „Mit Feuer hat er ein...


Alexa Thiesmeyer ist am Bodensee geboren, zog in zartem Alter mit den Eltern den Rhein hinab und blieb in Bonn hängen, wo sie aufwuchs und mit Ehemann, Kindern, Enkeln und Vierbeinern tiefe Wurzeln schlug. Sie absolvierte dort auch Studium und Ausbildung zur Juristin mit deutlichem Hang zum Strafrecht und zur Kriminalistik und arbeitete als freie Journalistin und Dozentin einer Krankenpflegeschule. Aus Leidenschaft für die Bühne war sie zudem im Bereich Amateurtheater tätig, was seinen Niederschlag in zahlreichen Komödien, Sketchen und Satiren fand, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgeführt werden. Inzwischen sind mehrere Kurzkrimis und Kriminalromane hinzugekommen.



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