Thiele | Kalaipa - Die Jack Schilt Saga | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 3, 564 Seiten

Reihe: Die Jack Schilt Saga

Thiele Kalaipa - Die Jack Schilt Saga


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7529-0082-8
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 3, 564 Seiten

Reihe: Die Jack Schilt Saga

ISBN: 978-3-7529-0082-8
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



'Um Zeit als Dimension zu begreifen, musst du außerhalb eines Körpers existieren können', wiederholte der Sentry. 'Ich sagte bereits, dir steht eine unberührte Welt offen, eine Welt voller ungeahnter Möglichkeiten. Lass dir diese einzigartige Chance nicht entgehen!' Nichts ist unberechenbarer als eine Expedition durch Raum und Zeit. Diese Erfahrung muss auch Jack Schilt machen, der seiner Heimat Gondwana den Rücken kehrt und sich auf eine mehrjährige Reise durch das Weltall begibt. Nicht alles läuft jedoch nach Plan. Aus mysteriösen Gründen kommt sein Raumgleiter vom Kurs ab und zerschellt auf Kalaipa. Jack überlebt schwer verletzt und findet sich in einer rätselhaften Welt wieder, die zwar vage an zuhause erinnert, aber dennoch komplett anders tickt. Bald verdichten sich die Hinweise, nicht grundlos auf Kalaipa gestrandet zu sein... doch was wird von ihm erwartet? Und welches dunkle Geheimnis verbirgt sich in den tiefen Minenschächten? Existiert dort tatsächlich der sagenhafte Zugang in eine Parallelwelt, an der nicht nur die Toorags so interessiert sind? Infiziert mit einem heimtückischen Virus steht Jack vor einer schwerwiegenden Entscheidung, welche unweigerlich die Frage aufwirft, ab wann der Preis für das eigene Überleben zu hoch wird...

Michael Thiele wurde 1967 in Nürnberg geboren, wo er auch heute lebt. Von frühester Jugend an faszinierte ihn das Schreiben. Nach Abschluss seines Fremdsprachenstudiums erfüllte er sich einen lange gehegten Traum und bereiste in den Jahren 1994 und 1995 Australien und Neuseeland im Alleingang mit dem Fahrrad. Auf der 7.000 km langen 'Radltour' entstand die Grundidee zur 'Jack-Schil-Saga',
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1


Orbit


Wir flogen… wir flogen wirklich!

Natürlich, das war ja genau das gewesen, was wir beabsichtigt hatten. Dennoch, ein kleiner uneinsichtiger Teil in mir erwies sich als überaus hartnäckig. Das konnte nicht gutgehen, mit diesem atemberaubendem Tempo, einer Geschwindigkeit, die mir das Blut in die Füße zerrte, wo es, wie es sich anfühlte, auch für immer bleiben wollte, gen Himmel zu rasen. Auf meiner Brust baute sich mit jeder Sekunde mehr und mehr Druck auf, als legte sich tonnenschweres Gewicht darauf, mit dem Ziel, Rippen und Rückgrat zu einer Einheit zu verschmelzen. Für atemberaubende Momente setzten alle Sinne aus, trübten grellweiße Schlieren die optische Wahrnehmung. Schon wünschte ich mir, das Bewusstsein zu verlieren, um diesem äußerst unangenehmen Zustand zu entfliehen… und dann war der Druck mit einem Schlag vorbei.

„Willkommen in der Weite des Universums“, hörte ich Gowindis Stimme aus dem Kommunikator dröhnen. „Wir haben soeben die Thermosphäre Gondwanas verlassen. Wie fühlt es sich für dich an? Ebenso befreiend wie für mich?“

Thermosphäre?

Ich wagte einen Seitenblick auf den kleinen Toorag, wobei mich im selben Moment unwiderstehliche Übelkeit packte. Angst mich zu übergeben musste ich nicht haben. Der Magen war leer, dennoch hatte ich das Gefühl, er stülpte sich soeben um, drauf und dran, auf Biegen und Brechen irgendetwas ans Tageslicht zu befördern.

„Okay, ich sehe schon, du bist augenblicklich schwer mit dir selbst beschäftigt.“ Lag da Schadenfreude in seiner Stimme? Würde zu ihm passen. Egal, ich wollte nur noch eins: dass es aufhörte. Einfach nur aufhörte.

„Gowindi…“, stöhnte ich. „Mach, dass es aufhört…“

„Keine Panik, Freund Jack, das wird es. Ganz von selbst. Immerhin sind wir mit annähernd fünf Meilen pro Sekunde gestartet. Für einen Menschen hältst du dich ganz tapfer.“

„Wie lange…?“ jammerte ich.

„Nicht mehr lange. Wir bleiben noch einige Zeit auf einer Parkorbitalbahn, damit du dich umgewöhnst.“

„Oh nein, bitte nicht!“ flehte ich. „Können wir nicht gleich in die kryptische Kapsel?“ Ich war überzeugt, keine Sekunde länger aushalten zu können, befürchtete in der Tat, den eigenen Magen oder am Ende noch einiges mehr hoch zu würgen.

„Aber das haben wir doch besprochen! Nein, dein Körper muss sich erst an die neuen Verhältnisse anpassen, bevor wir die nächste Phase angehen können. Schon vergessen?“

„Wie lange…?“ klagte ich erneut.

„Bis du dich wieder wohlfühlst. Du musst entspannen, darfst dich nicht wehren, bleib ganz locker!“

Wogegen, verdammt nochmal, glaubte er, würde ich mich soeben wehren? Mein Verdauungsorgan auszukotzen? Darauf durfte er getrost wetten! Entspannen? Beinahe hätte ich gelacht. Nie wieder würde ich entspannen,

davon war ich absolut überzeugt. Ergeben schloss ich die Augen und begann verzweifelt zu schlucken, um den rebellierenden Magen an Ort und Stelle zu halten.

„Gut so. Mach die Augen zu! Denk einfach an nichts. Es wird besser, das verspreche ich dir.“

Ich nickte schwach, glaubte dem verlogenen Toorag kein einziges Wort.

Stunden schienen vergangen zu sein, bis sich Linderung einstellte. Anfangs

hatte ich Schwierigkeiten, nur die Augen offenzuhalten, doch kehrte allmählich neue Stärke in meinen gebeutelten Körper zurück. Alle Organe waren offensichtlich an ihre angestammten Plätze zurückgekehrt, ein wohltuendes Gefühl der Leichtigkeit übernahm zögerlich. Das machte Mut. War ich etwa wirklich dabei, mich an die neuen Umstände zu gewöhnen?

„Ja, das wird langsam was.“ Gowindi sah mir prüfend in die Augen.

Ich lächelte schwach. „Wie viele Tage sind wir schon im Orbit?“

Toorags können nicht grinsen, doch hätte ich schwören mögen, in diesem Moment ein besonders breites auf seinen krötenähnlichen Zügen zu sehen.

„Tage?“ Fröhlich warf er einen Blick auf die in allen Farben blinkenden Messinstrumente. Unwichtige Einzelheiten, die mir erst jetzt auffielen. Oh ja, ich war wirklich auf dem Weg der Besserung! „Wir haben soeben die erste Umkreisung beendet, sind also noch nicht einmal zwei Stunden im Orbit. Wünschst du eine exakte Zeitangabe?“ Sein wie immer emotionsloses Gesicht flackerte im laubfroschgrünen Widerschein zuckender Konsolendioden.

„Verschone mich!“ Zum ersten Mal richtete ich meinen in sich zusammengesunkenen Körper auf und reckte den Hals, um einen Blick nach draußen zu erhaschen.

„Sehr gut, du zeigst bereits Interesse für deine Umgebung“, kommentierte Gowindi. „Warte, ich mache es dir ein wenig leichter.“ Was auch immer er tat, innerhalb von wenigen Sekunden löste sich ein Teil der Außenhaut des Raumgleiters in Nichts auf, hatte ich plötzlich nach allen Seiten unbehinderte Sicht hinaus in die grenzenlose Weite des Universums. Es verschlug mir den Atem.

„Was hast du getan?“ Der panische Unterton in meiner Stimme ließ Gowindi aufhorchen.

„Keine Bange, ich habe einzig und allein die Thermalabdeckung hochgefahren, damit du besser sehen kannst. Imposant, oder?“

Ich nickte stumm, völlig ergriffen von den unbeschreiblichen Eindrücken. Tatsächlich befand ich mich nicht mehr auf Gondwana, auf meinem Heimatplaneten, welchen ich bis dato noch nie verlassen hatte. Unter uns breitete er sich aus, ein immens riesiges, türkisfarbenes Gebilde, über und über von fantastisch geformten Wolkenbändern durchzogen. „Ist das tatsächlich Gondwana?“

Gowindi nickte. „Ja, natürlich. Du solltest mal blinzeln, damit deine Augen

nicht austrocknen.“

Ich bekam die Lider in der Tat nicht mehr geschlossen, konnte mich einfach nicht sattsehen an der gigantischen Sphäre, deren Ränder sich so scharf und deutlich von der allumfassenden Schwärze des Raums abzeichneten. Was hatte die Natur veranlasst, so etwas grenzenlos Unbegreifliches zu erschaffen? Eine durch das All rasende Kugel, in deren Innern auf welch mysteriöse Weise auch immer Leben entstanden war! Und nicht nur hier. Lebensinseln wie diese existierten, soweit ich wusste, zu Tausenden überall in der Galaxis, deren wahre Größe jenseits aller Vorstellungskraft lag.

„Dein Mund steht offen“, bemerkte Gowindi nüchtern.

Ich sah ihn überwältigt an. „Hast du je etwas Schöneres gesehen? Sieh doch nur!“

Das künstliche Glucksen in seiner Stimme sollte wohl Sympathie bekunden. „Man gewöhnt sich daran. Schade, dass du niemals Rantao aus dem Orbit sehen wirst. DAS muss ein Anblick sein! Gondwana ist ein Winzling im Vergleich zu Rantao.“ Der stolze Unterton beim bloßen Erwähnen des eigenen Heimatplaneten ließ sich schwer überhören, auch wenn Gowindi noch nie dort gewesen war. Seine Rasse stammte zwar von Rantao, er selbst allerdings hatte das Licht der Welt auf Gondwana erblickt. „Rantao hat die Größe eines Braunen Zwergs, ist damit also massereicher als Tauri, der größte Planet des Xyn-Systems.“

„Ja, ein deutlich zu groß geratener Schneeball“, konterte ich. „Warte nur, bis du dort bist, dann wirst du dich nach der Beschaulichkeit Gondwanas zurücksehnen.“

„Ah, da scheint es jemandem besser zu gehen, wenn er schon wieder lästern kann.“

„Kam das als Scherz rüber? Tut mir leid, so war das nicht beabsichtigt. Jetzt guck‘ nicht so beleidigt! Sag lieber, wie es weitergehen wird!“ Natürlich war Gowindi nicht eingeschnappt. Ich glaube, man kann einen Toorag überhaupt nicht kränken, so wie man einem Stein keine Schmerzen zufügen kann. Insofern beneidete ich die Toorags um diese spezielle Art der Unverletzlichkeit.

„Wir verbleiben noch eine gute Weile im Parkorbit, bis unsere Körperfunktionen die erforderlichen Parameter aufweisen und gehen danach

allmählich auf eine Fluchtbahn, von der aus ich den Kurs nach Sahul programmieren werde. Dann legen wir uns für die nächsten zwei Jahre

schlafen, Freund Jack.“

Es sollte also Realität werden. Zwei Jahre schlafen! Nun ja, kein ordinärer Schlaf, wohlgemerkt! Wenig Ahnung hatte ich, was es bedeutete, in einer kryonischen Hülse mittels eines Cocktails aus chemischen Substanzen, der sogenannten kryonischen Wolke, bis ins Knochenmark eingefroren zu werden. Meine Vorstellungen von mehrjährigem Schlaf waren eher romantischer Natur. Diesen Zahn sollte ich bald gezogen bekommen.

„Dann wird es jetzt wirklich wahr“, flüsterte ich in Gedanken versunken, immer noch ergriffen vom Anblick des zum Greifen nahe und doch so unerreichbar weit entfernten Heimatplaneten.

„Hast du daran gezweifelt?“

„Bis eben schon“, gab ich unumwunden zu. „Ich kann es mir noch gar nicht richtig vorstellen. Zwei Jahre Zwangsschlaf. Wie wird sich das anfühlen?“

„Auch nicht anders als normaler Schlaf. Nur tiefer. Ob du eine Nacht tief und fest durchschläfst oder ein Jahr, spielt keine Rolle. Du wirst einschlafen und wieder aufwachen. Nur eben nicht am nächsten Morgen sondern gute sechshundert Morgen...



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