Thiel | Das Blut der Unschuldigen | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch

Thiel Das Blut der Unschuldigen


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96817-071-8
Verlag: dp Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch

ISBN: 978-3-96817-071-8
Verlag: dp Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Sie suchen die Wahrheit und finden menschliche Abgründe ...
Der fesselnde Thriller von Sebastian ThielFür Victoria Lescale ist die Novizität in der Klosterschule endgültig beendet. Zu unkonventionell ist ihre Art, zu sehr eckt sie mit der Oberin an.Doch der Tod ihrer Zimmergenossin Fayola, auf den kalten Stufen der Abtei, verlängert ihren Aufenthalt auf grausame Weise. Die Polizei ist keine Hilfe und will den Fall schnell zu den Akten legen. Vom Täter fehlt jede Spur. Nur Kommissarin Carmen Schwarz glaubt, dass hinter dem Mord mehr steckt als ein fremdenfeindliches Motiv. Auf eigene Faust nimmt das ungleiche Duo die Ermittlungen auf und stößt dabei auf eine grausame Verschwörung, die bis in die höchsten Kreise der Gesellschaft reicht ...Erste Leserstimmen
'Nervenaufreibend, bedrückend - aber vor allem: unglaublich spannend!'
'Mit diesen Wendungen habe sogar ich als erfahrener Thrillerleser nicht gerechnet.'
'Ich habe so sehr mit den Ermittlerinnen mitgefiebert und musste an vielen Stellen den Atem anhalten. Hochspannung!'
'Die stets spürbare bedrohliche Atmosphäre hat diesen Kriminalthriller zu einem ganz besonderen Leseerlebnis gemacht.'

Sebastian Thiel ist Schriftsteller mit Leib und Seele. Vom idyllischen Niederrhein aus schreibt er seine Romane und Kurzgeschichten. Seit mehreren Jahren ist er freiberuflicher Autor und widmet sich komplett dem Schreiben.

Thiel Das Blut der Unschuldigen jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Kapitel 2 – Die Nachthexe
Schwarz
Zufrieden blies Kriminalkommissarin Carmen Schwarz den Zigarettenqualm an die Decke ihrer Wohnung und beobachtete, wie die Rauchschwaden durch den Ventilator in Bewegung gerieten. Sie sahen aus wie durchsichtige Drachenleiber, die sich mühsam ihren Weg durch das von Hitze und Schweiß geschwängerte Apartment suchten. Das Unwetter hatte die Luft gereinigt, sodass sie für einen Moment nicht das Gefühl hatte, Saunahitze zu atmen. Carmen genoss die kühlende Luft, die der sanfte Sommerwind durch das offene Fenster trug und ihren Pulsschlag beruhigte. In Momenten wie diesem mochte sie ihr Leben. Zumindest war es aushaltbar. Doch so sicher, wie der Typ neben ihr verschwinden würde, krochen die Erinnerungen zurück in ihren Verstand und brachten eine Schwermut mit sich, die sie beinahe lähmte. Noch einmal zog sie an der Zigarette, dann wandte sie den Blick von der Decke auf den jungen Mann. Mit einem seligen Lächeln streichelte er ihre nackten Brüste. Wie war sein Name gleich? Mark, Marcus oder ganz anders? „Hey, das war echt wundervoll und toll und so. Aber ich müsste gleich arbeiten, also …“ Carmen drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und trank ein paar Schlucke Wasser. „Wie wäre es, wenn wir mal schreiben? Irgendwann.“ Der Typ blieb ruhig, richtete sich auf und nahm ihre Hand. „Ich muss nicht gehen, Frau Kommissarin.“ Woher wusste er das? Verdammt, sie redete einfach zu viel, wenn sie Wein getrunken hatte. „Wenn du möchtest, kann ich über Nacht bleiben.“ Er küsste ihre Schulter, dabei fielen ihm die Haare ins Gesicht, und die Bauchmuskeln unter seiner Haut spannten sich verführerisch. „Ich habe morgen Urlaub und würde dich zum Frühstück einladen. Vielleicht setzen wir uns an die Kö und beobachten, wie deine Kollegen die ganzen Porsche im Halteverbot aufschreiben.“ O fuck. Er wollte tatsächlich bleiben. „Hör zu, das war echt ein schöner Abend. Lass es uns einfach dabei belassen.“ Die Miene des Mannes änderte sich schlagartig. Pure Enttäuschung sprang Carmen entgegen. Für einen Herzschlag ließ er sich zurück ins Kissen fallen, murmelte ein paar Schimpfworte und erhob sich. Sie lief zum Fenster, lehnte sich an den Rahmen und sog die kristallklare Nachtluft ein, während sie die Tür hinter sich zuschlagen hörte. Endlich war sie allein. Noch immer zuckte ihr Unterleib und löste ein Kribbeln aus, das ihren Körper in einer wundervollen Stasis hielt. Carmen wusste, dass der Zustand nicht lange anhalten und sie bald zu grübeln beginnen würde. Der Unbekannte aus der Bar hatte sich verdammt viel Mühe gegeben, war Single, wenn man ihm Glauben schenken wollte, sah gut aus, hatte einen tollen Job, und trotzdem war er nur ein Zeitvertreib gewesen, eine Droge, die man sich beschaffen musste, um den Schmerz für eine Weile zu betäuben. Sie hasste sich dafür und machte gleichzeitig eine Gedankennotiz, dass die Bar ein durchaus passables Jagdgebiet war. Ihr Blick wanderte in die Ferne, wo die Glockenschläge der Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit erklangen. Nur wenige Sekunden der Ruhe waren ihr vergönnt, bis der Handywecker sie unbarmherzig in die Realität zurückriss. Ihr Dienst würde bald beginnen. Seufzend ging sie zum Nachttisch, schaltete den Wecker aus und bemerkte mit Schrecken, dass sie eine falsche Uhrzeit eingestellt hatte. „Mist!“ Sie hatte sich zu viel Zeit gelassen und wurde schlampig. Nackt hastete sie ins Badezimmer, wusch sich notdürftig mit einem Waschlappen und ordnete ihre brünetten Haare. Als sie den Wust endlich gebändigt und zu einem Zopf gebunden hatte, schaute sie in den Spiegel. Ihr Ebenbild war verschwommen. Wie viele Gläser hatte sie in der Bar gekippt? Drei, oder waren es mehr gewesen? Der Griff in ihren Wandschrank war zu einem besorgniserregenden Automatismus geworden. Sie warf zwei Modafiniltabletten ein und benutzte Augentropfen. Während sie den Hosenanzug überstreifte, ihre Dienstwaffe aus dem Tresor holte und überprüfte und die Wohnung verließ, spürte sie, wie sich die Wirkung des Aufputschmittels entfaltete. Auf der Autofahrt klingelte ihr Mobiltelefon zweimal. Selbst schuld, dachte sie und drückte aufs Gaspedal ihres schicken Audi TT. Vom Frühdienst auf die Nachtschicht in nur wenigen Stunden – welcher Körper machte das über einen längeren Zeitraum mit? Die Antwort war so einleuchtend wie schmerzhaft. Ihr Chef und gleichzeitig ihre Ex-Affäre, Erster Hauptkommissar Ingo Falkner, wollte sie aus der Mordkommission drängen. Am besten ganz weit weg. Rügen zum Beispiel. Oder zum Mond, wenn die Polizei dort eine Dienststelle unterhalten würde. Dazu war ihm jedes Mittel recht. Nur damit er seiner Ehefrau und den Kollegen weiterhin heile Welt vorspielen konnte. Dabei war es nicht allzu lange her, dass er geschworen hatte, seine Frau zu verlassen. Den Himmel auf Erden hatte er Carmen versprochen, und für ein Jahr war es das auch gewesen. Sie könnte sich ohrfeigen, dass sie so dumm gewesen war, ihm zu glauben. Mit quietschenden Reifen kam sie an der Haroldstraße zum Stehen kam, betrat das Düsseldorfer Polizeipräsidium. Auf dem Flur der Kriminalinspektion 1 hörte sie bereits das Gerede. „Schon wieder zu spät, Schwarz? Vielleicht sollten wir mal zusammenlegen, damit du dir eine Uhr kaufen kannst.“ „Fick dich, Porowski.“ „Uh, die Nachthexe, wie sie leibt und lebt.“ Die beiden Kollegen lachten auf. „Du wirst oben erwartet.“ Nachthexe. Diesen Namen hatten sie ihr gegeben, seit Falkner sie vor einem halben Jahr nur noch in der Dunkelheit einsetzte, um sie loszuwerden. Dabei war er es gewesen, der verbreitet hatte, dass sie wie eine Klette an ihm hängen würde. Die Wahrheit war anders, doch es interessierte niemanden, wenn der übermächtige und allseits beliebte Chef etwas Gegenteiliges behauptete. Sein Wort war Gesetz, wehe dem, der sich mit ihm anlegte. Noch immer schmeckte sie seine leidenschaftlichen Küsse, roch das herbe Parfüm und spürte seine Bartstoppeln auf ihrer Haut. Das alles hatte sich grundlegend geändert und war zu infernalem Hass geworden, wie so oft, wenn das Happyend ausblieb. Das Neonlicht unter der Decke blendete sie, während sie in den Konferenzraum trat, in dem die Abendbesprechung stattfand. Sofort waren alle Blicke auf sie gerichtet. Ingo Falkner fuhr sich über den Dreitagebart und überlegte wahrscheinlich fieberhaft, mit welchen Äußerungen er sie in Grund und Boden stampfen konnte. Das Publikum hing an seinen Lippen und wartete gespannt auf den Auftakt zu einer seiner epischen Hasstiraden. Carmen atmete noch einmal durch und fixierte ihn mit dunklen Augen. Sie würde ihm nicht den Gefallen tun wegzusehen. Spotlight on – die Show konnte beginnen. „Kollegin Schwarz, schön, dass Sie uns auch noch beehren.“ Er lächelte, obwohl jedes Wort wie Toxin in ihre Adern floss. „Nun, ich weiß, es klingt bescheuert, aber tatsächlich ist die Polizei dafür da, um Menschen zu schützen, wussten Sie das?“ „Sorry, ich war noch etwas kaputt von der Frühschicht und …“ „Dafür sollte man auch mal zur Arbeit kommen. Immerhin werden Sie genau dafür bezahlt.“ Er zog eine Braue nach oben. „Oder machen Sie das nur hobbymäßig? Das würde vieles erklären.“ Die letzten Silben gingen im zustimmenden Gesprächsgewirr unter. Carmen suchte sich einen Platz am hinteren Ende des Konferenztischs und ließ die Häme über sich ergehen. Dieses Arschloch hatte bekommen, was er wollte, und konnte nun seine Instruktionen fortsetzen. „Wir müssen uns um den toten Pinguin kümmern.“ „Bitte was?“ Carmen konnte ihren Mund einfach nicht halten. „Eine Nonne ist auf den Treppen des Klosters Marienburg gestorben, die Schutzpolizei hat den Fall an uns übergeben. Wir kümmern uns um den Ersten Angriff“, antwortete er und kreuzte die muskulösen Arme vor der Brust. „Wären Sie pünktlich gewesen, hätten Sie das gewusst.“ Seine Lippen zogen sich nach oben, bis die strahlend weißen Zähne zu sehen waren. Sie überkam ein bizarrer Drang zu lachen, den sie nur mühsam unterdrücken konnte. „Ich weiß, was der Erste Angriff ist.“ Carmens Stimme war wie junges Eis, kalt und zerbrechlich. Sie hatte vergessen, wie sehr manche Menschen in diesem Job abstumpften, vielleicht sogar mussten. Diese Pietätlosigkeit kotzte sie jedoch an. Bei Falkner war ihr der Fehler unterlaufen, es mit Coolness zu verwechseln. Zu spät war sie darauf gekommen, dass ihm die Menschen tatsächlich scheißegal waren. Er räusperte sich bedeutungsschwanger. „Poldner und Matusch, euer Fall. Also, ab ins Kloster mit euch!“ Zum Teufel, hörte sie gerade richtig? Unzählige Male hatten sie hier auf der Dienststelle gevögelt, bis sie schweißnass zu Boden gesunken waren. Und jetzt behandelte er sie, als wäre sie Luft. Sie wusste, dass es dumm war, doch Wut und Ehrgeiz übernahmen die Kontrolle. „Das ist mein Fall“, protestierte Carmen und erhob sich. „Ich bin im Dienst und habe keine Akte. Laut Protokoll bin ich an der Reihe.“ „Ich korrigiere: Sie haben sogar eine ganze Menge Akten.“ Falkner setzte sich genüsslich hin und trank seinen Kaffee. „Auf dem Schreibtisch neben dem Kopierer warten Dutzende Cold Cases, die digitalisiert werden sollen.“ Jahrzehntealte Akten einscannen? Sollte das ihre Beschäftigung sein? „Ich bin bei der Mordkommission“, entfuhr es ihr viel zu laut. „Ich sollte aktuelle Fälle bearbeiten.“ Großartig! Mach nur weiter so, dann halten dich wirklich bald alle für eine Hexe. Wenn Männer laut wurden, waren sie energisch, bei Frauen...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.