Taylor | Muttergefühle und andere Sorgen | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

Taylor Muttergefühle und andere Sorgen


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-7607-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

ISBN: 978-3-7337-7607-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ohne die professionelle Hilfe von Gib Coulter, dem Besitzer der 'Mommy School', wäre Janet mit ihrer Arbeit und der Vollzeit-Betreuung ihrer drei süßen Nichten ganz klar überfordert. Gib unterstützt sie mit Rat und Tat und ist ihr auch darüber hinaus eine wertvolle Bereicherung. Janet muss dennoch eine Grenze ziehen bei dieser geschäftlichen Beziehung - aber das fällt ihr zunehmend schwerer ...

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1. KAPITEL

Janet Resnick bemühte sich verzweifelt, die Windel ihrer elf Monate alten Nichte zu befestigen. Leider hielt der Verschluss nicht, und es war natürlich die letzte Windel im Haus. Janet hatte darauf geachtet, dass diesmal die Verschlüsse nicht nass wurden. Vielleicht war Puder darauf. Als sie sich tiefer beugte, um nachzusehen, packte Emma sie am Haar.

„Au!“ Janet hielt die winzige Faust fest und bog einen Finger nach dem anderen auf, um ihr Haar zu befreien. Im nächsten Moment griff Emma nach dem Ohrring, der blitzartig in ihrem Mündchen verschwand. „Nein, Emma!“ Janet packte die Kleine an Kinn und Nase. Emma würgte, öffnete den Mund, und der Ohrring kam wieder zum Vorschein. Erleichtert ließ Janet das Kinn los, um nach dem Ohrring zu greifen, aber Emma schloss den Mund sofort.

Erneut musste Janet den Mund ihrer Nichte öffnen, und diesmal drehte sie die Kleine mit dem Gesicht nach unten und schüttelte. Der Ohrring fiel heraus, doch Emma würgte und spuckte auf die Bettdecke.

Seufzend setzte Janet ihre Nichte auf das Bett. Jetzt musste sie die Bettdecke waschen. Schon wieder. Wurde sie denn nie klug? Weil auf dem Wickeltisch saubere Wäsche lag, war sie das Risiko eingegangen, das Baby auf dem Bett zu wickeln. Das bisschen Puder auf der Bettdecke spielte keine Rolle, und Emma hatte auch diesmal nicht Pipi gemacht wie beim letzten Mal. Aber Erbrochenes … igitt!

Während Janet die Bescherung wegwischte, krabbelte Emma auf allen vieren zum Kopfende des Betts, wo die Katze zusammengerollt schlief. „Agah!“, gurgelte Emma und griff nach Clementines Schwanz. Clem öffnete ein Auge und brachte ihren Schwanz in Sicherheit. Begeistert griff Emma erneut danach.

„O nein, kommt nicht infrage. Du hast genug Spaß gehabt für einen Windelwechsel.“ Janet zog das lachende Baby am Fuß zurück in die Mitte der Matratze.

Irgendwie musste sie diese Windel schließen. Klebeband? Wenn sie es ein paar Mal um Emmas Körpermitte wickelte, hielt die Windel vermutlich. Kurz entschlossen trug sie Emma mitsamt der Windel in das provisorische Büro, das sie im Gästezimmer ihrer Mutter eingerichtet hatte.

Der Korb mit den Eingängen quoll über, und dabei war sie noch keine vier Tage hier. Hatte sie wirklich geglaubt, sich um die Geschäfte kümmern und gleichzeitig für ihre drei Nichten sorgen zu können? Mom hatte den Urlaub dringend nötig gehabt, und jemand musste bei den Mädchen bleiben – ein Familienmitglied und kein Babysitter, wie Mom ganz richtig behauptet hatte. Und so war Mom jetzt in Florida bei Tante Mary, und Janet hatte die Kinder zwei Wochen lang am Hals.

Der Ausdruck passte nicht. Lächelnd betrachtete sie Emma, die in ihren Armen strampelte und wieder nach dem Ohrring griff. Alle drei waren wunderbare Kinder, die Georgie unglaublich ähnlich sahen.

Georgie war eine großartige Mutter gewesen. Carly, ihre älteste Tochter, hatte schon mit vier Jahren das Lesen gelernt, weil Georgie ihr so viel vorgelesen hatte.

Und Heidi war erst recht ein Schatz, genau wie ihre Mutter fröhlich und temperamentvoll. Und sie sagte unter Garantie stets im ungünstigsten Moment etwas Falsches, sodass man am liebsten im Boden versunken wäre. Auch genau wie ihre Mutter!

Janet drückte Emma an sich. Von den drei Mädchen konnte nur die Kleinste sich nicht an ihre wunderbare Mutter erinnern. Georgie war so geduldig gewesen, dass ihren Kindern gegenüber nicht einmal ein lautes Wort gefallen war.

Janet konnte dagegen mit Kindern nicht sonderlich gut umgehen. Alle behaupteten, dass sie ihrem Vater ähnlich war. Viel mehr als einen guten Geschäftssinn besaß sie nicht. Als alleinerziehende Mutter eignete sie sich nicht einmal für kurze Zeit. Keines der Mädchen hatte mittlerweile saubere Sachen, und es war erstaunlich, dass sich sogar eine Vierjährige darüber beklagte, dass es schon wieder Pizza gab.

Gestern war es ihr allerdings gelungen, eine neue Klientin zu finden. Auf dem Rückweg von Heidis Kindergarten hatten sie sich Eiscreme gegönnt. Die Frau hinter der Theke war freundlich gewesen, hatte jedoch abgehetzt gewirkt.

„Viel zu tun?“, fragte Janet. Im Moment war niemand in dem kleinen Eissalon, aber man konnte ja nicht wissen.

„Es geht, und ich mache schließlich alles allein“, erwiderte die Frau. „Ich habe vor zwei Monaten eröffnet und kann mir keine Hilfe leisten, und darum ersticke ich im Papierkram.“

„Was ist für sie denn am unangenehmsten?“, fragte Janet.

„Die Buchhaltung, aber ich kann dafür niemanden einstellen.“

„Wie viele Stunden in der Woche brauchen Sie für die Buchhaltung?“ Als die Frau sie misstrauisch betrachtete, stellte Janet sich lachend vor. „Tut mir leid, ich will nicht neugierig sein. Ich vermittle Teilzeitkräfte, die daheim arbeiten. Wenn Sie mir Einzelheiten nennen, finde ich vielleicht eine Lösung für Ihr Problem.“

Während Heidi ihr Eis aufaß und Emmas Portion größtenteils auf Janets T-Shirt landete, ließ Janet sich von Mrs Goody erklären, wie der Eissalon geführt wurde. Zuletzt schätzte sie, dass Mrs Goody jemanden für ein oder zwei Stunden pro Woche beschäftigen und sich dadurch fünf Stunden Arbeit sparen konnte.

„Sie sind keine Expertin, und Sie werden ständig von Kunden unterbrochen. Dadurch brauchen Sie viel länger als eine Fachkraft, die daheim arbeitet. Wenn Sie wollen, schicke ich Ihnen einen genauen Kostenvoranschlag zu.“

Mrs Goody hatte erfreut zugestimmt, und Janet hatte wieder eine Klientin gefunden. Sie war ihrem Vater tatsächlich sehr ähnlich.

Nun ja, jetzt musste sie nur noch zehn Tage durchhalten. Danach konnte sie in ihre ruhige und friedliche Wohnung zurückkehren.

Mit Emma auf der Schulter durchwühlte sie die Schreibtischschublade, fand jedoch kein Klebeband. Vielleicht Heftklammern! Sie legte Emma auf den Schreibtischstuhl und stützte sie mit dem Knie ab, während sie die Windel zuklammerte.

Zufrieden lächelnd betrachtete sie das Baby. „Und deine Großmutter dachte, wir würden diese lächerlichen zwei Wochen nicht schaffen. Kein Problem. Erinnere mich aber bitte daran, dass ich Windeln besorge.“

Emma freute sich offenbar darüber, dass sie eine Aufgabe erhalten hatte, und gurgelte fröhlich. Janet trug das Baby die Treppe hinunter. Im Erdgeschoss war es still.

Zu still.

Wo waren die Mädchen? Mrs Murphy würde jeden Moment kommen, und dann musste alles in Ordnung sein, sonst gab es Ärger. Und es hatte schon genug Ärger mit Mrs Murphy gegeben.

„Carly! Heidi!“ Sie lauschte und verzog das Gesicht, als Emma in ihren Nacken sabberte.

Keine Antwort.

„Hey, Leute, wo seid ihr?“

Wieder nichts. Merkwürdig. Sie öffnete die Küchentür und rang nach Luft. Die gesamte Küche war von einem feinen weißen Staub erfüllt, der im Sonnenlicht geradezu sagenhaft leuchtete. Doch dann nieste Emma, und Janet zog sich rasch zurück und schloss die Tür.

Besorgt untersuchte sie das Baby, ob es womöglich blau anlief. Doch Emmas Gesicht war unverändert rosig. Erleichtert lief Janet ins Wohnzimmer und setzte die Kleine in ihren Laufstall.

Zuerst atmete sie tief durch, dann öffnete sie die Küchentür. Der Staub senkte sich bereits auf alle Oberflächen. Janet tauchte den Finger ein und kostete. Mehl!

Beim nächsten Schritt trat sie in etwas Weiches, die Beine rutschten ihr weg, und sie landete auf dem Po. Und jetzt blickte sie unter dem Tisch in die geschockten Gesichter von Emmas Schwestern. Carly, die Achtjährige, starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an und hielt sich den Mund zu. Heidi, die Vierjährige, presste die Hände auf die Augen.

Janet biss sich auf die Zunge, um nicht laut aufzulachen.

„Wir wollten Pfannkuchen zum Frühstück machen, Tante Janet“, flüsterte Carly. „Wir wollten nichts schmutzig machen. Heidi hat die Eier fallen gelassen, und ich bin darin ausgerutscht und habe das Mehl heruntergeworfen, und dann ist es überall herumgeflogen.“

„Das sehe ich“, stellte Janet fest. „Und ihr habt euch unter dem Tisch versteckt?“

„Das ging nicht anders. Wir haben Mrs Murphys Wagen gehört.“

Genau auf Stichwort drehte sich ein Schlüssel im Schloss der Hintertür, und Mrs Murphy stieß einen Schrei aus, als sie den Zustand der Küche sah. Außerdem nieste sie.

Janet senkte in Erwartung des Schlimmsten den Kopf. Es war aus. Jetzt kam der Weltuntergang.

Sie legte die Hände an die Ohren, Carly presste die Hände wieder auf den Mund, und Heidi hielt sich noch immer die Augen zu.

Nichts hören, nichts sagen, nichts sehen. Janet musste ganz einfach lachen.

Mrs Murphy, das graue Haar zu einem Knoten geschlungen, baute sich in ihrem geblümten Kleid vor Janet auf und blickte missbilligend auf sie hinunter. „Es freut mich, Janet, dass Sie diese Situation amüsant finden. Leider teile ich Ihre Meinung nicht.“

Janet raffte sich auf und wischte die klebrigen Hände an den Jeans ab. „Ich räume alles auf. Setzen Sie sich einfach hin und entspannen Sie sich. Ich mache Ihnen eine schöne Tasse Tee, und dann putze ich.“

Mrs Murphy schüttelte entschieden den Kopf. „Als Sie das letzte Mal aufräumten, brauchte ich zwei Tage, um alles wiederzufinden. Nein, danke Janet. Mir reicht es jetzt. Ich bin keine junge Frau mehr. Ihre Mutter weiß das und richtet sich danach. Ich erledige meine Arbeit, und sie kümmert sich um die Kinder. Sie dagegen kümmern sich um gar nichts.“ Damit drehte sie sich um, ging zur Tür und fächelte mit der Handtasche den Mehlstaub...



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