E-Book, Deutsch, Band 2, 367 Seiten
Reihe: Dunmor-Castle-Reihe
Taylor Dunmor Castle - Der Halt im Sturm
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-7255-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 2, 367 Seiten
Reihe: Dunmor-Castle-Reihe
ISBN: 978-3-7325-7255-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kann sie Grayson wirklich trauen? Lexie Cavendish hat sich trotz aller Bedenken leidenschaftlich in den gutaussehenden Iren verliebt. Denn auf Dunmor Castle, dem Sitz seiner Familie, muss sie um ihre Sicherheit fürchten. Offenbar will jemand mit allen Mitteln verhindern, dass sie das Schicksal ihrer Mutter aufklärt, die vor zwanzig Jahren spurlos aus der Burg verschwand. Ist Grayson Teil dieser Intrige? Als er ihr vorwirft, sein Vertrauen zu missbrauchen, fasst sie einen folgenschweren Entschluss: Sie wird sich allein den Dämonen der Vergangenheit stellen ...
Kathryn Taylor begann schon als Kind zu schreiben - ihre erste Geschichte veröffentlichte sie bereits mit elf. Von da an wusste sie, dass sie irgendwann als Schriftstellerin ihr Geld verdienen wollte. Nach einigen beruflichen Umwegen und einem privaten Happy End ging ihr Traum in Erfüllung: Mittlerweile wurden ihre Romane in 15 Sprachen übersetzt und haben Stammplätze auf den Bestsellerlisten.
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2
Da ist jemand!« Instinktiv schob Lexie sich näher an Grayson heran, suchte Schutz bei ihm.
»Ja, das ist …« Grayson hielt inne, weil in diesem Moment Schritte und aufgeregte Stimmen durch den Turm hallten. Taschenlampenlicht drang durch das Loch im Boden und ließ helle Kreise über die Holzdecke des nächsten Stocks über ihnen tanzen.
»Grayson? Wo bist du?«
»Hast du sie gefunden?«
Lexie erkannte, dass es zwei Stimmen waren, die da riefen. Eine gehörte Graysons Großmutter Agatha O’Donnell, die andere dem alten Arzt Doktor Turner.
»Wir sind hier oben!«, rief Grayson. Er schob sich ein Stück in Richtung Loch, beugte sich vor und streckte den Arm aus, sodass er an die eingeschaltete Taschenlampe herankam, die immer noch am Rand des Lochs lag.
Die Schritte kamen näher, erklangen jetzt auf der schmalen, geländerlosen Treppe, die an der Wand des runden Turms nach oben führte. Sie endete an einer Luke, auf die Grayson die Taschenlampe richtete. Dann ließ er den Lichtkegel an der Wand entlangwandern, bis dieser eine zusammengekauerte Gestalt erfasste.
Lexie sog schockiert die Luft ein, als sie die alte Frau erkannte. Es war Fanny O’Donnell, Graysons Großtante.
Sie hatte genau wie Lexie nur ein Nachthemd an. Ihres war jedoch knöchellang und aus einem festen Flanellstoff, darüber trug sie eine Wollstrickjacke. Sie hatte die Arme um ihre angezogenen Knie geschlungen und wippte unruhig vor und zurück, während sie mit weit aufgerissenen Augen zu Lexie und Grayson hinübersah. Ihr graues Haar, das sonst zu einem strengen Dutt zusammengefasst war, fiel ihr wirr über die Schultern.
»Es war Fanny?«, fragte Lexie entsetzt. »Sie hat mich so erschreckt, dass ich abgestürzt bin?«
Grayson nickte. »Ich fürchte, ja. Sie saß schon da, als ich hier ankam. Aber ich musste zuerst dir helfen.«
Er wollte aufstehen und zu Fanny gehen, doch in diesem Moment öffnete sich die Luke, und Agatha und Doktor Turner kletterten hindurch. Das Licht ihrer Taschenlampen huschte durch den Raum.
Außer der am Boden kauernden Fanny gab es jedoch nichts zu sehen. Der erste Stock des Wehrturms von Dunmor Castle, der nur aus einem einzigen runden Raum bestand, war noch genauso leer wie vor ein paar Tagen, als Lexie ihn zum ersten Mal besichtigt hatte.
»Gott sei Dank! Da ist sie ja!« Doktor Turner sank neben Graysons Großtante auf die Knie, ohne auf Lexie und Grayson zu achten.
Agatha hingegen blieb stehen und starrte Lexie überrascht an. »Miss Cavendish, um Himmels willen! Was machen Sie denn mitten in der Nacht hier oben?«
»Ich …« Lexie stockte und spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Ihr Schlafwandeln war eine Schwäche, die sie nur sehr ungern zugab. Es war schlimm genug, dass Grayson davon wusste.
»Sie hat das Licht von Fannys Taschenlampe gesehen und dachte, es wäre ein Einbrecher«, sagte Grayson an ihrer Stelle. »Deshalb ist sie Fanny bis hierher gefolgt und wäre im Dunkeln beinahe durch das Loch gefallen.« Er stand auf und half Lexie hoch, während er in kurzen Worten schilderte, wie es ihm gelungen war, sie zu retten.
»O mein Gott! Ein Glück, dass du rechtzeitig da warst.« Agatha blickte zu ihrer Schwägerin hinüber, der Doktor Turner ebenfalls gerade beim Aufstehen half. »Und was ist mit Fanny?«
»Sie hat sich den Knöchel verstaucht«, sagte der alte Arzt. »Am besten bringen wir sie runter in ihr Zimmer.« Er wandte sich an Lexie. »Wie steht es mit Ihnen? Alles in Ordnung? Haben Sie sich verletzt?«
Lexie schüttelte den Kopf. Abgesehen von den Abschürfungen an ihrem Bauch und ihren Knien und dem dumpfen Schmerz in ihrer Schulter, in der ihre Muskeln offensichtlich überdehnt waren, ging es ihr körperlich gut. Aber die Erinnerung daran, was gerade fast passiert wäre, brachte den Schrecken der letzten Minuten zurück und ließen sie auf einmal unkontrolliert zittern.
»Ich … bin okay«, versicherte sie mit klappernden Zähnen, aber es klang auch in ihren eigenen Ohren nicht sehr überzeugend.
»Der Doc sollte dich lieber auch untersuchen«, sagte Grayson auf diese entschiedene Art, die keinen Widerspruch duldete.
Und Lexie musste zugeben, dass sie im Grunde dankbar war, sich um nichts kümmern zu müssen. Sie fühlte sich schwach und lehnte sich an ihn, als er den Arm um sie legte und sie zur Luke führte. Er half ihr die Treppe hinunter, und sie folgten Agatha und den beiden anderen zurück in den Wohntrakt der Burg.
Die Lampen in den Fluren brannten wieder, wie Lexie registrierte. Doch ansonsten nahm sie nur wie durch einen Nebel wahr, dass Grayson sie in das Wohnzimmer von Agatha und Fanny brachte, wo Doktor Turner sich ihre Abschürfungen ansah und ihren Puls und ihre Reflexe kontrollierte.
Erst als sie schließlich allein und in Decken gewickelt auf dem zierlichen Sofa saß, gelang es ihr, die merkwürdige Erstarrung abzuschütteln. Sie ließ den Blick durch den Raum gleiten, den sie mit Graysons Hilfe umdekoriert hatte. Das war erst vorgestern gewesen, aber in der Zwischenzeit war so viel passiert, dass es ihr vorkam, als wäre seitdem eine Ewigkeit vergangen.
»Hier.« Grayson kam wieder ins Zimmer, reichte ihr einen Becher Tee und setzte sich ihr gegenüber auf einen der Sessel. Agatha und Doktor Turner kümmerten sich immer noch um Fanny, man hörte ihre Stimmen gedämpft durch die geschlossene Tür aus dem Zimmer nebenan dringen.
Der Sessel, in dem Grayson saß, war viel zu filigran für ihn und betonte seine Größe und seine breiten Schultern. Er sah müde aus, und auf seinen Wangen lag ein dunkler Bartschatten. Aber das macht ihn nicht weniger attraktiv, dachte Lexie und versuchte, das Ziehen in ihrer Herzgegend zu ignorieren. Sie hätte gerne seine Nähe gesucht, so wie vorhin, als sie zusammen in seinem Bett gelegen hatten. Aber er wirkte jetzt so distanziert und ernst, dass sie den Mut dazu nicht aufbrachte.
»Wo ist eigentlich dein Vater?«, fragte sie, um ihre Unsicherheit zu überspielen, aber auch, weil es sie wunderte, dass Duncan O’Donnell noch nicht zu ihnen gestoßen war. Seine beiden Zimmer lagen nur über den Flur, deshalb hätte er eigentlich etwas von dieser ganzen Aufregung mitbekommen müssen.
»Ich glaube, er ist nicht da. Sein Auto steht jedenfalls nicht im Hof.« Grayson verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln. »Man könnte den Eindruck bekommen, dass er von hier flieht, wann immer er kann, so selten, wie er in den letzten Tagen hier war. Kein Wunder, dass er die Burg unbedingt loswerden will.«
In seiner Stimme schwang ein gereizter Unterton mit, wie immer, wenn es um seinen Vater ging. Das Verhältnis der beiden war extrem angespannt, und alles, was Duncan tat, schien Grayson aufzuregen. Deshalb bereute Lexie ihre Frage. Sie schmiegte sich noch ein bisschen enger in die Decke, die um ihre Schultern lag. Was Grayson nicht entging, denn er musterte sie aufmerksam.
»Wie fühlst du dich?«
»Besser«, erwiderte Lexie und verlor sich für einen Moment in seinen blauen Augen. Sofort kehrten andere, angenehmere Erinnerung zurück. Daran, wie Graysons Lippen sich auf ihren angefühlt hatten. Oder sein Körper an ihrem. Seine warme Haut mit den kräftigen Muskeln darunter. Wie es gewesen war, ihn in sich zu spüren …
Hastig wandte Lexie den Kopf ab und starrte auf die kleine Lampe, die auf dem Beistelltisch neben dem Sofa stand.
Wie hatte sie sich nur so weit vergessen können, dass sie mit Grayson im Bett gelandet war? Sie hätte Abstand zu ihm wahren müssen, weil er der Konkurrent ihres Chefs war. Doch anstatt darauf zu achten, dass ihr Verhältnis rein beruflich blieb, war sie schwach geworden. Was leichtsinnig gewesen war und fahrlässig und absolut unvernünftig.
Aber schon seit ihrer ersten Begegnung fühlte sie sich gegen ihren Willen zu ihm hingezogen, und als sie gestern Abend in sein Zimmer gelaufen war, um ihm zu sagen, dass sie jemanden in den Turm hatte schleichen sehen, war es einfach passiert, ohne dass sie es hätte aufhalten können. Und es war eine ganz neue Erfahrung für sie gewesen, so sinnlich und berauschend, dass es sie zutiefst erschüttert hatte. So etwas hatte sie mit einem Mann noch nie erlebt, und jetzt wusste sie nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sie wusste nicht mal, ob sie es wirklich bereute …
Unsicher richtete sie den Blick wieder auf Grayson und stellte fest, dass er sie immer noch ansah. Sie hatte so viele Fragen, aber die erste, die sie ihm stellte, war die profanste davon.
»Wieso geht das Licht wieder?« Sie deutete auf die Lampe. »Ich dachte, der Strom wäre ausgefallen.«
»Das war er auch«, bestätigte Grayson. »Ich habe es gemerkt, als du schon geschlafen hast, und bin aufgestanden, um das zu beheben. Ich wollte nicht, dass du aufwachst und dich erschreckst, weil die Nachttischlampe nicht brennt.«
Überrascht sah Lexie ihn an. Sie ließ tatsächlich nachts immer ein Licht an, und obwohl sie sich noch nicht lange kannten, schien Grayson begriffen zu haben, wie wichtig das für sie war.
»Das … war nett von dir.«
Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Es wäre nett gewesen, wenn ich es geschafft hätte. Aber die Elektrik der Burg ist viel maroder, als ich dachte. Jedenfalls ließ sich die verdammte Sicherung nicht wieder reindrehen.«
»Und wieso geht der Strom dann trotzdem wieder?«
Er zuckte mit den Schultern. »Grandma muss es irgendwie geschafft haben, zumindest für diesen Teil der Burg. Sie kennt sich mit der Anlage besser aus als ich und kam kurz nach mir zum Sicherungskasten. Sie...