Taylor | Daringham Hall - Das Erbe | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 335 Seiten

Reihe: Daringham Hall

Taylor Daringham Hall - Das Erbe

Roman

E-Book, Deutsch, Band 1, 335 Seiten

Reihe: Daringham Hall

ISBN: 978-3-7325-0690-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Eine schicksalshafte Begegnung, ein lang verborgenes Geheimnis, ein verlorenes Erbe. Die Familienverhältnisse auf Daringham Hall im malerischen East Anglia geraten durcheinander, als der IT-Unternehmer Ben Sterling auf dem Gut auftaucht. Denn Ben ist der eigentliche Erbe - und nun sinnt er auf Rache an der Familie, die seine Mutter so schlecht behandelte. Doch dann verliert er durch einen Überfall das Gedächtnis und gewinnt einen ganz anderen Blick auf Daringham Hall und seine Bewohner. Als er sich auch noch leidenschaftlich in die Tierärztin Kate verliebt, weiß Ben nicht mehr, was er tun soll ...
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1
Vier Wochen zuvor »Das ist hoffentlich nicht dein Ernst!« Ben lächelte, als er das Entsetzen in Peters Stimme hörte, die etwas verzerrt aus der Freisprechanlage des gemieteten Jaguars klang. Draußen war gerade ein Sommergewitter aufgezogen und es regnete heftig, worunter der Empfang zu leiden schien. Aber immerhin stand die Leitung zum Büro von Sterling & Adams Networks im fernen New York, wo Peter jetzt ganz sicher vor dem Computer saß. Peter saß eigentlich immer vor einem Computer, und ihn dazu zu zwingen, dahinter hervorzukommen, bedurfte einer gewissen Überredungskunst. Oder man schaffte Fakten – was Ben grundsätzlich vorzog. Deshalb ließ er sich von Peters Reaktion nicht weiter beeindrucken, zumal er ohnehin schon damit gerechnet hatte. »Jetzt mach kein Drama draus, Pete, okay? Es dauert eben noch ein bisschen länger als gedacht.« »So war das aber, verdammt noch mal, nicht geplant!«, schimpfte Peter. »Du solltest drei Tage in England bleiben und nicht eine ganze Woche. Und jetzt, wo ich dachte, es ist endlich vorbei, hängst du schon wieder einen ganzen verfluchten Tag dran. Morgen eröffnest du mir wahrscheinlich, dass du beschlossen hast, für immer auf diese verregnete Insel zu ziehen.« »Eher friert die Hölle zu«, erwiderte Ben grimmig und ärgerte sich gleich anschließend darüber, dass er das gesagt hatte. Wie sehr ihn der Aufenthalt hier aufwühlte, brauchte Peter nicht zu wissen. Der war jedoch immer noch so beschäftigt mit Bens Ankündigung, dass er gar nicht weiter darauf einging. »Ich hoffe, dir ist bewusst, dass du allerspätestens am Montagnachmittag wieder hier sein musst. Weil ich sonst nämlich gezwungen sein werde, das Meeting mit Stanford und seinen Leuten zu leiten. Und das willst du doch nicht wirklich, oder?« Ben lachte. »Nicht, wenn es sich vermeiden lässt.« Peter war ein Computergenie, und es war vor allem seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten als Programmierer zu verdanken, dass sich ihre ehemals kleine Hinterhof-Garagen-Firma zu einem erfolgreichen und inzwischen auch international beachteten Software-Unternehmen entwickelt hatte. Doch so gut er mit Zahlen und Eingabecodes, Plattformen und Grafiken umgehen konnte, so schlecht war er mit Menschen. Deshalb hatten sie sich von Anfang an auf eine strikte Arbeitsteilung geeinigt: Ben war das Gesicht von Sterling & Adams Networks und vertrat die Firma nach außen, während Peter den gesamten technischen Bereich übernommen hatte. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass sie gleichberechtigte Geschäftsführer waren und Peter ihn deshalb, solange er sich hier in England aufhielt, in New York vertreten musste. Keine ideale Lösung, aber unvermeidlich. Denn Ben war nicht sicher, ob er übermorgen wirklich schon wieder in New York sein konnte. Das kam ganz darauf an, wie die nächsten Stunden verlaufen würden. »Falls ich es trotzdem nicht schaffe, schickst du einfach Sienna hin. Sie übernimmt das ganz sicher gerne.« Peter schnaubte. »Bestimmt. Ich weiß nur nicht, wie Stanford das finden wird, wenn wir ihn mit deiner Assistentin abspeisen. Du bist der Einzige, den er respektiert, das weißt du genau. Wir werden diesen Abschluss nicht kriegen, wenn du bei dem Termin fehlst.« Er machte eine Pause und schien darauf zu warten, dass Ben ihm versicherte, dass er da sein würde. Als das nicht passierte, seufzte er tief und unüberhörbar vorwurfsvoll. »Im Ernst, Ben, ich versteh’s nicht. Du hast ewig an diesem Deal gearbeitet, und jetzt, wo es darauf ankommt, bist du einfach nicht da?« In seiner Stimme schwang Ungläubigkeit mit. »So wichtig kann dein Privatkram da drüben doch nicht sein, oder?« Ben verzog das Gesicht, weil er wusste, dass Peter recht hatte – er gefährdete das Geschäft mit Stanford, wenn er blieb. Aber diese Sache hier war dringender. Die musste er erst erledigen. »Doch«, widersprach er seinem Freund deshalb. »Und ich weiß auch nicht genau, wie lange es noch dauert.« Er hörte ein unwirsches Brummen am anderen Ende der Leitung, aber Peter hakte nicht nach, sondern legte nach einem gemurmelten »Dann beeil dich gefälligst« und einem knappen Abschiedsgruß auf – was genau das war, was Ben so an ihm gefiel. Wahrscheinlich war seine enge Freundschaft zu dem zehn Jahre älteren Amerikaner sogar nur deshalb entstanden. Peter hatte immer respektiert, dass Ben nicht zu den Menschen gehörte, die ihr Leben gerne vor anderen ausbreiteten – weil er in dieser Hinsicht ganz ähnlich gestrickt war. Und in diesem Fall war Ben besonders dankbar dafür, denn das hier ging wirklich nur ihn allein etwas an … Eine Windböe erfasste den Jaguar und drückte mit so viel Kraft dagegen, dass Ben alle Mühe hatte, nicht von der schmalen Straße abzukommen. Als er den Wagen wieder unter Kontrolle hatte, blickte er überrascht zum Himmel. Erst jetzt begriff er, dass das Wetter dabei war, sich noch einmal drastisch zu verschlechtern. Die Wolkendecke, die zuvor schon dicht und drückend gewesen war, hatte eine bedrohliche Schwärze angenommen, und der Regen prasselte so heftig auf die Frontscheibe, dass die Wischerblätter kaum dagegen ankamen. Außerdem folgten Blitz und Donner in immer schnellerer Folge aufeinander – er fuhr offenbar direkt in einen Sommersturm hinein. Ben umfasste das Steuer noch ein bisschen fester. Hatte es in dem Reiseführer, den er sich extra besorgt hatte, nicht geheißen, East Anglia sei die sonnigste Gegend Englands? Heute jedenfalls nicht, dachte er und stellte fest, dass ihm das eigentlich sogar ganz recht war. Das Wetter passte nämlich ausgesprochen gut zu seiner momentanen Gefühlslage, weil sich in ihm auch etwas zusammenbraute, je näher er seinem Ziel kam. Weit konnte es jetzt nicht mehr sein, das bestätigte ihm der Wegweiser, den er gerade passiert hatte: noch zwei Meilen bis Salter’s End, dem Dorf ganz in der Nähe des alten Herrenhauses, zu dem er unterwegs war. Die Leute in Daringham Hall saßen jetzt, am Samstagabend, vermutlich beim Dinner. Mit etwas Glück hatte sie der Brief seines New Yorker Anwalts schon erreicht, und vielleicht überlegten sie sich gerade, welche Konsequenzen das alles für sie haben würde. Sie würden wahrscheinlich zweifeln an dem, was er ihnen hatte mitteilen lassen, und bestimmt glauben, dass sie aus dieser Sache irgendwie wieder herauskamen. Ben lächelte grimmig. Aber da täuschten sie sich. Er hatte die letzten Tage damit verbracht, alles genau zu recherchieren, und mit dem Ergebnis würde er die feine Familie Camden konfrontieren. Persönlich. Von Angesicht zu Angesicht. Das war so nicht geplant gewesen, eigentlich hatte das alles nur über seinen Anwalt laufen sollen. Ben wollte nicht in Erscheinung treten, sondern seinen Triumph aus der Ferne auskosten. Doch vorhin, als er schon am Flughafen gewesen war, um nach New York zurückzukehren, hatte das plötzlich nicht mehr gereicht. Da war auf einmal dieses drängende Bedürfnis in ihm gewesen, den Camdens selbst gegenüberzutreten. Er wollte ihnen in die Augen sehen, wenn sie erfuhren, wer er war und was er tun würde. Deshalb war er nicht zum Check-in gegangen, sondern zum Mietwagenschalter, wo er den teuersten Wagen genommen hatte, der noch zur Verfügung stand. Wenn schon, dann sollten diese Leute gleich wissen, mit wem sie es zu tun bekamen. Das Bild seiner Mutter schob sich vor Bens inneres Auge, wie so häufig in den letzten Tagen. Er sah sie vor sich, wie sie blass und schwach auf dem Bett lag, vom Krebs gezeichnet und verzweifelt, weil sie ihren gerade zwölfjährigen Sohn nicht allein zurücklassen wollte. Ihr Sterben hatte sich so heiß und schmerzhaft in sein Gedächtnis eingebrannt, dass er vor der Erinnerung lange geflohen war. Doch die Vergangenheit hatte ihn nie losgelassen und so lange an seinem Unterbewusstsein genagt, dass er jetzt, mit vierunddreißig, endlich Gewissheit brauchte. Deshalb hatte er eine Privatdetektei in London damit beauftragt, sich auf die Suche nach den Antworten zu machen, die seine Mutter ihm damals nicht gegeben hatte. Als bald danach die ersten Ergebnisse der Recherche kamen, war Ben so wütend gewesen, dass sein Anwalt in seinem Namen sofort einen Brief nach East Anglia auf den Weg gebracht hatte. Die Belege, die die Detektei ihm dann per Kurier nach New York geschickt hatte, waren ihm jedoch überraschend dürftig erschienen. Also war er kurzentschlossen selbst nach England geflogen, um sich um die Angelegenheit zu kümmern. Ein Blitz zuckte über den Himmel, gefolgt von einem lauten Donner, und Ben konzentrierte sich mit einem unterdrückten Fluchen wieder auf die Straße. Das Gewitter schien jetzt direkt über ihm zu sein. Irgendwie hatte er langsam das Gefühl, dass sich dieses ganze verdammte Land gegen ihn verschworen hatte. Nicht nur, dass es anstrengend war, ständig daran zu denken, auf der falschen Straßenseite zu fahren, er bereute es mittlerweile auch, dass er sich ein so großes, breites Auto geliehen hatte. Den Jaguar über die südostenglischen Straßen zu manövrieren, die mit jeder Minute schmaler zu werden schienen, wäre wohl auch bei schönem Wetter kein wirkliches Vergnügen gewesen. Aber so war es echter Stress. Dazu kam noch, dass das Navi sich plötzlich nicht mehr auszukennen schien. Ben hatte keine Ahnung, ob es an der verlassenen Gegend lag, durch die er gerade fuhr, oder ob dieses dämliche Ding einfach kaputt war, aber der Bordcomputer zeigte schon seit ein paar Minuten »Offroad« an, und auf dem Bildschirm des Navis bewegte sich der Punkt, der der Jaguar sein sollte, über eine schwarze Fläche. Kein Signal mehr. Und natürlich gabelte sich ausgerechnet jetzt die Straße vor ihm. Ben hielt den Wagen an und griff nach seinem Smartphone, um die...


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