Sykes / Piazza | Ich klick dich weg | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 512 Seiten

Sykes / Piazza Ich klick dich weg

Roman
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-10-403346-4
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 512 Seiten

ISBN: 978-3-10-403346-4
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die eine hat Follower, die andere Erfahrung. Was zählt mehr beim Zickenkrieg in der Redaktion? Ein stylisher, herrlich böser Roman aus der Welt der Mode und der Medien. Imogen Tate kehrt nach längerer Abwesenheit zurück an den Schreibtisch der Chefredakteurin des Magazins ?Glossy?, nur um auf ihrem Stuhl ihre frühere Assistentin Eve vorzufinden. Eve plant einen komplett digitalen Relaunch des Magazins als App, keine dicke 400-Seiten-September-Ausgabe. Imogen kennt zwar alle wichtigen Designer und Supermodels persönlich, hat aber keinen Schimmer von Dingen wie Community Management in den sozialen Netzwerken oder dem verkaufsfördernden Einsatz von Instagram und Snapchat. Und sie ruft tatsächlich noch Menschen an, statt einfach eine E-Mail zu schreiben oder eine WhatsApp-Nachricht zu schicken. Um ihren Job zu behalten, muss sie den Kampf gegen die TechBitch aufnehmen.

Lucy Sykes ist Moderedakteurin. Die gebürtige Engländerin, lebt seit 1997 in New York, war sechs Jahre lang Modechefin des Magazins ?Marie Claire? und hat eine eigene Kindermodekollektion entworfen. Jo Piazza ist Journalistin (?In Touch?, ?Life & Style?, ?Closer Weekly?) und Buchautorin. Darüber hinaus ist sie Beraterin für Technologiefirmen und Start-ups. Sie lebt in Manhattan.
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2


Als Imogen von Worthingtons Vorstandsetage wieder in die Redaktionsräume von zurückkehrte, hatte sich ein Meer von neuen Gesichtern für das allmorgendliche Meeting im Konferenzraum versammelt. Imogen war davon ausgegangen, dass sie mehr Zeit haben würde, um sich mental auf die Begegnung mit ihren Mitarbeitern vorzubereiten. In der Vorwoche hatte sie die Ansprache geübt, die sie bei genau diesem Meeting am ersten Tag nach ihrer Rückkehr halten wollte. Doch als sie nun durch die Glaswand schaute, stellte sie fest, dass ihr niemand von all denen bekannt vorkam, die da um den Tisch saßen oder weiter hinten im Raum lässig an der Wand lehnten. Ihre Redaktionsleiterin Jenny Packer und ihr Kreativchef Maxwell Todd fehlten ganz offensichtlich. Imogen suchte die Menge nach einem vertrauten Gesicht ab, während sie den Raum betrat und am Kopf des langen weißen Tisches Platz nahm. Jetzt erkannte sie einige Leute vom Vertrieb und vom Marketing, aber von ihren Redakteuren sah sie keinen.

Eine junge Frau lächelte sie quer über den Tisch euphorisch an. Kaum dass Imogen Blickkontakt zu ihr aufgenommen hatte, bereute sie es auch schon.

»Imogen Tate!!!!«, kreischte das Mädchen. »Ich liebe Sie! Ich bin so froh, dass Sie zurück sind! Sie sind eine Fashion-Göttin. Eine Göttin! Ich habe gerade getwittert, dass Sie hier in unserem Meeting sitzen, und hatte schlagartig mindestens fünfzehn Retweets. Alle meine Freundinnen sind unfassbar neidisch, dass ich hier mit Ihnen in diesem Raum sitzen und die gleiche Luft atmen darf wie Sie.« Sie streckte Imogen die Hand hin; ihre Nägel waren grellpink lackiert und die Spitzen mit irgendetwas beklebt, das wie Vanilleglasur aussah. Als Imogen einschlug, erspähte sie ein klobiges schwarzes Gummiarmband am Handgelenk der jungen Frau, auf dem in Pink »Grandios. Glänzend. Glamourös. GLOSSY.com!« stand.

»Ich bin Ashley, Ihre Assistentin und außerdem die Community-Managerin für die Website?« Ashley hatte eine zwitschernde Kinderstimme und den letzten Satz wie eine Frage betont, auch wenn Imogen sicher war, dass sie ihn nicht als Frage gemeint hatte. Bevor sie krank wurde, hatte Imogen gerade nach einer neuen Assistentin gesucht, und es war gut, dass sie ihre Energie jetzt nicht darauf verschwenden musste, sich weiter umzusehen. Doch Imogen war skeptisch, was diese Kombination anging. Wie konnte das junge Ding zugleich ihre Assistentin sein und das tun, was auch immer ein Community-Manager machte?

»Welche Community managen Sie denn?«, fragte Imogen und ließ ihren Blick über Ashleys lange strohgelbe Mähne und ihre riesigen blassblauen Augen mit absurd langen Wimpern gleiten, die vielleicht sogar echt waren. Ihr Schmollmund war mit dunkelrotem Lippenstift geschminkt, der ihr streng genommen nicht stand, ihrem Gesicht jedoch irgendwie einen lebhafteren Ausdruck verlieh. In diesem Raum voller junger, gleich aussehender Frauen stach sie deutlich hervor.

Ashley lachte und sprang mit der Energie eines Labradorwelpen von ihrem Stuhl auf. Dabei umflossen ihre Haare sie wie eine seidige Welle. » Community! Ich manage alle sozialen Medien: Twitter, Crackle, Facebook, Pinterest, Screamr, YouTube, Bloglogue, Instagram, SnapChat und ChatSnap. Tumblr geben wir gerade an eine Marketingagentur raus, aber im Augenblick beaufsichtige ich das noch selbst.«

Imogen nickte, als würden ihr all diese Begriffe etwas sagen.

In diesem Moment betrat Eve den Raum, ihren Laptop in der einen Hand balancierend und ihr iPad in der anderen. Sie warf Ashley giftige Blicke zu und mahnte: »Das hier ist kein Sororitytreffen, Mädels.«

Imogen hatte keinen Universitätsabschluss. Molly Watson hatte sie in London aufgegabelt, als sie mit siebzehn dort Verkäuferin in einem Laden gewesen war, und seitdem hatte sie ohne Unterbrechung hart gearbeitet. Trotzdem verband Imogen unbehagliche Assoziationen mit dem Wort Sororitytreffen, denn sie stellte sich die Mitglieder so einer Schwesternschaft an der Uni als eine Art Vorstufe zu den vor, den schönen, manipulativen Gattinnen der Reichen und Mächtigen.

Sie musterte die neuen Frauen, die sich um den Tisch versammelt hatten; die meisten sahen aus wie Anfang zwanzig. Wo waren ihre Leute? Der Modegeschmack dieser Mädchen war gespalten zwischen nuttig und Sporthase – zu enge Kleider und aufeinander abgestimmte Laufhosen und Kapuzenjacken.

Niemand im Raum befolgte den Dresscode der Modebranche, eine Art ungeschriebenes Gesetz. Sicher, die Modemagazine waren voll mit knalligen Farben und übertriebenen Accessoires, mit in raffinierten Designs arrangierten Gestalten, die mit Taft, glänzendem Kunstleder und, immer häufiger, einem ganzen Sortiment von Pelzen ausstaffiert waren. Aber die Leute, die die Mode kreierten, pflegten persönlich größtenteils einen einfachen und schmucklosen Stil. Angehörige der Branche waren leicht von denen zu unterscheiden, die sich während der Fashion Week an den Sicherheitsleuten vorbeischlichen, denn eine Moderedakteurin wählte üblicherweise ein lässig zusammengestelltes Outfit – einen Look von Céline, vielleicht eine Bluse von Yves Saint Laurent mit einem Vintage-Trench von Hermès. Ihre Garderobe bewahrte etwas Einförmiges, Ruhiges in einer chaotischen Umgebung. Es hatte seine Gründe, dass Grace Coddington von der sich noch immer jeden Tag in Schwarz hüllte. Die meisten Topredakteurinnen trugen nicht einmal Nagellack. Imogen hatte auf Anna Wintours Nägeln noch nie auch nur einen Klecks Farbe gesehen; auf ihren Zehen vielleicht, aber niemals an den Fingern.

Sämtliche Personen im Konferenzraum tippten auf ihren kleinen iPhone- oder Tablet-Displays herum. Imogen fühlte sich seltsam nackt und unvollkommen ohne ihr Gerät, das sie in ihrem Büro gelassen hatte. Sie nahm ihr Telefon nie mit in Meetings. Das war einfach unhöflich.

Das Getippe wurde langsamer, brach aber nicht ganz ab, als Eve in die Hände klatschte.

»Lasst uns loslegen! Wie ihr seht, haben wir heute einen Neuzugang.« Eve lächelte ihr zu. »Einige von euch kennen Imogen Tate, unsere Chefredakteurin, aber viele auch noch nicht. Sie war sechs Monate lang krankgeschrieben.« Bei diesen Worten zuckte Imogen innerlich zusammen. Sie formulierte das anders und hätte es gern gesehen, wenn Eve es auch getan hätte. Sie hatte ein Sabbatical oder eine Auszeit genommen. »Jetzt ist sie rechtzeitig für den Start von großartiger neuer Website und App wieder an Bord. Lasst sie uns diese Woche bei herzlich willkommen heißen!« Noch bevor Imogen auch nur die Chance hatte, aufzustehen, um ihre Ansprache zu halten, schritt das Meeting mit einem Affenzahn weiter voran. Diese Eve war vollkommen anders als die, die draußen vor ihrem Büro gesessen und Anrufe für sie entgegengenommen hatte; sie feuerte aus allen Rohren; sie wirkte cleverer und witziger, als Imogen sie in Erinnerung hatte.

Eine Frau, die Imogen als eine Buchungsassistentin wiedererkannte, berichtete kurz über den Stand der Vorbereitungen für ein Fotoshooting, das im Laufe der Woche stattfinden sollte. Eve hechelte eine Reihe von komplizierten Statistiken durch: Anzahl der Seitenaufrufe, Direktaufrufe, Verlinkungen, Cross-Channel-Analysen. Imogen wusste nicht so recht, was sie mit all dem anfangen sollte. Sie schrieb die Zahlen und die wenigen Wörter, die ihr etwas sagten, auf die erste leere Seite ihres Smythson-Notizbuchs und behielt während der ganzen Tortur ihr Lächeln bei. Sie war Imogen Tate. Sie war immer noch die Chefredakteurin.

Sie war eine der ersten Modemagazin-Redakteurinnen gewesen, die sich dafür stark gemacht hatten, dass ihre Zeitschrift eine eigene Website bekam, aber sie hatte sich nie aktiv damit beschäftigt. Wer würde ihr beibringen, wie das alles ging?

Im selben Moment, in dem Eve ihren Redebeitrag zu etwas beendete, das sich Konversionsrate nannte, klatschte sie erneut in die Hände und drängte:

»Los, los, los!«

Alle schoben nacheinander ihre Stühle vom Tisch weg und eilten, in einer Hand ihre MacBooks balancierend wie Kellnerinnen Tabletts, schweigend zurück an ihre Schreibtische. Imogen blieb neben Eve stehen, bemerkte aber zu spät, dass diese bereits per Freisprechanlage telefonierte. Eve zeigte auf ihr Handgelenk, an dem keine Uhr saß, und formte mit den Lippen die Wörter »Augenblick noch«.

Imogen verschwand kurz auf der Toilette, um sich zu sammeln. Sie zog sich in eine der Kabinen zurück, setzte sich hin und massierte ihre Schläfen. Was zum Teufel war hier los? Dieses Büro hatte nichts mehr mit dem gemeinsam, das sie vor sechs Monaten verlassen hatte. Eve schien ihren Platz in der Hackordnung dieser Zeitschrift nicht mehr zu kennen. Wo war ihr Respekt geblieben? Und Imogens alte Mitarbeiter waren nirgends zu sehen.

Schon aus sechs Metern Entfernung erblickte Imogen die vielen Leute in ihrem Büro. Das war doch mal eine nette Geste. Vielleicht eine kleine Willkommensparty?

Als sie näher kam, stellte sie fest, dass es die Neuen waren; sie saßen auf jeder verfügbaren Oberfläche des Zimmers, während Eve mit einem violetten Marker energisch ein Raster auf eine Weißwandtafel hinter Imogens Schreibtisch zeichnete.

Imogen räusperte sich laut, aber Eve ließ sich nicht beirren und setzte ihr Meeting fort, als wenn nichts wäre.

»Eve!«, sagte Imogen dann lauter als beabsichtigt.

»Hallo, Imogen. Setzen Sie sich zu uns. Wir jammen hier gerade ein bisschen. Wir sind auf der Suche nach neuen Ideen.«

Jammen? »Und tun Sie das immer in meinem Büro?«

Eve nickte ernst....


Schmitz, Birgit
Birgit Schmitz hat Theater- und Literaturwissenschaften studiert und arbeitete einige Jahre als Dramaturgin. Heute lebt sie als Literaturübersetzerin, Texterin und Lektorin in Frankfurt am Main.

Piazza, Jo
Lucy Sykes ist Moderedakteurin. Die gebürtige Engländerin, lebt seit 1997 in New York, war sechs Jahre lang Modechefin des Magazins ›Marie Claire‹ und hat eine eigene Kindermodekollektion entworfen.
Jo Piazza ist Journalistin (›In Touch‹, ›Life & Style‹, ›Closer Weekly‹) und Buchautorin. Darüber hinaus ist sie Beraterin für Technologiefirmen und Start-ups. Sie lebt in Manhattan.

Jo PiazzaLucy Sykes ist Moderedakteurin. Die gebürtige Engländerin, lebt seit 1997 in New York, war sechs Jahre lang Modechefin des Magazins ›Marie Claire‹ und hat eine eigene Kindermodekollektion entworfen.
Jo Piazza ist Journalistin (›In Touch‹, ›Life & Style‹, ›Closer Weekly‹) und Buchautorin. Darüber hinaus ist sie Beraterin für Technologiefirmen und Start-ups. Sie lebt in Manhattan.
Birgit SchmitzBirgit Schmitz hat Theater- und Literaturwissenschaften studiert und arbeitete einige Jahre als Dramaturgin. Heute lebt sie als Literaturübersetzerin, Texterin und Lektorin in Frankfurt am Main.

Lucy Sykes ist Moderedakteurin. Die gebürtige Engländerin, lebt seit 1997 in New York, war sechs Jahre lang Modechefin des Magazins ›Marie Claire‹ und hat eine eigene Kindermodekollektion entworfen.
Jo Piazza ist Journalistin (›In Touch‹, ›Life & Style‹, ›Closer Weekly‹) und Buchautorin. Darüber hinaus ist sie Beraterin für Technologiefirmen und Start-ups. Sie lebt in Manhattan.
Birgit Schmitz hat Theater- und Literaturwissenschaften studiert und arbeitete einige Jahre als Dramaturgin. Heute lebt sie als Literaturübersetzerin, Texterin und Lektorin in Frankfurt am Main.



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