Swallow | Die Rubicon-Verschwörung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 640 Seiten

Reihe: Marc Dane

Swallow Die Rubicon-Verschwörung

Thriller
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-641-19514-4
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 1, 640 Seiten

Reihe: Marc Dane

ISBN: 978-3-641-19514-4
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Finde den Verräter. Kämpfe ums Überleben. Vertraue niemandem.
Marc Dane ist Agent beim Britischen Geheimdienst. Er ist der Typ am Computer, der Technikexperte jenseits der Action. Als er nach einem brutalen Anschlag auf sein Team als einziger Überlebender zurückbleibt, kämpft er plötzlich an vorderster Front. Nicht nur muss er sein Land vor einer düsteren Bedrohung retten, er muss auch seine eigene Unschuld beweisen. Völlig auf sich allein gestellt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Hilfe der toughen Agentin Lucy Keyes anzunehmen. Keyes weiß, was es bedeutet, niemandem vertrauen zu können. Und sie verfügt über all jene Fähigkeiten, ohne die Dane den bevorstehenden Kampf nicht überleben kann.

James Swallow wurde für seine Drehbücher unter anderem für einen BAFTA Award nominiert und hat zahlreiche erfolgreiche Video- und Hörspiele, Kurzgeschichten und Science-Fiction-Romane verfasst. Mit 'Die Rubicon-Verschwörung' legte er seinen ersten Thriller um den britischen Agenten Marc Dane vor. James Swallow lebt und arbeitet in London.
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1

Der Tag neigte sich seinem Ende entgegen, aber noch immer lag eine drückende Hitze über der Stadt.

Barcelona flimmerte wie eine Fata Morgana, während die aufgeheizte Luft aus den engen Straßen in den wolkenlosen Himmel aufstieg. Pasco klopfte mit der zusammengerollten El Periodico rhythmisch auf seine Schulterklappen mit den Rangabzeichen eines Sergeanten. Das Uniformhemd klebte an seiner breiten Brust, aber das fiel ihm gar nicht auf. Pasco war ein Sohn dieser Stadt, in vierter Generation. Er war unter der Sonne der Balearen groß geworden, was man seinem alten, faltigen Kalbsledergesicht auch deutlich ansah.

Er schob sich zwischen den Touristengrüppchen und den Einheimischen hindurch, ohne sie richtig wahrzunehmen. Die blassblaue Uniform der Mossos d’Esquadra und die Mütze mit dem roten Band erledigten ohnehin den Großteil der Arbeit und bahnten ihm einen Weg durch die Menschenmenge. Jetzt, wo die Sonne hinter den Häuserdächern verschwunden war, beendete die erste Welle der Nachtschwärmer ihre Siesta und strömte ins Freie, um sich zu amüsieren. Blasse Deutsche und noch blassere Briten waren auch darunter. Sie mussten sich erst noch an die Hitze gewöhnen und waren froh über die etwas kühleren Temperaturen und die Straßencafés in diesem Teil der Altstadt. Dazu hatten sich mit Sicherheit auch schon ein paar Kleinkriminelle, Taschendiebe und Trickbetrüger unter die Menge gemischt.

Allerdings waren sie in dieser Ecke der Ciutat Vella vermutlich eher dünn gesät. Der Grund dafür war die imposante, glatte Steinfassade der Hauptpolizeiwache in der Nou de la Rambla. Es war ein nüchternes Gebäude aus weißem Stein und blau getönten Fensterscheiben, ein Paradebeispiel für den modernistischen Geist, der die Stadt im Lauf der vergangenen Jahrzehnte erobert hatte.

Als Pasco den Innenhof der Wache überquerte, kam ihm Enrique entgegen. Die beiden Polizeibeamten begrüßten einander mit einem Nicken. Enrique zeigte auf die Zeitung. »Na, Abello? Bist du schon fertig?« Er lächelte und entblößte dabei eine Reihe nikotingelber Zähne.

Pasco faltete mit großer Geste die Zeitung auseinander. Es war ein kleines Ritual, das sie einmal pro Woche miteinander vollzogen, immer wenn das neue Querdenker-Kreuzworträtsel veröffentlicht wurde. Er zeigte es Enrique. Jedes Kästchen war fein säuberlich mit einer sorgfältigen, klaren Handschrift ausgefüllt.

Der Jüngere verzog das Gesicht. Pasco wusste, dass sein Kollege mit dem Rätsel noch nicht fertig war, und das bedeutete, dass Enrique ihm ein Päckchen von den guten Zigarillos kaufen musste. Das war der wöchentliche Einsatz.

»Komisch, du scheinst ja mit einem Mal viel besser geworden zu sein«, wunderte sich Enrique, und in seiner Stimme lag eine gehörige Portion Misstrauen.

Pasco zuckte nur mit den Schultern. »Muss die Hitze sein. Die macht mich schlauer.«

Enriques Miene wurde noch misstrauischer. »Wenn ich dich beim Betrügen erwische, dann kippe ich dir einen Haufen Katzenscheiße in die Schreibtischschublade.« Er lächelte geschlagen und ging weiter.

Pasco schnaubte. Schon bald, vielleicht in ein, zwei Wochen, wenn er so oft gewonnen hatte, dass er Enriques Vorsprung aufgeholt hatte, würde er sein Geheimnis lüften. Es war ein Geburtstagsgeschenk seines Enkels, ein elektronisches Spielzeug, in dem sein ganzes Adressbuch mit allen Geburtstagen und Telefonnummern gespeichert war. Darüber hinaus enthielt es eine riesige Datenbank mit Wörtern und Redewendungen in verschiedenen Sprachen, die Pasco schon öfter sehr nützlich gewesen war, wenn er mit ausländischen Touristen zu tun gehabt hatte. Und dann gab es da noch die Wörterbuchfunktion, die einem alle möglichen Vorschläge machte, wenn man nur ein paar Buchstaben eines Wortes kannte.

Er musste an seinen Sohn denken und bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Er hätte ihn eigentlich gestern anrufen sollen, aber dann war er nach der Arbeit noch mit ein paar Kollegen in eine Bar gegangen und hatte über dem gemeinschaftlichen Vergnügen und allerlei derben Scherzen die Zeit vergessen.

Pasco seufzte. Sein Sohn machte sich Sorgen um ihn, jetzt, wo seine Mutter im Himmel war. Papa, jemand wie du sollte nicht mehr auf der Straße Dienst tun, sagte er immer wieder. Polizist ist ein Job für Männer in meinem Alter, nicht in deinem. Lass dich doch an einen Schreibtisch versetzen.

Einen Schreibtisch …! Die bloße Vorstellung löste bei Pasco Beklemmungen aus. Er liebte diese Stadt wie sein Eigentum, und sie Tag für Tag nur vom Schreibtisch aus der Distanz beobachten zu können … Sein Sohn konnte nicht begreifen, dass das für ihn wie ein schleichender Tod wäre, langwierig und schmerzhaft, genau wie der Krebs, der seine wunderschöne Rosa dahingerafft hatte.

Er trat durch die Glastüren in das Foyer der Wache und wurde von einer Geräuschkulisse aus Gesprächen und Bürolärm empfangen. Dann ging er durch den bogenförmigen Metalldetektor und nickte dem Mann am Bildschirm geistesabwesend zu. Der Scanner piepste. Ein anderer Beamter winkte ihn mit einer nachlässigen Kopfbewegung durch.

Pasco legte seine Mütze ab und versuchte, die Gedanken an seine Familie beiseitezuschieben. Er musste sich jetzt um Wichtigeres kümmern. Manchmal kam es ihm vor, als wäre sein Sohn von einem anderen Stern. Ständig dieses Gerede über die globale Klimaerwärmung, die die Sommer unerträglich machte, die Skandale der Superreichen und die Kriege in anderen Ländern, wo die Menschen sich aus Gründen gegenseitig umbrachten, die Pasco nicht einmal ansatzweise verstehen konnte.

Er seufzte. Genau deswegen las er die Nachrichten in der Zeitung nicht mehr. Alles viel zu deprimierend. Ihn interessierte mittlerweile nur noch das Kreuzworträtsel. Sonst nichts.

Erst jetzt nahm Pasco den Jungen wahr und ärgerte sich ein bisschen über sich selbst, weil er so mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt gewesen war. Das war kein Grund, weniger aufmerksam zu sein.

Der Junge war vielleicht siebzehn, achtzehn Jahre alt. Es war schwer zu sagen. Er hatte ein blasses Gesicht, dichte Augenbrauen und dunkle Augen, in denen Furcht zu erkennen war. Schwarze Locken lugten unter einer braunen Malermütze hervor, und dazu trug er einen schlammfarbenen Jogginganzug. Mit unsicheren Schritten – es sah fast so aus, als wären ihm die Turnschuhe zu klein – ging er auf den mächtigen Empfangstresen zu, wo Tomás, der diensthabende Beamte, gerade einen jüngeren Kollegen anmaulte.

Der Junge merkte, dass Pasco ihn ansah, und zuckte zusammen wie nach einer Ohrfeige. Der Sergeant betrachtete ihn aufmerksam. Er war völlig erschöpft, schweißgebadet, und am Hals waren ein paar rote Striemen zu erkennen.

Aber es waren seine Augen, die Pasco sofort in ihren Bann zogen. Dieser Jugendliche blickte so ernsthaft in die Welt, wie es nur junge Menschen konnten. Er erkannte darin seinen Sohn und seinen Enkel wieder.

Der Junge im Jogginganzug blinzelte, als wolle er gleich etwas sagen, dann gaben seine Beine nach. Er landete unsanft auf dem harten Fliesenboden und blieb liegen. Die Menschen hörten den Aufprall, der durch das ganze Foyer hallte, und starrten den Jungen an.

Pasco war sofort an seiner Seite, kniete sich neben ihn und wollte ihm helfen. Er sah krank aus – nicht wie ein Junkie auf Entzug, sondern eher wie jemand, der schon lange Zeit an einer schweren Krankheit litt, die ihn langsam innerlich auffraß. »Ist dir nicht gut, mein Junge?«, erkundigte sich der Sergeant. »Was ist denn los mit dir? Brauchst du einen Arzt?«

Der Blick, den Pasco dafür erntete, sagte ihm, dass der Junge kein Wort Spanisch sprach. Ein Teil seines Gehirns – der professionelle, hoch konzentrierte Teil, in dem er nur Polizist war – schätzte den Jungen bereits ein und überlegte, wie er ihn am besten in der täglichen Routine der Akten und Berichte unterbringen konnte. »Wo kommst du her?« Er hatte die Frage gestellt, ohne darüber nachzudenken. Der schweigsame Jugendliche sah ihn nur mit ernsthaften Augen an.

Der Sergeant blickte sich um und entdeckte ein vertrautes Gesicht in einer gelb-orangefarbenen Sanitäterjacke. »Noya!« Er rief den Namen der jungen Frau, die ohnehin schon auf ihn zukam. Sie hatte auch ihren Notfallkoffer dabei.

Noya war oft hier auf der Wache. Die zierliche Katalanin war Rettungssanitäterin im nahe gelegenen Krankenhaus, und wenn die Wache einen Notfall meldete, dann war es in der Mehrzahl der Fälle ihr Team, das alarmiert wurde. Pasco mochte sie, obwohl viele seiner Kollegen sie nicht leiden konnten. Sie war schroff und streng, aber außerordentlich tüchtig.

»Hilf mir, ihn auf die Bank da drüben zu legen«, sagte sie. Sie stützten den Jugendlichen und brachten ihn zu einer Holzbank im Wartebereich. Die Leute, die daraufsaßen, machten nach einer lautstarken Anweisung der Sanitäterin Platz und huschten davon, sodass Pasco den Jungen hinlegen konnte.

Seine Atmung ging jetzt in kurzen, schnellen Stößen, wie bei einem verängstigten Tier.

Es wurde zunehmend stiller im Foyer, während den Menschen bewusst wurde, was sich hier gerade abspielte. Für einen Moment unterbrachen sie ihre...


Swallow, James
James Swallow wurde für seine Drehbücher unter anderem für einen BAFTA Award nominiert und hat zahlreiche erfolgreiche Video- und Hörspiele, Kurzgeschichten und Science-Fiction-Romane verfasst. Mit »Die Rubicon-Verschwörung« legte er seinen ersten Thriller um den britischen Agenten Marc Dane vor. James Swallow lebt und arbeitet in London.



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